Tokushima – Koyasan

Morgens geht es früh los, um 07:20 soll der Bus der Linie 4 zur Fahrstation fahren, also mache ich um 06:45 zu Fuß auf den Weg. Klappt soweit alles, um 08:00 legt die Fähre nach Wakayama ab, ich esse das Supermarkt Sushi zum Frühstück, zusammen mit Kaffee aus der Thermoskanne. Das Wetter ist schlecht, so wird die Überfahrt zeitweise zu einer ziemlich schwankenden Angelegenheit. Aber es beruhigt sich wieder. Es schließt sich eine Zugfahrt mit drei Mal Umsteigen an, mir wird erst später ist, dass der Zug zuerst nach Osaka (Namba) führt und von dort aus nach Koyasan. Ab Tengachaya wird der ausländische Touristen Anteil zusehends höher. Der letzte Zug quält sich immerhin bis auf 530m hoch, bis dann die letzte Strecke am Kabel hochführt. Nicht daran denken, wie es wäre, wenn das Stahlseil reißen sollte, es sind keine Widerhaken wie bei einer Zahnradbahn erkennbar…

Nichts passiert, alles gut, auf über 800m Höhe prima angekommen. Es gibt Busse. Ich dachte die Station wäre nahe an Ort, checke kurz die Navi-App, sie meint über 3h zu Fuß, Huch! Dann doch schnell in den Bus, bevor er weg ist. Die Fahrt dauert nicht so lang, also checke ich später Mal per Google Maps, da wären es nur vierzig Minuten zu Fuß entlang der Straße gewesen…

Ich komme nach über sechs Stunden Anreise am Muryokoin Tempel/Kloster an, wo ich die nächsten zwei Tage übernachten werde. Ich kann etwas früher Einchecken, Abendessen gibt es bereits um fünf Uhr, damit man noch noch Zeit hat im Laternenlicht Uhr den Okunoin zu besuchen. Das mache ich dann auch später, aber vorher auch noch Mal eine schnelle Tour durch den Ort. Das Wetter besteht aus feinem, aber konstantem Nieselregen. Jetzt zum Nachmittag scheinen sehr viele Tagesausflügler abzureisen, nachdem die Autokolonnen und Busse endlich fort sind, leert es sich zusehends und der Ort bekommt etwas geradezu magisches. Hier steht Tempel oder Kloster direkt neben dem nächsten. Zum Teil sind diese recht groß geraten, aber ich bin hier ja auch auf dem heiligen Berg, dem Zentrum des Shingon Buddhismus Japans. In meinen Tempel gibt es etliche Mönche und Novizen – ganz anders als auf Shikoku. Und im Dunkeln bei Laternenlicht und Nieselregen über den Okunoin zum Mausoleum von Kobo Daishi zu gehen hat zum Teil etwas geradezu unwirkliches. Die Halle der Laternen ist geschlossen, aber einige beleuchten auch einen Rundgang unter den Vordach und i mich freut, ein paar Räucherstäbchen entzünden zu können. Vom letzten Teil des Weges gibt es aber keine Bilder, denn ich respektiere den Wunsch dort keine Aufnahmen zu machen. Definitiv ein Highlight!

Danach noch ein heißes Bad, denn das schließt hier um Neun und bleibt morgens geschlossen und ich bin danach so müde, dass ich nicht mehr bloggen konnte…

Takamatsu – Tokushima

Morgens stand erstmal an, den Rucksack wieder zu packen. Einerseits habe ich die Reise auf den Spuren von Kobo Daushi beendet, andererseits war ich noch nicht in Koyasan. Und andere sind der Meinung, man müsse zu Tempel#1 zurückkehren um die Runde komplett zu machen…

Ich kehre zwar nach Tokushima zurück, aber nicht zu Fuß, sondern mit dem Bus, denn der war billiger als der Zug. Der langsamere und billigere Zug wär erst wieder Mittags gefahren, als ich nach einem Besuch des Takamatsu Schlossparks beim Check mit der Japan Travel App feststellen musste. Aufgrund der Support Golden Werk gilt jetzt vorerst der Feiertags Fahrplan, und der ist reduziert…

Nach dem Kauf der Fahrkarte sitze ich auf einer Bank und warte auf den Bus, als mir eine Frau eine Tüte als Ossetai gibt. Darin finden sich etwas zu essen und 1000¥. Das ist zwar sehr nett, und ich versuchte das Geld nicht anzunehmen, aber da gibt es nichts zu diskutieren ohne beleidigend zu werden. Ich dir mich ein wenig schuldig, den ich habe die Tour ja schon fast beendet und nur noch den Hut und vor allem finanzielle Unterstützung nicht nötig, aber trotzdem: Arigato gozaimas!

