Tag35: Saijo – Kanonji

06:47 geht es mit dem Local Train nach Iyo-Mishima. Im Zug spricht mich ein Japaner an und fragt auch nach meinem Alter. Später als er aussteigt, bedankt er sich sogar bei mir für das Gespräch.

Gestern im Supermarkt fragte mich auch ein Herr, wo ich denn herkommen würde. Ah Deutschland-West oder Ostdeutschland? Scheinbar war ihm entgangen, dass es vor mehr als 25 Jahren eine Wiedervereinigung gab…

Direkt vor dem Bahnhof geht es in den Bus. Verwirrung beim Einsteigen, der Fahrer spricht kein Japanisch, ja der Bus fährt zum Sankakuji, Tempel#65, also was ist das Problem? 420? Achso, ich soll bereits zu Beginn der Fahrt zahlen, das ist überraschend, aber okay, die App hat auch keinen anderen Preis genannt. Der Bus bringt mich zur gewünschten Haltestelle, von hier aus sind es noch 2,5km bis zum Tempel, immer steil den Berg hinauf. Und am Ende warten dann noch ein paar Stufen. Kurz vor Neun bin ich da.

Danach geht es wieder runter, um dann in Laufe der Kilometer auf fast 1000m anzusteigen. Etwa 100 Höhenmeter gönne ich mir unabsichtlich, weil ich der Meinung bin, das wäre der richtige Weg. Da war ich auf dem Holzweg und als ich sicherheitshalber den Navigationsmodus aktiviere, wird mir klar, dass es erst in ein paar Kilometern nach oben geht. Also wieder runter. Kein Problem, ein zwischenzeitlich verzehrtes Reisdreieck liefert noch Energie. Ich entscheide mich für den Mando Trail statt einer Variante mit Tunnel. Aus der Karte ist nicht ersichtlich, welche Variante zu welcher Distanz zwischen den Tempeln führt. Es geht supersteil den Berg hoch, dann tauchen Wegweiser auf. Im Guide stand etwas von 19km, laut Wegweiser sind es 23… Also nicht den kürzesten erwischt…

Zum Glück zieht sich der Himmel zu und es kühlt etwas ab, denn auch so ist die Wanderung eine schweißtreibende Angelegenheit und mir geht langsam die Flüssigkeit aus. Bei angezeigten verbleibenden 8.9km bis Unpenji-Tempel#66 blicke ich auf die Uhr: es ist bereits Eins. Könnte knapp werden, den Tempel anzuschauen und die letzte Seilbahn nach unten bekommen, wenn es noch 3,5h Fußmarsch sind. Ich bemühe mich schneller zu werden und sorge mit einem weiteren Reisdreieck für die nötige Energie. Ab 2,5km vor den Ziel fangen Motivationsschilder an „You can do it“

Yes I can, aber danach geht es noch weiter für mich. Tempel 66 erreiche ich früher als gedacht um halb Vier. Dort ist alles Recht neu und die Beschilderung gibt Rätsel auf, welches die richtigen Tempelgebäude sind. Es ist wie ausgestorben. Ich drehe Extrarunden, aber letztendlich habe ich eine weitere Kalligraphie in meinem Nokyocho.

Mit der Seilbahn geht es nach Vorzeigen meines Passes für den halben Preis (600¥) nach unten, es fängt an zu regnen. Unten ist deutlich wärmer, sich ein warmer Frühlingsregen ist doch schön. Ich habe die Schutzfolie auf den Hut und den Rucksack getan und bei 24°kann ich mir die Regenjacke sparen-das T-Shirt war vorher bereits schweißnass, also kann es jetzt auch nass von Regen werden. Es sind noch zwei Stunden zu gehen, von der Seilbahnstation bis zum Onsenhotel  Kanponoyado konsenji, gegen 18:15 komme ich triefnass dort an.

Und nach 37km Fußmarsch mit 1300 Höhenmetern reicht es mir auch für heute. Das Abendessen entschädigt für den langen Marsch.

Tag34: Imabari – Saijo

Heute galt es nur eine kurze Strecke zurück zu legen, dies war vor allem darin begründet, dass ich keine näher an meinen morgigen Zielen gelegene Unterkunft reservieren konnte. Per Zug ging es zurück nach Iyo-Komatsu und von dort nach Tempel#63

Auf dem weiteren Weg nach Tempel#64 räkelt sich eine Schlange auf der Straße. Nicht ganz ungefährlich (für die Schlange) Wenngleich giftig, macht sie doch auf einen heranrasenden Autoreifen keinerlei Eindruck, siehe Bild von gestern. Dieses Exemplar einer Mamushi ist jedoch noch putzmunter und schlängelt sich vor mir davon, als ich sie fotografiere. Es war übrigens unglaublich warm, mehr als 25 Grad im Schatten, nur vom Schatten gab es viel zu wenig. Dazu der schwere Rucksack, ich schwitze wahnsinnig. Bei meiner Ankunft an Tempel#64 brauche ich dringend eine Pause und finde dort auch ein schattiges Plätzchen an Sockel einer Buddha Statue. Eine schöne Tempelanlage mit diversen Schreinen.

Dann geht es weiter nach Saijo. Obwohl ich heute noch nicht sehr weit gelaufen bin, macht sich der Rücken sehr bemerkbar. Nachwirkungen von gestern? Die Hitze? Morgen soll es ähnlich warm sein, doch dann ist die Strecke dort so lange und es sind viele Höhenmeter zu überwinden.. Als ich um zwei am Hotel ankomme, kann ich bereits einchecken und ich brauche dringend etwas zu essen.

