Tag21: Sukumo – Ainan

Die Ryokan Betreiberin wollte heute morgen noch ein gemeinsames Foto Bevor ich aufbrach, hakte sie sich bei mir, dem Fremdländischen Pilger unter und ihr Mann musste Fotos machen. Gern geschehen, da es ihr offensichtlich große Freude bereitete.
Einige Kilometer hinter Sukumo geht es einen Pass hinauf, der auf der Provinzgrenze zwischen Kochi und Ehime liegt.

Ab sofort bin ich in Ehime unterwegs, der dritten von vier Provinzen, bzw. Präfekturen von Shikoku. Tokushima war das spirituelle Erwachen, Kochi war das asketische Training, jetzt in Ehime folgt die Erleuchtung, bis ich dann bei Tempel#66 Unpenji nach Kagawa und somit ins Nirwana gelange. Wenn das Mal alles so einfach wäre…

Es ist wieder einmal ein wunderschöner Tag, etwas kühler als gestern, da läuft es sich fast von alleine. Wenn man so vor sich hinläuft, so gibt es natürlich immer wieder Dinge zu beachten, zu betrachten, anzuhören (Schüsse zum Beispiel im Wald, da frage ich mich, ob meine weiße Weste Hinweis genug an den Jäger darstellt, dass er bitte nicht auf mich schießt). Da höre ich hier lieber Vogelgesang oder Wasserplätschern. Ein Vogel hört sich an wie eine quietschende Schraube, die von einem Akkuschrauber immer tiefer und somit langsamer eingedreht wird.

Und dann denke ich auch immer daran, wenn ich einen besonders schönen und guten Gedanken hatte, ich müsse ihn mir doch aufschreiben, damit er nicht verloren ginge, oder ich könnte doch mein Smartphone als Diktiergerät benutzen. Dann wäre er konserviert und später könnte ich ihn erneut erleben. Und doch wäre es etwas anderes, ein Leben in der Vergangenheit. Das schöne am Reisen ist ja, dass ich mir nicht Gedanken darüber machen muss, schöne Gedanken zu vergessen, sondern die Reise an sich, frische schöne Gedanken erschafft. Und dabei bin ich organisierter, Planorientierter Allemane weit davon entfernt, einfach nur im Moment zu leben. Wäre es also besser, sich weniger Gedanken zu machen? Aber Meditieren bedeutet ja auch nicht, sich abzustumpfen, sich zu betäuben, sondern ganz bewusst wahrzunehmen und zu erleben und gleichzeitig dabei eine distanzierte, beobachtende Innere Position einzunehmen. Da habe ich noch großes Entwicklungspotential.

Jedenfalls bin ich dann kurz nach Mittag in Ainan und in einem Fuji Supermarkt kaufe ich dann spontan doch mehr als vorgesehen und gönne mir einen gemischten Rohkost Salat und Joghurt.

Apfel und Möhren bleiben dann halt für morgen Mittag. Im Ryokan gibt es um sechs Uhr wieder mehr als ausreichend zu essen. Ich habe den Eindruck, mein Plan hier abzunehmen ist ins Stocken geraten, oder es geht nicht mehr so schnell wie in den ersten zwei Wochen. Zuwenig Anstrengung, Zuwenig Höhenmeter, Zuwenig Gepäck? Zuviel Essen?

Heute gab es mal wieder eine Handvoll Bonbons als Ossetai, als ich mich auf ganz schmaler Straße an den Rand stellte, um eines der kleinen stupsnäsigen Autos vorbei zu lassen. Es hielt neben mir an, das Fenster auf der Beifahrerseite wurde herunter gekurbelt und von einer alten Dame die Bonbons überreicht.

Am Nachmittag besuche ich dann Tempel#40 Kanjizaiji.

Dort treffe ich auch wieder auf den Landsmann, der dir in Tsuyado übernachten möchte. Wir unterhalten uns eine Weile, Ich brauche ja nur 100m weiter ins Ryokan Yamashiroya.

Nach dem Einchecken will ich aber noch kurz durch den Ort, um mir Koyasan Butsugan-In anzusehen.

Tag20: Tosa-Shimizu – Sukumo

Ein Patchwork Tag: zuerst knapp 2km laufen, da der Bus nach Sumuko erst um 07:35 los fährt. Mit etwas Beeilung hätte ich auch noch den um 06:32 direkt vor der Tür des Minshuku Hayakawa nach dem Frühstück erwischt, zusammen mit einem anderen japanischen Gast.etwas für Unterwegs…Aber so eine kurze Morgenwanderung ist erfrischend. Dann den Bus bis Oura-Bunki und schon geht es parallel zur Straße in die Wildnis, in der Hoffnung auf schöne Ausblicke.

Der Weg führt mitten durch den Wald, aber wie den vielen steinernen Terrassen zu entnehmen ist, waren hier früher Reisterrassen. Aber die ehemaligen Bewohner sind wohl verschwunden. Und von den Häusern, die ich im Laufe des Tages sehe, sind gefühlt auch nur noch die Hälfte bewohnt. Eine Region stirbt aus. 03:40 Stunden stehen mir zur Verfügung, die etwa 11km bis zu einer anderen Bushaltestelle zu wandern, bis der nächste Bus kommt.

Obwohl der Weg teilweise sehr schwierig zu gehen ist, bin ich eine Stunde zu früh, es ist ein warmer Tag, 25° und ich habe keine Lust dumm auf den Bus zu warten, also geht es noch ein paar Kilometer weiter an der Straße entlang, fast bis zur Otsuki Fureal Station. Dann Bus bis Sukumo Station und zack in den Zug, zwei Stationen bis Hirata.