Um halb eins komme ich in Tokushima an und gehe zu meinem gebuchten Cosmo Guesthouse. Ich frage mich, warum dies ausgewählt habe, da ich morgen früh ab Tokushima den Bus zum Fährterminal nehmen muss, um nicht fünf Kilometer zu laufen… Aber es war nicht mehr zu ändern, aufgrund der Golden Week war alles komplett ausgebucht.

Ich rufe über Skype eine Mobilnummer an, das Gasthaus bei meiner Ankunft geschlossen ist. Ich wollte noch etwas herumgehen, aber wenn möglich ohne den schweren Rucksack. Ich muss nur zwanzig Minuten warten, genug um mein Ossetai zu essen, dann kann ich einchecken und mich auf den Weg machen. Von den Tokushima Castle Ruins gibt es wirklich nur noch die hochgelegene Plattform. Ich gehe weiter, denn ich habe die Idee, hier ins Kino zu gehen, welches nicht weit von der Fährstation entfernt ist. Ich gehe dann bis zur Fähre und kaufe mir für morgen früh ein Kombiticket, welches mich für 2000¥ bis nach Koyasan bringt. Nur Fähre würde auch 2000¥ kosten, also ein prima Angebot. Das Kino befindet sich in einer riesigen Shopping Mall. Ich kaufe mir dort noch etwas für might zum Frühstück und schaue mir dann Avengers Endgame in der  Original Version mit japanischen Untertitel an, ein Dreistunden Film. Hatte zuvor eine Online Kritik gelesen, fand ihn aber gar nicht so wirr wie bemängelt. Ein filmisches Netzwerk hatte ich ohnehin nicht erwartet. Er war unterhaltsam und bitte allem das Wetter ist gerade seit der Fährstation Dauerregen… Bin eine knappe Stunde im Regen zurückgelaufen und klitschnass in Gasthaus angekommen. Die gute Frau hier hatte Angst um ihren Fußboden wegen der Nässe…

Immerhin habe ich doch ein paar Stunden Bewegung bekommen können-ich will ja nicht einrosten…

Tag8: Yuki-Hiwasa

Ein Teil des Frühstücks war eine kleine Portion Nato – angegorene Sojabohnen. Wird auch mit Wasabi und Soße nicht viel besser als es sich anhört, vom Aussehen und Geruch wollen wir Mal gar nicht reden.

Dann geht es gegen halb acht los, der Plan für heute war, über Tempel#23 hinaus so weit zu laufen, wie es geht und dann an der Küste zu zelten. Eine sehr schöne Strecke von Yuki nach Hiwasa, mit tollen Aussichten, aber nicht flach. Das andauernde Bergab gehen, vor allem über Riesenstufen, ist mit schwerem Rucksack trotz Stöcken ein echter Kniekiller. Irgendeine äußere Sehne meines rechten Knies meldet ihre Unzufriedenheit. Und auch die Wirbelsäule scheint genug zu haben. Ich versuchte mir für Tempel#26 eine Übernachtung im Shukubo telefonisch zu reservieren und scheitere grandios. Die gute Frau am Telefon versteht nur ganz wenig Englisch, zu wenig um zu einer Bestätigung zu kommen. Als ich nachmittags Versuche eine andere Unterkunft bei Tempel#27 anzufragen, habe ich noch weniger Erfolg. Es ist hier so gut wie unmöglich ohne Japanisch-Kenntnisse etwas zu regeln. Selbst so kann Englisch spricht, ist es schwer-Shikoku ist wirklich die Insel einer Insel…

Vor dem Besuch von Tempel#23 der viele Stufen hat, brauche ich eine Stärkung, Joghurt und Sushi, das ich zuvor in einem Mini Supermarkt gekauft habe. Und auch etwas für heute Abend und Joghurt für mein Müsli morgen früh. Der Rucksack ist also noch schwerer geworden.

Aber dann:Superkniekiller Stufen und selbst ohne Ballast teilweise extrem anstrengend,“hilly“ ist ziemlich untertrieben. Bin froh, den Plan geändert zu haben. Ich hoffe dass war dann nicht zuviel fürs Knie heute, aber morgen gibt es weniger Belastung.

