Tag27: Ozu – Kumakogen

Nur zu Fuß, an einem einzigen Tag, ist mein heutiges Ziel nicht zu erreichen. Eine gewisse Strecke bin ich ja immerhin gestern „vor“ gelaufen, jetzt nehme ich den Zug bis Uchiko und dann 20km den Bus bis Odashisho. Von dort an muss ich über einen Pass laufen, ansonsten immer bergan, etwa 21km.

Mein Rucksack ist viel zu schwer, ich habe noch zu viele Äpfel und Möhren und auch ein alkoholfreies Bier, welches ich gestern nicht mehr getrunken habe. Dafür habe ich einen Regenmantel zurück gelassen, weil ich mir gestern im Dauerregen eine dünne Regenhose für 388¥ in einem Geschäft für Arbeitskleidung gekauft habe. Die sollte reichen und ist deutlich leichter. Dennoch, der Rucksack ist zu schwer und mir scheint ich habe mir in der Nacht im Schlaf den Rücken verrenkt. Zur Abwechslung Mal die andere Seite…

Ankunft in Uchiko,

der Kleinbus fährt eine wunderbare Strecke, vorbei an einem halben Dutzend Pilgern, fast zu schade, dass ich nicht selbst laufe, aber wenn man den großen Teil des Tages mit gehen verbringt, bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wir lange man für 20km bergan braucht…

Ab der Station Odashisho gehe ich um 09:45 los.

Immer bergan. Später dann ein Shortcut zwischen zwei Serpentinen Abschnitten der Straße, wie kam ich nur auf die Schnapsidee, es könnte sich um eine flache Strecke entlang eines sanft plätschernden Baches handeln?

Shortcut von Serpentinen bedeutet supersteil. Die Schuhsohlen haben zum Glück genügend grip, also komme ich schnaufend oben an. Ein jüngerer Japaner kommt knapp hinter mir den Berg hoch, ich grüße, Konnitschiwah, er schaut mich nur an, als ob mir gerade die Nase aus dem Gesicht gefallen wär. Das Wort mit I und diot am Ende kommt mir in den Sinn, aber was soll’s. Ich kann dich weiterhin fröhlich sein. Es ist wunderbarstes Wetter, ich habe vorerst die Zielhöhe erreicht, es gibt eine Sitzbank, Kaffeepäuschen bevor es durch einen Tunnel geht. Erstmalig in dieser Reise stecke ich mir die Kopfhörer ein, um Musik zu hören. „The XX“ und Go! into the darkness!

Nach einer Viertelstunde umfängt mich erneut der Sonnenschein und es ist faszinierend, wie sehr die geeignete Musik das Gehen beeinflusst. Walking on the sunny side of life. Es läuft. Wunderbar.

Dann geht es weiter durch den Wald, noch einmal hoch, über einen letzten Pass. Vorher noch eine Pause am Bach, ein Reisdreieck und das alkoholfreie Bier. Frisch gestärkt geht es weiter und bereits um 15:00 komme ich am gebuchten Hotel Garden Time an, zwei Kilometer früher als gedacht. Ich checke ein und bestelle mir auch japanisches Frühstück für die nächsten zwei Tage.

Wie so vieles hier auf Shikoku hat auch dies Hotel schon bessere Zeiten erlebt, aber das Zimmer ist OK und sauber, es gibt später ein annehmbares heißes Bad, alles prima.

Nach kurzer Pause geht es dann nach Tempel#44 Daihoji. Ein sehr idyllischer Ort mit Jahrhunderte alten Bäumen. Das Zugangstor im Wald, einfach nur beeindruckend. Definitiv eine der schönsten Tempelanlagen bisher für mich.

Dann zurück in den Ort Kuma.

In einem Supermarkt stelle ich mir mein Menü für den Abend zusammen: Sashimi, Curry Nudeln und noch etwas für morgen unterwegs, als „Me voy pa mi casa“ durch die Gänge schallt. Mein Klingelton, always online, diesmal muss ich ran 🙂

Und mit dem Bilderupload hat es diesmal auch ganz ohne Probleme geklappt. Ob das Hotel einen anderen Provider hat, oder meine Beschwerde bei meinem Provider schon Früchte trägt, jedenfalls tippi toppi!

Tempel#44, Halbzeit.

Bisher geradezu gesegnet vom Wetter, keine Disaster und trotz aller zu erwartenden Anstrengungen kein Verlassen der Komfortzone ins Existenzielle. Es läuft.