Nach einer Pause mache ich mich noch einmal ohne Ballast und leicht bekleidet auf einen Rundgang durch die Stadt. nach einem eiskalten, alkoholfreien Bier kehren meine Lebensgeister zu mir zurück, es gibt einige Tempel gleich um die Ecke, aber die überdachte Einkaufsstraße hier im Ort ist noch um einiges morbider und herunter gekommener als in Uwajima. Nur ganz wenige Geschäfte bäumen sich gegen den totalen Verfall auf und sogar einen Schrein hatte man integriert…

Tag33: Imabari

Nach einem Müsli Frühstück ging es mit dem Zug nach Iyo-Komatsu. Direkt nebenan liegt Tempel#62 Hojuji.und jetzt wird es kompliziert: denn hier gibt es irgendeine Art von Krieg der Tempel gegen einander odet 62 gegen den Rest der Welt bzw. die Shikoku 88 Tempel Vereinigung. Tempel 62 ist jedenfalls kein Mitglied mehr in dieser Vereinigung, was zur Folge hat, dass bei Tempel 61 ein Container aufgestellt wurde, um es den Busreisenden Pilgern zu ermöglichen einen Stempel für Tempel 62 zu erhalten ohne Tempel 62 zu besuchen. Das ist ehrlich gesagt seltsam, aber auf eine gewisse Art hat die Tempel Vereinigung Tempel 62 die Heiligkeit oder Anbetungswürdigkeit abgesprochen. Tempel 62 nimmt den doppelten Preis für seinen Stempel als Kompensation. Es ist gelinde gesagt verrückt. Ich habe das teure Original als Stempel genommen. Fotografieren war bei 62 verboten. Bei Tempel 61 handelt es sich um eine Art Turnhallen Tempel – ein großer rechteckiger Betonklotz. Das Teil ist jedenfalls keine 1000 Jahre alt und deutlich weniger fotogen als T62.

Anschließend ging es stetig bergan zu Tempel#60 Yokomineji. Es war bereits morgens um neun warm, aber zum Glück ging der Weg großteils durch den Wald und war somit schattig. Eine Banane und eine Möhre brachten mich so gerade eben über den steilen Anstieg nach oben, dann jedoch brauchte ich ein Reisdreieck für den erneuten Abstieg. Unterwegs kam ich mit einem netten Japaner aus Takamatsu ins Gespräch und zurück an der Bahnstation hat er mich sogar zu einem Softeis eingeladen. Arigato gozaimasu!

Mit dem Zug gering es dann wieder zurück nach Imabari.

Übermorgen für den Anstieg nach Unpenji werde ich definitiv mehr Kalorien vorsehen, sonst verpasse ich noch die letzte Seilbahn nach unten, weil ich zu langsam werde. Dann würde es sehr sportlich, noch zeitig ins Onsenhotel zu kommen. Es soll noch wärmer werden, dann brauche ich noch mehr Flüssigkeit als heute. Ich habe nach meiner Rückkehr im Hotel direkt geduscht und meine Klamotten im Waschbecken gewaschen, weil ich schon wieder anfing zu stinken. Und dann habe ich mein Sashimi und Salat aus einem Marunaka Supermarkt gegessen.

Morgen wird vermutlich sehr ruhiger Tag: nur T63 und T64 liegen auf der flachen 15km Strecke

Zwischenbilanz heute: 62 Tempel, 800km

Tag32: Imabari

Mit dem Limited Express Zug, in der Anpanman Edition, ging es nach dem Frühstück von Matsuyama nach Imabari. Den schweren Rucksack lasse ich in Hotel und mehr mich nur mit dem Nötigsten auf den Weg nach Tempel#56.

Schon geht es weiter nach Tempel#57.

… Und dann weiter, bergan nach Tempel#58.

Der Weg von T#58 hinunter ist sehr steil und so heißt es aufpassen und sicher bei T#59 ankommen

Mein Weg zurück zum Plaza Hotel führt mich über die Wasserburg von Imabari. Den Turm hat man zwar erst von einigen Jahren gebaut, ist aber von Außen schön anzusehen. Den Eintritt habe ich mir gespart – ich habe bereits einmal in Nagoya solch eine Fake Burg aus Beton besichtigt.

Abends ging es dann in ein Coco Curry Restaurant, um ein Spinat Chicken Curry in der Schärfe Stufe +2 zu essen. Gesamte Kilometer des Tages: etwa 30.

Tag31: Matsuyama

Ein Tag in der Provinzhauptstadt von Ehime, Matsuyama so ganz ohne Tempel. Na, fast ganz ohne Tempel, dafür gab es aber Burgen und Parks. Und Einkaufsstraßen. Bei wunderbarstem Wetter. Leider wurde heute in Kunstmuseum nur eine teure Sonderausstellung über Drucke von Escher aus Jerusalem angeboten und die reguläre Ausstellung war geschlossen. Das war es mir dann nicht wert und ich ging stattdessen in den City Park. Lohnenswert.
Die Versuche Bilder hochzuladen waren erneut einfach nur frustrierend. Technik die entgeistert. Resultat nach etlichen Versuchen: Kunterbunt durcheinander, tauchten irgendwo auf, nur nicht dort, wo ich sie hin setzen wollte. In den Code-Editor umschalten und grob korrigieren… Wieder einmal muss ich mich fragen, was ich hier eigentlich treibe. Andererseits ist es schon erstaunlich, wie viel über so ein Smartphone möglich ist.

Samurai

Tag30: Matsuyama

Der heutige Tag war Stückwerk. Mitten in der Nacht wachte ich auf und hatte Hitzewallungen: ein Blick aufs Thermometer zeigte dass es mehr als 26 Grad Celsius im Raum waren. Die Klimaanlage ließ sich jedoch nicht einschalten. Nach Sonnenaufgang steigerte sich die Temperatur im Zimmer auf ungefähr 30° – dies steigerte nicht wirklich meine Zufriedenheit.