Von dort wandere ich über T39 Enkoji zurück nach Simuku wo ich im Yone Ya Ryokan übernachte.

Der Tempel ist ganz nett und gleich zwei Personen wetteifern um mein Nokyocho kalligrafisch zu verschönern – die Frau gewinnt. Auf dem weiteren Weg treffe ich nun schon zum vierten Mal auf einen mutmaßlichen (laut zweier Damen aus Hongkong) in Kanada lebenden Landsmann und diesmal kommen wir ins Gespräch, zuerst Englisch und dann doch auf Deutsch. In Kombination mit Facebook Pilger Gruppen erscheint die Welt schnell klein.
Das Ryokan ist absolut Retro, es riecht nach Mottenkugeln und scheint genauso alt wie die Besitzer zu sein. Aber Zimmer sauber und sowohl Toilette als auch Dusche auf dem Zimmer funktionieren. Dusche muss der Besitzer aber erst verifizieren, ja, es kommt heißes Wasser. Warum die Sitzbadewanne nicht benutzt werden kann/soll, habe ich nicht ganz verstanden, es könnte vielleicht sein, dass sie durch den Boden fällt? Egal, wollte ich ohnehin nicht benutzen und dass die Toilette kein elektronisches Washlet mit beheiztem Sitz und Rosettenspülung ist – drauf geschissen. In wahrsten Sinne des Wortes. Das Abendessen ist jedenfalls hervorragend und die Leute sind supernett.Passend zu Retro-ich muss an den wunderbaren Film 2046 denken-gibt es kein WiFi, daher gibt es mehr Bilder erst später.

Tag19: Ashizuri-Tosa-Shimizu

Ich hatte mir den Wecker zu früh eingestellt. Ich will dann doch nicht morgens noch ins Onsen, sondern versuche mich nochmals hinzulegen. Mäßig erfolgreich. Nach dem Frühstück (ich wählte von Buffet die nicht typisch japanischen Elemente) ging ich los, immer an der Küste entlang in Richtung Tosa-Shimizu.

Hin und her, rauf und runter, windet sich der Weg. Ich nehme nicht die kürzeste Strecke, denn ich habe den ganzen Tag Zeit.

Beim Ryugu Jinja folge ich einem geradezu abenteuerlichen Weg, bis ich mit Rucksack an den Felsen um einen Aussichtspunkt herumklettere. Als es absolut nicht mehr weiter geht, weil es keinerlei Hilfsseil mehr gibt, kehre ich um.

In der Stadt entdecke ich im wohlsortierten SunnyMart die Gesundheits-abnehmcoka von Pepsi: keine Pepsi Plus, sondern sie nennt sich Pepsi Special Zero.

Interessant ist der Preisaufschlag von fast 100% auf die Plus Cola im Geschäft, im Automaten sind es meist nur 10¥ Profi schlägt nur dreißig Prozent drauf, geradezu ein Schnäppchen. Dazu noch Möhren und Bananen, jeweils im Dreierpack zu 99¥ und ich bin versorgt bis zum Abendessen.

Als ich kurz vor Drei am gebuchten Minshuku Hayakawa ankomme, werde ich schon auf der Straße abgefangen. Es laufen hier in der Stadt auch nicht allzu viele fremdländische Pilger herum. Um genau zu sein, es läuft hier niemand sonst herum. Ein paar Autos, aber sonst geradezu eine Geisterstadt.

Ich lade meinen Rucksack ab, aber Duschen will ich noch nicht, ich versuche mich irgendwie verständlich zu machen, dass ich noch eine Runde spazieren gehen will, es ist ja noch früh. Ursprünglich hatte ich vor, noch zum Oki-no-hama Strand auf die andere Seite der Halbinsel zu laufen, aber dazu reicht dann doch nicht mehr die Zeit. Ich gehe zum Hafen

und folge dann einen Wegweiser den Berg hinauf. In diesen Berg wurden jede Menge breite Gänge geschlagen, ich frage mich wofür. Hat man Gestein abgebaut? Unterstände als Schutz vorm Wetter, vor Bomben,???

Aufgrund der Sprachbarriere habe ich auch keine Chance danach zu fragen. Der Weg ist schön, wenn auch zum Teil schwer zu finden. An einem einsamen Strand schlage ich mich an einer Stelle in Gestrüpp, was an ehesten nach einem Trampelpfad aussieht und gemäß GPS die Stelle sein könnte und ja, es ist der richtige Weg.

Um kurz vor fünf bin ich wieder am Minshuku und ja, jetzt kann und will ich duschen ?

Essen gibt es hier jeweils um Sechs Uhr. Sehr lecker. Es gibt hier kein WiFi.

