Zum Frühstück gibt es mein Müsli mit Joghurt. Eine Portion habe ich noch. Dann geht es zuerst mit den Bus (hält vor der Tür) in Richtung Tempel#35. Die letzten drei Kilometer darf ich auf eigenen Beinen zurücklegen. Ich habe den Rucksack neu gepackt und das Tragegestell anders eingestellt. Er sitzt aber noch nicht ideal, denn das ist das Problem mit Bauch- oder Hüftgurten: sie funktionieren nur mit wenig Bauch. Sonst rutscht das Ganze zwangsläufig immer zu tief und belastet dann zu sehr die Schultern.Aber das wird schon, ich bin zuversichtlich, dass sich der Bauch hier in Bewegungsenergie umwandelt. Zu Tempel#35 Kiyotakiji geht es steil hoch und zum Schluss Stufen. Dort oben mache ich eine Pause mit einer köstlichen Grapefruit, die für 50¥das Stück angeboten werden.
Dann kommt eine Buspilgergruppe mit zwei Priestern, einer überreicht mit eine Handvoll Bonbons als Ossetai. Es werden auch noch Tüten mit Riesengrapefruits im Format eines Kinderkopfes angeboten. Davon kauft ein alter Mann eine und überreicht mir eine als Ossetai. Das darf ich nicht ablehnen, aber habe nun das Problem, dass mindestens ein Kilo Zusatzgewicht im Rucksack steckt. Meine Marschverpflegung für morgen.
Habe ich eigentlich schon lobend meine Schuhe erwähnt? Ich glaube nicht. Die besten Wanderschuhe, die ich jemals hatte. Lowa Renegade III GTX. Jetzt schon Hunderte Kilometer damit gelaufen und noch keine einzige Blase. Gehen wir auf Einen, Stunden auf Asphalt und die Füße und Gelenke sind noch zu gebrauchen. KEINE Vibram Sohlen, bei denen der Name suggeriert, sie würden gut Erschütterungen abfangen, aber meine Erfahrung ist eher eine andere. Ich hoffe, ich laufe sie während dieser Reise nicht so sehr ab, dass ich sie nicht wieder neu bestohlen lassen kann. Waren ein Schnäppchen zum halben Preis auf einer Outdoor Messe in Leverkusen, wären aber auch den doppelten Preis wert gewesen.
Pilgerrastplatz mit Aussicht.
Zwischenstopp mit Reisball und alkoholfreiem Bier. Wie schaffen die es nur, dass es 0 Kalorien hat???
Am frühen Nachmittag erreiche ich das reservierte Sanyo So Hotel mit Onsen. Zum Einchecken ist es noch zu früh, man findet nicht wirklich meine Reservierung wieder, aber ich kann den Rucksack abstellen und zum nahe gelegenen Tempel#36 Shoryuji nur mit Pilger Equipment belastet aufbrechen. Es ist wunderbares Wetter und die Lichtverhältnisse beim Aufstieg über die vielen Stufen sind wunderbar. Ein sehr schöner Tempel.
Dann geht es ins Hotel. WiFi gibt es in Zimmer leider nicht, nur im Lobbybereich. Dafür ist der Onsen mit seiner heißen Quelle hier der Hammer. Das schweflig riechende Wasser ist 42,5°heiß und nach zehn Minuten draußen im Garten im Becken sitzen, bin ich tiefenentspannt und den Kreislaufkollaps nahe. Erstmal kalt abduschen, dann geht’s. Vielleicht morgen früh vor dem Frühstück nochmal für 5 Minuten… ?
Mein erstes Paar Socken hat Lochfraß. Und mit der in Osaka gekauften Atrix Handcreme musste ich auch Waden und Oberschenkel eincremen, da durch das viele Scheuern der Hose die Haut beginnt rissig zu werden. Zuviel Abhärtung muss es dann doch nicht sein. Ansonsten denke ich würde ich heute noch ein paar Kilometer schaffen… Rücken gut, Knie gut, alles gut. Gleich etwas hier in Restaurant essen.
Ich bin froh, nicht das Abendessen gebucht zu haben, sondern bestelle mir ein Schweineschnitzel mit Curry. Lecker. Dazu ein Kirin Alkoholfrei. Das Asahi vorhin hat mir besser geschmeckt.