Im Anschluss komme ich am Bahnhof vorbei, dort gibt es eine geöffnete Touristen Information. Man spricht Englisch. Also frage ich nach Bus-Tickets für morgen und nach meinem Wanderweg. Entgeisterte Gesichter. Wandern ja, Pilgern nein und für ein Zelt gebe es dort keine Möglichkeiten. Hmm. Freundlicherweise erklärt man sich bereit für mich in Tempel#26 anrufen, und auch dort ist nun für Lorofu reserviert. Es ist nun bereits ein Uhr, also entscheide ich mich spontan, für heute hier zu bleiben und lasse mir ein Minshuku reservieren. Ohne Essen, den ich habe ja schon eingekauft. 4000¥ für die Übernachtung.Ich checke direkt ein, um den Rucksack loszuwerden und mache eine ausgiebige Teepause. Gegen drei laufe ich dann nochmal los, um die zuvor geplante Strecke wenigstens gesehen zu haben.

Tag7:Suroka-Yuki

Frühstück gibt es um sieben Uhr

Um acht nehme ich dann die Seilbahn nach oben zu Tempel#21. Gefühlt ist der Rucksack heute noch schwerer als sonst und auch meine Arme machen mir einen ausgeleierten Eindruck.

Gestern habe ich bei Ankunft einen Wegweiser nach 22 gesehen, dorthin mache ich mich auf den Weg nach unten. Bei der Beschilderung kommen mit dann aber doch Zweifel, ob das der für mich richtige Weg ist. Ist er natürlich nicht.
Der richtige Weg startet ab der Seilbahn, ich muss also den knappen Kilometer wieder zurück, wenn ich nicht diesen Weg nehmen will, der fast nur an der Straße entlang führt. Da kann ich jammern so viel ich will, hilft nix. Shower your mind, shower your mind, shower… Mein Verstand braucht heute viel Dusche, ich muss mein Mindset positiver gestalten,Omm, tief durchatmen. Ist ohnehin notwendig, weil es steil hinauf geht. Wenn nicht vorhin mit mir eine Gruppe schwatzender Rentner mit hochgefahren wäre, hätte, hätte ich den Wegweiser vielleicht gesehen…

Mimimimimi -ich erwische mich schon wieder beim jammern und beende dies, es geht ja weiter hoch, vorbei an der Statue von Kukai, wie er auf den Berggipfel sitzt und eine Millionen Mal dasselbe Sutra rezitiert.

Ich erreiche Tempel#22 gegen Mittag.

Gerne würde ich etwas essen, doch es gibt nichts in der Nähe. Der Grocery Store hat auch geschlossen. Kilometerlange Umwege für ein blödes Convini will ich vermeiden. Ich bekomme Hunger und werfe die letzten Krümel Calorimate ein.
Ein Getränkeautomat verspricht Rettung, eine Cola bringt mich über den Berg. Aber zu früh gefreut, die Idee hatten schon andere, es gibt nur noch Cola ohne Kalorien. Besser als nichts, laufe ich halt ab sofort aufgrund einer Illusion.

Ich übernachte im Yuki-So, das Abendessen ist hervorragend, ansonsten extrem hellhörig, schlechtes WiFi, daher nur wenig Bilder via Mobilfunk, kein Vergleich zum Sowaka gestern. Allerdings gibt sich der Betreiber virtuelle Mühe und organisiert mir das nächste Shukubo in Tempel#24 an Cap Muroto. Ich werde also mit Bahn und Bus etwas springen.

Tag6: Tatsueji-Sanroku

Ich habe gut geschlafen, Frühstück gab es um 6:00. Leider ist das Foto vom leckeren japanischen Frühstück verschwunden. Aufbruch um 06:35

Den Weg bis zum Aufstieg nach Tempel#20 Kakurinji kann man im Wesentlichen vergessen: immer an der Straße mit viel Verkehr entlang, gibt es nicht viel Erinnerungswürdiges zu sehen.

Einen laut Karte vorhandenen Family Mart kann ich beim besten Willen nicht finden, also müssen meine drei Stücke Calorimate für den Weg reichen.
Überhaupt die Karte: für sagt 13,2km für den kürzesten Weg, alle Beschilderung jedoch 15km. Der Aufstieg ist sehr steil, daher sehr anstrengend aber technisch nicht schwer. Zu Beginn des Weges hat man ein Reservedepot an Wanderstöcken eingerichtet, mindestens einen Stock braucht man auch ganz sicher. Ich bin mit meinen Alustöcken äußerst zufrieden.

