Tag18: Iwatomoji – Ashizuri

Um vier Uhr war die Nacht zuende. Die rüstige Senioren Pilgergruppe gibt alles, vor allem Licht und Lautstärke, um rechtzeitig wach zu werden. Rechtzeitig wofür nur? Die Tempelzeremonie soll um sechs Uhr stattfinden, Frühstück gibt es erst danach…Anscheinend fragen sich die Damen und Herren nun ebenfalls nach dem Grund, genau vor meiner vierfach schallisolierten Papier Tür, und alle Versuche doch noch etwas Schlaf zu bekommen, sind vergeblich. Dabei war die kurze Nacht bereits sehr unruhig und alles andere als erholsam. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, man sollte nur gut über andere reden. Diese stetige Erinnerung ist notwendig, denn ich erwische immer wieder fiese Gedanken, wie sich meiner bemächtigen wollen. Ich nehme sie zur Kenntnis, aber mache sie mir nicht zu eigen. Ich muss mich immer wieder bei dem thailändischen Dhamma und seinen weisen Worten bedanken – es ist nun schon Jahre her, aber mit einem in Gedanken gesprochenen „Shower your mind“ lässt sich der ohnehin sinnlose Ärger vertreiben. Manche der produzierten Geräusche haben etwas geradezu groteskes an sich. Ich frage mich: Werde ich so ähnlich sein, wenn ich alt und mürbe bin? Wird mir auffallen, dass es absurd ist, flüstern zu wollen, wenn man schwerhörig ist?Zur Zeremonie bringe ich meinen Henro Führer mit, in der frohen Erwartung, das Herzsutra mit aufzusagen zu können, doch daraus wird nichts, denn selbst wenn es sich beim Text, der in einer völlig anderen Tonlage als bisher gehört, um das Herzsutra handeln sollte, so erschließt es sich mir nicht – die Trommel Begleitung ist einfach zu laut. Und die verteilten Textblätter helfen mir auch nicht, da reines Japanisch. Aber schön war’s. Auf zum Frühstück.Heute geht es mit dem lokalen Zug (Ticket in Zug, also ein Bus auf Schienen) zur Nakamura Station und von dort mit dem Bus weiter nach Ashizuri. Dort am Kap, dem südlichsten Punkt von Shikoku befindet sich Tempel#38 Kongofukuji.Als ich bei Ankunft in Nakamura im Zug bezahlen will, verweigert sich mit der Schaffner. Fahrpreis 1090¥ Ich soll den 1000¥ Schein klein machen? Also ab in den Wechsler damit und her mit der Handvoll Münzen. Hmm, die darf ich jetzt auch nicht einwerfen, der Schaffner liegt eine Klappe über den Einwurf. Was denn nun… Es bildet sich eine Schlange von Fahrgästen, die aussteigen wollen… Der Schaffner drückt mir ein violettes Papier in die Hand, anscheinend war die Fahrt umsonst! Interessant. Als Belohnung gönne ich mir ein Eis aus dem Automaten.

Während des Aufenthalts in Nakamura bis der Bus kommt entdecke ich noch einen Sunny Mart. Shopping ist angesagt, hier gibt es auch kleine Müsli Packungen, also sichere ich mir diese alternative Verpflegung.Ein Müsli ohne Zuckerzusatz zu finden, das wäre dann wohl zuviel des Guten. Noch ein Reisdreieck und ein Blaubeer Joghurt und eine supergünstige J-Cola Zero und ich bin für den Tag bereit.Der Bus fährt lange, bin fast zwei Stunden für 50km und fährt durch wirklich jedes kleine Kaff auf der Strecke. Ziemlich exakt fährt der Bus auf der Pilgerstrecke, die ich morgen laufen will. Ich werde dann aber noch einen Abstecher über einen Küsten Wanderweg machen.Irgendwie fühlt es sich falsch an, am Tempel#38 anzukommen, ohne zuvor ein paar Stunden gelaufen zu sein. Ist irgendwie zu einfach.

Das Hotel ist schick, Zimmer mit Terrasse, es gibt ein großes Onsen und eine finnischen Sauna. Das Wasser der Thermalquelle könnte man fast als Mineralwasser trinken, kein Vergleich mit dem schwefligen Wasser von Sanyo So.