Tag18: Iwatomoji – Ashizuri

Um vier Uhr war die Nacht zuende. Die rüstige Senioren Pilgergruppe gibt alles, vor allem Licht und Lautstärke, um rechtzeitig wach zu werden. Rechtzeitig wofür nur? Die Tempelzeremonie soll um sechs Uhr stattfinden, Frühstück gibt es erst danach…Anscheinend fragen sich die Damen und Herren nun ebenfalls nach dem Grund, genau vor meiner vierfach schallisolierten Papier Tür, und alle Versuche doch noch etwas Schlaf zu bekommen, sind vergeblich. Dabei war die kurze Nacht bereits sehr unruhig und alles andere als erholsam. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, man sollte nur gut über andere reden. Diese stetige Erinnerung ist notwendig, denn ich erwische immer wieder fiese Gedanken, wie sich meiner bemächtigen wollen. Ich nehme sie zur Kenntnis, aber mache sie mir nicht zu eigen. Ich muss mich immer wieder bei dem thailändischen Dhamma und seinen weisen Worten bedanken – es ist nun schon Jahre her, aber mit einem in Gedanken gesprochenen „Shower your mind“ lässt sich der ohnehin sinnlose Ärger vertreiben. Manche der produzierten Geräusche haben etwas geradezu groteskes an sich. Ich frage mich: Werde ich so ähnlich sein, wenn ich alt und mürbe bin? Wird mir auffallen, dass es absurd ist, flüstern zu wollen, wenn man schwerhörig ist?Zur Zeremonie bringe ich meinen Henro Führer mit, in der frohen Erwartung, das Herzsutra mit aufzusagen zu können, doch daraus wird nichts, denn selbst wenn es sich beim Text, der in einer völlig anderen Tonlage als bisher gehört, um das Herzsutra handeln sollte, so erschließt es sich mir nicht – die Trommel Begleitung ist einfach zu laut. Und die verteilten Textblätter helfen mir auch nicht, da reines Japanisch. Aber schön war’s. Auf zum Frühstück.Heute geht es mit dem lokalen Zug (Ticket in Zug, also ein Bus auf Schienen) zur Nakamura Station und von dort mit dem Bus weiter nach Ashizuri. Dort am Kap, dem südlichsten Punkt von Shikoku befindet sich Tempel#38 Kongofukuji.Als ich bei Ankunft in Nakamura im Zug bezahlen will, verweigert sich mit der Schaffner. Fahrpreis 1090¥ Ich soll den 1000¥ Schein klein machen? Also ab in den Wechsler damit und her mit der Handvoll Münzen. Hmm, die darf ich jetzt auch nicht einwerfen, der Schaffner liegt eine Klappe über den Einwurf. Was denn nun… Es bildet sich eine Schlange von Fahrgästen, die aussteigen wollen… Der Schaffner drückt mir ein violettes Papier in die Hand, anscheinend war die Fahrt umsonst! Interessant. Als Belohnung gönne ich mir ein Eis aus dem Automaten.

Während des Aufenthalts in Nakamura bis der Bus kommt entdecke ich noch einen Sunny Mart. Shopping ist angesagt, hier gibt es auch kleine Müsli Packungen, also sichere ich mir diese alternative Verpflegung.Ein Müsli ohne Zuckerzusatz zu finden, das wäre dann wohl zuviel des Guten. Noch ein Reisdreieck und ein Blaubeer Joghurt und eine supergünstige J-Cola Zero und ich bin für den Tag bereit.Der Bus fährt lange, bin fast zwei Stunden für 50km und fährt durch wirklich jedes kleine Kaff auf der Strecke. Ziemlich exakt fährt der Bus auf der Pilgerstrecke, die ich morgen laufen will. Ich werde dann aber noch einen Abstecher über einen Küsten Wanderweg machen.Irgendwie fühlt es sich falsch an, am Tempel#38 anzukommen, ohne zuvor ein paar Stunden gelaufen zu sein. Ist irgendwie zu einfach.

Das Hotel ist schick, Zimmer mit Terrasse, es gibt ein großes Onsen und eine finnischen Sauna. Das Wasser der Thermalquelle könnte man fast als Mineralwasser trinken, kein Vergleich mit dem schwefligen Wasser von Sanyo So.

Tag17: Susaki-Iwamotoji

Nach dem leckeren Frühstück im Ippuku Ryokan erhalte ich handgeschnitzte Essstäbchen in Oregami verpackt als Präsent.Dafür kostet das Ryokan auch mehr als erwartet, weil der genannte Preis ohne Frühstück war. Zu Fuß geht es durch das Hafenareal zur Susaki Station. Hier wird viel Holz verarbeitet.

Einen Halt weiter in Tosa-Kure ist die Fahrt im Limited Express auch schon wieder zu Ende. Ab hier geht es per Pedes über den Osaka Henro Michi hoch zum Nanako Pass.

Ein wunderschöner Weg entlang einer Vielzahl von Kirschbäumen, auch wenn er auf dem letzten Kilometer die fast dreihundert Höhenmeter erklimmt. Kurz vor dem Aufstieg esse ich endlich die Grapefruit, die ich vorgestern als Ossetai erhielt, nachdem ich sie jetzt 50km mit mir herum getragen habe. Lecker und erfrischend.

Ansonsten wandert es sich hervorragend mit meiner flüssigen Illusion von Kalorien, doch kurz vor Shimanto, im Sunny Mart VCT, bei Niida verlangt mein Magen nach etwas mehr. Also kaufe ich einen Reisball in Form eines Dreiecks und ein paar Cocktail Tomaten. Kaum habe ich dies verspeist und marschiere weiter, werde ich von einem netten Herren, Toshiyuki abgefangen, ich möge doch bitte in seine Walking Henro Ossetai Station Hujiyuuan kommen, nur 180m entfernt. Dem kann ich mich nicht verschließen, so gibt es für mich ein Glas Wasser mit Minze, einen Reiskeks und ein paar Weizenkeime als Ossetai. Man bietet mir auch Zenkonyado bei einer Bekannten in Motoyi an, aber ich bin dort bereits mit einem Onsen-Hotel versorgt.