500m Höhe auf 2,5km macht durchschnittlich 20% Steigung. Für mich bedeutet dies alle Hundert Meter eine kurze Verschnaufpause. 10:30 erreiche ich Tempel#20 Kakurinji. Eine schöne Anlage und ich erhalte von einer Dame einen Becher Instantcafé und von einem alten Paar drei Mandarinen als Osettai, auch wenn sie es so nicht nennen. Sehr nett und hilfreich jedenfalls. Ich esse zwei sofort, eine bleibt als Reserve.

Der Abstieg ist sehr steil und mit großen und kleinen Stufen und es heißt gut aufpassen, wo ich den Fuß hinsetzen will. Unten angekommen ist es kurz nach Zwölf, es gibt einen Rastplatz für Pilger mit Sofa und einer Orange. Die esse ich, obwohl oder gerade weil sie sehr sauer ist, fast wie eine Grapefruit.

12:30 breche ich auf, ich fühle mich ausreichend fit und gestärkt für die Extra Kilometer, um den Katzenschrein Omatsu Gongen zu sehen und dann auf dem historischen Kamo Trail nach Tempel#21 Tairyuji aufzusteigen.Tacktacktack -im Sekundentakt klopfen die Wanderstöcke auf die Landstraße, es fährt nur vereinzelt ein Auto vorüber.

Eine schöne Strecke an Fluss entlang, dann über eine Brücke. Es werden neue Ufer Befestigungen gebaut. Ich wundere mich, wie hoch, aber das scheint tatsächlich nötig, bei einer Flut. Zum Omatsu Gongen geht es über eine temporäre Brücke, ist die alte vielleicht fortgespült worden?

Dann komme ich mit vor wie in einem Roman von Haruki Murakami, überall Katzenfiguren in allen Größen und über allem thront ein großes graues Exemplar. Bin ich mir meiner weißen Kobo Daishi Pilgerkluft vielleicht unpassend gekleidet für diesen Shinto-Schrein? Aber soweit ich weiß, ist für den Buddhismus alles miteinander verbunden und Teil des Großen Ganzen, und da gehören numal auch Katzengottheiten dazu. Ich muss mich da dringend einlesen, wie genau Shinto und Shingon Buddhismus zueinander stehen Wird also hoffentlich kein Frevel sein.Sehenswert, hat den Umweg jedenfalls gelohnt.

Dann geht es am Isshukuji Tempel

vorbei, dort startet der Kamo Trail, der historische Wegmarker aufweist, der älteste bekannte dauert auf 1365. Früher gab es alle Hundert Meter einen solchen, und auch viele kleine Schreine. Aber dann geriet nach dem 18ten Jahrhundert der Weg für Generationen in Vergessenheit, bis man ihn vor fünf Jahren wieder freigelegt hat. Ein supertoller Weg, den ich allerdings nicht gern hinunter gehen möchte, vor allem nicht bei feuchtem Wetter. Ich starte um 14:30

Auf den ersten 1,3km schraubt er sich fast auf Zielhöhe, danach geht es fast flach zu. Aber es heißt aufpassen, nicht stolpern und womöglich den extren steilen Anhang hinunterfallen. Ein Weg mit einer besonderen Atmosphäre, jeden Augenblick könnte Prinzessin Mononoke auf ihrem weißen Wolf herbei geritten kommen.

Dann erreichte ich Tempel#21, 16:15 auch hier kein Mensch zu sehen. Schon geschlossen? Habe ich eine Zeitumstellung verpasst? Aber nein, das Stempelbüro ist geöffnet, die letzte Seilbahn hinunter, fährt um 17:00, ich habe also noch etwas Zeit, um über die schöne Anlage zu strolchen. 30km sind geschafft, die vielen Treppen hier erklimme ich ohne Rücksack. Die Seilbahnfahrt ist spektakulär, für das Vorzeigen eines Passes gibt es 50%Discount, für somit 1200¥ist Hin-und Rückfahrt (morgen früh) ein Schnäppchen. Ich bin total verschwitzt und stinke. Im Minshuku Sowaka neben der Seilbahn checke ich ein, fülle eine Waschmaschine mit meinen müffelnden Klamotten und weiche mich selbst im Onsen gründlich ein. Um 18:30 gibt es auch schon das phantastische Abendessen. Zwei bekannte japanische Gesichter sehe ich, alle anderen Nationalitäten scheinen per Anhalter vom Tempel# 21 aufgebrochen zu sein, wie ich im Gespräch erfahre.