Das Frühstücksbuffet hier im Hotel war ganz passabel. Die Reaktion an der Rezeption jedoch, auf meine Bitte, während meiner Abwesenheit doch bitte mal die Klimaanlage zu überprüfen, war nicht akzeptabel. Erwarte ich für ein 3Sterne Businesshotel zuviel, dass jemand an der Rezeption Englisch spricht? Man versprach mir jedenfalls, den „Blast“ ab heute anzuschalten, da die Berufung zentral gesteuert wäre. Als ich gegen Abend ins Hotel zurückkehrte, war aber immer noch sehr warm und die Steuerung der Klimaanlage war nun komplett deaktiviert. Fenster lassen sich auch nicht öffnen und schon kostete mich mein aufgrund der erneuten Hitzewallungen eintretende Pulsanstieg gefühlte 100 buddhistische Karmapunkte. Ich mochte es nicht, dazu gezwungen zu sein, nochmals an die Rezeption zurückkehren zu müssen, um doch bitte endlich die Steuerung der Klimaanlage zu aktivieren. Ich habe doch keine finnische Sauna gebucht. Das Englisch Niveau war zum Abend hin immerhin fast auf Hauptschulniveau, aber auf eine Erklärung der Bedeutung der Aussage „we will change in the computer“ musste ich verzichten. Ich bedankte mich ordentlich und im Zimmer konnte ich tatsächlich die Klimaanlage steuern und sie kühlte.

Zurück zum Stückwerk. Also morgens bin ich erstmal zur Station Otemachi, um dort einen buddhistischen Tempel zu sehen. Er verbirgt sich in oder auf den weißen Gebäude in der Mitte.

Ich bin dann von dort mit der Bahn nach Takahama gefahren und von über einen Hügel zum Tempel 52 gewandert. Der Weg war anfangs ziemlich zerstört und wandelte sich dann in einen Dschungelpfad.Dann, immer schön an der Straße entlang (dort bekam ich eine Orange als Ossetai) ging es anschließend nach Tempel 53.

Da erst Mittag war und die Bahnstation nebenan, beschloss ich die Bahn zur Station Onishi zu nehmen und von dort einige Kilometer zu Tempel 54 zu gehen. Dort traf ich erneut auf einen ausgewanderten Landsmann und wir erhielten ein Ossetai: eine Flasche Wasser und einen Keks. Er hatte wohl nicht den Eindruck, dass ich dies Ossetai verdient hätte, da ich einen guten Teil der Strecke mit dem Zug gefahren bin, anstatt 30km durch Industriegebiete zu wandern… Dann aber bitte auch nicht über das (tolle!) Wetter beschweren und dass man davon Sinnenwand bekäme.

Weiter ging es vier Kilometer nach Tempel 55 im Zentrum von Imabari. Ganz in der Nähe des Bahnhofs habe ich eine Filiale von Coco Curry gesehen, ich freue mich schon darauf dort übermorgen etwas zu essen.

Einen staubigen Parkplatz mitten zwischen den Tempelgebäuden finde ich etwas irritierend, aber wo sollen die armen Autos und Busse den sonst hin?

Direkt nebenan ist auch ein großer Shinto Tempel, auch hübsch.

In der Stadt bin ich zwar in zwei Tagen für zwei Nächte, aber d durch diesen Vorlauf habe ich mir den Umweg und logistische Probleme erspart. Eigentlich hatte ich vor, auch noch Tempel 59 zu besuchen, allerdings habe ich mich zu lange mit einem Paar aus der Schweiz unterhalten und somit den Zug verpasst, der mir dies zeitlich ermöglicht hätte. Um fünf Minuten… Somit muss ich in zwei Tagen die Tempel 56 bis 59 in strikt chronologischer Reihenfolge besuchen. Ordnung muss sein. Auch gut.

Ein weiteres Ergebnis der Unterhaltung war, dass ich mir völlig unsicher geworden war, ob mein Plan des Besuches von Tempel 65 und 66 realisierbar sein würde. Nochmaliges genaues Studium der Karte und der möglichen Bahnverbindungen, gibt mir jedoch Zuversicht, obwohl es sehr sportlich wird, mit über 30km und 900 Höhenmetern und ich eventuell erst zur Abenddämmerung am Onsen Hotel eintreffe. Das wird schon!

Mit dem Zug ging es dann von Imabari nach Matsuyama zurück, insgesamt gelaufen heute nur etwa 20km.

Der Upload der Bilder und des Blogeintrages sind auch nur Stückwerk. Das APA Hotel WiFi ist nun auch als Angreifer gesperrt. Von hier aus geht ohne Umweg über die heimische Fritzbox per VPN also nichts mehr…

Und was sagt der Hoster lapidar dazu? Ihm steht die WordPress App arbeitet nicht richtig und eine Ausnahme von der Sperrregel gibt es nicht. Er praktiziert „Sicherheit und Betrieb schließen sich gegenseitig aus“

Anderseits habe ich mich auch zu sehr über die App geärgert, so dass ich wie jetzt auch gerade über das Webinterface arbeite. Geht im Endeffekt schneller, weil stabiler im Betrieb und hat mehr Möglichkeiten.

Tag29: Kumakogen – Matsuyama

Zum Thema Digitalisierung: diesmal versuche ich meinen Text meinem Smartphone zu diktieren. Es ist gar nicht mal so einfach, sich zu überlegen, was man denn eigentlich sagen, bzw. schreiben will. Es ist einfacher, wenn man tippt, dann hat man mehr Zeit sich die Worte zu überlegen, bevor man sie zu Papier, oder in die Tastatur bringt. Die Spracherkennung funktioniert erstaunlich gut, sogar die Interpunktierung funktioniert (Großteils): Man muss nur daran denken die entsprechenden Satzzeichen zu erwähnen.

