Nanjing, China
Die sechsstündige Zugfahrt aus dem heißen Huangshan hat mich ins ebenso heiße Nanjing verfrachtet. Bin ich überhaupt nicht mehr gewohnt, Temperaturen über 30 Grad zu haben.
Da werden morgen wohl nach langer Zeit meine Sandalen wieder zum Einsatz kommen.
Die Zugfahrt war recht kommunikativ und mit einigen Brocken Chinesisch und Englisch kam ich über die Runden.
Offensichtlich gibt es für Zugtickets wohl eine Ticketagentur, bei der man durch einen „Yellow Call“ gegen 5RMB Gebühr die Tickets etwas früher und dann auch für die besseren (unteren) Liegeplätze kaufen kann.
Der Zug war jedenfalls bis auf den letzten Platz belegt – Höchstsaison, Hauptreisezeit.
Am Abend wollte ich in einem Straßenrestaurant ein Essen erstehen und zeigte auch auf die konkrete Schale mit Gemüse bekam dann aber nur eine schnelle Abfolge von Sätzen um die Ohren gehauen. Nicht gerade geschäftstüchtig – in Kunming nahm die zugehörige Standfrau die gezeigte Schale, füllte Brühe ein und schaltete den Gasbrenner darunter an. Aber hier?
Ich glaube ich habe auch so etwas wie eine Standpauke vernommen, dass ich in China doch wohl gefälligst Chinesisch sprechen können müsse. Es hatte einfach keinen Sinn: Ich wies auf das Essen, „DAS DA“, zeigte drauf, ich hätte auch jegliche Brühe genommen, aber man konnte, ja wollte mich nicht verstehen. Ich bin dann halt weiter gegangen – ist ja nicht so, dass man hierzulande auf einer Straße voller Restaurants und einem Doppelbogenbräter verhungern müsste…
Hundert Meter weiter gab es zwar ein Missverständnis (meinerseits), als ich mich wunderte ein Garlic-Ji – also Knoblauchhähnchen in Chinglisch bestellen zu können, landete allerdings mit der Bestellung einen echten Volltreffer bei einem hervorragenden Curry-Chicken – für 15RMB, siehste mal, geht doch, wenn man nur will. Muss ich mir merken, dass Gali Ji Curry-Chicken ist. Ich bin hier in einer seltsamen Unterkunft gelandet – man scheint hier der Meinung zu sein, Frühstück anzubieten, aber doch nicht um Viertel vor Neun. Nachmittags vielleicht? Und warum werden hier Pippi-Räuber erwartet, denen man den Weg zur Toilette weist?
Und am wichtigsten: warum versuchen andauernd seltsame Menschen meine Zimmertüre aufzubrechen oder um Einlass zu begehren? Vorgeblich um eine Waschmaschine zu suchen, oder aber um ein Zimmer 205 in 203 zu finden?
Gegen solche ungebetenen Gäste hilft nur eine stabile Tür, gegen Appetit am Morgen hilft ein Frühstück beim Güldenen M um die Ecke: Für günstige 6RMB gibt es dort einen Ei-Käse Burger mit einem Becher durchaus wohlgeratenen Kaffees. Anschließend ging es quer durch die Stadt, durch den Präsidentenpalast, mit interessanten Einblicken in wichtige Phasen chinesischer Geschichte. Ist nicht mehr lange, bis die chinesische Republik ihr 100Jähriges feiert…
Dann ging es ins Nanjing Museum, welches durch Umbauarbeiten recht eingeschränkt, dafür aber kostenfrei in Betrieb ist. Aber immer schön brav zurück an den Ticketschalter um dort ein Gratisticket zu erhalten.
Zum Grab aus der Mingdynastie und dem Mausoleum Dr. Sun Yatsen (dem ersten Präsidenten) kam ich nicht ganz, denn die Preisvorstellungen, um Grabstellen anschauen zu dürfen lagen mit 15Euro im Bereich, an dem ich mir dachte, man soll die Toten ruhen lassen.
Dafür gehe ich lieber Achtmal Essen.
Apropos Essen: als ich am Straßenrestaurant, an dem ich gestern kläglich scheiterte vorüber kam, wollte man mich hereinwinken. Tja, Chance verpasst, denn im Eckrestaurant mit den drei Schriftzeichen, gab es neben dem leckeren Hähnchencurry auch ganz passables Schwarzpfefferrind. Mit einem Stieleis als Nachtisch passierte ich gesättigt und wohlgefällig erneut das nicht allzu gut besuchte, unverständige Restaurant. Könnte an der Körpersprache der Betreiberin liegen: trotziger Gesichtsausdruck, verschränkte Arme, macht sie eher den Eindruck einer „Dukommsthiernichtrein“ Türsteherin.
Morgen mittag geht es dann schon wieder weiter: mit dem Flieger nach Xi’An.