Back in Town

Germany, Germany

Mit dem Zug zum Flug zum Zug. In Nagoya scheint trotz des feucht drohenden Wetters Samstag Morgen Volkswandertag zu sein, der Zug platzt aus allen Nähten, bis zwei Stationen vor dem Flughafen die versammelte Rentnerschaft aussteigt und losmarschiert.
Zwölf Flugstunden später die Landung in Frankfurt, der Flieger parkt irgendwo im Nirgendwo und die eingesetzten Shuttlebusse kurven glatte zwanzig Minuten herum. Dies liegt nicht nur an Bauarbeiten, sondern auch an Passagiertreppenfahrern, die meinen querstehend auf der Fahrspur ein Schwätzchen halten zu müssen.
Mein Gepäck lässt an der Gepäcksausageb auf sich warten. Mittlerweile eine Stunde nach Landung frage ich an der Gepäckermittlung. Ja da könne ich auch lange warten, denn wenn man wie ich bis Köln im Zug durchgecheckt ist, dann landet das Gepäck an der Gepäckausgabe am Fernbahnhof. Das müsse ich doch wissen!?
Und woher solle ich das wissen?
Das hätte man mir bei Checkin sagen müssen!
Oh willkommen, Frankfurter Flughafen oh Nabel der Welt, natürlich weiß alle Welt, und jeder Flughafen darüber Bescheid, dass es hier DIE Gepäckausgabe und DIE Gepäckausgabe gibt!
Ich enteile in Richtung Fernbahnhof, denn meine Abfahrtszeit des Zuges rückt näher.
An der Fernbahnhofgepäckausgabe steht meine Tasche einsam in der Gegend und ich leiste ihr Gesellschaft.
“Und sie sind?” fragt mich jemand. Ein Aufpasser, Zöllner oder wer weiß was.
“Ich bin der Herr … und das ist meine Tasche. Er kontrolliert den Gepäckabschnitt.
Es wäre ja vielleicht hilfreich an der Gepäckausgabe eine Information anzubringen, dass im Anschluss Bahnreisende ihr Gepäck hier und nicht dort finden. Wenn ich nicht nachgefragt hätte, würde ich noch immer dort stehen.” erwähne ich.
Und erneut werde ICH (und die Fluglinie) zum Verantwortlichen deklariert:
Darüber müssten die Fluggesellschaften beim Checkin informieren. Und es gäbe Durchsagen. Dann eine Einschränkung, vielleicht nicht immer, aber bestimmt alle zehn Minuten.
“Tut mir leid, ich habe lange gewartet, aber es gab ganz sicher keine einzige Durchsage. Kein guter Service.” lautet meine Antwort.
Pahh, dafür könne Frankfurt doch nichts, und und und…
“Tut mir leid, keine Zeit, aber ICH muss zum Zug!”, und lasse die Gelegenheit verstreichen, eine sinnfreie, aber vermutlich hitzige Diskussion zu führen. Denn einsichtig scheint hier niemand zu sein, dass es kein Problem der Japaner ist, wenn Frankfurt unorganisiert ist und Passagiere schlecht informiert. Es geht doch auch anders, wie andere Flughäfen zeigen.
Im Zug gibt es natrülich keinen Platz 32B, aber kein Problem, im Abteil sind nur wenige Plätze belegt, so dass freie Sitzwahl herrscht.
Ich werde dann in Köln von Freunden am Bahnhof abgeholt, nicht ohne dass mich eine Frau um einen Euro oder fünfzig Cent “für ‘ne Pommes” anquatscht. Alles klar. Wieder daheim.
Auch die Wohnung ist noch, wie ich sie verlassen habe und nach und nach erwecke ich meine schlummernden Haushaltgerätschaften zu neuem Leben.
Mein WLAN braucht besondere Behandlung per Kabel, da mein (zum Glück bereits gekündigter) Provider wieder einmal der Meinung ist, meinen Router auf “sichere” WEP Verschlüsselung mit Initialpasswort zurückzusetzen. Darum kümmere ich aber erst nachdem wir in einem gerade neu eröffneten Restaurant um die Ecke eine Pizza essen waren. Hier nochmals danke an alle, die mir geholfen haben und mich unterstützt haben und dafür gesorgt haben, dass meine Reise und auch die Heimkehr so ablaufen konnte, als wäre ich nur mal eben fort gewesen! Zeit für ein bisschen finaler Stastistik: Insgesamt habe ich zu Fuß in der Zeit weit über 1000km zurückgelegt. Laut meiner Waage habe ich Acht Kilo abgenommen, nicht ganz das selbstgesteckte Ziel von 10kg erreicht, aber jetzt beginnt ja der Sommer… Was hat die Reise gekostet?
Natürlich zuerst einmal ein halbes Jahresgehalt, denn wer nicht für die Firma arbeitet, bekommt von der Firma auch kein Geld.
Ich habe kein Haushaltsbuch geführt, sondern erst nach fünf Monaten grob zusammengezählt, was ich bis dahin an Bargeldern aus dem Automaten gezogen habe und welche Summen sich aus den Kreditkartenabrechnungen und vorherigen Rechnungen ergaben.
Auch weil sich der Wechselkurs zum Euro während des halben Jahres erheblich verändert hat, ist mir eine ganz genaue Zuordnung zu einzelnen Kategorien nicht einfach möglich.
Hier das fehlerbehaftete Ergebnis für mögliche Nachahmer: Unterkunft: 2500 Euro
Sprachschulen: 2300 Euro
Flüge: 2400 Euro
Züge und Busse: 800 Euro – JapanRail Pass hätte sich für meine Etappen nur durch den vorher deutlich besseren Yen-Wechselkurs und selbst dann nur knapp gelohnt
Rundreise Myanmar; 1200 Euro
Visagebühren: 250 Euro
Alles andere: 2800 Euro Alles zusammen ~12.000 Euro Drei Wochen Japan kosten mehr als Drei Monate in Thailand oder Laos. Und Geld fürs Essen etc. hätte ich daheim ebenfalls ausgeben müssen… Ob ich meine Chinesischkenntnisse noch verfeinern werde oder sie für
mich nützlich sein werden wird die Zukunft zeigen..
Weiterbilden soll man sich heutzutage ja permanent, Lebenslanges Lernen, wie es so schön heisst. Auch auf Reisen.
Nach der Reise ist vor der Reise.
Ich glaube ich brauche jetzt erst mal Urlaub 😉

Sayonara Japan

Nagoya, Japan

Gestärkt durch ein Wasabi-Soya-Frischgemüsebaguette geht es im Hiraki Shinkansen nach Nagoya. Vorbei am Fujiyama, auf den ich ein paar Minuten lang freien Blick habe.
Das gebuchte Ryokan ist mit allem Komfort ausgestattet, hier werde ich meine letzten beiden Nächte auf japanischen Boden vermutlich gut verbringen. Die Burg von Nagoya brannte im Zweiten Weltkrieg nieder, man hat sie 1959 wieder aufgebaut, so mit schickem Betonkern und auch den praktischen Aufzug dabei nicht vergessen. Ist ja auch viel bequemer, bei knappen Dreißig Grad hochzufahren und herunterzulaufen…
Später fiel es dann wohl jemandem ein, dass es Rollstuhlfahrer nicht durch den kleineren Donjon in den großen Donjon schaffen und hat einen weiteren Betonaufzug von außen drangeflanscht – zum Glück kann man das häßliche Ding auf Bildern hinter einem Baum verstecken. Dabei hätte es eine Auffahrrampe über die Treppenstufen durchaus getan…
Im Innenhof errichtet man derzeit (bis etwa zum Jahre 2018) den ehemaligen Hammuru Palast (ebenfalls mit im Krieg abgebrannt), aber auf traditionelle Weise, mit Nut und Zapfen, man kann den Handwerkern zum Teil bei der Holzbearbeitung zuschauen. Wie in der Burg von Kumamoto.
Ich musste bei solcher Wiedererweckung der Vergangenheit an das geplante Berliner Stadtschloß denken, was immerhin derzeit aus Kostengründen auf Eis gelegt wurde. Ob die Konstruktion hier komplett durch Spenden finanziert wird, kann ich den Kanjitafeln nicht entnehmen, aber ich bezweifele es, denn auch Japan ist bekannt dafür, dass es über seine Verhältnisse lebt.
Auch Obdachlose gibt es eine Menge zu sehen, sie werden nur ziemlich geschickt abgedrängt zu Plätzen, wo sie nicht so auffallen, den optischen Gesamteindruck stören, schlecht fürs Feng Shui sind. Wovon die leben?? Vom Leergut sammeln jedenfalls nicht, denn das ist hierzulande nichts wert, fleißig wird jede Einwegflasche noch in ein zwei zusätzliche Plastiktüten verpackt und wieviel Strom die unzähligen gekühlten Verkaufsautomaten in der prallen Sonne verbrauchen, darüber denke man mit ökologischem Bewusstsein lieber nicht nach. Die Bildersymbolik erschließt sich mir auch nach Monaten in Asien nicht, aber ich glaube die Japaner sind da noch etwas spezifischer als die Länder drumherum: Ich kann ja noch nachvollziehen, dass Michael Jackson posthum mit einer Horde drolliger Comicaffen beworben wird, denn die sehen nett aus, und die Nasenform passt, aber weshalb auf mancher Straßenbeschilderung ein Auto durchgestrichen wird und ein stattdessen ein Fisch empfohlen wird??? Esst mehr Sushi? Schwimmt? Sei kein Fisch, oder doch? Leider ist das Foto eines Headbangers mit einer Zipfelmütze misslungen, er war zu schnell im Schatten mit seinem alternativen Hoolahoop Ring. Sah komisch aus, ich glaube ich würde nach Dreißig Sekunden kot.en:-)
細かく刻ん ;だ午
後は私の目 ;の前に溶Ӕ 9;る (Komakaku kizan da gogo wa watashi no me
no mae ni tokeru)(Frei nach guter asiatischer Tradition, irgendwo zu sitzen, den Augenblick zu durchdringen und der Nachwelt ein paar Zeichen, fein kalligraphiert zu hinterlassen, wurde ich lyrisch und habe mit nur mäßigem Erfolg meine Vorstellung in die moderne Übersetzungsmaschinerie eintrichtern können.) Der fein zerhackte Nachmittag zerfließt vor meinen Augen. Und nicht nur der Himmel, die Zeit verrinnt – auch das Geld. Da glaubst du einen kurzen Augenblick, du hättest zuviel Geld aus dem Automaten geholt und könntest es nicht mehr alles ausgeben und dann stutzt du beim Bezahlen und stellst fest, dass du stattdessen zuwenig Geld hast und auf der Strecke zu bleiben drohst, denn der Weg zum Flughafen ist weit und nicht umsonst.
Also erneut an den Automaten, ein kleines Häppchen Liquidität noch einmal, reichlich für den Tag und ein einfaches Abendmahl, so denkst du, und dann kommt die Metro und der Regen, der endlose Regen, der es dir nicht erlaubt zu Fuß und ohne den tollen großen Regenschirm quer durch die Stadt vom Schrein zurückzulaufen, also nochmals Metro, und dann noch einer dieser Convenience Stores, die es überall und ausschließlich gibt und dort noch einen Nachmittagssnack und Gerstenbrause und einen Joghurt für den frühen aufbruch morgen geholt, und wieder ist es vorbei mit der Liquidität. Trocken gelegt, ganz im Widerspruch zur Außenwelt. Für ein Coco-Abendcurry wird es noch reichen, und mehr muss auch nicht, aber Bargeld kann man in Japan NIE genug haben. Aber so ein Nachmittag mit geballtem Nichtstun, nur etwas Lesen, Tee, Kaffee, vielleicht noch ein bisschen Gepäckkontrolle für den finalen Flug, mit Blick auf den Garten, wie er schön im Regen glänzt – so ein Nachmittag der hat auch etwas für sich. Tiefsinnige Reflektion darüber, was diese Reise nun für mein Leben bedeutet, wie sich mein Horizont erweitert hat, ob es eine Zeit des Müßiggangs war, ob es sich gelohnt hat – das alles kommt mir nicht in den Sinn. Vielleicht später, vielleicht nie.
Zu bereuen gibt es jedenfalls nichts. Reisen zu können, ohne zu müssen, einfach so vorbeischauen, verweilen oder auch weiterziehen zu können, Tag um Tag, Woche um Woche und sich dabei nie fragen zu müssen, wie man nur die nächste Zeit überstehen kann, ist Freiheit, ist Luxus. Unglaublicher Luxus. Wie gut, wenn man nicht Luxussüchtig ist, und sich hoffentlich nicht zu sehr daran gewöhnt hat.

Toki-Ohh

Tokyo, Japan

Laut Nachrichten hat es bei meiner Ankunft in Tokio gebebt – ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen? Ich habe im Zug jedoch nichts davon mitbekommen und alle Menschen verhielten sich nicht ungewöhnlicher, als es die Menschen in Japan tun.
Was mir jedoch sofort auffiel, war die Vielzahl ungewohnt schriller Gestalten. Ich hielt dies für ein besonderes Kennzeichen von den ganz großen Städten, aber nach ein wenig Onlinerecherche komme ich mehr zur Überzeugung, dass ein nahe gelegenes Schwulenviertel die Ursache dafür ist.
(Dies erklärt mir im Nachhinein die äußerst seltsamen Blicke, die mir ein Asiate zuwarf, als ich anscheinend inmitten einer Cruising Area herumstand und mein GPS nach der korrekten Richtung zum Hotel befragte 🙂 Tagsüber ist vom seltsamen Treiben nichts erkennbar, vor allem wenn man kein Kanji lesen kann. Und selbst am Abend finden sich fast ausschließlich geschlossene Türen – bis auf die unzähligen Sexshops, die sich bei Tage hinter Rolläden versteckten. Wenige lesbare Webadressen verweisen auf Escortdienste.)
So ist es hier in Japan – man ignoriert “das Problem” und beschäftigt sich ausgiebig damit hinter verschlossenen Türen 🙂 Mein Hotelzimmer hier in Tokyo ist etwas eigenartig – ich habe ein Schaltpanel am Bett, mit sage und schreibe 28 Tasten für Licht und Luft, im Bad ein Jacuzzi oder Jetbath (was ich noch feststellen muss), aber keinen Handtuchhalter. Und es brummt permanent etwas. Unter anderem Moskitos, die mir heute früh ein Riesenhorn auf der Strin verpasst haben, aber wenigstens habe ich einen der Blutsauger nach seinem Frevel erwischt. Ein erster Streifzug durch die Stadt vor dem Checkin führte mich durch einen recht großen Park, der nur 100m entfernt ist. Verschiedene Gartenstile waren dort gegen Eintritt zu durchwandern. Nett.
Anschließend quetschte ich mich durch eine Shoppingzone in ein Curryrestaurant.
Ich war zuerst etwas angenervt von zuvielen übertakelten Shoppingdrohnen, ferngesteuert auf der Suche nach dem Luxusschnäppchen, die in Rücksichtsloser Manier durch die Straßen zischten, aber in den Seitenstraßen gewannen “normalere” Menschen die Oberhand. Wie ich mittlerweile festgestellt habe, lässt sich fast die gesamte Strecke zur Shinjuku Station auch unterirdisch zurücklegen, das halbe Viertel scheint unterhöhlt zu sein. Laut dem Wetterbericht sollte es gestern leicht regnen (hat es auch den ganzen Tag, und nicht nur leicht) und ab heute sollte Starkregen und Gewitter einsetzen. Also kaufte ich mir im nächstgelegenen Convenience Store den größten verfügbaren Regenschirm, denn so ein Knirps kommt gegen Taifun-Wassermassen nicht an. Heute morgen sieht die Welt jedoch wieder anders aus, es scheint die Sonne und das Gewitter ist aus den Vorhersagen verschwunden. Ich stelle wieder einmal fest, dass in Japan der Wetterbericht eine Halbwertszeit von zwei Mahlzeiten hat.
Nehme ich meinen Siebzig Zentimeter Schirm nun mit, oder nicht? Aus Ermangelung von Schaumbad (trotz Zwölf Flaschen mit Ingerdienzen von Haarwasser über Moisturizer, Lotion, Facecleanser…) verwendete ich ein wenig Bodysoap und Shampoo für meinen Wannentest. Unglaublich, wieviel Schaum so ein Jacuzzi aus so wenig Seife erzeugen kann! Bei 30cm Schaumstand im Bad stellte ich die Turbinen ab und betätigte mich als Schaumschläger 😉 Es gibt hierzulande interessante Dressings zu den ansonsten global einheitlichen Sandwiches – neben lemon creamy und basilikum mayonaise gibt es meinen Favoriten wasabi soja.
Es muss ja nicht immer Reis oder Nudeln sein.. Gegenüber des Hotels gibt es auch ein Thairestaurant Hotpepper1, dass ein hervorragendes rotes Curry anbietet. Wettermäßig hatte ich heute bei meinen Streifzügen durch die Stadt (Per pedes von Tokyo Dome über Ueno nach Asakusa) wieder Glück – anfänglich tropisch schwül, blieb es trocken und warm. Morgen geht es dann für mich mit einer älteren Sorte Shinkansen nach Nagoya. Endspurt…