Wie bereits geschrieben, habe ich heute morgen erst den Bus genommen. Unklar war, wann er denn genau fahren würde: im Route Guide stand 8 Uhr, die Japan Travel App meinte, er fährt um 8 Uhr dreißig. Ich vertraute ja mehr der App, als dem Route Guide, der den Stand 2017 für den Farplan angab, aber sicher ist sicher, und besser jemand fragen bevor man eine halbe Stunde zu spät an der Haltestelle steht und dann mehrere Stunden warten muss, bis der nächste Bus kommt. Der Bus bringt mich über den Pass und etliche Höhenmeter meinem ersten Ziel näher. Es sind noch knapp 3 km stets bergab zu gehen, bis ich am Tempel 46 eintreffe. Dann geht es direkt nach Tempel 47 und weil es so gut läuft dann weiter nach Tempel 48 und Tempel 49. Dort erhalte ich als Fusspilger sogar ein Ossetai: eine Handvoll Schoko Linsen. Es läuft.

Gemäß meinem ursprünglichen Plan wäre hier Schluss für heute gewesen, aber es ist noch früh am Tag, also auf zu Tempel 50. Danach muss ich einen Umweg über einen Convenience-store machen, weil mir das Kleingeld ausgegangen ist, welches ich für die Tempel benötige. Ich kaufe eine Dose alkoholfreies Asahi extra dry für 202 Yen und zahle mit einer 500 Yen Münze, das verschafft mir jede Menge kleine Münzen.

So ausgestattet, kann ich mich nach Tempel 51 auf den Weg machen. Hier werde ich von einem Paparazzi empfangen, der schon beim Betreten des Geländes permanent seine Videokamera auf mich richtet. Als ich den Gong anschlagen will und er immer noch mich filmt, frage ich ihn genervt auf Englisch: „You don’t ask before you film people?“ Und schon ist er zum Glück verschwunden. Ansonsten bin ich etwas überfordert: es gibt so viele Gebäude und Tempel und nichts so beschriftet, dass ich es wieder erkennen würde, dass ich erstmal einmal ums gesamte Gelände herum laufen muss, um einen Überblick zu erhalten. Ich will ja möglichst die korrekte Reihenfolge einhalten, welchem der Gebäude ich als erstes meine Aufwartung mache.

Sechs Tempel heute und nachdem ich die vier Kilometer bis zum gebuchten APA Hotel an der Burg gelaufen bin, zeigt die Uhr 26 km an. Leider habe ich diesen Beitrag über das Webinterface begonnen, nicht über die App, da ich noch keine Rückmeldung vom Provider habe, dass die App nicht mehr als Angriff gewertet wird und zu einer kompletten Sperrung führt. Dann gibt es aber nur einen Block Editor, der nur „Galerie“ unterstützt oder jedes Bild einzeln, wobei die Datei Auswahl aber kunterbunt die Bilder würfelt und nicht sortiert werden kann. Das Ergebnis ist chaotisch, das Bearbeiten ist viel zu aufwendig, macht keinen Spaß. Ich musste anschließend in der App versuchen die Bilder zu überarbeiten – immerhin bis jetzt noch ohne Sperrung.

Tag28: Kumakogen

Ich bewohne ein Eckzimmer, es zog durch das Fenster und es wurde so kalt in der Nacht, dass ich die Klimaanlage zum Heizen angeschaltet habe. Ich musste dabei an diejenigen denken, die aus welchem Grund auch immer draußen schlafen. Zieht euch warm an für die Nacht!

Nach dem Frühstück,kommt die Überlegung, was ich für den Weg nach T45 mitnehme, Stöcke oder nicht? Ein nochmaliger Blick auf die Karte und das Höhenprofil sagt mir, dass ich besser die Stöcke mitnehme, auch wenn ein großer Teil der Strecke aus der Straße verläuft. Aber bergab und unbefestigt, das kann sehr schnell rutschig und gefährlich werden. Und T45 ist ein Nansho, nur schwer zu erreichender Tempel. Ich lese etwas von Seilen und Kletterhaken, dann wird es aber schwer mit Stöcken und den IKEA Stoffrucksack, also nehme ich den richtigen, schwereren Rucksack, an dem ich die Stöcke festmachen kann, und räume alles aus, was ich nicht unbedingt brauche.Da ich T44 schon besucht habe, nehme ich den Weg über die Straße und durch den Tunnel. Wie ich erst auf den Rückweg verstanden habe, kann man einen Reflektor Gurt aus einem Kasten für die Tunnelquerung leihen und es gibt auch einen Lichtschalter! Auf den Hinweg dachte ich, die Fußgänger Beleuchtung im Tunnel schaltet sich durch Bewegungsmelder an, aber es war ein australischer Fahrradpilger, der den Knopf drückte, just als ich den Tunnel betrat. Immerhin 623m, da braucht man etwas.

Nach einer Weile Straße schlägt sich der Weg in den Wald und es geht in der Tendenz immer schön nach oben. Der Abhang ist oben dermaßen steil, dass ich mich wundere, wie sich dort die Bäume halten und ob es nicht sogar ein Überhang ist. Nur nicht an Erbeben denken! Später an Tempel sieht man, dass die Felswände hier zum Teil senkrecht sind. Definitiv kein geeigneter Ort für ein Erdbeben..

Dann geht es steil herab, aber das was ich bei ein paar wunderbaren Jahrhunderte alten Bäumen, für T45 hielt, ist wohl nur der Zugang zum Okunoin, wo dereinst Kukai trainiert haben soll.

Es geht noch sehr weit herunter, bis das Tor zu Tempel#45 Iwayaji in Sicht kommt. Schöner Tempel an der Felswand und auch für Buspilger nur durch einen ordentlichen Abstieg zu erreichen. Der kalligrafierende Mönch steckt auch noch eine Aufklärung zum Buddhismus in mein Nokyocho.

Auf dem Rückweg werden die Beschwerden meines rechten Knies immer heftiger.