Tag16: Tosa-Susaki

Das gestrige Schwein lag die halbe Nacht zu schwer im Magen. Morgens um Sechs, vor dem Frühstück nochmals kurz ins Onsen. Es gibt zwei Becken Anlagen, je eine für Männlein und Weiblein, wobei täglich die Zuordnung getauscht wird. Das heutige Becken war viel gedeckter als gestern und es gibt auch keinen Zugang zum Garten, also linke Seite ist die bessere Seite bei Sanyo So.

Direkt zu Beginn gibt es einen steilen Aufstieg an Tempel 36 vorbei, hoch zum inneren Heiligtum.

Genau daneben befindet sich ein Stück Griechenland.

Dann folgte ich der Küstenstraße, bei allerbestem Wetter und Aussicht.

Um drei bin ich an Ippuku Ryokan und nach dem Einchecken drehe ich noch eine Runde durch den Ort. Finde dann auch den fünften der zwanzig Nebentempel, entweder Bengai oder auch Bekkaku genannt. Vom Versuch, über eine Tsunami Fluchttreppe abzukürzen, werde ich von einer Frau abgehalten und bis zu der nächsten Kreuzung begleitet.

Ich gehe die Stufen von B5 hoch und oben aus der Hauptfalle heraus bedeutet mir eine Frau, das das Stempel-Büro unten ist ich gehe wieder runter und folge einer Karte und im Stempel Büro geeign zeichnet dieselbe Frau in mein Nokyocho. Wie ist die nur so schnell herunter gekommen, gibt es hier einen geheimen Tunnel?

Dann gehe ich noch in einen Super billigen Supermarkt und organisiere mir etwas zu essen. Aus einem Lawson Convini nene ich noch ein paar Sushi dazu. Viel zuviel insgesamt.

Tag15: Haruno-Tosa

Zum Frühstück gibt es mein Müsli mit Joghurt. Eine Portion habe ich noch. Dann geht es zuerst mit den Bus (hält vor der Tür) in Richtung Tempel#35. Die letzten drei Kilometer darf ich auf eigenen Beinen zurücklegen. Ich habe den Rucksack neu gepackt und das Tragegestell anders eingestellt. Er sitzt aber noch nicht ideal, denn das ist das Problem mit Bauch- oder Hüftgurten: sie funktionieren nur mit wenig Bauch. Sonst rutscht das Ganze zwangsläufig immer zu tief und belastet dann zu sehr die Schultern.Aber das wird schon, ich bin zuversichtlich, dass sich der Bauch hier in Bewegungsenergie umwandelt. Zu Tempel#35 Kiyotakiji geht es steil hoch und zum Schluss Stufen. Dort oben mache ich eine Pause mit einer köstlichen Grapefruit, die für 50¥das Stück angeboten werden.

Dann kommt eine Buspilgergruppe mit zwei Priestern, einer überreicht mit eine Handvoll Bonbons als Ossetai. Es werden auch noch Tüten mit Riesengrapefruits im Format eines Kinderkopfes angeboten. Davon kauft ein alter Mann eine und überreicht mir eine als Ossetai. Das darf ich nicht ablehnen, aber habe nun das Problem, dass mindestens ein Kilo Zusatzgewicht im Rucksack steckt. Meine Marschverpflegung für morgen.

Habe ich eigentlich schon lobend meine Schuhe erwähnt? Ich glaube nicht. Die besten Wanderschuhe, die ich jemals hatte. Lowa Renegade III GTX. Jetzt schon Hunderte Kilometer damit gelaufen und noch keine einzige Blase. Gehen wir auf Einen, Stunden auf Asphalt und die Füße und Gelenke sind noch zu gebrauchen. KEINE Vibram Sohlen, bei denen der Name suggeriert, sie würden gut Erschütterungen abfangen, aber meine Erfahrung ist eher eine andere. Ich hoffe, ich laufe sie während dieser Reise nicht so sehr ab, dass ich sie nicht wieder neu bestohlen lassen kann. Waren ein Schnäppchen zum halben Preis auf einer Outdoor Messe in Leverkusen, wären aber auch den doppelten Preis wert gewesen.

Pilgerrastplatz mit Aussicht.

Zwischenstopp mit Reisball und alkoholfreiem Bier. Wie schaffen die es nur, dass es 0 Kalorien hat???

Am frühen Nachmittag erreiche ich das reservierte Sanyo So Hotel mit Onsen. Zum Einchecken ist es noch zu früh, man findet nicht wirklich meine Reservierung wieder, aber ich kann den Rucksack abstellen und zum nahe gelegenen Tempel#36 Shoryuji nur mit Pilger Equipment belastet aufbrechen. Es ist wunderbares Wetter und die Lichtverhältnisse beim Aufstieg über die vielen Stufen sind wunderbar. Ein sehr schöner Tempel.

Dann geht es ins Hotel. WiFi gibt es in Zimmer leider nicht, nur im Lobbybereich. Dafür ist der Onsen mit seiner heißen Quelle hier der Hammer. Das schweflig riechende Wasser ist 42,5°heiß und nach zehn Minuten draußen im Garten im Becken sitzen, bin ich tiefenentspannt und den Kreislaufkollaps nahe. Erstmal kalt abduschen, dann geht’s. Vielleicht morgen früh vor dem Frühstück nochmal für 5 Minuten… ?

Mein erstes Paar Socken hat Lochfraß. Und mit der in Osaka gekauften Atrix Handcreme musste ich auch Waden und Oberschenkel eincremen, da durch das viele Scheuern der Hose die Haut beginnt rissig zu werden. Zuviel Abhärtung muss es dann doch nicht sein. Ansonsten denke ich würde ich heute noch ein paar Kilometer schaffen… Rücken gut, Knie gut, alles gut. Gleich etwas hier in Restaurant essen.