Theoretisch in den japanischen Alpen

Matsumoto, Japan

Am Bahnhof von Kyoto trennten sich die Wege, am Bahnhof von Matsumoto traf ich eine Krankenschwester und Karateka aus Süddeutschland. Sie war drei Wochen in Japan unterwegs; nach Matsumoto führte sie ein Tagesausflug zur Burg. Wir kamen ins Gespräch, auch ich wollte die Burg besichtigen, obgleich ich in meinem Reiseführer gelesen hatte, dass nur noch die Mauern vorhanden wären. Wie sich wieder einmal herausstellte, steht in Reiseführern viel Blödsinn und ich tendiere zu der Behauptung, sich nach ihnen zu richten ist Irreführung. Mein Hotel lag auf dem Weg zur Burg. Ein kurzer Zwischenstop dort zum Gepäckabwurf an der Rezeption und wir besichtigten die Matsumotoburg.
Diese ist nicht allzu groß, aber laut Eigenbeschreibung die älteste Burg Japans mit im Original erhaltenen Turm. Dass die letzten Jahrhunderte kein Feuer die Gebäude hinwegraffte, könnte wirklich am Schrein im Turm liegen, denn laut Legende versprach eine Göttin die Burg vor allem Unbill zu bewahren, würde man ihr dort mit einer Unterkunft und 600 Kilo Reis huldigen. Ich glaube, den Reis hat man mittlerweile entfernt. Wir unterhielten uns über das Alleinreisen, über neidische Kollegen, die sich wunderten, wie man es sich nur leisten könne zu reisen, und dass Alleinreisen doch unvorstellbar, ja das Allerletzte wäre…
Pustekuchen. Alles Pustekuchen, da waren wir uns einig.
Was führt jemanden nach Matsumoto? Eine Idee, ein Plan – da muss ich hin!? Oder einfach ein Blick auf die Landkarte, zack Mittendrin, Berge, mal schauen wie es dort ist, eine Burg auch nicht schlecht? Vielleicht von allem etwas.
Eine Zugfahrt durch die Berge ist etwas Herrliches, man schaut aus dem Fenster, in die Landschaft, der Blick gleitet über Bäume und Bergkuppen und die Gedanken schweifen. Auch in diesem Moment, als ich dies tippe sitze ich in der Bahn, auf der Weiterreise nach Tokyo.
Immer noch denke ich daran, wie sich Gefühle, mit Worten angemessen ausdrücken lassen. Ein einfaches Gefühl sollte doch mit einfachen Worten darzustellen sein, könnte man meinen, doch bin ich mir da nicht sicher. Vielleicht wenn man sich auf ein Erlebnis des Lesers beziehen kann, ala: “Wie in dem Moment, als Du Deine Tochter das erste Mal in Armen hieltst…”
Doch wer genau ist der Leser, die Leserin? Und sind sie alle gleich? Wenn jemand Alleinreisen als doof, langweilig oder gar mies erlebt hat, dann führt bei dieser Person jeder Bezug aufs Alleinreisen unweigerlich zu einem negativen Eindruck. Dabei gibt es genauso wenig DAS Alleinreisen, wie es DAS Leben gibt – für jeden Menschen, für jede Reise, ja für jede Etappe einer Reise kann es unterschiedlich sein. Natürlich gibt es ebenfalls die berühmten Höhen und Tiefen.
Um Abgründe zu vermeiden, in die man böse fallen kann, informiert man sich und plant oder organisiert. Planung mag für manchen Reisenden, den ich unterwegs traf ein Greuel sein. Da muss alles “authentisch planlos” sein, vorgeblich schaut man erst vor Ort, wo und wie man unterkommt. Das kann auch schon mal in die Hose gehen, wenn der Flughafen nachts schließt und auch der 24h Burgerbräter nicht mag, dass seine Gäste in seinen Räumlichkeiten schlafen… Ist dann immerhin auch eine Erfahrung und so gibt es halt verschiedene Vorstellungen vom Reisen. Wichtig erscheint mir nur, dass man auf eine Art reist, die den eigenen Bedürfnissen entspricht. Und wenn man keine Ahnung hat, ob man mit etwas klarkommt – sei es Essen, die sanitären Anlagen oder die Schlafunterlage – ausprobieren!
Ein Reiseplan ist ein Hilfsmittel, kein Muss. Abweichungen davon sollten erlaubt sein, es macht keinen Sinn mit Gewalt passend zu machen, was nicht passend zu machen ist.
Interessanterweise kam mir bei Planung, verbunden mit dem Vorwurf des Strebens nach Sicherheit, der Bezug zur Meditation in den Sinn. Ich erinnerte mich an den Dhammatalk, als es hieß, Meditieren, sich Zurücknehmen, wäre wie ein Haus zu bauen, in das man sich zurückziehen könne, zum Schutz vor Wind, Regen und Eis. Ist man mental in der Lage, jede unbequeme, ungastliche Situation auf die man während einer Reise geraten könnte, unter Erhalt der inneren Zufriedenheit zu etragen und zu betrachten, so kommt man ohne Planung aus, kann sich treiben lassen. Aber hat ein dermaßen befähigter Mensch überhaupt noch den Antrieb zu reisen, und warum sollte er sich ohne Not in Unbill begeben?
“Wer sich in Gefahr begibt, der kommt darin um”, hat einmal ein schlauer Mensch gesagt.
Man kann also einen Reiseplan, als eine Unterkunft betrachten, auf die man sich zurückziehen kann und nicht als Gefängnis, aus dem man nicht ausbrechen darf. Manchmal braucht man auch einen Plan, um das Vorhaben genehmigt zu bekommen.
Ist alles sehr theoretisch und zeigt mir wieder einmal, dass sich selbst mit vielen Worten kaum jemand anderem beschreiben lässt, wie sich etwas anfühlt, wenn derjenige nicht Ähnliches erlebt hat, oder abweichende Wertvorstellungen hat.
In Matsumoto war es der Fall, dass wir einander verstanden und von Anbeginn gut miteinander kommunizierten. Generell ist Kommunikation auf dieser Reise ein zentrales Thema für mich, auch weil ich etliche Wochen mit dem Erlernen des Handwerkszeugs – einer fremden Sprache – verbracht habe. Man kann mit vielen Worten kommunizieren, es kann die gleiche Sprache sein, es können die absolut richtigen Worte sein und doch versteht man sich nicht. Zum Teil ist es einfacher, versteht man sich besser, wenn man keine gemeinsame Sprache hat und Kommunikation sich auf das reduziert, was man gemeinsam hat, das Menschsein, die Menschlichkeit. Die Erwartungshaltung reduziert sich, wenn man nicht per se davon ausgehen kann, der Andere würde einen schon verstehen. (Davon kann man nie ausgehen, aber die eigene Bequemlichkeit verleitet gerne zu der Annahme)
Ach ach ach, ich erlebe Allgemeinplätze der Kommunikationstheorie, erlebe wie Missverständnisse zu schmollendem Schweigen führen und Gelegenheiten unwiederbringlich verloren gehen. Eine Nachfrage, ein Rückkanal hätte ausgereicht, um die Situation beizeiten zu klären, doch der Achso-Effekt stellte sich zu spät ein…
Wie ich dies schreibe, kommt mir eine frühere Bekannte, eine Grundschullehrerin, in den Sinn, die mir meine Naivität vorhalten würde, und mit einem schier unglaublichen Repertoire an Kommunikationstheoretischen Termen die Realität erklären würde. Und bei dieser Erklärung spektakulär scheitern würde, weil ihre Erklärung unverständlich ist, und eine aus ihrem Blickwinkel perfekte Beschreibung aus einer anderen Perspektive in der Realität anders aussieht und fehlerhaft wird. So in der Art, ein Leben in 3D auf eine Oberfläche zu projizieren.
Kurz zusammengefasst: so eine Reise, insbesondere als Alleinreisender, der selbst organisieren und “sich kümmern” muss, ist sinnvoller und lehrreicher als Zwanzig Kommunikationsseminare, in denen es dann heisst: “nun nehmt Euch an den Händen und lasst Euch fallen…”
Ich will zu guter Letzt auch die Möglichkeit erwähnen, dass es manchmal besser sein kann, NICHT miteinander zu kommunizieren. Mag sein, dass ich bis zu dieser Stelle einige Leser verloren habe, die für sich zum Ergebnis kamen, ich schwafele zu viel, ich möge mich doch kurz fassen, sie hätten doch keine Zeit für so etwas.
Für die anderen komme ich nochmal auf Matsumoto und einen Tagesausflug nach Kamikochi zurück.
Also, die nette Karate lernende Krankenschwester (schwarzer Gürtel 2ten Grades) fuhr am Nachmittag zurück zu ihrem einige Bahnstunden entfernten Unterbringungsort, ich ging Nahrung shoppen und checkte dann in mein steriles Businesshotel ein. Dort arbeitete ich liegengebliebene Bilder und Reisetage auf und fad nicht die Zeit und Mu&#x DF;e die umhersausenden Gedanken einzufangen. Den nächsten Morgen wollte ich mit dem Bus nach Kamikochi fahren und wäre beinahe an japanischer Finanzlogik gescheitert. Meine liquiden Mittel gingen zur Neige, doch Tickets gibt es nur gegen Bares. Es gibt einen Geldautomaten neben dem Fahrkartenschalter, aber sin*****weise hält man diesen bis Neun Uhr verschlossen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis der guten Frau am Schalter dämmerte, dass dieser Automat DOCH (ich bestand darauf) nicht so hilfreich für mich ist, wenn ich den Bus um 8:50 nehmen möchte. Man zeigte mir dann auf einem Stadtplan einen dieser SevenElevens mit ATM. (Hier sei erwähnt, dass die ATMs dort, wie auch an vielen anderen Stellen hier in Japan keine Mastercard oder Maestro mehr akzeptieren – warum auch immer) Ich schaffte es noch rechtzeitig Geld und Ticket zu beschaffen und eine tolle Busfahrt in die Berge, vorbei an, und über, diverse Staudämme zu erleben. Sehr sehenswert!
In Kamikochi kann man in einem Tal wandern und ringsum erheben sich einige Dreitausender, darunter auch ein aktiver Vulkan. Ich marschierte denn man los, hatte Sechseinhalb Stunden Zeit bis zur Rückfahrt. Die einfache Rechnung war: Zwei Stunden Flußaufwärts, wieder zurück, dann noch je eine Stunde Flußabwärts, in Summe sechs Stunden…
Ich war zu langsam, die Zeitangaben zu sportlich, oder es war einfach eine zu schöne Strecke (mit selbstgewähltem Schlenker) mit vielen Fotomotiven, um das ganze Programm zu bewältigen. Ist schon erstaunlich, wie schnell die Zeit an einem magisch anmutenden Tümpel vergehen kann…
Die Zeit verging im Flug und viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Mit ein paar kleinen Pausen schaffte ich nur 19km und verpasste den See, der durch den letzten Vulkanausbruch vor Hundert Jahren entstand.
Ich kann jedem nur empfehlen, dort hin zu fahren und vor Ort in einem der tollen Hotels zu übernachten, oder zu campen! Denn landschaftlich (und Onsenmäßig) gibt das Areal für etliche Tage etwas her.
Auf der noch spektakulären Busrückfahrt – ein wenig müde gewandert, wie ich war – stellte ich fest, dass mich diese verflixten Japaner mit ihren Onsen angefixt haben. 😉 Es erschien mir unglaublich verlockend, den Bus in einem der Bergtäler, bei einem Thermalhotel zu verlassen und sich im heißen Wasser durchweichen zu lassen. Die heiße Hoteldusche war nur ein schwacher Trost. So. Dies war eine weitere, zugegebenermaßen lange, Beschreibung einer weiteren Etappe auf meiner Bildungsreise.
Nur noch ein paar Tage, beinahe scheint mir ein Morpheus immer eindringlicher zu mir zu sprechen, ich sei lediglich in einer Matrix, ich müsse endlich die rote Pille schlucken und in den germanischen Alltag zurückzukehren…

Wenn der Wurm drin ist…

Kyoto, Japan

…dann ist dies für Holzbögen oder Balken beinahe so übel, wie offenes Feuer. Ist zum Glück nur selten der Fall, und so wie es aussieht, kann jedermann durch einen kleinen Obulus für hölzernen, wurmbefreiten Ersatz sorgen. Der Shinkansen Nozomi war eine gewisse Enttäuschung, hatte ich mir doch mehr (Geschwindigkeit) erwartet. Aber bei knappen Dreihundert km/h war Schluss – kein bisschen ging die GPS kontrollierte Geschwindigkeit darüber hinaus. Durch die kurzen und wenigen Stopps lag auf der Strecke nach Kyoto die Durchschnittsgeschwindigkeit bei etwa 240. Ganz so schlecht ist dies dann doch nicht.
Die Zuginnenausstattung war schlicht, immerhin mit enormer Beinfreiheit. Ich bin hier in Japan ohne Japanrailpass unterwegs, da ich denke er lohnt sich für mich nicht und einen der Nozomi-Züge darf man damit nicht einmal benutzen. Ich werde hinterher meine Zugkosten aufsummieren und schauen, ob ich mit meiner Annahme richtig lag. Die Ankunft im Bahnhof von Kyoto war dank der Freiwilligentouristeninformation eine amüsante Angelegenheit. Wir brauchten doch nur eine Karte, doch dann wurde eifrig nach unserer Unterkunft gesucht. Obwohl ich einen genauen Lageplan mit roter Markierung besaß – “give us a chance”
Ok ok ok, aber es war irgendwann anstrengend dauernd hören zu müssen “must be somewhere here” wo der Lageplan das somwhere genauestens, bei somewhere else angab.
Internet gab es im Hostel zuerst nur kabelgebunden, doch am dritten Tag wurde funktechnisch aufgerüstet und ich durfte die Funktion der Technik überprüfen – bis jegliche Verbindung zusammenbrach. Das WLAN konnte jedoch nichts dafür, dass jemand die Steckdosenleiste mit dem DSL-Modem ausgeschaltet hatte… In Kyoto gibt es viele viele Tempel, und ich habe in den drei Tagen längst nicht alle gesehen. Doch das Wetter war toll, und wir gingen, statt per Bus und Taxi kreuz und quer durch die Stadt zu huschen. Außerdem waren wir morgens nicht die Frühesten – auch dies reduziert das Besichtigungszeitfenster bemerkbar.
Zu den besuchten Orten gehörten Nijo Burg und Palast und der Kaiserliche Palast (Eintritt und Führung frei um 10:00 und 14:00), für den man sich vorher aber mit Pass registrieren und anmelden muss. Weiterhin der Fushimi Inari Schrein, Tofukujitempel, vom Nanzenji-Tempel über den Philosophenweg zur Silberpagode (Ginkakuji) und einiges mehr. Es waren um die Dreißig Grad und etliche Eiskremes und Automatengetränke waren zur Abwehr der akuten Überhitzung nötig.