Tag5: Tokushima-Tatsueji

Der Tag beginnt mit einem wie erwartet, spartanischen Frühstück.

Dann geht es mit dem Lokalzug zurück nach Station B04-Ko und von dort die zwei Kilometer zu Tempel#17

Zeit für ein zweites Frühstück, eine Dampfnudel, gefüllt mit Schwein.

Mit dem Bus, Linie 50 geht es zurück nach Tokushima Station und von dort weiter mit der Mugi-Linie nach Station M05-Chuden. Von dort bin ich wieder zu Fuß unterwegs nach Tempel#18 Onzanji.

An einer Grabstelle mochte wohl jemand zu Lebzeiten gerne Bier und Sake, unzählige Flaschen und Dosen wurden aufgestellt.

Anschließend geht es weiter nach Tempel#19 Tatsueji, wo ich auch übernachten werde. Direkt hinter dem Tempel werde ich von einem Mann mit Hut abgefangen, der mir aus seinem Auto einen deutschen Prospekt,r Uber Jesus handelt, herbeiholt. Er versucht wohl ein in der Ferne irregeleitetes weißgekleidetes Schäfchen zu bekehren. Ich muss dankend ablehnen, denn mein Gepäck ist ohnehin zu schwer.

Um 17:00 gab es eine Zeremonie, an der ich teilnehmen durfte. Ich habe hierfür ein Gebetsbuch im Zimmer, aber das ist auf Japanisch. Während der Zeremonie in der Haupthalle kündigten sich draußen hinter mir bekannte Pilger Gesichter an. Ich war eindeutig nicht konzentriert genug, um mich nicht davon ablenken zu lassen.

Nach Tempel-Wifi habe ich nicht gefragt, aber gibt es, wie nach den Essen mitgeteilt wurde, jedoch nur im Eingangsbereich. In meinem Zimmer ist der Empfang sehr schwach Abendessen gab es direkt nach der Zeremonie also um Viertel nach fünf. Etwas früh, aber sehr sehr lecker.

Ein Deutscher unter fünf Japanern, zum Glück konnte einer ein wenig Englisch, sonst wäre gar keine Kommunikation möglich gewesen. Ich hätte wirklich vorher einen Grundkurs Japanisch belegen sollen, damit wenigstens die allgemeinen Dinge klappen. Ob ich den ziemlich angetrunkenen Japaner verstanden hätte, der angeblich in Deutschland war, essgschiaayy, ist fraglich. Plötzlich sprach er mich im Zug an, drängte mir ein Gespräch auf und hörte nicht mehr auf zu reden. Andere Fahrgäste haben die Augen verdreht und ich habe von seinem Englisch nichts verstanden. Immer Recht freundlich. Frühstück gibt es bereits um 06:00. So habe ich viel Zeit für die anstrengende Etappe morgen nach Tempel#20 und Tempel#21, über 20km mit 1000 Höhenmetern. Wenn ich für genug bin, möchte ich 5 extra Kilometer zum Schrein des Katzengottes machen, aber bin mir wegen meinem Rücken nicht so sicher.

Tag4: Kamyama-Tokushima

Ein schönes Frühstück entschädigt mich dafür, dass heute mein Gepäck nicht so recht in den Rucksack passen will. Ein Reisball und ein halber Liter Milch sollten mir als Reiseproviant dienen, im Endeffekt habe ich sie erst in Tokushima auf dem Zimmer im einfachen Business Hotel gegessen.

Erst um halb neun gehe ich los nach Tempel#13. Die ersten drei Kilometer geht es stetig bergan, von wegen alles flach. Es ist ziemlich kühl, aber ansatzweise sonnig. Leider hat die Kirschblüte noch nicht begonnen, sonst wäre diese Strecke wahrscheinlich noch schöner, wo sehr viele Kirschbäume mit hängenden Ästen wie Weidenbäume am Straßenrand stehen. Ein Auto hält an und eine Frau überreicht mir eine Tüte getrockneter Früchte als Osettai.