Das lange bergab steigen mögen meine Sehnen einfach nicht mehr. Ich hoffe mit einem heißen Bad und meiner Diclofenac Zaubercreme ist morgen wieder alles gut, denn dann gilt es eine lange Strecke zu marschieren. Allerdings habe ich soeben nach genauem Studium der Karte gesehen, dass es noch einmal hoch gehen soll, um dann um so steiler wieder herunter, darum werde ich versuchen, morgen früh den Bus bis Shiogamori etwa 3km von Tempel#46 entfernt zu nehmen und mein Knie zu schonen – es soll ja auch noch nach Shikoku zu gebrauchen sein. Auf dem Kumano Kodo gibt es keine Bus-Option.

Beim Verzehr meines Abendessen muss ich mich angesichts des Geschmacks des rohen Sashimi Fisches vergewissern, ob ich nicht etwa Rindfleisch gekauft habe. Aber wie die Übersetzer App andeutet, habe ich Walfischfleisch gekauft. Und auch die gekauften Joghurts verdeutlichen mir, wie wichtig es wäre, Japanisch lesen zu können. Irgendwie haben sie es geschafft, alles am Joghurt zu reduzieren, aber nicht den Zucker. Absurd.

Update zum Thema Digitalisierung.

Die WordPress App, die ich zum Hochladen benutze, wird wohl vom Provider als Angriff erkannt, wenn sie ausgiebig benutzt wird. (Oder sie mal wieder abstürzt und dann ganz hektisch etwas alles wiederholt ?) Da es vom Ersteller der App keine Lösung für das Problem geben wird, habe ich sie dann deinstalliert.

Tag27: Ozu – Kumakogen

Nur zu Fuß, an einem einzigen Tag, ist mein heutiges Ziel nicht zu erreichen. Eine gewisse Strecke bin ich ja immerhin gestern „vor“ gelaufen, jetzt nehme ich den Zug bis Uchiko und dann 20km den Bus bis Odashisho. Von dort an muss ich über einen Pass laufen, ansonsten immer bergan, etwa 21km.

Mein Rucksack ist viel zu schwer, ich habe noch zu viele Äpfel und Möhren und auch ein alkoholfreies Bier, welches ich gestern nicht mehr getrunken habe. Dafür habe ich einen Regenmantel zurück gelassen, weil ich mir gestern im Dauerregen eine dünne Regenhose für 388¥ in einem Geschäft für Arbeitskleidung gekauft habe. Die sollte reichen und ist deutlich leichter. Dennoch, der Rucksack ist zu schwer und mir scheint ich habe mir in der Nacht im Schlaf den Rücken verrenkt. Zur Abwechslung Mal die andere Seite…

Ankunft in Uchiko,

der Kleinbus fährt eine wunderbare Strecke, vorbei an einem halben Dutzend Pilgern, fast zu schade, dass ich nicht selbst laufe, aber wenn man den großen Teil des Tages mit gehen verbringt, bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wir lange man für 20km bergan braucht…

Ab der Station Odashisho gehe ich um 09:45 los.

Immer bergan. Später dann ein Shortcut zwischen zwei Serpentinen Abschnitten der Straße, wie kam ich nur auf die Schnapsidee, es könnte sich um eine flache Strecke entlang eines sanft plätschernden Baches handeln?

Shortcut von Serpentinen bedeutet supersteil. Die Schuhsohlen haben zum Glück genügend grip, also komme ich schnaufend oben an. Ein jüngerer Japaner kommt knapp hinter mir den Berg hoch, ich grüße, Konnitschiwah, er schaut mich nur an, als ob mir gerade die Nase aus dem Gesicht gefallen wär. Das Wort mit I und diot am Ende kommt mir in den Sinn, aber was soll’s. Ich kann dich weiterhin fröhlich sein. Es ist wunderbarstes Wetter, ich habe vorerst die Zielhöhe erreicht, es gibt eine Sitzbank, Kaffeepäuschen bevor es durch einen Tunnel geht. Erstmalig in dieser Reise stecke ich mir die Kopfhörer ein, um Musik zu hören. „The XX“ und Go! into the darkness!

Nach einer Viertelstunde umfängt mich erneut der Sonnenschein und es ist faszinierend, wie sehr die geeignete Musik das Gehen beeinflusst. Walking on the sunny side of life. Es läuft. Wunderbar.

Dann geht es weiter durch den Wald, noch einmal hoch, über einen letzten Pass. Vorher noch eine Pause am Bach, ein Reisdreieck und das alkoholfreie Bier. Frisch gestärkt geht es weiter und bereits um 15:00 komme ich am gebuchten Hotel Garden Time an, zwei Kilometer früher als gedacht. Ich checke ein und bestelle mir auch japanisches Frühstück für die nächsten zwei Tage.

Wie so vieles hier auf Shikoku hat auch dies Hotel schon bessere Zeiten erlebt, aber das Zimmer ist OK und sauber, es gibt später ein annehmbares heißes Bad, alles prima.

Nach kurzer Pause geht es dann nach Tempel#44 Daihoji. Ein sehr idyllischer Ort mit Jahrhunderte alten Bäumen. Das Zugangstor im Wald, einfach nur beeindruckend. Definitiv eine der schönsten Tempelanlagen bisher für mich.

Dann zurück in den Ort Kuma.

In einem Supermarkt stelle ich mir mein Menü für den Abend zusammen: Sashimi, Curry Nudeln und noch etwas für morgen unterwegs, als „Me voy pa mi casa“ durch die Gänge schallt. Mein Klingelton, always online, diesmal muss ich ran 🙂

Und mit dem Bilderupload hat es diesmal auch ganz ohne Probleme geklappt. Ob das Hotel einen anderen Provider hat, oder meine Beschwerde bei meinem Provider schon Früchte trägt, jedenfalls tippi toppi!

Tempel#44, Halbzeit.