“Höllisch” dampfend

Beppu, Japan

Kann man in der Ferne Fernweh haben? Ist Fernweh überhaupt der richtige Ausdruck für das Bewusstwerden, dass die Tage in der Ferne gezählt sind? Ich wurde mittlerweile mehrfach per Email und Kommentaren darauf hingewiesen, dass ich mich mit dem Gedanken an Rückkehr anfreunden solle. Klang zum Teil wie eine Drohung. Manchmal wie eine Aufmunterung, über weitere Etappen zu berichten.
Aber einfach so verlängern geht ja nicht, der Rückflug steht fest, und noch bin ich ja nicht am Ende! Die letzten Tage war ich dadurch in Beschlag genommen, dass ich mit einer Deutschsprechenden Taiwanesin (Taiwanerin?) unterwegs war, so dass ich nicht die Zeit und Lust fand, den hochgeladenen Bildern auch etwas Text hinzuzufügen. Aufmerksame, regelmäßige Leser haben dies mit Sicherheit bemerkt. Ich nehme mir nun einfach mal die Zeit, aus der Vielzahl von Erlebnissen der letzten Tage Beppu aus dem Gedächtnis hervorzukramen. Am Bahnhof wurde Beppu als Beppüüh angekündigt, was recht gesächselt klang. Der Weg zu meiner Unterkunft führte mitten ins Rotlichtviertel – vielfach gab es 30 Minuten (was?) für 15.000Yen. Das gebuchte Ryokan hatte damit zum Glück nichts zu schaffen und besaß gleich drei Privatonsen neben zwei Geschlechtsspezifischen Bädern. Heiße Angelegenheit! Und endlich begegnete mir eine dieser tollen Raumschiff Enterprisetoiletten, auf denen man sich wie Captain Kirk vorkommen kann. Auch wenn es nur eine Lowtechvariante mit drei Spülprogrammen, ohne Heizung, Fön oder musikalischem Rahmenprogramm handelte. Da habe ich mittlerweile eine etwas besser ausgestattete Variante mit Sitzheizung kennengelernt, obwohl besser würde ich es nicht gerade nennen: der Sitz war zu heiß ist, und beim Versuch die Heizung abzuschalten, ist die Toilette abtsürzt – softwaretechnisch. Ein Reboot einer Toilette durch Steckerziehen – faszinierend! Zum Glück geht Abziehen völlig autonom und auch ohne Strom.
Die verschiedenen Spülungen habe ich dann sofort alle mal ausprobiert, aber ein Fan eines solchen Washlets bin ich dadurch nicht geworden.
Den bereitgestellten Yukata trug ich nur im Hause, wogegen man ab und an ganze Gruppen von Japanern (nur Männer) Sakeselig in Yukatas und Badeschlappen auf der Straße sah. Vor allem im Stadteil Kannawa dampft und blubbert es an allen Ecken und Enden aus dem Boden, sogar die Straße besitzt eine Quellheizung. Es gibt acht sogenannte Höllenonsen “Jigakus” zu besichtigen, die, wenn man mal von der wenig Artgerechten Haltung ei***** Krokodile und eines Elefanten absieht, recht interessant waren. Ein paar Dampf- und Solegekochte Eier sowie ein komplettes, selbstgedämpftes Gemüsemenu gehörten natürlich zum Besichtigungsprogramm.
Mit dem Limited Expresszug und dem Shinkansen Nozomi ging es für uns dann nach Kyoto.

Heiße Provinz

Kumamoto, Japan

Gemütlich ging es mit dem Zug von Fukoaka nach Kumamoto, genauer Suizenji, einem Randbezirk der Provinzstadt Kumamoto. An einem verschnarchten Ort namens Omuta hieß es umzusteigen, zwei Expresszüge passieren zu lassen, und anschließend auf dem selben Gleis den fehlenden Streckenabschnitt zurückzulegen. Für meine Weiterfahrt nach Beppu in drei Tagen habe ich mir ein Ticket für den teureren Expresszug besorgt. Ansonsten hätte ich dreimal wechseln müssen und wäre zwei Stunden länger unterwegs. Express bedeutet allerdings auf der Strecke eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50km/h…. Die Züge fahren pünktlich auf die Minute und erreichen ihr Ziel auch pünktlichst. Da fällt besonders unangenehm auf, dass meine per Funk mit der Atomzeit synchronisierte Armbanduhr seit Monaten um zwei Minuten vorgeht. Hier in Asien gibt es nun mal keinen Empfang des Signals. Dieses Meisterwerk der japanischen Ingenieurskunst lässt eine manuelle Veränderung der Uhrzeit jedoch nicht zu 🙁 Bei Ankunft am Zielbahnhof nutze ich die Gelegenheit, die japanische Version eines Dumplings zu probieren – er schmeckt wie die chinesische Standardvariante. Nach einem Besuch im Park fängt es an leicht zu regnen. Ich stöbere durch einen Supermarkt und dort strahlt mich Palettenweise Sushi an. Warum nicht einmal probieren? Dazu ein Fertigramen und als Dessert ein paar geröstete Erbsen, fertig ist das Abendessen. Während ich auf die Waschmaschine warte, versuche ich ein Bad im Etagenonsen zu nehmen, muss aber feststellen, dass das frisch eingelassene Wasser zu heiß ist. Ich glaube ich habe mir sogar den rechten Fuß leicht verbrüht, denn wenn das Thermometer an der Wasserleitung nicht lügt, hatte das Wasser eine Temperatur von 65 Grad. Wie Obelix sagen würde: Die spinnen die Japaner…
Mal abgesehen davon, dass ich hier in einem Irrenhaus abgestiegen zu sein scheine, ist es traditionell wie auch meine letzte Unterkunft im Ryokan. Die Checkout-Vorstellungen mit Neun Uhr morgens sind auch sehr seltsam…ich konnte allerdings Elf Uhr aushandeln, denn mein Zug geht um Viertel vor Zwölf und vorher zwei Stunden in der Gegend umherirren macht nicht wirklich Sinn. Das Sushi und das Ramen bildeten ein sehr gutes Abendessen. Zum rohen Fisch gab es auch eine Tüte mit Wasabii, der es in sich hatte.
Am heutigen Tag ging es zur Kumamoto Burg, die zwar anno 1604 erbaut wurde, aber viele Holzgebäude im Bürgerkrieg 1877 abgebrannt waren. Den Hauptturm hat man 1960 nicht gerade stilecht mit Betonskelett auf die Festungsmauern aufgesetzt, aber was ab 2000 restauriert wurde, wurde mit enormem Aufwand in originaler Handwerkskunst nach alten Aufnahmen und Zeichnungen wiederaufgebaut. Alles mit Nut und Zapfen, Fachwerk, Lehm und Intarsien, wie es anno Sechzehnhundert üblich war.. Das ist sehenswert und recht informativ. Und die originalen Festungsmauern sind um einiges imposanter als die in Fukuoka. Gerade musste ich beim Durchsehen meiner nächsten Etappen feststellen, dass ich es geschafft habe für zwei Orte zur gleichen Zeit zu reservieren – Adieu Osaka. Nicht immer ist es sinnvoll vorauszubuchen, denn hier scheint es momentan sehr ruhig zu sein und Hotels gibt es etliche – die zum Teil sogar günstiger als meine Bleibe hier sind. Bei besserer Leistung. Morgen geht es dann an Krater vom Vulkan Aso – wenn es keine giftigen Ausgasung gibt und das Wetter so prima bleibt wie heute. In die Luft geflogen… …ist zum Glück nicht der Vulkan. Der dampfte, qualmte und stank zeitweilig stärker als tolerierbar, aber ich bin zum Glück kein Asthmatiker, so dass mich die frisch geschwefelten Atemwege nicht umhauten. Immerhin haben wir ein perfektes Timing an den Kraterrand gelegt, denn gerade als wir mit unserer Besichtigungsrunde fertig waren drehte der Wind und das Gelände musste geräumt werden. Hüstel hüstel. Wenn schon ein Hubschrauber neben dem Wanderweg herumsteht, warum dann nicht einsteigen und selber durch die Lüfte fliegen? Mit Fünfundvierzig Euro pro Person nicht unangemessen teuer, vor allem wenn der Rundflug äußerst sehenswerte Ein- und Überblicke ermöglicht!
Auch Zugfahren in Kyushu macht Spaß, denn es gibt viel zu sehen und die langsamen Wagen unterstützen dies wunderbar. Darum empfinde ich meinen Umweg, auf dem mich der Zug nach Beppu morgen nochmals dicht am Vulkan vorbeiführen wird, keineswegs als Nachteil.

Konichiwa Japan!

Fukuoka, Japan

Am Flughafen Seoul fand ich wieder einmal meinen Flug nicht. Lag daran, dass er über eine Stunde später flog, als in meinem ausgedruckten E-Ticket angegeben.
Allerdings hat man mich per Email vor ei***** Zeit unterrichtet, aber wie das so ist, bei unmarkierten Änderungen in Emails – 20 von 21 Angaben bleiben gleich und die 21te, geänderte, die übersieht man 🙁
Immerhin besser eine Stunde zu früh, als eine Stunde zu spät.
Ein kurzer Flug später und ich lande am Flughafen Fukuoka. Ich immigriere mit der Fingerabdruckabnahme in Stereo und ratzfatz habe ich einen 2D Barcodeaufkleber im Pass.
Am ersten Geldautomaten in der Empfangshalle scheitere ich – im Nachhinein zum Glück – denn das Ding macht mir keine Vorschläge, wieviel Geld ich denn wohl haben möchte… Wie hoch das Limit ist, ist auch nicht angegeben. Also tippe ich 400000 ein und der Automat sagt mir, unzureichende Deckung. Zweimal.
Ich fluche, blödes Ding!
Aber ein Stück weiter steht noch ein Automat, der schlägt mir Zehn bis Fünfzigtausend vor – so wenig?
Und dann dämmert es mir: 400.000 Yen sind knapp Viertausend Euro – DAS bekomme ich nirgends aus dem Automaten…
Ich werde angemessen liquide und nehme den Shuttlebus zum Domestic Terminal.
Dort ist die Metrostation, am Ticketautomaten sehe ich etwas von 1000Yen Banknoten, also zum Schalter und dort ein Ticket kaufen. Kein Schalter, nur eine Information. Doch ein netter Mensch versteht mein (nicht vorhandenes) Problem und führt mich an einen der Automaten – einige davon nehmen wohl auch die druckfrischen Zehntausender aus dem Geldautomaten. Das Ticket kostet 250Yen und bringt mich ohne Umsteigen zur Gionstation, die etwa 100m vom gebuchten Ryokan entfernt liegt. Ich checke ein und lande in meiner ersten typisch japanischen Unterkunft. Es gibt ein Futon und es riecht nach Reisstroh. Macht einen guten Eindruck, obwohl ich die Erläuterung mit dem Duschraum und dem Bad nicht ganz verstanden habe – da muss ich gleich mal einen Blick hineinwerfen…
Wie ich soeben feststellen konnte und mit dem Hochladen dieses ersten Absatzes beweise, reicht ein WLAN bis ins Zimmer. Wem auch immer es gehört. Abends durch die Stadt zu streifen, komme ich mir vor wie eine Figur aus einem Roman Haruki Murakamis.
Es ist hier nicht so viel anders, als in China oder Korea – es ist aufgeräumter, sauberer und lebensleerer. Zumindestens in der Innenstadt sind kleine Kioske und Krämerläden komplett verschwunden. Ersetzt durch unzählige Verkaufsautomaten und größere Filialen einer Handvoll international operierender Convenience Stores. In den Straßen befinden sich mehr Verkaufsautomaten für Zigaretten (es gibt unglaublich viele), als Raucher, oft sind Rauchverbotszeichen auf die Bürgersteige gepinselt.
Wenn man in eine der Spielhallen mit Slotmachines hineinblickt, oder diese gar betritt, wird man dagegen von Qualm und vor allem vom Lärm geradezu erschlagen. Ich weiß noch nicht, was der Grund für das Ohrenbetäubende Getöse ist, zum Teil an der Schmerzgrenze, vielleicht behördlich angeordnet, um Besucher dazu zu animieren, nach kurzer Zeit wieder zu verschwinden. Wie betäubt starren viele Menschen jedoch schier endlos auf die blinkenden und flackernden Maschinen, die Comichelden-Videosequenzen abspulen. Ein trauriger Anblick.
Besser sind da schon die Spielhallen, in denen es um Amusement geht. Die Umwandlung von Geld in Spielmarken ist eine Einbahnstraße, man kann (wenn erfolgreich) die Eimer voller Münzen in eine Tokenbank entleeren, um sie dem Fingerabdruck bewehrten Spielmarkenkonto gutzuschreiben. Für den nächsten Spieltag, bis alle aufgebraucht sind. Interessant sind die Rabattstaffeln im Wechselkurs dieser Zweitwährung: Bekommt der sparsame Besucher für Fünf Euro nur 25 Märckchen, erhält er für 100 Euro dagegen mit 2000 das Vierfache.
Die Spielmarken verschwinden dann in einer Unzahl von Maschinen, in denen sie Hin und Her geschoben werden und in Schlitze und Öffnungen fallen und zu Auszahlungen, Ausspielungen oder auch Auslösungen von Bällen führen, die in einem gigantischen Wirrwarr von Rinnen, Aufzügen und Karussells durch die Apparatur flitzen. Die Einflußmöglichkeiten der Spieler beschränken sich auf den Zeitpunkt des Münzeinwurfs, manchmal kann er die Richtung wählen und mit Tastern die simulierten Walzen einer Ausspielung anhalten.
Wo sind die guten alten Flipper hin? Ich habe in ganz Asien bisher keinen gesehen.
Natürlich gibt es auch viele Videospiele: Rennen, Egoshooter, gemeinschaftliches Pferderennen oder Fußballwetten. Zum Teil verbunden mit dem Einsatz richtiger Sammelkarten von Spielern oder Comicfiguren. Hier in Japan kann man jedoch viel mehr ziemlich überflüssige, kitschig verspielte, oder durchdesignte Dinge kaufen, Gadgets. Da werden Tedddybären Lautsprecher in die Füße gesteckt oder sie zappeln sogar zur Musik. Ein knuffiger Anblick für nicht gerade kleines Geld. Länger anhören kann man sich das Ganze nicht, denn die Klangqualität ist mies.
Bis auf den Apfelkram gibt es in Elektrogeschäften scheinbar nur japanische Fernseher und Stereoanlagen. Koreanische Marken – Fehlanzeige. Dem Preisniveau in den Geschäften ist dies förderlich, im Sinne nach oben: wenn mich nicht alles täuscht liegen die Preise für Neuheiten wie 3D Fensehern um etwa Fünfzig Prozent über deutschem Niveau. Bei derzeitigem Yenkurs, der sich in den letzten Monaten allerdings auch übel verschlechtert hat. Krisenbedingt halt. Automaten für Bahnkarten bieten bei Auswahl von Englisch nur noch die Hälfte der Optionen: nur noch Shinkansen und Limited Expresszüge sind auswählbar. Und wenn man mit der regulären Bahnlinie für den halben Preis fahren, die Bahnhöfe, das Umsteigen erleben möchte? Dann muss man an den Schalter und dort ein Ticket kaufen. An Sushi habe ich mich bisher nicht herangewagt, bin aber auch nicht so der Rohfischfreak. Meine ersten Speisen lagen mir recht schwer im Magen, vor allem die lokale Ramen-Nudelsuppe aus einer mobilen Yataiküche- vielleicht fehlte ihnen der gewisse Pepp in Sachen Schärfe. Ein paar gebratene Gemüsegerichte mit ordentlich Knoblauch dagegen waren sehr bekömmlich. Das Preisniveau liegt hierzulande – wie zu erwarten war – deutlich über dem meiner vorangegangenen Länder dieser Reise: ca. Faktor Zwei gegenüber Südkorea und mehr als Faktor Vier gegenüber China. Die Museumskultur der Stadt ließ ich natürlich nicht links liegen – neben dem Asian Art Museum besuchte ich das Fukuoka Art Museum, jeweils 200Yen Eintritt, also zivile Preise. Letzgenanntes Museum liegt in einem Park, dessen See einem berühmten chinesischen Park nachempfunden sein soll – ich würde mit dem Steg quer durch den See auf den Westsee von Hangzhou tippen.

Zapping in Seoul

 

Seoul, Korea Rep.

Gegen Mittag in Seoul Innenstadt ein Taxi zu nehmen – davon kann ich nur abraten. Von wegen schnell eben mal mit dem Taxi… anstatt zweimal in der Metro umzusteigen – beinahe eine Stunde steckte ich im warmen Taxi im Stau. Und wenn ich dem Fahrer nicht mittels Blick auf die Karte nachgeholfen hätte, wohl noch viel länger.
Gepäck abladen, Ohrenstöpsel bekommen – there is construction going on – Aha, vielleicht nicht ganz die ideale Unterkunft? Und ab ins Nationalmuseum.
Auf dem Weg dorthin stelle ich fest, dass meine moderne Technik veraltet ist: der Metroplaner hat den Umzug des Museum vor einigen Jahren noch nicht mitbekommen – prima, ich stecke an einer Metrostation ohne Karte fest und ohne Ahnung, wie ich zum Museum komme.
Ein Informationsdisplay für foreign tourists stellt sich als der totale Flop in Sachen Nutzerführung heraus – Streckensuche gibt es auch nur auf Koreanisch 🙁
Das Museum ist toll und gegen Abend fast menschenleer – so lassen sich die Zeugnisse der Jahrtausende angemessen in Ruhe anschauen.
Ich kaufe endlich einen dieser tollen Mückentennisschläger mit Hochspannungsnetz – Vorhand, Rückwand, wenn es blitzt hat man das blöde Viech erwischt. 5Euro, eine gute Investition.
Und zum Abschluß meines Koreaaufenthaltes gibt es noch ein leckeres Barbeque…

Unter Hügeln

 

Gyejongju, Korea Rep.