Es handelt sich jedoch nicht um Mango wie ich zuerst dachte, sondern vielleicht Sternfrucht, Karambole oder auch Streifen einer nicht sehr süßen Papaya. Oft sehe ich riesige Rettiche im Boden stecken, deren Grün einfach abgeschnitten wurde.

Vor einem Tunnel wird in der Karte ein parallel verlaufender, alternativer Weg angezeigt. Unwesentlich länger, deshalb will ich ihn gehen. Nach dreihundert Metern hält ein Auto und ein altes Paar ruft, Tunnel! Go back, go back. Ich bin unbelehrbar, denn ich kann Karten lesen und diese ist auch aktuell. Zum Glück, denn die schmale Straße durch die Schlucht ist sehr schön zu laufen.

Bei km10 mache ich kurze Pause und probiere mein Osettai und sprühgetrockneten Kaffee aus meiner Thermoskanne. Als ich gerade gehen will kommt ein französisches Pilgerpaar und wir unterhalten und ein wenig, gehen ein Stück zusammen. Ein paar Kilometer später treffe ich weitere bekannte Pilger der letzten Tage wieder. Ich spiele mit dem Gedanken, den Nebentempel#2 zu besuchen, aber diese zusätzlichen 4km können dann zu viel für heute werden, Damit sollte ich Recht behalten. Zwei km vor Tempel#13 Dainichiji gibt es eine Hütte mit heißem Wasser und Orangen gratis für Pilger. Lecker. Der Tempel ist sehr schön, vor allem der Teil auf der anderen Straßenseite. Es fängt an zu regnen, ich ziehe meine Regenjacke an und mache den Rucksack wetterfest. Es wird deutlich kälter und so windig, dass ich meinen Pilgerhut absetze und die Kapuze nehme. Tempel#15 hat Restaurationsarbeiten an der Haupthalle. Bei Tempel#16 lasse ich zuerst mein Pilgerbuch stempeln und verpacke es sicher, bevor ich im strömenden Regen den Hallen meine Aufwartung mache.

Für#17 ist es zu spät, deshalb laufe ich zur Bahnstation und fahre ins Zentrum zu meinem Hotel. Morgen früh fahre ich dann zurück zu Tempel#17.

Tag3: Kamojima-Kamiyama

In Kürze: so wie geplant hat alles funktioniert. Das Problem war nur, dass mein Plan nicht ganz meinen Vorstellungen entsprach…

Nach dem Frühstück ging es mit den Zug nach Kamojima, was zwei Stationen neben meinem gestrigen Endpunkt liegt. Nach 2,5km komme ich zu Tempel#11, Fujidera, ein sehr schöner Tempel.

Unddann geht es hinauf und hinab und hinauf und hinab… Irgendwann habe ich einige grüne Schilder verstanden, dass darauf die Steigungen von 1 bis 6 durch nummeriert wurden. Insgesamt waren es über 1200 Höhenmeter und stellweise extrem steil. Das Wetter war kalt und bewölkt, fast perfekt für die Anstrengung aber auf 700m Höhe blies der Wind eisig. Ich war froh über meine Wanderstöcke und das Halstuch, aber vor allem meinen Angora Pulli, der auch schweißnass noch warm hält.???

In einem Automaten entdecke ich eine J-Cola Zero, Fake Kalorien für den Abstieg zum Hotel, vermeintliche 9km. Zum Glück ziehe ich mir noch eine Packung Calorimate in der braunen Schoko Version, und esse die Hälfte als Tuning, denn es stehen ja noch zwei Stunden Fußmarsch an. Pustekuchen, es werden mehr als drei, denn bis zu meinem Onsen Hotel sind es weitere fast 15km. Ups.

Der Weg ist schön, im Dunkeln komme ich an. 29km. Morgen sollten es 27km für die Tempel 13-17 sein, aber alles flach. Geradezu Easy Going?

Tag2: Tokushima

Ich habe gut geschlafen auf dem sehr festen Futon. Dem Rücken geht es wieder besser, ich starte mit einem klassischen Frühstück.

Dann geht es in Zug zurück nach Itano. Leider mit den falschen Ticket, die rote Zahl unter dem eigentlichen Preis bedeutet den Zuschlag bei Limited Express. Mit solch einen bin ich gefahren, deshalb gibt es bei Ticket Abgabe am Bahnhof ein freundliches Nachrufen, Limited Express, Limited Express! Es hilft nichts, ich muss zahlen. Sorry. Es fängt an zu regnen, erst leicht dann mehr. Also Regenjacke an, doch keine 3 Minuten später kommt die Sonne heraus, es wird viel zu warm. Ab hier nur noch T-Shirt unter dem Pilgerhemd. Es bleibt fortan den ganzen Tag sonnig und Uhr 20°im Schatten warm. Ich bekomme ziemlich viel Sonne ab und habe gegen Ende des Tages beinahe Sonnenbrand.

