Tag35: Saijo – Kanonji

06:47 geht es mit dem Local Train nach Iyo-Mishima. Im Zug spricht mich ein Japaner an und fragt auch nach meinem Alter. Später als er aussteigt, bedankt er sich sogar bei mir für das Gespräch.

Gestern im Supermarkt fragte mich auch ein Herr, wo ich denn herkommen würde. Ah Deutschland-West oder Ostdeutschland? Scheinbar war ihm entgangen, dass es vor mehr als 25 Jahren eine Wiedervereinigung gab…

Direkt vor dem Bahnhof geht es in den Bus. Verwirrung beim Einsteigen, der Fahrer spricht kein Japanisch, ja der Bus fährt zum Sankakuji, Tempel#65, also was ist das Problem? 420? Achso, ich soll bereits zu Beginn der Fahrt zahlen, das ist überraschend, aber okay, die App hat auch keinen anderen Preis genannt. Der Bus bringt mich zur gewünschten Haltestelle, von hier aus sind es noch 2,5km bis zum Tempel, immer steil den Berg hinauf. Und am Ende warten dann noch ein paar Stufen. Kurz vor Neun bin ich da.

Danach geht es wieder runter, um dann in Laufe der Kilometer auf fast 1000m anzusteigen. Etwa 100 Höhenmeter gönne ich mir unabsichtlich, weil ich der Meinung bin, das wäre der richtige Weg. Da war ich auf dem Holzweg und als ich sicherheitshalber den Navigationsmodus aktiviere, wird mir klar, dass es erst in ein paar Kilometern nach oben geht. Also wieder runter. Kein Problem, ein zwischenzeitlich verzehrtes Reisdreieck liefert noch Energie. Ich entscheide mich für den Mando Trail statt einer Variante mit Tunnel. Aus der Karte ist nicht ersichtlich, welche Variante zu welcher Distanz zwischen den Tempeln führt. Es geht supersteil den Berg hoch, dann tauchen Wegweiser auf. Im Guide stand etwas von 19km, laut Wegweiser sind es 23… Also nicht den kürzesten erwischt…

Zum Glück zieht sich der Himmel zu und es kühlt etwas ab, denn auch so ist die Wanderung eine schweißtreibende Angelegenheit und mir geht langsam die Flüssigkeit aus. Bei angezeigten verbleibenden 8.9km bis Unpenji-Tempel#66 blicke ich auf die Uhr: es ist bereits Eins. Könnte knapp werden, den Tempel anzuschauen und die letzte Seilbahn nach unten bekommen, wenn es noch 3,5h Fußmarsch sind. Ich bemühe mich schneller zu werden und sorge mit einem weiteren Reisdreieck für die nötige Energie. Ab 2,5km vor den Ziel fangen Motivationsschilder an „You can do it“

Yes I can, aber danach geht es noch weiter für mich. Tempel 66 erreiche ich früher als gedacht um halb Vier. Dort ist alles Recht neu und die Beschilderung gibt Rätsel auf, welches die richtigen Tempelgebäude sind. Es ist wie ausgestorben. Ich drehe Extrarunden, aber letztendlich habe ich eine weitere Kalligraphie in meinem Nokyocho.

Mit der Seilbahn geht es nach Vorzeigen meines Passes für den halben Preis (600¥) nach unten, es fängt an zu regnen. Unten ist deutlich wärmer, sich ein warmer Frühlingsregen ist doch schön. Ich habe die Schutzfolie auf den Hut und den Rucksack getan und bei 24°kann ich mir die Regenjacke sparen-das T-Shirt war vorher bereits schweißnass, also kann es jetzt auch nass von Regen werden. Es sind noch zwei Stunden zu gehen, von der Seilbahnstation bis zum Onsenhotel  Kanponoyado konsenji, gegen 18:15 komme ich triefnass dort an.

Und nach 37km Fußmarsch mit 1300 Höhenmetern reicht es mir auch für heute. Das Abendessen entschädigt für den langen Marsch.