Bisher geradezu gesegnet vom Wetter, keine Disaster und trotz aller zu erwartenden Anstrengungen kein Verlassen der Komfortzone ins Existenzielle. Es läuft.

Tag26: Ozu

Für heute ist eine weitere Übernachtung in Ozu vorgesehen, Zeit genug, die Burg zu besichtigen und den Nebentempel B#8 Toyogahashi. Dort unter einer Brücke soll dereinst Kukai geschlafen haben und deshalb soll man seinen Pilgerstock auf Brücken nicht verwenden, um den guten Mann nicht zu wecken. Ob dies auch für meine Alu Wanderstöcke gilt? Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg, erst zum Ozu-Schrein,

Weiter durch den Ort zur Burg.

Die wurde zwar ab 1331 gebaut, der Turm von Anfang 17tes Jahrhundrrt ist aber Ende 19tes Jahrhundert zerstört worden. 2005 hat man ihn unter Verwendung damaliger Materialien und Handwerksverfahren restauriert. Sehr interessant, die verschiedenen Holzverbindungen anzuschauen, alles Nut und Zapfen. Das ist total undigital, zum Anfassen und Ausprobieren, wie es ineinander greift.

Am Fluss entlang geht es zu der Brücke mit Tempel B#8.

Ein Gewerbegebiet mit Mc Donalds und Co. Lange Autoschlangen an den Drive-in Schaltern. Nokyocho habe ich nicht dabei, also gibt es auch keinen Stempel.

Auf den Rückweg komme ich an einen Sushi Restaurant vorbei,100¥ pro Sushi, so richtig digitalisiert mit Touchscreens.

Ich brauche ein bisschen, bis ich herausgefunden habe, wie es funktioniert. Auch hier ist es voll, und es heißt eine Wartenummer ziehen. Die vergibt der Roboter.

Natürlich kann man die Teller nehmen, die auf dem Fließband vorüber fahren und nicht auf einem Untersatz stehen – die sind nämlich explizit von jemandem bestellt worden.

Das mache ich auch, dreifach Lachs Sushi, dann Thunfisch gegrillt mit Käse. Als sie anrollen, weist mich mein Bildschirm darauf hin. Sehr lecker und sehr günstig!

Dann startet Dauerregen und die letzten Kilometer besuche ich noch Supermärkte auf dem Weg. Lohnt sich eine dieser beheizten Klobrillen mit Spülung für daheim? Gibt es schon ab 200€ aber nur in 100V… Der Jahres Stromverbrauch ist genauso hoch wie für unseren Kühl- und Gefrierschrank, absurd.

Jetzt habe ich auch schon eine dritte „Gesundheits“cola entdeckt.

Tag25: Seiyo – Ozu

Mein Frühstücksbuffet heute war geradezu deprimierend. Ein Großteil des Angebots wie Fleischbällchen stand gestern Abend bereits beim Buffet und sah dann schon nicht appetitlich aus. Also die Verpflegung dort im Hotel hätte ich mir sparen können…

Dazu passen die Probleme mit dem Blog, mein Hosting Anbieter mag wohl nicht, dass man seine Server zu sehr belastet und blockiert ganz schnell IP Adressen. Nicht mehr erreichbar. Über Mobilfunk geht es, aber auch beim heimischen VPN muss ich einen reconnect der Fritz Box machen, um eine neue IP zu bekommen, um ein paar Bilder hochzuladen. Und dann stürzt die WordPress App mal wieder ab und lädt alles doppelt hoch, oder versucht es vielmehr, weil wir dann direkt geblockt…

Warum tue ich mir das an? Weil ich nicht alle meine Daten nur noch bei Facebook oder Google haben möchte.

Aber es lenkt ab und es nervt gewaltig. Lieber Hosting-Anbieter, von mir aus drossele die Upload Geschwindigkeit, aber einfach blockieren ist dreist. Ich hatte nur auch die Umstände gemacht IPv6 Unterstützung des Webservers zu deaktivieren, ob dadurch vielleicht die Probleme entstehen.

Werde mir wohl einen anderen Anbieter suchen müssen, dumm nur, dass ich gerade erst fürs ganze Jahr bezahlt habe. Am Abend im Hotel versuchte ich es nochmal, mit begrenztem Erfolg über die App, Ein Versuch im Browser war deutlich langlebiger, aber die Bedienung auf dem Smartphone ist sehr umständlich bis unpraktikabel.

Für diesen Tag war nichts Besonderes geplant und es liegen keine Tempel auf dem Weg. T44 ist 70km vom gestrigen Tempel entfernt, nicht an einen Tag zu schaffen.

Ich besichtige einen Moosgarten von den ich in der Facebook Pilgergruppe erfahren habe und auf dem Weg liegt. Hübsch gemacht, so ein grüner Naturteppich zwischen Bäumen, mit der ein oder anderen Skulptur darauf.

Und dann führt mich der Weg wieder einmal über einen Pass, statt die einfachere Variante durch einen Tunnel zu nehmen.

Ozu hat eine historische Straße und ein Cottage und eine Burg. Bei meiner Ankunft in der Stadt ist gerade ein Rudel chinesischer Bustouristen unterwegs. Das erkennt man sofort daran, dass alle einen fremdländischen Pilger alles andere als freundlich anschauen. Kein Kopfnicken oder angedeuteten Gruß, wie es bei den Japanern weit verbreitet ist. Das Auftreten der Touristen macht einen unglaublich arroganten Eindruck, es fällt mir sehr schwer positiv zu bleiben.