Am Morgen wuchtete ich mein Gepäck aus dem vierten Stockwerk über schmale Stiege wieder herunter auf die Straße. Da auch meine schweren Kleidungsstücke wie die Wanderschuhe in der Tasche waren, ist sie eindeutig zu schwer, um komfortabel zu reisen. Ich ersparte mir die weiteren Treppen der Metro und nahm ein Taxi. Das benötigte eine halbe Stunde, denn der Verkehr Seouls ist morgens auf den Hauptstraßen eher Stop, Stop and Go.
War jedenfalls pünktlich am Bahnhof um dann im KTX mit zeitweise 300km/h gen Südosten zu sausen. Nach 100 Minuten umsteigen in einen eher bummeligen Zug um nach etwas über drei Stunden am Bahnhof des verregneten Gyeongju anzugelangen. Das Wetter soll die nächsten Tage jedoch deutlich besser sein.
Am Ausgang wollen mich “Taxi”fahrer in Empfang nehmen, die machen auf mich aber keinen seriösen Eindruck, wir verstehen uns auch sprachlich nicht. Die vor dem Bahnhof wartenden Taxis wollen anscheinend nicht fahren, also wechsele ich die Straßenseite und halte das erstbeste Taxi an. Dem Fahrer zeige ich die Adresse auf Koreanisch mit Hilfe meines Handys und für weniger als zwei Euro gelange ich flott zum Gasthaus.
Dort wartet eine traditionelle Unterkunft auf mich, allerdings mit persönlichem Sanitärzentrum. Das Bett ist ein recht dünnes Futon, aber harte Schlafunterlagen bin ich gewöhnt. Was sich eher als Problem herausstellt ist die traditionelle Fußbodenheizung, denn die ist in Betrieb. Sind nachts nur ein paar Grad über Null und traditionell meint auch Papierbespannte Holzrahmen als Türen, dennoch ist es im Raum zu warm, vor allem ist der Fußboden unter dem Futon heiß, so dass ich mir bald wie ein Steak auf dem Grill vorkomme.
Schlafe nach einer Futonverschiebung auch nicht allzu schlecht.
Als weitere Konsequenz meiner zu schweren Reisetasche besorgte ich mir in einer Postfiliale einen Faltkarton und werde die Chinesisch Bücher und ein paar Klamotten mit dem Schiff nach Deutschland schicken, 10kg Paket nach Deutschland sollen 28.000 Won, derzeit etwa 18 Euro kosten. Das ist es mir wert, zehn Kilo weniger durch Japan schleppen zu müssen… Während ich online die zunehmenden Spannung zwischen Nord und Südkorea verfolgen kann, habe ich bisher nichts davon im Alltag bemerkt. Auffällig sind dagegen die vielen mobilen Animationstruppen, die – auch in Seoul – für lokale Politiker mit Lautsprecherwagen, Jubelorgien und nett grüßenden Visitenkartenverteilerinnen unterstützen. Nächste Woche sind Kommunalwahlen, wi sagte so schön ein Koreaner: “Die einzige Zeit, an der sie nett sind” Ich nehme mal an, er meinte die Politiker und nicht die freundlichen Damen, denn die machen mir einen ganzjährig freundlichen Eindruck.
Überhaupt macht das ganze Land einen freundlichen Eindruck – da gehe ich in einen großen Elektromarkt, die schönen, riesengroßen Flaschfernseher anschauen (scheinen mir hier eher teurer als daheim zu sein) und es bringt mir jemand einen Becher Kaffee.
Ich glaube nicht, um mich zu einem Kauf zu animieren, oder weil ich erschöpft und dem Zusammenbruch nahe erscheine…
Mit dem Bus fuhren wir zum Bulguksa Tempel und marschierten dann die Dreieinhalb Kilometer bergan zu einer Seongkramgrotte mit Buddhafigur drin. Etwas davor hing eine riesige Glocke, die man gegen eine kleine Spende mit einem großen Holzschlegel zum Erklingen bringen und sich etwas wünschen durfte. Nicht völlig Uneigennützig habe ich mit meinem Gong den Weltfrieden gewünscht.
Der Besuch der “Grotte” selber ist etwas enttäuschend: die Figur sieht nett (und sehr frisch restauriert) aus, aber der Eingang ist mit einer Glasscheibe verschlossen, man kann nicht hinein, fotografieren darf man auch nicht und es wird weder erklärt noch gezeigt, wie es bei der Wiederentdeckung aussah, oder was wiederhergestelt wurde, etc.
Für Bilder müsste man gleich zehn Postkarten kaufen, die doppelt so teuer wie die Tempelpostkarten sind – nö…
Es ist zwar sonnig, doch nicht allzu warm, und vor allem recht windig. Wir probieren dann an der Bushaltestelle etwas Bibimbap, was Reis mit etwas Gemüse und Ei darstellt, was man ordentlich miteinander vermanscht. Naja – fried rice with mixed vegetables war bisher billiger und auch nicht schlechter. Es ist wunderbares Wetter, Zwanzig Grad und Sonnenschein, ideal zum Wandern durch den Mt. Namsan Nationalpark. Ein wahres Sammelsurium an Hügelgräbern, Statuen und Pagoden inmitten schöner Landschaft. Der Aufstieg zum Gipfel gestaltet sich anstrengend, aber nicht allzu kompliziert, da auf weiten Strecken sogar Treppen angelegt wurden. Der Abstieg jedoch, auf der anderen Seite lässt mich an der Wahl meines Schuhwerks zweifeln: es geht zum Teil im Klettermodus bergab, sogar abseilen muss ich mich ein Stück.
Mehrfach hört der erkennbare Pfad im Nichts, bzw. vor einem Abgrund auf. Hier weiter? Das kann doch niemals gutgehen! frage ich mich einige Male und kehre um, ohne den Hals zu riskieren. Tatsächlich fand ich dann doch noch einen gangbaren Weg.
An einem lustig plätschernden Bach liegen die Juwelen in der Wildnis. So in etwa zumindest. Ich glaub nicht, dass der winzige Teil eines Ohrringes, oder? echt und wertvoll ist. Wer geht schon mit echten Juwelen wandern??? Und habe auch keine Ahnung, ob es so etwas wie ein Fundbüro hier in der Stadt gibt und man dort Englisch spräche, und und und … und daher erspare ich mir die Mühe damit.
Am Ausgang des Parks verschafft mir in einem kleinen Restaurant meine Blindauswahl eines Gerichts eine hervorragende Koreanische Pizza mit einem eiskalten Bier auf der Terasse. So lässt es sich aushalten! Den darauffolgenden Tag ist es durchgehend bewölkt – Vorbereitung auf das morgen in Seoul zu erwartende Regenwetter. Es geht nachdem mein Paket in der Post steckt (Adieu!) zum Grab eines Generales (ein Hügel mit Sternzeichen drumherum) dann durch den Tumulipark mit vielen nett anzuschauenden Grabhügeln, die ordentlich frisiert werden: An einem Seil wird ein Rasenmäher gehalten und spiralförmig um den Hügel gefahren – Drei Personen pro Mäher. Aber die Schniittrichtung der Halme muss stimmen, sonst sieht es nicht aus.
In einen der Hügel kann man hinein und den Grabaufbau betrachten. Dort toben allerdings auch etliche Schulkinder herum, die natürlich alle meinen, Hello,hello zu rufen und eine Antwort zu erhalten. Kann ganz schön anstrengend sein!
Es gilt dann noch das Nationalmuseum und alles weitere, in Gehweite liegende zu besichtigen, um dann in ein Restaurant einzukehren und eine Abbildung eines Topfes mit Grün drin zu wählen – Ergebnis: siehe Bild. Im Süppchen stecken neben Shrimps auch Muscheln und natürlich Pepperoni. Dazu gibt es ein Sortiment mehr oder weniger scharfer Beilagen. Lecker.

Von der Traufe in den Regen in Seoul

Seoul, Korea Rep.

Am späten Abend lande ich in Incheon. Es dauert lange, bis meine Tasche auf dem Gepäckband auftaucht – sie ist völlig eingedreckt, ein letzter Abschiedsgruß vom großen Nachbarland?
Es wollen sich im Ankunftsbereich zwei “Taxifahrer” an mich hereinmachen, aber mein No! rutscht mir recht giftig heraus, da zischen sie wieder ab. Wie ich schon schrieb: Zivilisationstechnisch ging meine Lernkurve in Richtung Keuleschwingender Urzeitmensch. Ich bin gespannt, wie hierzulande der Umgang miteinander ist.
Ein ATM macht mich liquide und ich finde problemlos die Bushaltestelle vor der Tür. An einem Ticketschalter bekomme ich mein Ticket für 9000 koreanische Won (6Euro) und sitze eine Stunde nach Landung im Bus. Es regnet recht heftig. Etwas mehr als eine Stunde dauert die Fahrt bis zur SinseolDongstation. Ich will der weiteren Wegbeschreibung folgen, überquere die Straße und stehe dann Zwanzig nach Elf orientierungslos im Regen – irgendetwas stimmt hier nicht. Ein Betrunkener will mich begleiten, wohin? und rät mir dann ein Taxi zu nehmen. An einer Herberge frage ich, aber man versteht mich nicht, oder will mir eine Unterkunft im eigenen Gasthaus andienen, dann kommen noch zwei Passanten, keiner kann mit meiner Adresse und Beschreibung etwas anfangen, der Dritte zückt sein Handy und ruft für mich in der Herberge an und nach ein paar Minuten geht es doch weiter: Ich hätte das andere Links als Links nehmen sollen! Ist doch ganz klar!?? Ich befand mich keine Dreißig Meter vom Eingang der Hostels entfernt…
Eine schmale, steile Stiege geht es in den vierten Stock mit Sack und Pack hinauf und ich erreiche mein ziemlich übersichtliches Domizil hier in der Stadt. Klein, aber macht einen sauberen Eindruck. Das WLAN ist allerdings ziemlich frickelig, nur mit einigen Anläufen bekomme ich den Anfang dieses Berichtes hochgeladen. Wettermäßig bin ich in ein mehrtägiges Regenloch geflogen. Die Sonne lässt sich nicht blicken, die Temperaturen liegen bei 15 bis 20 Grad. Zum Glück gab es mehr oder weniger lange trockene Pausen zwischen den Phasen feinen Nieselregens, dass ich meinen Regenschirm den ganzen Tag über nicht herausholen musste. Mein erster Ausflug ins koreanische Alltagsleben führte mich nach Yongsan Station, um dort meine Online reservierten Bahnfahrkarten abzuholen. Wie ich dort beim Studium meines Wählknochens feststelle, habe ich darin keineswegs die Reservierungsnummern abgespeichert. Nebenbei bemerkt verlangt der Kartenautomat auch ein Passwort für den Zugriff. Passwort?
Wenn ich schon einmal da bin, und sowieso an einen Schalter muss, dann kann ich es auch gleich versuchen. Gedacht getan, die junge Frau hinter dem Tresen versteht kein, oder nur wenigst Englisch, und nachdem ich gesagt habe, I have a reservation, but cannot retrieve my reservation number, steht sie wortlos auf und geht in den hinteren Berich. Ups? Nachfragen? Es dauert lange, und ich fühle mich langsam an das Serviceverständnis an Bahnticketschaltern in China erinnert…
Sie kommt nach ein paar Minuten jedoch zurück und geleitet mich an einen Informationsschalter. Die Frau dort spricht auch nicht wirklich Englisch und die Tatsache, dass ich ihr meinen Personalausweis für den Namen reiche, ihr aber die Reisepassnummer nenne, unter der ich die Reservierung tätigte, sind zuviel: Sie steht auf, geht an einen Schaltkasten und die Panzerglasscheibe des Schalters fährt knarrend, krächzend und knallend nach oben. Ich trete einen Schritt zurück, da ich befürchte, das schwere Ding fällt mir jeden Augenblick auf die Füße.
Dann dreht die gute Frau ihren Monitor zu mir hin und fummelt Tastatur und Maus zu mir herüber, damit ich die Reservierungsseite in Enlgisch anwählen und meinen Namen und Passnummer eingeben kann. Et voila: meine Reservierungsnummern tauchen auf und kurz darauf halte ich meine Tickets in Händen und weiß nun auch, von welchem Bahnhof der KTX Schnellzug abfährt.
Sehr hilfsbereit, obwohl ich ganz schön viele Umstände mit den Tickets gemacht habe. Ich hoffe die Scheibe lässt sich wieder herunterfahren… Organisatorisch ist Yongsanstation allerdings ein schwarzes Loch: Ich weiß, dass ich Metrolinie 1 in Richtung Daewhu nehmen will, aber sin*****weise gibt man nur Tracks 3,5 und 6 an, aber nicht welche Metrolinien wo fahren… Auch nicht am Bahnsteig. Ein guter Orientierungssinn hilft: ich kam mit der Linie 1, offensichtlich bedeutet hier Bahnsteig6=Linie1, und es kommt ein Zug und innen stelle ich erleichtert fest, es ist Linie1 in die korrekte Richtung. Yongsan ist wohl auch das Elektronikshoppingparadies Koreas schlechthin – ich bin zwar kurz in eine riesige Mall mit Hunderten kleiner eigenständiger Geschäfte gegangen, aber ohne konkretes Kaufbedürfnis und erkennbare Preisangaben gingen mir die vielen konkurrienden und auf mich einredenden Verkäufer auf den Zwirn. Ich verlasse die Metro Linie 3 am Palast, und besuche dort während einer Regenphase das Palastmuseum (Eintritt frei) und dann den Palast für 3000 Won, etwa zwei Euro. Alles fein restauriert, aber leblos erscheinend, fast wie in der verbotenen Stadt. Auch das anschließend Folkoremuseum ist kostenlos. Vor der Tür werden Schwerttänze zu lautstarker koreanischer Rockmusik aufgeführt. Anschließend gilt es etwas zu Essen, ich wähle ein kleines Straßenrestaurant aus, das einen guten Eindruck macht und bestelle mir Schwein mit Gimchi und Käse. Das Essen macht noch einen besseren Eindruck, für kanpp über fünf Euro bekomme ich eine Art koreanisches Cordon bleu. Generell fühle ich mich hier in Seoul wie in einer anderen Welt. Es gibt mehr Verkehr als in Peking, aber es wird kaum gehupt. Die Ampeln erfüllen einen Zweck, es macht Sinn an einer Fußgängerampel auf Grün zu warten, denn es erscheint tatsächlich nach gewisser Zeit und wenn Fußgänger die Straße überkehren, fährt hierzulande kein Autofahrer dazwischen. Schwächere Verkehrsteilnehmer werden definitiv berücksichtigt.
Ich sehe mehr Straßenpolizei auf den Straßen. Beamte die NICHT gleichgültig in der Gegend herumstehen. Beamte, die den Eindruck machen, man könnte sich bei Problemen an sie wenden.
Den Eindruck hatte ich in China nirgens, vielleicht mit Ausnahme von Qingdao. Es erschien immer ratsam, dem verlängerten Arm der Obrigkeit möglichst aus dem Weg zu gehen, vor allem wenn man erlebt, wie uninteressiert und willkürlich sie dort im Alltag auftreten.
Auf den Palastgeländen wird man freundlich begrüsst, und wenn man einen Innenhof betritt, in dem sich ein Wächter/Wächterin zeitweise hingesetzt haben, so stehen diese tatsächlich auf! Dermaßen viele höfliche Gesten an einem einzigen Tag, wie in Monaten in China – das beeindruckt. Meine ersten öffentlichen Toiletten waren sauber und hochgezogenen und umherfliegenden Rotz habe ich auch noch nicht bemerkt. Nach zwei weiteren Palastbesuchen und einem Streifzug durch die Touristensouvenirstraße besorge ich mir an einem Stand noch ein Sortiment koreanischer Baozis, insbesondere die mit scharf gewürztem Kohl gefüllten Versionen schmecken gut. Es gibt hier dermaßen viele Kaffeebars und Futterbuden, dass man Monate mit Essen und Trinken verbringen könnte, aber morgen ist ja auch noch ein Tag, wenngleich Montags die meisten Sehenswürdigkeiten leider geschlossen sind. Die gestrigen Regenpausen hat das Wetter am heutigen Montag wieder wett gemacht: feiner Dauerregen. Und alle Museen geschlossen, da hilft nur etwas speisen gehen (schweißtreibend), in einem Bohnendosen Cafe den Caramel Macchiato probieren (sehr gut) und die Shoppingareale untersuchen.
Unter anderem wr ich nochmals an der Yongsan-Station. Man hat den Ausgang zu den anderen Elektromalls so geschickt gelegt, dass man ihn bereits als versteckt bezeichnen kann. Tip: nicht geradeaus in die Mall, sondern rechts vor die (Glas-)Wand, wieder rechts und nach ca. 100m links in den Übergang.
Es gibt dort wirklich nicht nur die Neunstöckige Mall direkt an der Station sondern Dutzende Malls mit Tausenden Geschäften. Von Überwachungskameras, sämtlichen Computerbauteilen und -zubehör, Spielen über etc bis etc.
Das Sammler und Bastlerherz wird beim Schlendern durch unzählige kleine Frickelläden und Flohmärkten höher schlagen.
Den Weg zurück zur Yongsanstation findet man am besten, wenn man einem großen stetigen Menschenstrom (vor allem Frauen) folgt, der in ein unscheinbares Elektroshoppinggebäude strebt. Sooo viele Frauen können einfach nicht an Computerkram interessiert sein, denke ich mir, und siehe da: in der dritten Etage gibt es einen ziemlich langen Übergang direkt in die Station.
Ups, soeben ist mir meine Übernachtung nach meiner Rückkehr aus Gyuengju abhanden gekommen: Mr. Sea stellt fest, dass er zum gebuchten und angezahlten Zeitraum eine Klimaanlage einbauen lassen will. Mir wird stattdessen die Gratisunterkunft im Schlafsaal angeboten. Nö, Siebenbettzimmer muss nicht sein…