Ich bin froh, nicht das Abendessen gebucht zu haben, sondern bestelle mir ein Schweineschnitzel mit Curry. Lecker. Dazu ein Kirin Alkoholfrei. Das Asahi vorhin hat mir besser geschmeckt.

Tag14: Kochi-Haruno

Erneut wurde ich an der Rezeption vorstellig, um die sehr netten Damen, um nochmalige Unterstützung bei meinen weiteren Reservierungen zu bitten. Gleich nach dem Frühstück.

Dieser Bitte wurde erfolgreich nachgekommen, doch statt dem schon belegten Shukubo in Tempel#38 werde ich dann dort am Kap Ashizuri am nächsten Samstag in der Nobelunterkunft mit Onsen übernachten.

In der Touristen Information lasse ich mir noch eine Reservierung durchführen, dann ging es zur Post. Camping Equipment ist jetzt auf den Heimweg. Ich habe für die weitere Reise nun für jede Nacht Unterkünfte gebucht und somit hat sich das Zelten erledigt. Der Preis für das Paket nach Deutschland per Schiff wird auf 4000¥ für bis zu 5kg aufgerundet, es wiegt ein paar Gramm über vier Kilo. Die Pappbox kostete 210¥.

Komisch, der Rucksack fühlt sich anschließend immer noch schwer an. an…

Über Burg Kochi und später mit dem Bus geht es zurück nach T33. Das Kartenlesegerät im Bus funktioniert leider nicht mit meiner Icoca Karte, obwohl IC dran steht… Anderes System.

Zum Schluss geht es dann noch zum Hotel im Haruno Sportpark-welcome to the Eighties, aber ist sauber und reicht für eine Nacht und Selbstverpflegung. Abend noch Mal zurück zum Family Mart, um das Abendessen aufzustocken. Ich kann über Buchungsportale meine letzten Übernachtungslücken füllen. In einer Kombination aus Laufen und Bus sollte der Plan relativ komfortabel durchführbar sein. Das Problem sind die zu langen Distanzen mit wenig Unterkunftsmöglichkeiten unterwegs. Einfach irgendwo auftauchen geht ja auch nicht, weil hierzulande äußerst verpönt und ohne Garantie auf Platz. Viele Japaner haben ihre Herbergen a fur die ganze Pilgerreise fest vorgebucht, aber laufen dann auch mal ihre vierzig Kilometer, ja rennen geradezu. Mit fehlen dazu die Voraussetzungen.

Hier im Hotel gibt es erstmals eine Toilette ohne beheizten Sitz.(oder er ist defekt) Dafür gurgelt sie zur Begrüßung erst einmal laut, wenn man sich auf die setzt. Klobürsten sucht man hierzulande vergeblich, man schreibt die Theorie zu vertreten, die Toiletten könnten sich selbst von allem reinigen, was aber definitiv nicht stimmt 🙂

Im letzten Hotel bootete die Toilette jedesmal neu, wenn man die Schlüsselkarte einsteckte – im Umkehrschluss bedeutet dies: Kein Strom, keine Spülung.

Ich konnte endlich einmal eine Reispflanzmaschine bei der Arbeit beobachten: Reisteppich kommt oben rein und einzelne Pflanzen unten raus. Kurz darauf hält ein Auto und der Fahrer überreicht mir eine kleine Dose Grüntee als Ossetai.

Tag13: Kochi

Es ist verrückt mit dem Zugriff aufs Blog aus Japan. Per IP-Adresse darf immer nur eine maximale Anzahl von Daten abgeschickt werden, dann wird geblockt. Über VPN konnte ich einzeln noch die Bilder hochladen, aber ist jetzt auch geblockt. Nur die Allumfassenden Datenschleudern Google oder Facebook, die werden nie geblockt. Netzneutralität? Pah! Wie sieht die Zukunft aus, wenn man nur noch den globalen Einheitsbrei der ganz großen Anbieter empfangen kann? Genau so, wie diese Konzerne sie sich vorstellen. Aber muss man da mitmachen? Ich denke nein. Habe gerade herausgefunden, dass ich die Fritz Box daheim neu verbinden lassen kann und mit der frischen IP kann ich wieder ein paar Bilder hochladen. Komplizierter geht es kaum noch… Aber damit dürfte die Ursache für das Blocking bei meinem Hosting Provider liegen…

Ich bin heute von Tempel#31 bis Tempel#33 gelaufen, mit leichtem Gepäck. Mittags, bei einer Puffreise-Pause steigerten sich die Rückenprobleme bei einer Linksdrehung in einen stehenden Schmerz, dann noch etwas hin und her drehen und es renkte sich anscheinend wieder ein. Seitdem geht es wieder besser. Habe aber dennoch eine Planänderung beschlossen; ich werde morgen Zeit und Schlafsack, Pulli und Clogs in ein Paket nach Hause packen, um Gewicht in Rucksack zu sparen. Dann bin ich zwar nicht mehr flexibel bei der Übernachtung und kann nicht draußen schlafen, aber dann muss ich eben die noch fehlenden neun Nächte ein Hotel oder Ähnliches finden. Und dabei werde ich auch Bus und Bahn nutzen. Ich bin da zuversichtlich, denn bisher haben alle Reservierungen funktioniert, entweder habe ich Glück, oder ich bin froh genug dran, oder es ist gut noch nicht so voll wie befürchtet. Was nützt es mir denn, wirklich die ganze Strecke nur zu Fuß zurückzulegen, und dabei den Rücken zu ruinieren oder permanent über mögliche Unterkünfte nachdenken zu müssen?Andere mögen gerne auf Parkbänken oder in Toilettenhäuschen übernachten, aber für mich ist das nichts. Da fahre ich lieber mit dem Bus in eine richtige Unterkunft.