Insgesamt ist nicht viel Historisches zu sehen, Ozu könnte eine schöne Stadt sein, aber ist geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie man eine verhunzt. So viele hässliche, modernere und doch abbruchreife Gebäude wurden zwischen hübsche Häuser gequetscht. Und auch die Brücke, die momentan gegenüber der Burg neu gebaut wird, mag ja funktional sein und schlicht, aber ist ein totaler Stilbruch. Warum man nicht ein bisschen mehr auf ein optisches Zusammenspiel mit der Burg und dem Damm achtet, ich weiß es nicht. Vielleicht ist es gerade die Stillosigkeit, oder besser die Stilbeliebigkeit in Form einer Stilkakophonie, die hierzulande das öffentliche Stadtbild prägen soll. Es erschließt sich mir nicht, dass es hierzulande einerseits Gärten gibt, wo jedes Sandkorn händisch genauestens ausgerichtet wird und Bäume in perfekte Form beschnitten werden, aber andererseits so unglaublich viele Messy Häuser gibt, und Unmengen von Gerümpel überall herumliegt und verrottet. Ja selbst dass Obst muss möglichst die perfekte Form haben, die Übergabe von Geldscheinen ist die Form beachten. Überall Regeln und Riten, aber beim Anblick der Gebäudeensembles fast überall optisches Entsetzen.

Von den Abgründen in die man wortwörtlich blickt, sprich: den am Hang entsorgten Autobatterien, Kühlschränken Fernsehern, Bürodrehstühlen, Plastikkästen, und und und, nicht zu reden…hier nur ein Beispiel aus Ozu.

Anmerkung der Redaktion: Weitere Bildern konnte ich erst im Nachgang bei der Übertragung dieses Blogs zufügen, die Providerblockade wird sich noch als Sichersheitsfeature herausstellen…

Tag24: Uwajima – Seiyo

Nach meinem Müsli Frühstück mit Ossetai Grapefruit geht es zum Bahnhof. Diesmal bereits nach 50m kommt jemand zur mir gelaufen, ich glaube es war ein Herr von der Rezeption, um mir eine kleine Tüte Nüsse als Ossetai zu überreichen. Zugfahrt, eine Station nach Muden, um von dort an T42 vorbei nach Tempel 43 Meisekiji zu gehen. Bei T42, Kilometer 5 kurzer Boxenstopp, bei erneutem Start, überreicht mir ein Mann eine Handvoll leckerste Erdbeeren als Ossetai. Vielen Dank!Dann geht es über den Hanaga-Toge Pass. Ich widerstehe der Versuchung nur auf 400m anzusteigen und dann auf der Straße zu bleiben und einen Tunnel zu nehmen, kämpfe mich dagegen – vor allem anfangs – extrem steil an einer Kette den Berg hoch.
Oben angekommen kurze Pause,
mit Selfie, dann geht es auch schon wieder runter. Zum Glück habe ich meine Stöcke und es ist trocken, denn der Weg ist stellenweise sehr kaputt und bei Regen hier herunter rutschen zu müssen, stelle ich mir sehr gefährlich vor.

Dann heißt es noch ein paar Kilometer bis zu meinem UwaPark Hotel zu laufen. Eine Pause mit alkoholfreiem Bier gibt mir neue Energie, aber insgesamt fühle ich mich heute recht geschafft, denn Solche Abstiege mögen weder Knie noch Rücken. Über das WiFi im Hotel bekomme ich absolut nichts hochgeladen, nicht einmal Kontakt zur Website, nur über Mobilfunk, daher folgen weitere Bilder am nächsten, um nicht alle meine Mobildaten zu verbrauchen.

Tag23: Uwajima

Ein Easy Walking Tag voller Ossetai. Kaum aus dem Hotel in Uwajima herausgetreten überholt mich ein Radfahrer und fragt Ohenro, Ohenro? Hay!

Dann halt er an dem Getränkeautomaten an der nächsten Kreuzung und ich muss mir dort etwas auswählen, keine Widerrede. Zu seinem Erstaunen will ich keine der Kaffeedosen, sondern nehme Grüntee. Langsam wird der Rucksack doch schwer, denn ich habe schon eine Flasche Nullcola und Sprudel für unterwegs dabei.

Ich besuche dann den Nebentempel#6 hier in der Stadt, aber kann leider keinen Stempel in mein Nokyocho zufügen lassen, denn das Büro ist geschlossen. Kurz danach liebäugele ich mit einem großen Beutel Mandarinen in einen Geschäft, nehme dann aber nur ein paar Bananen. Dann geht es weiter, immer entlang der Hauptstraße nach Tempel#41 Ryukoji. Der Himmel klart auf. Unterwegs überhole ich einen müde aussehenden Pilger, und ich gebe ihm eine der Bananen. Er bedankt sich herzlich, sagt er wäre sehr hungrig. Bei T41 erhalte ich im Stempelbüro mein zweites Ossetai, eine Tüte mit Süßigkeiten. Weiter geht es nach Tempel#42 Butsumokuji. Zurück von Tempel#42 geht es dann über den Nakayama-Ike Pondan Tempel#41 vorbei bis zur Bahnstation Muden, von wo ich vermutlich morgen früh wieder loslaufen werde. Der Zug hat sogar eine Ausstellung. Zwischendurch erhalte ich eine Grapefruit als Ossetai. Die kommt morgen früh ins Müsli, Arigato gosaimasu!

Tag22: Ainan -Uwajima

In der Nacht beginnt es zu regnen und hört bis zum Morgen nicht wieder auf.

Den Plan für den Tag, zuerst ein paar Kilometer mit dem Bus bis Kashiwa zu fahren, um dort auf dem Kashiwazaka Trail zu wandern, behalte ich bei. Es regnet, aber es ist auch relativ warm, schwül und es fällt schwer, die geeignete Kleidung zu wählen. Es sollten 500 Höhenmeter zu bewältigen sein. Regenjacke-zu warm, also nur T-Shirt und Pilgerhemd. Es regnet wieder mehr, der Regen Mantel, den ich beim eisigen Regen in Tokushima gekauft habe, auch zu warm. Beim Anstieg sind mir sogar die langen Hosenbeine zu warm. Es bleibt dann während der Wanderung in Wesentlichen trocken, zum Glück, aber schwitzen tue ich aufgrund der Anstrengung schon. Ich fange an zu stinken, trotz zweimal täglichen Bädern und Duschen, sind vor allem die Tragegurte des Rucksacks problematisch. Die Aussicht aufs 500m Hoffe ist nur kurz für, dann ziehen Wolkenschwaden hoch und vernebeln die Sicht. Also weiter geht’s.