Hauptstadtfinale II

Beijing, China

Die letzten Tage im Lande, in der Stadt, gilt es die verbleibenden Devisenreserven angemessen in den Wirtschaftskreislauf einzuspeisen.
Der Renminbi ist außerhalb Chinas nicht handelbar, zum Glück beläuft sich meine verbleibende Barschaft auf weniger als Hundert Euro.
Das Geld zu verspeisen ist definitiv eine Alternative, allerdings ebenfalls eine Figurrelevante Anlagemöglichkeit.
Eher unfreiwillig, doch ungezwungen begann die Woche mit einem Mediterranean Baguette in einer French Bakery. Mit frischem Mozzarella, Oliven und Tomaten schmeckte es gut, und knapp fünf Euro wären für daheim auch nicht allzu teuer, aber irgendwie kann ich es hier nicht genießen, denn für das gleiche Geld bekommt man gleichfalls Sechzig! mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen. Von diesen hatte ich den Nachmittag zwei in der Nähe des Yonghe Lama Tempels, in dem sich eine 26m hohe Holzstatue von Buddha befindet. Acht Meter davon sind eingebuddelt, so dass sein Haupt in “nur” 18m Höhe thront. Der Besuch ist seine 25RMB Eintritt wert.
Ein BigMac Menu kostet 22RMB. Kinobesuch Nummer Eins in 3D für 80RMB, erklärt, wie man einen Drachen trainiert. Ein netter Animationsfilm.
Kinobesuch Nummer Zwei präsentiert den Eisernen Mann Teil 2 für nur 35RMB. Die Differenzen zwischen Preisen hierzulande erstaunt mich immer wieder. In der heutigen China Daily war z.B. zu lesen, dass der durchschnittliche Quadratmeterpreis einer Wohnung in Peking innerhalb der vierten Ringstraße bei 34000RMB liegt, also annähernd 4000Euro. Und wenn man sich die durchschnittliche Bauqualität anschaut, dann wird schnell klar, welche unglaubliche Immobilienblase hier aufgepustet wurde. In Wuhan, Provinzhautstadt von Hubei, läge der Preis dagegen bei 6600RMB. In der Sprachschule verinnerliche ich mir noch einige komplizierte Satzkonstrukte ala “Außer … alle, Neben … weiterhin, Am besten …” – wohlwissend, dass mein momentaner Wortschatz zu limitiert ist, um diese Grammatikhülsen mit ausreichender Sinnhaftigkeit zu füllen. Für Alltagsgeschäfte ebenfalls nicht hilfreich, weil viel zu kompliziert. Wer sich kompliziert ausdrückt, muss draufzahlen.
Auch fürs Verstehen ist mein Wortschatz zu gering, um aus den mindestens einhundert verschiedenen möglichen Bedeutungen einer Silbe “Sschää” einen sinnvollen Kontext herzustellen. Erwartungskonfliktäre Kommunikationsversuche sind gelinde gesagt: schwierig. Eine weiterer Ausflug führte mich mit der Metro zum alten Sommerpalast, von dem außer ein paar Steinhaufen und Seen nicht viel geblieben ist. Stellt sich schon die Frage, wie lange die Allierten anno 1860 gebraucht haben, alle Tempel und Gebäude auf dem riesigen Areal dermaßen bodenbündig zu zerstören. Ein altes Kaiserliches Steinlabyrinth hat man mittlerweile wiederhergestellt, darin kann man sich stundenlang verirren 😉
Viele Bäume spenden Schatten und um die Seen herumzulaufen und Postkarten zu schreiben (alle sind verschickt!) ist eine gute Beschäftigung angesichts der derzeitigen Temparaturen von über Dreißig Grad. 798 Art District Es gibt hier in Peking einen Kunstdistrikt so ähnlich wie in Shanghai die Moganshan Straße, nur deutlich größer und mit deutlich mehr Gastonomie mittendrin. 798 Art District
Es lässt sich stundenlang in dem mindestens drei Blocks großen Areal in Dutzenden Galerien und dazwischen umherstreifen. Manches ist reale Kunst, manches künstlich und manches unbeabsichtigte Kunst. Zu manchen Ausstellungsstücken erschloss sich mir nicht der rechte Zugang, bei anderen (vor allem Fotokunstausstellungen) war ich von den tollen Bildern sehr beeindruckt.
Bei knapp 35 Grad sind klimatisierte Galerien schon per se hervorragend!
Im Rahmen meines Yuanverwertungsprogramms gönnte ich mir dort eine Pizza und abends noch einen Krabbengemüsesalat mit Curryrindnudeln und eine GUTE Flasche Wein, aber nichtsdestrotortz werde ich morgen noch einmal richtig schlemmen gehen müssen, um Bargeldfrei das Land verlassen zu können. Den letzten Tag in Beijing ging es in den Konfuziustempel und abends noch in einem “organic” Restaurant speisen. Ein Laffabrotsalat mit Ajioli und dazu einen Vitaminbombenfruchtmix. Auch wenn das Essen gut war, fühlte ich mich dort in Sanlitun fehl am Platze: Ein Treffpunkt für reiche Chinesen und Westler (liegt am Botschaftsviertel).
Die allgegenwärtige Zurschaustellung der IPhones und Luxusmarken der Handtaschen und Kleidung ist in meinen Augen schon fast peinlich. Manches Gericht dieses Kettenrestaurants wurden für den Wochenlohn eines Arbeiters angeboten. Ich hatte anschließend auch nicht das Bedürfnis für fünf Euro ein kleines Eis in einer bekannten? Eiskette mit einem kalten Stein zu essen.
Der Weg zum Flughafen heute war wieder einmal ein Kampf – es wird vorgedrängelt, dazwischen geschoben, der Sitzplatz unter dem Hintern weggenommen: Es soll mir mal jemand einen zu Geld gekommenen Chinesen in Beijing zeigen, der sich an den vorgeblichen chinesischen Traditionen orientiert! Ich habe für mich dass Gefühl, dass mich meine drei Monate China Zivilationstechnisch um Jahrzehnte zurückgeworfen haben, denn wenn man etwas hierzulande, vor allem in Shanghai und Peking, viel zu häufig demonstriert bekommt, dann dieses: protze mit Statussymbolen und verhalte dich rücksichtslos, selbstbezogen und nochmals rücksichtslos. Selbst wenn du primitiv wie ein Wischmop bist, oder gerade dann!
Für die Ausreise muss ich noch eine Abreisekarte ausfüllen – Bürokratie muss sein und dann bin ich endlich aus dem Land. Ich fühle mich wirklich erleichtert, dass Land verlassen zu können. Das gibt mir zu denken.

Von Himmlischen Parks und Verbotenen Städten

Beijing, China

Im Park ist die Welt noch in Ordnung. Hier bestimmt die Eiserne Reisschale den Takt und süßes Blütenaroma beflügelt.
Man stört sich nicht an Stil oder Haltungsfragen, nur Spaß und Bewegung zählen auf dem Tanzparkett unter Bäumen.
Die andere Welt, die Welt, die man nicht verstehen kann, die bleibt Draußen. Es reicht, wenn aus ihr der ein oder andere Transistorverstärker zur Beschallung oder manches Mobiltelefon (Shouji-Handmaschine)für den Kontakt zum Enkel Einzug gehalten hat. Die andere Welt flaniert ebenfalls durchs Grün. Modisch, Markenmodisch. Vorbei an bemühten, verschieden talentierten Jungbarden, die darauf hoffen entdeckt zu werden, berühmt zu werden, reich zu werden.
Manch einer glaubt das Ziel bereits erreicht zu haben, mit modischem Chique, mit Unmengen des teuersten fotographischen Equipments. Der Eindruck wankt, wenn man den Westtouristen bitten muss, das Zweitausend Euro Objektiv an das Kameragehäuse zu setzen, doch hat dies zum Glück niemand sonst gesehen, das Gesicht ist gewahrt. Es wird angestanden, um einmal im Mittelpunkt zu stehen. An einem Ort, der noch vor Hundert Jahren tabu für die Bevölkerung war, ein Ort, an dem gottgleiche Imperatoren für gute Ernten opferten.
Nebenan wurde museal wiederhergestellt, was bereits Jahrzehnte verloren, umgewidmet und sogar bewohnt war. Die schöne neue Zeit frisst eine zuvor schöne Zeit um zur guten alten Zeit zurückzukehren.
Was wohl aus den Bewohnern wurde? Hat womöglich der Eine oder Andere im Austausch eine Reihe Stammabfallbehälter erhalten, von deren verwertbaren Inhalten er allein profitieren darf?
Über die zwölf Töne der chinesischen Musik zu informieren ist nunmal wichtig, hat Vorrang vor dem Einzelnen. In der Welt dort Draußen ist keine Zeit für Mühlespiel, dort denkt man besser nicht darüber nach, warum Bombencontainer auf den Bahnsteigen stehen oder warum jede Tasche kontrolliert wird. Nachdenken produziert zuviel unnütze Gedanken, das gilt es zu vermeiden, denn es stört die Harmonie. Das war früher so und ist auch heute so, wenngleich anders. Dort Draußen zählt das Geld. Zählt, was Du zahlst, zahlen kannst; nicht du zählst, erst recht nicht, wenn du nicht zahlen kannst, dann bist du Nichts. Dort Draußen treiben die Drohnen durch die Gänge und Straßen, zugedröhnt, von Gier angetrieben oder mitgezogen. Oder abgestoßen. Oder ausgestoßen. Einmal zuviel angestoßen, explodiert, im Kindergarten, die kleinen Kaiser mitgerissen. “Brother, we are hungry!” kann es da auch schon mal aus engen Designerjeans tönen – ein Hinweis, dass dies gut für die schlanke Figur sei, wäre eloquenter, als ein plumpes “Go work!” Doch Eloquenz wird gemeinhin überschätzt, vor allem, wenn es um Positionierung geht, wenn es knapp wird, wenn es Hart auf Hart kommt, dann zählen Schnelligkeit, Kraft und Masse. Eloquenz bleibt auf der Strecke und nimmt den nächsten Zug. Auch Eleganz unterliegt.
Und Abweichungen im Alltag scheinen für viele Menschen ganz schlecht zu sein – es hat durchaus seine komischen Aspekte, wenn man in einem Yumdo (Schnell-?)Restaurant auf die groß über dem Tresen angebrachten Bilder der Speisen zeigt und es heißt: “mäh jo” Und wieder: “mäh jo” und auch nach “di-u-geh”, “mäh jo”. “Ni jo schennmeh?”
Schweigen.
Wonach mag der potentielle Gast nach Dreimaligem “Haben wir nicht” wohl gefragt haben? Welche Körbchengröße die gute Frau hat, künstliche Implantate vielleicht? Ein anderer Gast hat die Frage wohl durchaus verstanden, und weist auf jenes Gericht, welches bereits auf dem Foto nicht dem entspricht, was ich essen möchte: Das wäre gut und ansonsten wären doch alle Gerichte gleich.
Stimmt auch wieder, Hauptsächlich Reis: mit Fleisch dran… Aber was nutzt dies, wenn es immer heißt “Mähjo,mähjo,mähjo”?
Wenn man hier nix zu essen verkaufen kann, dann geh ich halt nach Gegenüber: “Määähjooo!”
Im Nachhinein erklärt sich auch der wesentliche Umstand, warum das Lokal kaum einen Gast hat. Yumdo – demnächst unter neuer Leitung… Was zählte in der Verbotenen Stadt? Zahllos sind die Räume und Gänge, und die Plätze dazwischen. Zahllos auch die Besucher. Verboten viele. Es wird gegrabscht und gegegrabbelt, an Glas und allem greifbaren Metall. Und in beinahe jeder Öffnung wird mit den Fingern gebohrt und gepörkelt, . Was hofft man Gutes daraus zu erhalten? Das Resultat sind bis aufs leere Innere aufpolierte Drachen und Absperrungen, Absperrungen, Absperrungen – die kulturellen Relikte des Volkes müssen vor dem Volk geschützt werden.
Geomantisch angelegt, im Zentrum des Universums. Erinnert schwer an das mittelalterliche Dogma, dass sich die Sonne um die Erde drehen würde. Materialmäßig (auch an Menschenmaterial) wurde jedenfalls geklotzt und nicht gekleckert. Beeindruckend fand ich es dennoch nicht allzusehr.