Nach der Fähre zu Tempel#33 hab es kein entkommen vor einen Ossetai, obwohl es bereits halb fünf war und noch ein Stück Weg bis dorthin war. Sehr nett die Leute.

Tag12: Tano-Kochi

Die Nacht war zu kurz, da in der Unterkunft alles so hellhörig war. Problematischer für mich war jedoch, dass ich mir beim Abendessen (auf dem Boden) scheinbar den Rücken verrenkt habe, je nach Bewegung eine sehr schmerzhafte Angelegenheit. 07:41 Fahrt der Zug Richtung Kochi. Drei Deutsche Frauen, ebenfalls aus Köln, sind schon unterwegs nach Kyoto. Manchmal wird die Welt erstaunlich klein, wenn man die selben Gesichter immer wieder am anderen Ende der Welt sieht und dann feststellen muss, dass man beinahe Nachbar ist, und sich dennoch nicht kennt. Aber zu Fuß wird die Welt ganz schnell wieder ganz groß, und man entkommt sich nicht so schnell… Zwei Stationen weiter, Tobohama, am Abstieg von Tempel#27 steigen weitere bekannte Gesichter in den Zug, aus Israel und ein Trio aus Kalifornien, welches ebenfalls im Tempel 24 Shukubo übernachtete. Ich habe sie direkt am Ausstieg in Noichi aus den Augen verloren und den ganzen Tag nicht mehr gesehen. Es geht nach Tempel#28 Dainichiji.

Schlecht zu sehen, aber da steht eine typisch europäische Burg auf dem Berg.

Wir man sieht, ist es ein wunderbar sonniger Tag, dabei jedoch recht kühl, mit einer frischen Brise. Letzte Nacht hat es nochmal kräftig geregnet und so ist stets das Gluckern und Plätschern oder Rauschen von Wasser in Kanälen zu hören und mein Wegbegleiter, wie auch der Frühling. Es geht weiter zu Tempel#29 Kokubunji.

Hier esse ich dann auch einen Reisball, den es in der Unterkunft gab, Mein Rücken ist noch auszuhalten, aber irgendwie scheint die Füllung im Rucksack verrutscht, und erwill irgendwie nirgends recht halten.Es führt der weitere Weg mitten durch Reisfelder, fast als ob man über Wasser wandeln würde. Überall werden die Felder gerade vorbereitet oder sind schon frisch bepflanzt. Wasser, Wasser, Wasser, durch das ausgeklügelte System von Bewässerung und Entwässerung zu laufen ist interessant.

Vor Tempel#30 Zenrakuji liegt genau gegenüber der Tosa Schrein Tosa Jinja, eine faszinierende Anlage. Ich komme mit fast fehl am Platze vor, in meinem Pilgerdress interessiert die gesamte Anlage zu erkunden.

Gegenüber liegt mein eigentliches Ziel: T30

Unterwegs erhielt zweimal Ossetai, Eine Mandarine mit einem salzigen Keks und Schokonüsse und man wollte sich gerne mit mir auf Englisch unterhalten und fotografiert werden. Dank meines Osamefuda mit E-Mail und Facebook erreichte mich bereits an der Bahnstation das entstandene Bild:

Bis zur Bahnstation geht es noch mit dem Rücken, 23km mit Rucksack sind geschafft, aber dann im Zug, beim Aufstehen verrenke ich mir den Rücken erneut und es wird richtig schwer noch die 500m ins Hotel zu schaffen. Es gibt ein großes Fest in der Stadt, doch ich brauche dringend eine heiße Dusche und etwas hinlegen wegen der starken Rückenschmerzen bei jeder falschen Bewegung. Und es scheint jede falsch zu sein. Teil des asketischen Trainings. Das Comfort Hotel ist brandneu und ein starker Kontrast zur Heimunterkunft von gestern

Nach einer Ruhepause geht es noch durch die Stadt zur Burg.

Leider hat die WordPress App viele Fehler und Probleme, wenn viele Bilder im Text sind, alles gelöscht und ich hatte keine Lust alles noch einmal zu schreiben. Deshalb nur die Bilder.

Tag11: Moto-Tano

Der Tag beginnt mit einer Zeremonie. Vielleicht könnte ich das Herz Sutra ebenfalls auswendig, wenn ich wie einer der Japaner bereits bei meinem 39. Ohenro wäre. Die Aussprache ist allerdings anders, als ich beim Lesen der Silben in meinen Guidebook vermutet hätte. Dann gibt es noch eine längere Rede des Abtes über Kukai, von der ich allerdings mangels Japanisch Kenntnisse nichts verstehe. Im Anschluss gibt es ein wunderbares Frühstück

Ich wanderte dann hinab zur Busstation und fuhr mit dem Bus bis Nahari Station für 960¥ und von dort wurde zu Fuß 1,4km bis zum Minshuku Misono, welches anscheinend bei henrohouse Webseite gelistet ist. Sehr netter Empfang, ich lasse meinen Rucksack dort stehen und werde sogar im Auto mitgenommen nach Tonohama, wo der Aufstieg nach Tempel#27 Konomineji beginnt. Letztlich läuft man eine steile schaffe Straße hoch, auch bei Feuchtigkeit gut zu bewältigen.