Sehr viele Häuser verfallen, alle Geschäfte entlang der Straße geschlossen, anscheinend dauerhaft. So manches mal Frage ich mich, lebt da noch jemand? Fast nur noch sehr alte Menschen hier.

Am Tempel#6 kaufe ich mir noch so einen praktischen Raucherstäbchenspender, also noch mehr zu tragen.

Ich muss auch feststellen, dass der Tempel#1 Shop durchweg 50% teurer ist, als dort.

Bei Tempel 7 sitzt ein japanisches PowerPilgertrio, das ziemlich lang dreistimmig versetzt Sutren murmelte, da traut man sich gar nicht, den Gong zu schlagen, oder einen Minz Obolus einzuwerfen…

Anschließend Udon Nudeln mit Limette-lecker.

Im Restaurant unterhalte ich mit einem japanischen Pilger, der alle 88 Tempel in 42 Tagen machen will. Und vielleicht auch alle Nebentempel? Unklar, denn gestern war er bei B1.

Der Weg nach Tempel#8 könnte ein paar zusätzliche Wegweiser gebrauchen, fast dachte ich, mich verirrt zu haben, Google Maps half mir dann am Gochi Schrein.

Tempel#8 ist ein sehr schöner Tempel.

Treffe hier den Japaner wieder, und später nochmals auf dem Weg nach Tempel#9. Er trägt ebenfalls 12kg, denn er hat auch ein Zelt dabei.

Bei Tempel#10 werde ich plötzlich namentlich gerufen: Teutonische Pilger die mich auf Facebook gesehen und direkt erkannt haben. Das ist auch Digitalisierung: die Welt erscheint klein, doch zu Fuß ist es ein ganzes Stück Weg…

Gerade ging unterhalb des Tempels ein Fest zu ende, viele Menschen und viele Stände mit Essen und anderen Dingen.

Als ich oben wieder aufbreche, kommt der Japaner ebenfalls an. Ich freue mich darauf ihn morgen vielleicht wieder zu sehen.

In mancher Pilgerhütte liegt ein schlaffer Pilger..

Ich schließe den Pilgertag am Bahnhof Awa-Kawashima,31km

Ich nutze die Wartezeit bis der Zug kommt um per Skype mein Ryokan anzurufen. Habe zu lange getrödelt oder gehe nicht schnell genug, um noch per Zug pünktlich zum Essen zu kommen. Ich annoncierte eine halbe Stunde Verspätung und hoffte man hat mich verstanden. Kurz vor 19:00 Ankunft Hotel, eben frisch machen, Kleidung wechseln und das Essen genießen. In Vorbereitung auf das anschließende Bad im Whirlpool und „Onsen“ habe ich leider das Smartphone in Zimmer gelassen und kann nun kein Foto des opulenten Japanischen Küchen Potpouris präsentieren, sondern nur schwärmen: Sushimi, Shabu Shabu, diesmal doppelt, Hühnchen und Gemüse, oder diverse Meeresfrüchte wie kleine Octopus, Suppe, diese grauen Nudeln, und diverse Dinge in Tempurateig. Gestern war gut, heute war köstlich. Danach noch eine halbe Stunde schrumpeln in heißem Wasser. Ein feiner Tagesausklang, damit der morgige Aufstieg nach Tempel#12 auch gut klappt.

Tag1: Tokushima

Erst kurz vor dem frühen Aufstehen kann ich einschlafen. Jetlag und zu viele Gedanken daran, ob morgen der Transport, die Pilger Erstausrüstung, die ersten Tempel Stempel und der Weg ins Ryokan alles so klappt wie ich mir vorgestellt habe, hielten mich wach. Müsli (von daheim ?) und Instantcafé ersetzen das richtige, vorab gebuchte Frühstück, denn dafür ist es noch zu früh bei meinem Aufbruch nach Shikoku.

Ich frage mich, wann die Entschleunigung eintreten wird, ja ob überhaupt. Zu viel geplant, zu wenig Laissez faire?