Von Sommerpalästen und großen Mauern

Beijing, China

Nach der Schule trafen sich zwei Taxis und eine Luxuslimousine auf der Straße. Dumm, wenn man telefonierend mit seinen getönten Scheiben als Linksabbieger in die Straße brettert und dabei auf Hindernisse trifft. Dem Übermut der Luxusprotze werden halt doch manchmal Schranken von der Gesellschaft gesetzt und sei es auch in Form einer Taxikarosserie. Das zweite Taxi sah sich durch die abrupt vor ihm gestoppte Limousine genötigt, nun seinerseits der Limousinentür einen Kuß zu geben. Solch Schmuserei in der Öffentlichkeit wurde vom nachfolgenden Verkehr mit lautem und dauerhaftem Hupen geahndet. Ich tauchte schnell in den Untergrund ab zu einem Frischgemüsebaguette. Nachdem ich dort auf dem Stadtplan entdeckt hatte, dass es eine U-Bahnstation am Sommerpalast gibt, stand für mich fest, dass ich genau dort wieder ans Tageslicht treten wollte.
Nach einer knappen Stunde Untergrundfahrt quer durch die gesamte Stadt befand ich mich im Nordwesten Pekings.
Eintritt Sommerpalast 30 RMB, für ein Allinclusive-Ticket 60RMB. Ich wählte All-In, doch bekam es nicht – zu spät. (Wie sich später herausstellte hat die gute Frau am Schalter richtig mitgedacht und mir Geld gespart, denn ich konnte wirklich nur weitere 10RMB Eintritt für den Buddhaweihrauchtempel bezahlen)
Es geht erst einmal Bergauf – zur Stärkung ist ein Eis mit einem Schokoladenpuffreiskern angebracht, denn es ist sonnig und recht heiß. Gutes Eis.
Oben an diversen Pavillons angekommen konnte ich eine wunderbare Aussicht auf den See und den besagten Buddhaweihrauchtempel genießen. Mein Weg führte mich in großem Bogen bergab und am Seeufer entlang zum Eingang. Innerhalb des Tempels geht es dann wieder bis fast ganz nach oben hinauf.
Viele Treppen und kleinere Tempel, zum Teil aus massiver Bronze (207 Tonnen schwer) liegen auf dem Weg zu einer Buddhafigur mit vielen Armen. Vielleicht ist es auch kein Buddha, denn der hatte ja nur zwei Arme, aber ich kann die Symbole nicht lesen, die vielleicht etwas anderes besagen…
Es war mir nicht möglich, innerhalb der Öffnungszeit das Museum und alle Hallen und Höfe, die sich auf dem Gelände befinden anzuschauen und ich verließ den Park am New Palace Gate. Erst später sah ich von Außen, dass es ein Südtor gibt, welches man vergessen hat auf den Übersichtskarten einzuzeichnen. Noch ein paar Kilometer in wunderbarer Abendatmospäre laufen bis zur Baguo-Metrostation (Endstation Linie 10) und schon sause ich für zwei Yuan zurück ans andere Ende der Stadt. Für den nächsten Tag hatte ich mir einen Besuch an der Großen Mauer bei Mutianyu vorgenommen. Ich hatte die Metro am Dongzhimen Busbahnhof noch nicht verlassen, da quatschten mich die ersten Nepper bereits an. Einer von den Vögeln begleitete mich sogar zur Toilette, um mir dann seinen überteuerten Transport anzudrehen. Aber ich weiß ja, dass es einen Bus gibt (10-11RMB). Ich will die 936, alternativ die 916 und dann umsteigen in einen Minibus. Die 936 verweigerte man mir: an der 916 sagte man, gibt es nicht, im Bus sagte man zu mir, ich müsse die 936 statt der 916 nehmen, aber langsamer sprach mein Sitznachbar auch nicht, als ich ihn darum bat. Hätte ja sonst eine Chance gehabt, etwas vom Gesagten zu verstehen. Höflichkeit ist halt nicht allzu weit verbreitet hierzulande.
Bereits ab dem ersten Halt in Huairou entern Minubusfahrer den Linienbus und versuchen den blonden Touristen herauszulocken. Vielleicht wäre es das Einfachste gewesen, bereits dem ersten zu folgen, denn im Folgenden wird es noch schlimmer (und teurer).
Am sogenannten Busbahnhof, an dem ich laut einer im Bus mitfahrenden Anwältin (die mir ihre Visitenkarte gibt) ihrer Meinung nach in einen anderen Bus umsteigen könne. Da war sie wieder, die ominöse 936. Ich sah noch mehrfach von der 936 und hörte von ihr und bestimmt werde ich die Nacht von ihr träumen. Kaum steige ich aus dem Bus aus, zerrte man an mir und versuchte mich zu Autos (nach Mutianyu?) zu ziehen. “Don’t touch me” fauchte ich mit zur Abwehr erhobener Hand eine extrem aufdringliche Hyäne an, die ihre schmutzigen Grabbelfinger nicht von mir lassen konnte. Ein ganzes Dutzend Fahrer und Fahrerinnen schrie aus allen Himmelsrichtung auf mich ein – Huairou toppt den Bahnhof in Hangzhou locker! – und umringte mich und begleitete mich auf dem Weg zum Bus 936, der auf der anderen Straßenseite stand (aber woanders hinfuhr). Und wieder zurück. Auch der korrupte Uniformträger am Busbahnhof steckte mit unter einer Decke. Sorgfältig waren die 936er Schilder vom Wartehäuschen abgerissen worden. Ich ging dann mit einem günstigen Mann mit, der anbot für 5Yuan zur Mauer zu fahren. Es ging mit einem schrottreifen Motorrad los – egal, nichts wie weg von dem Pack.
Nach einem Kilometer fiel dem Kerl ein, dass die Fünf Yuan dafür sein sollen, mich zu der nächsten Busstation zu fahren, wo ich doch den günstigen Bus für Drei Yuan nehmen könne… nach Mutianyu würde er ansonsten für Dreißig fahren…
Ja stehe ich denn im Wald hier? Ich stieg umgehend von seinem Moped ab, gab ihm immerhin Zwei Yuan, bin ja kein Zechpreller. KarlA..ch war sichtlich unzufrieden mit der Situation und knattert neben mir her. Kaum zu glauben, aber an dieser Busstation lauert ebenfalls ein halbes Dutzend von diesen Minibus- und Autoverbrechern und will mich ausnehmen. Mopedhyäne hetzte sie fleißig gegen den fiesen Waiguoren auf.
Einer macht einen halbwegs vertrauenswürdigen Eindruck und will mich wohl zu einem Preis unterhalb der Sechzig bis Hundert der Anderen fahren, wird dafür aber arg beschimpft, so dass er kneift.
Ich schaltete um auf Deutsch, was ja keiner versteht und rief allen zu, dass sie mich doch alle gerne haben könnten und ich dann eben gehe und sie sich ihre Fantasiepreise dorthin stecken könnten, wo es warm und muffig ist. Und gehe die Straße entlang, bereit den Bus zurück nach Peking zu nehmen, denn ich hatte die Nase voll und es war wieder einmal einer der Momente, in dem ich froh bin, in einer Woche dieses Land zu verlassen.
Ein Auto hielt an und darin einer der Fahrer, der vorher auf Freund gemacht hatte und nun auch. Er bat mich einzusteigen. Ich fragte, was soll es denn nach Mutianyu kosten? Er wich aus, zeigte auf seine Tankanzeige, oder lamentierte, dass er hungrig wäre. Ich fragte erneut, wiederum ausweichend
Einfache Frage: Ni gaosu wo, qu Mutianyu duoshao qian? Wieder keine Antwort – OK Türe zu, erledigt, ich ging weiter.
Er rollt hinterher und hat plötzlich die Zahlensprache wiederenteckt: “OK Sixty!”
“Du mich auch” und gehe weiter.
Ein ganzes Stück später kam der halbwegs vertrauenswürdig erscheinende Fahrer angefahren und für Dreißig fahre ich mit ihm die fünfzehn Kilometer zur Mauer. Dort gönne ich mir erst einmal ein Hühnerbrustbaguette und dann geht es treppauf (45RMB Eintritt)
Die Seilbahn nahm ich nicht, denn man kann die Mauer von unten sehen (so hoch ist das doch nicht, oder?!?) und 50 bzw. 65RMB war mir das Stückchen nicht wert. Es war bedeckt und kühl, also angenehm bergan zu steigen.
Auf der Mauer geht es dann auf und nieder, erst nach rechts und dann nach links, bis zum höchsten Punkt, an dem mein GPS dann anzeigt, dass es recht genau 500 Höhenmeter bis zum Parkplatz sind. Sie ist schon beeindruckend, diese Mauer, die sich über die Hügel schlängelt mit Türmchen und Treppen. Auch wenn die Geschichte gezeigt hat, dass der Versuch sich einzumauern, in die Hose ging. Die blühendsten Perioden waren jeweils die Zeiten, in denen ein reger Austausch und Handel mit anderen Ländern und Kulturen statfand. Apropos GPS: Auf einem Stück der Mauer erzählte ein Deutscher mit einer 5000Euro Nikon mit GPS Aufsatz doch ganz überzeugt sei ner Frau, dass man sich auf 2050m Höhe befinden würde – ich stutzte dagegen. Liegt Peking wirklich so hoch, denn viel Steigung gab es auf der Hinfahrt nicht? Und 2000Höhenmeter bei diesem Breitengrad, da müsste es mir doch wohl wohl deutlich kühler in meinem kurzärmeligen Synthetikhemd sein, oder? (Mein GPS zeigte üppige 500m an, wie ich später feststellte)
Ach ja, die unreflektierte Technikgläubigkeit. (Eine Druckdose zur Höhenmessung hatte der “Spezialist” ebenfalls dabei)
Am obersten Punkt kaufe ich einer Verkäuferin tatsächlich Zehn Postkarten für Zehn Yuan ab, mit schönen Bildern vond er Chinesischen Mauer.
Wer dies liest und gerne eine davon zugesandt haben möchte, möge sich bei mir melden, bevor ich das Land verlasse 🙂 Auf dem späteren Weg nach unten begegnete ich noch ein paar netten älteren Damen, die sich mit mir fotographieren lassen wollen und dann landete ich an einem dr vielen T-Shirt-Verkaufsstände, an dem es die obligatorischen “I climbed the Great Wall” T-Shirts gibt. Ein Dollar sagt die Frau, aber nach dem Aussuchen eines XXL T-Shirts fängt die Frau bei 185 Yuan an zu lamentieren. Hallo? Ein Dollar=185RMB??? Ich habe keinen Bock auf solch verlogenes Gefeilsche und auch dass die Frau mir den Weg versperrte, machte mich alles andere als kaufwillig.
“You had your chance – goodbye” Push and Go.
Dreißig Meter weiter fing ich mit einer anderen Frau an zu handeln, Ihr “Freundschafts-“startpreis liegt bei 90 statt 120. Ich bot 10 und am Ende bezahle ich 17RMB, was sicher immer noch zu viel ist, aber Zwei Euro für ein “Kult”-T-Shirt ist auch nicht das schlechteste Geschäft. Auch hier an Mutianyu hat man die Hälfte der Beschilderung des Busses 936 entfernt – so dass ich nur mutmaßen konnte, ob der letzte Bus wirklich zwanzig Minuten zuvor gefahren war, oder ob sich das Warten lohnt. Da es allerdings anfing, wie aus Kübeln zu gießen, verspürte ich nicht allzu großes Verlangen zu warten. So musste ich in den sauren Apfel beißen und eine selbsternannte Taxi zurück nach Huairou nehmen. Nach Herunterhandeln von Achtzig fuhr ich für Vierzig Yuan ich in einem neuen Toyota mit, wenigstens etwas. An der 916er Bushaltestelle muss ich mich sputen, denn der Bus kommt gerade, doch man schreit mir hinterher, “Nein,Nein!”
Nein? Steht 916 dran. Fährt aber woanders hin, allein an dieser Haltestelle sind Streckenpläne für gleich Drei! 916 Busse mit verschiedenen Zielen angeschlagen. Hier im Ort hat sich wohl niemand gefragt, welchen Sinn große leuchtende Busnummern haben könnten und stattdessen allen Bussen entweder 916 oder 936 gegeben. Ich könnte deswegen schreien!
Dann kommt ein 916er, an dem auch Dongzhimen dransteht, aber diesmal schrie die halbe Bushaltestelle auf: “Bu shi, Bu shi” Nein?
Der nächste Bus sollte es sein, dieser fuhr zwar richtig, aber nicht Express.
Der nächste war es tatsächlich und brachte mich zuverlässig in den Verkehrskollaps der Dritten Ringstraße Pekings. Meine Abenteuerlust war noch nicht gestillt, beziehungsweise hielt sich mein Verlangen, zur absoluten DrückundSchieb-Primetime gleich zweimal die U-Bahnlinien an ungünstigen Stationen, wie bei meinem ersten Eintreffen in Peking, wechseln zu müssen, in ganz engen Grenzen. Also stieg ich vor der Endstation aus, meiner Meinung nach in der Nähe einer Linie 10 U-Bahnstation. Ich lag richtig und nach knapp vierhundert Metern Fußmarsch stand ich in der U-Bahn und musste nicht einmal umsteigen. Da störte es kaum, dass die Einlaßschranke meinte, mein frisch gekauftes Ticket wäre ungültig – sie war offen und ich drin.
Ich freute mich darauf ein heißes Süppchen und ein frisches Baguette aus dem Supermarkt zu essen, doch Pustekuchen: Baguettes von gestern morgen oder vorgestern – Entenfuttertorpedos. Internet durfte ich abends auch nicht mehr, denn die Mitbewohnerin aus der Schweiz (Bank-Marketing-Managerin mit zwei Iphones, einem Macbook und Achtzig Kilo Gepäck, aber einem massiven Zufriedenheits- und Schlafproblem) weist meine vorsichtige Anfrage mit einem energischen: “Wenn mein Film heruntergeladen ist” zurück.
Soll ja nur 40Stunden dauern, bis die Gigabytes durch die Leitung sind…
Ich könnte ja nun gehässig feststellen, warum denn noch einen Film, wo doch schon ihre Musik spielt und der Fernseher mit HBO auf Hochtouren läuft, aber an sich ist es traurig. “Kopf freimachen” sieht meiner Meinung nach anders aus. Andererseits könnte ich ebenfalls darüber nachdenken, mir einen persönlichen Fahrer für Ausflüge zu chartern, der mich vor dem Ärger mit Neppern abschirmt. Könnte mir auch die in mundgerecht geschnittene Früchte, mit großer Plastikumverpackung für den Zehnfachen Preis kaufen, könnte mir auch Glanz und Glamour kaufen…
Eine Zufriedenheitsgarantie gibt es dadurch aber nicht. Zwangsoffline schrieb ich diesen Text und trank dabei ein Pineapple Juice Beer mit 0,6 bis 2,5% Alkohol – ich will es einmal so ausdrücken: man kann es trinken, muss es aber nicht.