Der Tempel ist echt nett, wird aber durch den weiter oben über viele Stufen erreichbaren Konomine Schrein übertroffen. Dort gibt es auch 900 Jahre alte Bäume.

Ich gehe dann den ganzen Weg zurück, in zum Teil strömendem Regen, an der viel befahrenen Straße entlang. In Summe heute 20km, aber nur zwei mit schweren Rucksack.

Eine der vielen Tsunami Türme.

Hier in Tano stolpere ich zufällig über einen wunderbaren Schrein, Daishido Hachimangu. Umgeben von duftenden Lorbeerbäumen, eine herrliche Atmosphäre.

Dann noch ein Shopping Abenteuer in Sachen Selbstmedikation, falls sich da Knie doch wieder bemerkbar machen sollte. Wie findet man nur das Richtige?

Abends fülle ich noch Buchungslücken, wenn alles klappt, werde ich ab Kuma Kogen, Tempel#44 ohne Zeit, Schlafsack und Isomatte unterwegs sein, mich also erleichtern. Habe auch noch ein paar Übernachtungstipps bekommen, für die ich eventuell meine Planung anpasse, aber bis dahin ist noch einige Zeit.

Abendessen ist hier very special Hausmannskost.

Mehr Infos und Bilder gibt es, wenn ich wieder WiFi habe, also morgen Abend in Kochi Stadt.

Tag10: Muroto-Katayama

Nach einem hervorragenden Frühstück geht es um 7:30 los nach Tempel#25.

Unterwegs betrachte ich mir fasziniert ein Beispiel von Digitalisierung an, und zwar erfolgt die Gasversorgung der Häuser nicht über eine festgelegte Gasleitung, sondern über je zwei Einzelflaschen, die über einen Umschalter und und einen digitalen Volumenzähler angeschlossen sind. Gasleitungen in der Erde sind in einem Erdbebengebiet ja auch eine sehr gefährliche Angelegenheit, weil die Feuer nach einem Beben oft noch zerstörerischer sind. Ich frage mich, ob die Zähler den Verbrauch und leere Flaschen automatisch per Mobilfunk melden, gas on demand, oder ob doch noch jemand regelmäßig nach Schema F kontrollieren und Flaschen wechseln kommt.

Interessant ist hier, dass es Hinweisschilder auf Englisch gibt, den Tempel nicht zwischen 17:00 und 07:00 zu betreten. An einem Torbogen weiter oben steht „DO not sleep here“ Deutliche Anzeichen, dass man hier keine Probleme mehr mit Henro-Hobos haben möchte. Über viele Stufen geht es hinauf zur Haupthalle, selbst Menschen, für kaum laufen können, nehmen die Last des Auf-und vor allem Abstiegs in Kauf.Anschließend geht es weiter nach Tempel#26.

Der Aufstieg dort hin hat es in sich. Schnaufend oben am Tempeltor angekommen, werde ich von einigen älteren Damen freundlich dazu aufgefordert, doch eine Pause zu machen. Man bietet mir auch einen Tee an. In einer Schale liegt goldenes Osamefuda, was bedeutet, dass jemand bereits 100mal die Shikoku Runde gemacht hat. Wir versuchen ein wenig per Google Übersetzer App zu kommunizieren, was teils funktioniert, aber zu 50% totalen Nonsens ergibt. Ich lasse den Damen eines meiner selbst gedruckten Osamefuda da, dann können sie, falls sie wollen später online ins Blog dieses schnaufenden Deutschen lesen.

Gestern habe ich übrigens durch guggeln herausgefunden, was es mit der Coca Cola Plus auf sich hat, die ich hier die ganze Zeit trinke, sofern ich sie in den Verkaufsautomaten finde. Hat hier in Japan eine Auszeichnung für gesundheitsförderndes Lebensmittel erhalten, enthält fünf Gramm Dextrin, welches ein Ballaststoff sein soll, der die Fettaufnahme des Körpers reduziert. Also zum Abnehmen geeignet, genau das will ich ja. Ob dies aber auch hilft, wenn man kaum Fett zu sich nimmt? Übrigens nur für Leute über Vierzig empfohlen.Ich übernachte heute wieder in einem Shukubo, diesmal im zu Tempel#26 gehörigen. Zimmer mit Meerblick.

Nachdem ich meinen Rucksack dort abgestellt habe, denn zum Check in ist es noch zu früh, gehe ich mit leichtem Gepäck in Richtung Tempel#27 los. Ich will wenigstens die antike Straße von Kiragawa sehen, denn morgen nehme ich den Bus nach Nahari zur Unterkunft, um dann mit Zug zum Aufstieg nach Tempel#27 zu fahren.Es geht wieder bergab, erst durch Felder, dann auf einem rutschigen Pfad. Ich habe mir mehr davon vorgestellt-es gibt zwar ein paar alte Häuser, aber die Autos und vor allem die bunten Verkaufsautomaten lassen keinen guten Gesamteindruck enstehen.