Schöne Planung, dich schon in Kobe gibt es Stau. Schaffe ich noch den Anschluss? Oder doch über Tokushima? Hätte ich doch später fahren können und vorher frühstücken…

Der Bus hat es geschafft. Highway Naruto Ausstieg, Fußmarsch zur Bushaltestelle der Linie 5, die direkt vor die Tempeltür fahren soll. Problem: dort wo angegeben ist keine Haltestelle.

Etwa 100m weiter gibt es eine, hat auch den richtigen Namen. Aber in welche Richtung fährt denn der Bus? Ich versuche einen Busfahrer zu fragen, ob es die richtige Haltestelle sei, er schickt mich in die andere Richtung, nachdem ich ihm mein Ziel gezeigt habe. Ich laufe, nach etwa 300m eine Haltestelle eines Loop Busses, aber mir kommen Zweifel, ob dies für mich passt. Besser zurücklaufen, den nur an der anderen Haltestelle stoppen Busse. Im Moment meiner Ankunft, kommt auch schon die 5. Ich Frage den Fahrer, er sagt Hay. Ich steige ein, doch falsch, den vorne ist der Ausstieg und bezahlt wird hinterher, aber dazu muss man ein Ticket an der hinteren Tür ziehen. Absolut Retro mit der Tür, einmal muss der Fahrer auch nachhelfen, will sie klemmt. Der Fahrpreis? Der baut sich während der Fahrt nach und nach auf, man muss nur nach seiner Nummer der Haltestelle schauen, für mich 370¥für die 11km.

Einen zockeligen Zickzackkurs später komme ich an Tempel#1 Ryozenji an. Links neben dem Eingang in einem Tempelshop stelle ich meine Pilgerausrüstung zusammen: Hemd, Hut, Kinnschnur, Tasche, das Stempelbuch Nokyocho, Feuerzeug, ein kleines Päckchen Räucherstäbchen und Mini Kerzen. Macht 12500¥ für eine sehr freundliche und hilfreiche Beratung.

Ein paar Selfies, eine Verbeugung am Tor und ab in den Tempel, Hände und Mund ausspülen, Gong schlagen, Haupthalle suchen und finden. Räucherstäbchen und Kerze anzünden, Geld und Osamefuda einwerfen… Moment, die sind im Rucksack und den habe ich neben dem Eingang abgestellt… Also inkognito. Sutra aufsagen kann ich nicht, ich schaue den Buddha respektvoll stumm an. Die gleiche Prozedur vor der Daishi Halle für Kukai.

Jetzt noch eine schöne Kalligrafie mit Stempel ins Buch und der erste Tempel ist vollbracht

Zur Belohnung gibt es Udoni Nudeln mit Tofu im Cafe neben dem Tempelshop. Lecker.

Weiter zum zweiten Tempel: Im Stempelbüro erhielt ich ein kleines Origami als Osettai.

Bei Tempel#3 erhielt ich ein zweites Osettai von einem Besucher: Calorimate, Energiewürfel für den schlappen Wanderer.

Es ist warm und sonnig, da braucht der Pilger ein Upgrade…Sonnenbrille.

Auf dem Weg zum vierten Tempel kommt man an einem riesigen Kampferbaum und Schrein vorbei. Zuletzt noch Tempel#5

Dann 3,6km zurücklaufen zur Itano Bahnstation. Die Beratung zur Bahnfahrt in Tempel 5 ist sehr nett von den Damen gemeint, hilft zuerst nicht wirklich, denn ich will ja laufen und keinen Bus dorthin nehmen.

Meine Unterkunft in Tokushima ist ein Ryokan, und ziemlich „angestaubt“.

Mit dem Abendessen, ein Shabu Shabu mit Udoni bin ich überfordert, zuerst mit den Zusammenbau der Speisen, dann auch mit der Menge. Ich finde mich jedoch zurecht und es war lecker.

Zum Abschluss des Tages noch ein kurzer Spaziergang durch die Stadt. Gehen Acht Uhr ist hier bereits wie ausgestorben, dabei bin ich doch noch überhaupt nicht in der Provinz Provinz.

Habe ein lustiges Autokarusell mit Kreiseln gesehen:

Morgen früh geht es dann zurück nach Itano und von dort ab Tempel#6 weiter, zum Glück mit leichtem Gepäck, denn meinem Rücken haben die beinahe 19km heute mit dem schweren Rucksack gereicht. Das Wetter könnte schlechter werden.