Hauptstadtfinale I

Beijing, China

Mit dem Airportexpresszug und zwei Metrolinien ging es zur Sprachschule. Deren Wegbeschreibung erwies sich dabei als unvollständig, denn am Central Place heißt alles Central -Place, -Square, -Mall und laut Übersichtskarte gibt es Businesstürme A1 bis A3, aber keinen Turm 16.
Da hilft nur Umherirren und mehrmaliges Fragen von halbwegs intelligent erscheinenden Menschen.
Es ist warm, das Gepäck schwer, die Metrostationen hier gönnen sich nicht den “Luxus” von Rolltreppen, es kommt fast zu einer Schlägerei mit rüpelhaften Wanderarbeitern und ich steige schweißgebadet und von bedeutungsleeren italienischen Designermarkenfassaden ans Tageslicht, suche den Weg, in der Schule endlich angekommen, ist mein erster Eindruck der eines überlebenden Baustellenbüros – nichts davon ist Stimmungserhellend.
Hat mich aggressiver gemacht als ich sein möchte, reagiere dementsprechend nicht begeistert, als man mir mitteilt, dass die mir zugesandte Unterkunftsinformation obsolet ist (wäre in Geh-Nähe gewesen) und ich stattdessen zwei U-Bahnstationen (verteilt auf zwei Linien) fahren muss. Ist unbequemer, kostet extra Zeit und Geld, und man hat es nicht einmal für nötig gehalten, mich über diese Änderung zu informieren.
Wäre ich aus irgendeinem Grund später eingetroffen und direkt zur Unterkunft… aber bin ich ja nicht, und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich mehr Informationen, als eine Visitenkarte mit der Handgeschriebenen Adresse der Unterkunft erhalten hätte. Wenn ich nicht recht patzig gefragt hätte, und wie soll ich da hinkommen? Taxi. Was kostet das? Hmm, zahlt die Dame und sie würde mich begeleiten.
Ich fülle dann zum Vierten Male ein Accomodationaggreement und Formulare aus. Bürokratie ist wichtig!
Den sinnfreien Einstufungstest ersparen wir uns immerhin, nach meinem erneuten Hinweis darauf, dass ich bereits in Shanghai ihren Elementary Level Kurs besucht habe..
Mit dem Taxi geht es dann zu diesen Century Towers an der Dritten Ringstraße. An der Ecke ist die Metrostation und eine Shoppingmall mit Kinocenter mit englischsprachigen Filmen. Globalisiertes Fastfood und Kaffee sind omnipräsent und auch einen Supermarkt gibt es, denn ich dann auch besuche, nachdem ich ein DSL-Modem für den Internetzugang an der Rezeption geordert habe.
Kaution oder nicht Kaution, das war eine Frage, die meine Kreditkarte zweimal beantworten sollte – ich werde auf der Abrechnung kontrollieren müssen, ob da wirklich “nichts verblieben” ist.
Die angekündigte Appartment Mitbewohnerin aus der Schweiz kommt Stunden später nach mir an, da habe ich bereits das bessere Zimmer in Beschlag genommen, auch sie wurde neuarrangiert, Unterbringungstechnisch und ist not amused. Ihre Stimmung liegt um etliches unter meiner bei Ankunft. Sie scheint deutlich besseres gewohnt zu sein, wodurch so ziemlich alles ihren Missmut erregt und versendet am Abend und Morgen erst einmal Beschwerdemails.
Ich dagegen habe gut geschlafen, das Bett ist nicht zu hart, das Fenster im 16.Stock geöffnet gab es Frischluft, esse einen Kirschjoghurt und Baguette und werde mich gleich in der Schule auf chinesisch bespaßen lassen. 第一个天 Der erste Schultag war ernüchternd. Es brauchte eine ganze Weile, bis ich eine Vorstellung davon hatte, an welchem Kapitel des Lehrbuches sich der Kurs abarbeitet. Es handelte sich um eine Art Freistilplapperrunde, in dem jeder mit jedem kommunizieren sollte, ohne dass es alle wirklich gekonnt hätten – eine Kakophonie des Chinesisch-Dilletantismischen. Und die Lehrerin springt fleißig von Hü nach Hott und spricht ziemlich schnell und für mich schwer verständlich, da mit ungewohnter Aussprache. Nicht sehr hilfreich insgesamt
Der zweite Eindruck von der Schule hier, knüpft nahtlos an den Ersten an: eng, bedrängt und deutlichst weniger strukturiert als die Filiale in Shanghai – nichts für Klaustrophobiker. Wenn sich der Unterricht nicht deutlich steigert sehe ich mich in den nächsten Tagen eher durch Abwesenheit glänzen: Bezahlt ist bereits, ist dann reine Abwägungssache, ob ich mich für mein Geld auch noch frusten lassen möchte, oder lieber die Stadt und Kultur erlebe.
Im Supermarkt erlebe ich dann allerdings arrogantes, neureiches Verhalten, wie ich es seit langem nicht mehr erlebt habe. Absolut verächtlich werden vor der Kassiererin die Geldscheine hingeworfen und dass ihr die Münzen des verpönten Wechselgeldes nicht ins Gesicht geworfen wurden, war auch alles. Typische chinesische Hauptstädter?? Hoffentlich nicht. Gerade als ich mich am frühen Nachmittag in Richtung Olympiastadium aufmachen will, kommen nach und nach Handwerker und Reinigungspersonal – fünf Personen insgesamt, die für meine Mitbewohnerin einen Schreibtisch und ein anderes Bett besorgen. Auch dieses ist allerdings zu hart, so dass ihr später auch noch ein paar weiche Auflagen besorgt wurden.
Statt Olympiastadium, ging es für mich dann in den Chaoyang Park, der nach vier Metrostation erreicht war. Eine große grüne Oase in der Stadt. Das Olympische Beachvolleyballturnier wurde dort ausgetragen, wie ich beim Durchwandern feststellen konnte. 第二三个天 ; Eine Nachmittagsexkursion führte mich zum Tiananmenplatz. Ein großer mit Granitplatten ausgelegter Platz, der nicht so außergewöhnlich groß erscheint, da sich mittendrin das Mao Mausoleum breit macht. Ursprünglich wollte ich dem Reiseführer folgen und aufs Südtor steigen, um den Blick schweifen lassen zu können, aber der Preis dafür wurde seit Drucklegung aufs Siebenfache erhöht (20RMB) und dafür quatscht mich gleich ein Dutzend Animateure voll, wie toll es doch dort oben wäre, und ganz billig wäre es doch auch: vier Etagen für einen Preis. Komisch nur, dass man ungefähr zehnmal so viele Überwachungskameras wie Besucher an der Balustrade entdecken kann. Ich entscheide mich für die 2RMB Eisalternative und ziehe weiter. Über das Mausoleum kann man von dort eh’ nicht drüberschauen. Auf dem Platz fallen sehr viele “rein zufällig” herumstehende Leute in Zivil auf. Mein Eindruck ist, wenn man “Polizei und Geheimdienst bitte den Platz verlassen” rufen würde, wäre nur noch ein Viertel der Menschen übrig. Streicht man dann noch die Postkarten und Neppverkäufer, bliebe ein Zwanzigstel. Dafür gibt es wahrlich beeindruckende Videowände auf denen nette Propagandavideos laufen. Weiter nach Norden, vor der verbotenen Stadt steigt die Konzentration an Neppern drastisch an. Wie Sauerbier werden Touren zur Großen Mauer angeboten, “Half price” , aber dafür wird man zur Nachverhandlung auch auf halber Strecke ausgesetzt. Manch einer versucht dem dummen Touristen die Flasche Wasser für den Dreifachen Preis des vorherigen Standes zu verkaufen. Immerhin interessant anzuschauen ist am Spätnachmittag das Katz- und Mausspiel zwischen einem dicken Polizisten in seinem Polizeiauto und den flinken Verkäuferfußtruppen. Blöd nur, dass er mit seinem Auto ihnen nicht über zwanzig Zentimeter hohe Bordstein folgen kann. Anschließend dreht er dann auf dem Vorplatz im Auto seine Runden und beschallt das Areal mit dem riesigen Megaphon auf dem Fahrzeugdach. Soll ja bloß keine betretene Stille aufkommen.
Einen Park rechts und links der verbotenen Stadt zu besichtigen ist genug für den späten Nachmittag. Auch das gesamte Olympiaareal ist permanent beschallt: “One world one dream” bilingual und weitere Jingles. Im Park und sogar im Wald entkommt man der Dauerbeschallung nicht, ab und an ertönt ein “Welcome…don’t make fire…keep off the grass” aus den maximal 50m voneinander entfernten Lautsprechern. Mir fällt leider nicht ein, an welch en Science Fiction Film mich das erinnert – Demolition Man?
Ohne diese Lärmbelästigung würde der Olympia Forest Park sicherlich gewinnen, immerhin gibt es Wiener Walzer auf die Ohren, es hätte ja auch ein Radetzkymarsch, Chinapop Potpourri sein können… Der Eintritt fürs Olympiastadium soll knapp 6Euro betragen, das Geld ist es mir nicht wert, ein paar Schritte weiter gibt es eine fast Besucherleere “Olympia Construction Exhibition Hall”. Auch ich darf zuerst meinen Personalausweis für den Erhalt der Gratiseintrittskarte vorzuzeigen, bevor die Kollegen des Schalterbeamten lautstark darauf hinweisen, dass dies bei Ausländern keinen Sinn machen würde. Jaja.
Dann noch eine ausgiebige Sicherheitskontrolle wie am Flughafen und ich bin drin. Recht interessant anzuschauen, die Modelle der Bauten. Der zweite und dritte Schultag gestalteten sich deutlich besser, allerdings ist die morgendliche Anreise durch die überfüllte Metro nervend.
Die Unterkunft ist an sich nicht schlecht, aber man wollte gestern morgen darauf beharren, die Mülleimer nur einmal wöchentlich zu leeren (obwohl die winzigen Dinger bereits voll waren und zu stinken anfingen). Erst die Androhung, den Müll dann in den Hausflur zu kippen, wo ihn dann einer wegräumen kann, in Verbindung mit der (zweifachen – hier muss man immer alles wiederholen) Bitte bei der Schule für die Entsorgung zu sorgen, half: es wurde sogar eine Grundreinigung des Appartements durchgeführt.
Irgendwie hatte ich mich schon darauf gefreut, die stinkenden Müllbeutel in den Aufzug zu stellen…

Terrakottakrieger

Xi’an, China

Der Flughafen von Nanjing liegt mehr als 40km außerhalb, um zwei Drittel günstiger wäre es gewesen, mit dem Taxi zur Shuttlebusstation und von dort mit dem Bus zu fahren. So kassiert der Taxifahrer für eine – wie üblich – wenig überzeugende Fahrvorstellung 150RMB.
In Xi’an erwarten mich beim Anflug endlose grüne Felder (ich hatte nur stauibige Steppe im Sinn) und dort ignoriere ich alle Taxinepper, bis auf einen: zu dem sage ich “Dream on”, und steige in den Shuttlebus vor der Tür. 35km sind es laut GPS und 10Minuten rollere ich meine Reisetasche die Straße entlang und ich bin in meiner Unterkunft.
Schluchz. Das erste Zimmer, das man mir gibt ist ein Kellerloch. Sicher man hat es schön eingerichtet, und wäre vermutlich nicht so schlimm gewesen, wäre da dieser Gestank nicht gewesen. Einmal Kleidung wechseln (schwere Flieger- gegen leichte Hallowarmklamotten) und ab an die Rezeption: “My room smells”. Zur Strafe muß ich mein Gepäck Drei Stockwerke hochschleppen und habe nun ein Zimmer, dass sich als Moskitobrutstätte erweist. Leichenberge kleben bereits an den Wänden und auch ich muss völlig unbuddhistisch mehrere von den Viecher in den Leidenskreislauf zurückschicken, um nicht zerstochen und verseucht zu werden. Fürs Internet muß ich mich ins Erdgeschoß zu Cafe oder Bar begeben.
Ich buche abends noch das volle Ost- und Westtourprogramm zu den Tonsoldaten und diversen Gräbern, nachdem ich mich online über die Preise informiert habe. Für knapp Siebzig Euro habe ich jetzt ein wenig das Gefühl, zwei Tage mit Kaffeefahrten zu verbringen. Wenigstens muss ich so nicht nach den günstigeren Transportgelegenheiten und Ortschaften suchen und finden – ich kann mich zurücklehnen und die Tourorganisation machen lassen; kann die Ohren zusteckern und Musik hören und statt Shopping-, Lesepausen nehmen.
Eine Runde durch die Stadt führt mich durch ein wahres Glanz und Glamour Shoppingparadies und eine große Anzahl von Clubs und Bars, ja einen ganzen Straßenzug voll davon befindet sich keine hundert Meter von meiner Unterkunft entfernt. Mit Livemusik – was diese nicht immer besser macht. Insgesamt macht die erleuchtete Innenstadt einen stimmungsvollen Eindruck und gefällt mir. Im Osten das alte Leid Die Tour gen Osten kann ich nur als seltsam bis bereuenswert bezeichnen.
Erstaunlich war, dass sie überhaupt stattfand, da es nur zwei
Teilnehmer gab. Das heißt, die Französin hatte die billigere Tour, ohne
die heißen Quellen gebucht – für 75RMB weniger. Clever wie man ist, deklariert man nach dem Mittagessen die heißen
Quellen aufgrund eines VIP Besuchs als nicht besuchbar. Aha. Aber natürlich würde ich mein Geld zurückbekommen. Bekam ich dann auch:
50. Oho. Ich stelle dem netten Fräulein gegenüber höflich fest, dass ich doch
wohl mindestens 75 zurückbekommen würde. Bei der Gelegenheit erwähne ich
auch, dass wir ebenfalls nicht das Grabmal, sondern nur das billigere
Museum aufgesucht haben – und wenig später ist der VIP Besuch
verschwunden…na so etwas. Das ist wieder einer der Momente, wo ich
mich frage, ob sich solch verlogenes Pack einredet, NICHT das Gesicht zu
verlieren? Die 70RMB Eintritt waren die heißen Quellen definitiv nicht wert, aber
die Hauptsache war, dass sich solches Volk nicht über alle Maßen
vertragswidrig bereichert. Glücklich waren sie nicht, und den
Reiseverkäufern an der Rezeption dieser Absteige habe ich dennoch
Feedback gegeben, was ich von der Tour hielt und dass sie sich glücklich
schätzen können, dass ich die Westtour gestern bereits gebucht hätte… Ob ich deswegen auch glücklich schätzen kann? Ich kann jedem nur empfehlen, den Bus 306 auf eigene Faust zu nehmen, für 7RMB und die 90RMB Eintritt für die Terracottakrieger zu zahlen und den Rest auszulassen. Banpu Museum besteht aus einer Mischung neolithischem Drecks und Betonreplika einer Nudistenhüttenfantasie – wer kommt auf die seltsame Idee, dass in der Steinzeit die Menschen barbusige Betonfrauen auf ihren Dächern angebracht haben könnten? Kontrastierte ganz nett mit ein paar hübschen bunten Blümchen davor.
Das Grabmalmuseum – ein Witz, eine durch miserables Pappmache-Ambiente Durchschiebeangelenheit…
Zwar musste ich mir nicht den Transport organisieren, dafür aber die Kommissionsorientierung (Shopping, Essen) ertragen. Definitiv der Flop des Monats – es sei denn die Tour morgen toppt dies noch – die ist jedenfalls eine typische chinesische Pauschtouristentour, die per se so grottig ist, dass es bereits wieder Spaß machen könnte. Verstehen werde ich Mister Wimpelschwenker mit seinem Trötophon sowieso nicht (auf chinesisch) und das ist gut so.
Immerhin liegt der Famen Tempel knapp 120km entfernt und für eine Person wäre ich kaum in der Lage den Transport günstiger auf eigene Faust zu organisieren – solange nicht plötzlich ein VIP aus der Tasche gezaubert wird… Auch im Westen nichts Neues? Stimmt so nicht ganz, denn es gibt eine alte Siedlung, die mit Pappmachee und viel liebevollem Arrangement von Püppchen (und einem lebendigen Schwarzbären) in einen Themenpark verwandelt wurde. Da ich kein Wort des chinesichen Plastikmegaphongekrächzes unseres Tourguide verstehe, bleibt mir die langwierige Erläuterung der Geschichte der (chinesichen) Menschheit (zum Glück) erspart und ich konnte mich von der Gruppe absetzen. Dies ist an jedem Stop der Fall, ich bekomme die Abfahrstzeit des Buses mitgeteilt und dann lasse ich die Störschallquelle hinter mir und kann mich auf eigene Faust umschauen. Herrlich!
Und dabei fing die Tour nicht allzu vielversprechend an: zuerst fast eine Stunde Verzögerung, bis sich der Bus in Bewegung setzt und dann Beschallung bis an die Schmerzgrenze. Ich musste mir meine Kopfhörer einstecken, um nicht durch den Endlosmonolog des Tourguides im Bus zu ertauben. Wie es Zweidrittel der Busbesatzung schaffen, diese Gelegenheit zu nutzen, um ein Schläfchen zu halten, macht mich ratlos.
Ich hoffte nur, dass unser Busfahrer nicht auch zum Einschlafen in den ungeeignetsten Momenten (während der Fahrt) ein Nickerchen macht.
An einem Kaisergrab war Mittagspause angesagt. Ich verzehrte draußen im Schatten mein eigenes Lunchpaket statt des überteuerten Essens dort. Vom Kaisergrab war nicht sehr viel zu sehen: vier imposante Steinklötze und ein Weg mit Wächterfiguren dazwischen – kein Abtauchen in eine Grabkammer wie beim Prinzessinnengrab kurz zuvor. (Wobei es allerdings auch nicht viel zu sehen gab) Immerhin ein netter Spaziergang, halb den Grabhügel hinauf mit tollem Ausblick in die gründe Landschaft. Das Highlight kam am Ende: Famen Si, ein alter und neuer Tempel mit einer Fingerknochenrelique Buddhas.(Auch die Überreste dieses guten Menschen wurden vor Zeiten weit gestreut)
Besonders hieran ist, dass beim Wiederaufbau der, in den Achtzigern eingestürzten, Pagode darunter eine geheime Kammer mit der Relique und Tausenden von Schätzen gefunden wurde. Leider konnte ich eine erwähnte gelbe oströmische Glasflasche nicht in der Ausstellung entdecken, denn die über zwölfhundert Jahre alten, blauen Glasteller waren beeindruckend hübsch. Gleiches gilt natürlich auch für die Vielzahl an goldenen Kistchen, Schalen und Figuren. Auch die verzierten Eingangstüren waren sehr kunstvoll. Insgesamt ein schönes Museum, mit toller Ausstellung und ohne plärrenden Tourguide. Erhalten blieben diese Schätze unter anderem deshalb, weil sich ein Mönch zur Zeit der Kulturrevolution zum Schutze der Kammer selbst verbrannte. Solche wehmü ;tigen Hinweise darauf, welche riesigen Verluste die heutzutage wieder hochgelobte chinesische Kultur während dieser Zeit erlitt, finden sich ab und an, aber nur wenn man sich die Mühe macht und genau hinschaut.
Etwas, das nicht gerade die Stärke der Trötophontouren ist – schallschnell sausten die durchs Museum.
Unter der Pagode wurde ein goldvertäfelter Tresorraum angelegt, erinnerte mich sehr an Myanmar. Und dann gibt es dort auch noch den neuen Tempel. Mit einer breiten Zufahrt aus Beton, von der ich glaube, dass es in Wirklichkeit eine Landebahn für Jets ist. Immerhin knapp zwei Kilometer lang, so dass auch ein Shuttleservice mit Bimmelzügen angeboten wird.(Kostet 20RMB extra)
Als puristischer Hobbypilger gehe ich natürlich stilgerecht zu Fuß und nehme nicht den Aufzug. Denn nur wenn man sich die Ausmaße dieser ganzen Angelegenheit erläuft, bekommt man ein Gefühl dafür. Immerhin gilt es neun Etagen des Sockels auf Treppen emporzusteigen, um dann vor der Thrombenförmigen Spitze zu stehen, die in Form des Weltkulturerbezeichens gestaltet ist. (Bodenplatte nicht mitgerechnet!)
Darin ein Dreistöckiger Buddha und darüber nochmal ein kleiner Tempel, den ich aber nicht besichtigen konnte.
Für die ganze Tempelanlage wurden Unmengen an Beton und Granit bewegt, alles ist riesig und bombastisch. (Und doch mit erkennbarren Verarbeitungsmängeln im Detail – Pfusch am Tempelbau!)
Ich frage mich, inwiefern Gigantismus besser mit dem buddhistischen Gedanken vereinbar ist, als ein kleiner stiller Schrein… Summa summarum: für 300RMB ein lohnenswerter Ganztagesausflug, für den man Oropax und gute Musik mitnehmen sollte und dadurch den chinesischen Guide ignorieren kann. Aufgrund der Entfernung, Mautgebühren und Eintrittspreisen (Famen Si:120RMB) auf eigene Faust ohne Gruppe nicht einfacher und keinesfalls günstiger zu besuchen. Wenn Umsonst Vergebens ist Heute sollte mein musealer Tag in Xi’an werden. Ich startete recht spät in einen bewölkten, aber zunehmend wärmer werdenden Tag zu Fuß gen Süden.
Nach ein paar Kilometern erreichte ich unerwartet ein Shaanxi Provinz Kunst Museum. Für 10RMB Eintritt gab es dann auch tatsächlich eine Ausstellung eines wohl bekannten, derzeit verstorbenen Malers zu besichtigen. Den Namen, wie auch die Titel der Bilder konnte ich nicht entziffern, da alles in Hanzi gezeichnet wurde. Malen konnte er jedenfalls.
Insgesamt besaß das Museum jedoch mehr Überwachungskameras als Ausstellungstücke – auch ein Kunstwerk.
Besuchen wollte ich das Shaanxi Geschichtsmuseum, nach dem Erlebnis von großartigen, wenngleich lautstark beschallten Wasserspielen erreichte ich es auch.
Dort gab es eine lange Schlange am Ticketschalter. Deren gab es fünf, doch nur einer war besetzt. Die Tickets gab es umsonst. Da könnte man meinen, wenn man trotzdem unbedingt Tickets ausgeben muss, sollte dies schnell gehen, dann ist man noch nicht in China gewesen. Oder noch nicht lange und abgeklärt genug.
Nein, es möge doch bitte jeder Chinese seinen ID-Karte vorzeigen und sich dann auch noch in eine Liste eintragen – will da jemand Buch darüber führen, welches die Geschichtsinteressierten Bürger sind, oder soll dem Schwarzhandel Einhalt geboten werden?
Die bunt bedruckten Gratiskarten werden alle schön ausgedruckt und dann am Eingang gelocht.
Angesichts der Länge der Menschenschlange (ca 150m) und der Bearbeitungsgeschwindigkeit der Schalterbürokratin ( 1,3 Personen/Minute) kam ich auf eine gerechnete Wartezeit in brütender Hitze von ca. zwei Stunden. Umsonst war also vergeblich. Ich ging dann lieber ein Eis essen und setzte mich später in einen Park.
Eine solche Bürokratieorgie mit Lochen, Stempeln, Ausfüllen in dreifacher Ausführung mitzuerleben, die jeglichen Betrieb verhindert, kann wütend machen und zugleich froh, dass man sich noch nicht daran gewöhnt hat, und solche Absurditäten kommentarlos als “Normal” akzeptiert.