Ich gehe noch etwas weiter, bis Katayama. An einer Brücke gibt es eine Baustelle und gleich vier Arbeiter begrüßen mich nur Verbeugung und sperren für mich die verkehrsfreie Straße mit ihren Flaggen ab. Arigato gozeimas!Ich mache eine Orientierungspause in einem Pavillon, da entdeckte ich schwarzen Rauch im Ort. Der entwickelt sich zu einer sehr großen Rauchsäule, ein Gartenfeuer kann das nicht sein, es brennt! In einem Ort mit vielen Holzhäusern nicht gut. Es gibt Verpuffungen, ich hoffe, es konnten sich alle Betroffenen in Sicherheit bringen.Es dauert Minuten, bis eine Alarmsirene im Ort ertönt, nochmals weitere Minuten, bis die ersten winzigen Feuerwehrautos kommen. Auch Japan hat ein Problem mit Gaffern: ein Auto halt mitten auf der Landstraße an, um auszusteigen und bei laufendem Motor minutenlang debattierend den Rauch anzustarren. Die Feuerwehr hat wohl Probleme den Brand zu erreichen, kein Wunder, die Zufahrtswege sind hierzulande teilweise extrem schmal. Das jemand aber die immer zahlreicher eintreffenden (auch größeren) Feuerwehrwagen einweisen würde, geschieht aber auch nicht.

Ich stelle fest: auch was Notfallhilfe angeht ist hier tiefste Provinz und kann dauern…Großer Eklat beim Abendessen!

Das wahrlich vorzügliche Essen ist aufgetischt, Sashimi bis zum Abwinken, Thunfischsteak, Permura, eine Art Paella, und und und… Es wird gegessen. Es sind acht Gäste im Shukubo, sechs Japaner, eine andere Asiatin und ein Deutscher. Vier Japaner trinken Bier(große Flasche Asahi), einer dazu Sake, einer bestellt sich noch eine zweite Flasche und als der Sake Bier Japaner noch mehr bestellen weil, Platz den Abt aus dem Off förmlich der Kragen. Eine sehr lautstarke Tirade ergießt sich über die Anwesenden, einer der Japaner macht stellvertretend den Kotau. Ich verstehe kein Wort, aber ein buddhistisches „Habt Euch alle lieb“ hört sich anders an. Puh, Glück gehabt, dass ich Gaijin bei Grüntee geblieben bin, obwohl das Bier lecker aussah… Und ich gerade schwach werden wollte… Ich hatte mich gestern schon bei Tempel#24 im Shukubo gewundert, dass es Bier zum Essen gab, ja sogar einen Bier Getränkeautomaten auf der Etage gab. Hier macht der Abt allerdings deutlich, dass die Anwesenden sich schämen sollten, so den Alkohol zu frönen. Diese Belehrung geht fast zehn Minuten lang- ob sie Anklang fand? Ich bezweifle es. Beim Gang auf die Zimmer frotzeln zumindest einige und zeigen auf den Kühlschrank an der Rezeption mit Bierdosen.Morgen früh soll es um sechs Uhr eine Zeremonie stattfinden, ich bin gespannt.Bei den Badegewohnheiten ist mir heute zum zweiten Male jemand aufgefallen, der sich nicht vor betreten der Badewanne gründlich gereinigt, sondern nur kurz mit ein zwei Schüsseln Badewasser übergossen hat. (Der Zweibierflaschenjapaner)
Daran sieht man, dass es auch unter Japanern schwarze Schafe gibt.Mehr Bilder des Tages gibt es, wenn ich wieder WiFi habe.

Tag9: Hiwasa-Muroto

Zum Frühstück hatte ich Müsli mit Joghurt, dann marschierte ich los zum Bahnhof. Der Zug nach Kammoura schrumpfte während der Fahrt, waren es in Hiwasa noch zwei Wagen, mussten wir in Mugi in den Vorderen umsteigen, der Hintere wurde abgekoppelt. In Kaifu hieß es dann den Wagen erneut zu wechseln, in einen kleineren Wagen, dafür mit fröhlicher Beleuchtung.

In Muroto angekommen und gemeinsam die Stufen zum Tempel erklommen, trennten sich die Wege der zeitweilig gemeinsam Reisenden wieder – Deutschland Hongkong und Südkorea gingen vorerst weiter getrennte Wege. Gut möglich, dass man sich bei einem der nächsten Tempel erneut begegnet.

Man sieht einige Gesichter ohnehin immer wieder, so ist gerade ein Japaner aus Tempel#19 ebenfalls hier im Tempel#24Shukubo untergekommen.

Tempel#24 hier am Kap Muroto ist wichtig, denn hier in einer Höhle soll Kobo Daishi durch seine Exerzitien die Erleuchtung gefunden haben. Aus der Kombination der See und der Luft bekam er seinen Namen Kukai. Von Erleuchtung bin ich allerdings noch weit entfernt. Aber ich arbeite daran.

Das (zu frühe) Einchecken ins Shukubo stellte sich als problematisch heraus, man wollte mich wegschicken, No stay, private, fully booked. But,I have a reservation for Lurofu…Es wurde telefoniert, es kann ein anderer Mönch der dasselbe sagte, aber immerhin verstand, dass für mich zuvor angerufen und reserviert wurde. Ah, als deutsche Lurof San checkte man mich dann ein. Schönes Zimmer mit eigener Toilette und Waschbecken, es gibt ein großes japanisches Gemeinschaftsbad.

Schnell einen grünen Tee aufgegossen und dann eine Runde mit leichtem Gepäck die Gegend erkunden. Wieder alle Stufen herunter, das rechte Knie meckert, trotz aller Versuche, es so wenig wie möglich zu belasten.

Die Höhle der Erleuchtung ist aber leider wegen notwendiger Untersuchung von Steinschlag geschlossen.

Dann führt mich für Straße in die andere Richtung an der Küste in Richtung Stadt Muroto entlang. Leben in der Tsunami Zone. Das Wetter ist auf und wird sonnig warm.

Das Essen hier war hervorragend.