Nach dem Abstieg soll bereits 5 Minuten später der nächste Bus kommen, also fahre ich direkt weiter nach Uwajima, anstatt weiter zu laufen. Mache ich halt einen Stadtspaziergang. Der erste Eindruck bei Einfahrt in die Stadt per Bus: eine hässliche Stadt…(hat sich zum Glück später relativiert)

Im Hotel sprühe ich die Tragegurte des Rucksacks erneut mit einem Geruchskiller ein und nehme eine Dusche und frische Kleidung. Später werde ich die stinkenden Kleidungsstücke in die Waschmaschine packen. Das Oriental Hotel hat kleine, aber moderne Zimmer. Verpflegung gibt es zwar keine, aber einen Convenience Store im Gebäude.
Zuerst geht es zur Burg von Uwajima, die noch in Original über der gesamten Stadt thront. Ein absolut magischer Ort die Burg und ihre Festungsmauern mit zum Teil sehr alten Bäumen.

Dann geht es noch in den Tenshaen Garten, ebenfalls sehr sehenswert.

Meine Verpflegung besorge ich mir aus einem Fuji Supermarkt auf dem Rückweg ins Hotel. Deutlich besseres Warenangebot und bessere Preise, als in den Convenience Stores.

Über das Hotel WiFi kann ich wieder einmal so gut wie nichts hochladen, doch übers heimische VPN klappt es langsam.

Tag21: Sukumo – Ainan

Die Ryokan Betreiberin wollte heute morgen noch ein gemeinsames Foto Bevor ich aufbrach, hakte sie sich bei mir, dem Fremdländischen Pilger unter und ihr Mann musste Fotos machen. Gern geschehen, da es ihr offensichtlich große Freude bereitete.
Einige Kilometer hinter Sukumo geht es einen Pass hinauf, der auf der Provinzgrenze zwischen Kochi und Ehime liegt.

Ab sofort bin ich in Ehime unterwegs, der dritten von vier Provinzen, bzw. Präfekturen von Shikoku. Tokushima war das spirituelle Erwachen, Kochi war das asketische Training, jetzt in Ehime folgt die Erleuchtung, bis ich dann bei Tempel#66 Unpenji nach Kagawa und somit ins Nirwana gelange. Wenn das Mal alles so einfach wäre…

Es ist wieder einmal ein wunderschöner Tag, etwas kühler als gestern, da läuft es sich fast von alleine. Wenn man so vor sich hinläuft, so gibt es natürlich immer wieder Dinge zu beachten, zu betrachten, anzuhören (Schüsse zum Beispiel im Wald, da frage ich mich, ob meine weiße Weste Hinweis genug an den Jäger darstellt, dass er bitte nicht auf mich schießt). Da höre ich hier lieber Vogelgesang oder Wasserplätschern. Ein Vogel hört sich an wie eine quietschende Schraube, die von einem Akkuschrauber immer tiefer und somit langsamer eingedreht wird.

Und dann denke ich auch immer daran, wenn ich einen besonders schönen und guten Gedanken hatte, ich müsse ihn mir doch aufschreiben, damit er nicht verloren ginge, oder ich könnte doch mein Smartphone als Diktiergerät benutzen. Dann wäre er konserviert und später könnte ich ihn erneut erleben. Und doch wäre es etwas anderes, ein Leben in der Vergangenheit. Das schöne am Reisen ist ja, dass ich mir nicht Gedanken darüber machen muss, schöne Gedanken zu vergessen, sondern die Reise an sich, frische schöne Gedanken erschafft. Und dabei bin ich organisierter, Planorientierter Allemane weit davon entfernt, einfach nur im Moment zu leben. Wäre es also besser, sich weniger Gedanken zu machen? Aber Meditieren bedeutet ja auch nicht, sich abzustumpfen, sich zu betäuben, sondern ganz bewusst wahrzunehmen und zu erleben und gleichzeitig dabei eine distanzierte, beobachtende Innere Position einzunehmen. Da habe ich noch großes Entwicklungspotential.

Jedenfalls bin ich dann kurz nach Mittag in Ainan und in einem Fuji Supermarkt kaufe ich dann spontan doch mehr als vorgesehen und gönne mir einen gemischten Rohkost Salat und Joghurt.

Apfel und Möhren bleiben dann halt für morgen Mittag. Im Ryokan gibt es um sechs Uhr wieder mehr als ausreichend zu essen. Ich habe den Eindruck, mein Plan hier abzunehmen ist ins Stocken geraten, oder es geht nicht mehr so schnell wie in den ersten zwei Wochen. Zuwenig Anstrengung, Zuwenig Höhenmeter, Zuwenig Gepäck? Zuviel Essen?

Heute gab es mal wieder eine Handvoll Bonbons als Ossetai, als ich mich auf ganz schmaler Straße an den Rand stellte, um eines der kleinen stupsnäsigen Autos vorbei zu lassen. Es hielt neben mir an, das Fenster auf der Beifahrerseite wurde herunter gekurbelt und von einer alten Dame die Bonbons überreicht.

Am Nachmittag besuche ich dann Tempel#40 Kanjizaiji.

Dort treffe ich auch wieder auf den Landsmann, der dir in Tsuyado übernachten möchte. Wir unterhalten uns eine Weile, Ich brauche ja nur 100m weiter ins Ryokan Yamashiroya.

Nach dem Einchecken will ich aber noch kurz durch den Ort, um mir Koyasan Butsugan-In anzusehen.