Südliche Hauptstadt

Nanjing, China

Die sechsstündige Zugfahrt aus dem heißen Huangshan hat mich ins ebenso heiße Nanjing verfrachtet. Bin ich überhaupt nicht mehr gewohnt, Temperaturen über 30 Grad zu haben.
Da werden morgen wohl nach langer Zeit meine Sandalen wieder zum Einsatz kommen.
Die Zugfahrt war recht kommunikativ und mit einigen Brocken Chinesisch und Englisch kam ich über die Runden.
Offensichtlich gibt es für Zugtickets wohl eine Ticketagentur, bei der man durch einen “Yellow Call” gegen 5RMB Gebühr die Tickets etwas früher und dann auch für die besseren (unteren) Liegeplätze kaufen kann.
Der Zug war jedenfalls bis auf den letzten Platz belegt – Höchstsaison, Hauptreisezeit.
Am Abend wollte ich in einem Straßenrestaurant ein Essen erstehen und zeigte auch auf die konkrete Schale mit Gemüse bekam dann aber nur eine schnelle Abfolge von Sätzen um die Ohren gehauen. Nicht gerade geschäftstüchtig – in Kunming nahm die zugehörige Standfrau die gezeigte Schale, füllte Brühe ein und schaltete den Gasbrenner darunter an. Aber hier?
Ich glaube ich habe auch so etwas wie eine Standpauke vernommen, dass ich in China doch wohl gefälligst Chinesisch sprechen können müsse. Es hatte einfach keinen Sinn: Ich wies auf das Essen, “DAS DA”, zeigte drauf, ich hätte auch jegliche Brühe genommen, aber man konnte, ja wollte mich nicht verstehen. Ich bin dann halt weiter gegangen – ist ja nicht so, dass man hierzulande auf einer Straße voller Restaurants und einem Doppelbogenbräter verhungern müsste…
Hundert Meter weiter gab es zwar ein Missverständnis (meinerseits), als ich mich wunderte ein Garlic-Ji – also Knoblauchhähnchen in Chinglisch bestellen zu können, landete allerdings mit der Bestellung einen echten Volltreffer bei einem hervorragenden Curry-Chicken – für 15RMB, siehste mal, geht doch, wenn man nur will. Muss ich mir merken, dass Gali Ji Curry-Chicken ist. Ich bin hier in einer seltsamen Unterkunft gelandet – man scheint hier der Meinung zu sein, Frühstück anzubieten, aber doch nicht um Viertel vor Neun. Nachmittags vielleicht? Und warum werden hier Pippi-Räuber erwartet, denen man den Weg zur Toilette weist?
Und am wichtigsten: warum versuchen andauernd seltsame Menschen meine Zimmertüre aufzubrechen oder um Einlass zu begehren? Vorgeblich um eine Waschmaschine zu suchen, oder aber um ein Zimmer 205 in 203 zu finden?
Gegen solche ungebetenen Gäste hilft nur eine stabile Tür, gegen Appetit am Morgen hilft ein Frühstück beim Güldenen M um die Ecke: Für günstige 6RMB gibt es dort einen Ei-Käse Burger mit einem Becher durchaus wohlgeratenen Kaffees. Anschließend ging es quer durch die Stadt, durch den Präsidentenpalast, mit interessanten Einblicken in wichtige Phasen chinesischer Geschichte. Ist nicht mehr lange, bis die chinesische Republik ihr 100Jähriges feiert…
Dann ging es ins Nanjing Museum, welches durch Umbauarbeiten recht eingeschränkt, dafür aber kostenfrei in Betrieb ist. Aber immer schön brav zurück an den Ticketschalter um dort ein Gratisticket zu erhalten.
Zum Grab aus der Mingdynastie und dem Mausoleum Dr. Sun Yatsen (dem ersten Präsidenten) kam ich nicht ganz, denn die Preisvorstellungen, um Grabstellen anschauen zu dürfen lagen mit 15Euro im Bereich, an dem ich mir dachte, man soll die Toten ruhen lassen.
Dafür gehe ich lieber Achtmal Essen.
Apropos Essen: als ich am Straßenrestaurant, an dem ich gestern kläglich scheiterte vorüber kam, wollte man mich hereinwinken. Tja, Chance verpasst, denn im Eckrestaurant mit den drei Schriftzeichen, gab es neben dem leckeren Hähnchencurry auch ganz passables Schwarzpfefferrind. Mit einem Stieleis als Nachtisch passierte ich gesättigt und wohlgefällig erneut das nicht allzu gut besuchte, unverständige Restaurant. Könnte an der Körpersprache der Betreiberin liegen: trotziger Gesichtsausdruck, verschränkte Arme, macht sie eher den Eindruck einer “Dukommsthiernichtrein” Türsteherin.
Morgen mittag geht es dann schon wieder weiter: mit dem Flieger nach Xi’An.

Yellow mountains

Huangshan, China

Die Fahrt mit dem öffentlichen Bus in Hangzhou, Linie K102 ,(2RMB) dauerte doch etwas länger, als ich dachte. 18 Stationen quer durch die Stadt, die Straßen, wie üblich verstopf, brauchte der Bus eine Stunde bis zum West-Busbahnhof. Von dort sollte mich ein Überlandbus nach Huangshan Stadt (Tunxi) bringen. Ich musste mir nur noch eine entsprechende Fahrkarte kaufen. Beim Aussteigen aus dem Linienbus wollte mich bereits ein Minibusfahrer für paarundsiebzig fahren, aber Skepsis ist angebracht, wenn es auch einen regulären Busservice alle 50 Minuten gibt…
An den Ticketschaltern wieder lange Schlangen, dann bin ich dran, sage mein “Ni hao” und der junge Frau hinter dem Schalter steht es bereits ins Gesicht geschrieben – Oh nein, ein Dramatourist, der nix versteht. Doch ich sage langsam meinen Spruch auf Chinesisch auf, dass ich ein Ticket nach Huangshan (Tunxi) haben möchte und sie versteht mich!
Siehste, geht doch, wenn man sich zu verstehen bemüht! Gegen die Zahlung von 76RMB erhalte ich ein Ticket für den Bus, der zwanzig Minuten später abfahren soll.
Klappt alles wunderbar, in Huangshan hält der Bus in der Pampa, die sich Busdepot nennt und einige selbsternannte Taxifahrer buhlen um mich. Weitere 10RMB bringen mich die zwei Kilometer zur Oldstreet, leider ans falsche Ende, aber da muss ich eben durch. Meine Reisetasche hat zwei große Skaterrollen und erweist sich immer wieder als Goldstück, ja ist schon beinahe Geländetauglich. Die ziehe ich locker ein paar Kilometer hinter mir her, trotz des Gewichts von Dreißig Kilo.
An der Herberge angekommen, buche ich direkt meinen Transport zum Huangshan Nationalpark (6:15 morgens) und ein amerikanisches Frühstück zuvor (5:45) und dann auch noch ein Sandwich- Lunchpaket mit Wurst und Ei. Immerhin habe ich die Kosten dafür zuvor eingespart, weil ich nach dem IHYF Membertarif gefragt habe und der lag für die Superhochpreissaison (ab morgen) um zwei Euro die Nacht niedriger.
Nach dem Auspacken im Zimmer gönne ich mir ein Mittagsmahl (Hühnchen mit Pilzen und Gemüse) und tippe dabei diesen Eintrag. Danach geht es ab in die Stadt. Tunxi ist die provinziellste Stadt, die ich bisher in China gesehen habe. Hier ist alles ärmlicher, weniger herausgeputzt, unstrukturierter.
Ein Grund mag auch sein, dass Olympia oder die Expo weit weg sind, daher kein verschönerndes Auge der Obrigkeit auf die Stadt fiel.
Die Anbindung mit Autobahnen ist jedenfalls bereits gegeben: in hervorragender Ausstattung und Zustand, mit unzähligen langen Tunneln, die durch die Berge gefräst wurden. Der Standard, der hierzulande vielfach beim Infrastrukturaufbau erreicht wurde, ließe so manches südeuropäische Land vor Neid erblassen.
Und es wird weiter gebaut und erschlossen, das Land ist immerhin riesig. Während der Busfahrt meine ich an vielen Stellen Wiederaufforstungen gesehen zu haben – das ist allerdings auch bitter nötig, und an manchen karg erodierten Berghängen vielleicht nicht mehr möglich. Will das Land nicht seinen Lebensraum verlieren, so bleibt ihm nichts anderes übrig, als mehr Nachhaltigkeit in den Alltag zu bringen. Gleiches gilt zwar auch für unser Land, und wir scheinen mir in der Hinsicht zum Glück Zwanzig Jahre vorraus zu sein. (Wobei der Rückbau von Betonwüsten erst in neuerer Zeit stattfindet) Das Tempo des Wandels scheint hier staatlich diktiert um ein vielfaches höher. Im Alltagsverhalten des einzelnen Bürgers ist davon noch nicht viel angelangt: da wird alles vollgerotzt, jeglicher Müll überall hingeworfen und im Zweifelsfall auch auf die Straße geschissen. Ja, es wird recycelt, aber das ist zumeist nur der Armut zu verdanken – viele Menschen leben hier vom Einsammeln weggeworferner Einwegflaschen: Plastikkrumen, emsig herausgepickt, sogar aus den tiefsten Tiefen pestilenzverseuchter Müllbehälter. Da ich den heutigen Tag hier in Tunxi gestrandet bin, werde ich ihn damit verbringen, das neuere Stadtgebiet zu erkunden und es ansonsten ruhig angehen zu lassen. Immerhin habe ich gestern meinen Allzeitrekord im Stufensteigen (Auf und Ab) gebrochen.
5:10 Aufstehen, 5:45 Frühstück, 6:15: Mit dem Minibus (18RMB) ging es lanwierig über mautfreie Straßen zur Huangshan Scenic Area (Huang=Gelb und Shan=Berg), dann mit dem Shuttlebus zum Eingang und Seilbahnstation (13RMB), dann folgte der Eintritt (230RMB der Park und 80RMB die Seilbahn) und es hieß eine Stunde Wartezeit, bis meine Gondel endlich in Bewegung setzte. Denn viele viele Busse waren schon vor uns da – geht halt schneller, wenn man die gerade, betunnelte Autobahn nimmt..
Oben angekommen, fängt es an zu regnen. Dicke fette Tropfen – Prima, also Regenhaube auf Rucksack, Schirm herausgeholt und los. Das Wetter wird allerdings schon kurz Zeit später besser und im Laufe des Tages brilliant, fast schon zu warm.
Ich habe noch nie solche Menschenmassen sich durch eine bergige Landschaft quälen sehen. Der gestrige Maifeiertag war definitv kein guter Zeitpunkt für den Besuch dieser Hauptattraktion und auch heute wird es nicht besser sein. Die wunderschöne Natur verkommt angesichts des Schlangestehens, des permanenten Geschreis und Getröte der vielen Reisegruppen mit ihren Megaphonen und der auf den Berg geschleppten Müllbergen zur Abartigkeit.
Es stehen und sitzen oftmals so viele Menschen herum, dass ich einen Abzweig nicht sehe und zwei Ehrenrunden über den höchsten Punkt des Parks (Lotus Peak) drehe, bis ich den Abzweig zur Heavenly Sea finde. Hier heißt es: Anstehen. Oben angekommen ist es nicht gerade himmlisch, sondern höllisch voll. Doch es findet sich auch ein verwaister Abzweig, gen Norden zur Fairytalebrücke. Dorthin verirren sich die Gruppen nicht, denn der Weg ist lang und anstrengend. Es ist bereits halb Zwölf.
Ein Kilometer Treppen auf und Treppen ab, und auf und ab, und auf, braucht irgendwie deutlich mehr Zeit als in der Ebene. Und bedeutet auch einiges mehr an Anstrengung. Die Kalorien meines Frühstückes und meines Sandwichpaketes kann ich gut gebrauchen.
Ich gehe die knapp Drei Kilometer bis zur Brücke (hauptsächlich bergab) und dann noch in etwa einen Kilometer in den sogenannten Grand Canyon – definitv der schönste und spektakulärste Teil der Yellow Mountains, aber auch nicht ganz einfach und wer nicht schwindelfrei ist, ist dort erst recht fehl am Platze. Gerne wäre ich die ganze Runde über die nördliche Seilbahnstation gegangen, aber weitere Drei Kilometer in die falsche Richtung (die ich ja auch wieder zurückmuss) traue ich mir nicht zu. Es ist mittlerweile Ein Uhr. Insbesondere, da ich keine vernünftige Karte mit Entfernungen und Höhenmetern habe und mir entgegenkommende Leute etwas von Drei bis fünf Stunden erzählen, die sie für die Strecke brauchten.
Ich gehe also zurück – bergan, bergan! durch den Menschenauflauf auf dem Hochplateau (gen Westen ist noch immer erkennbar alles verstopft) und will dann wenigstens den Osten des Parks sehen. Um Drei Uhr bin ich bereits an der östlichen Seilbahnstation, genügend Zeit, den Berg hinunter zu gehen, anstatt weitere 80RMB für die Gondel zu bezahlen. Sieben Kilometer Strecke und wieviele Stufen mögen wohl in 1000 Höhenmeter passen? Genug. Insgesamt bin ich etwa 20 Kilometer in den Bergen unterwegs gewesen und ich kann den Park in der Nebensaison, aber dann mit Übernachtung auf den Bergen, nur empfehlen.
Mit Shuttlebus und vollgestopftem Linienbus geht es zurück nach Tunxi, dort heißt es nochmals über einen Kilometer laufen, aber das macht nun auch nichts mehr.
Ich nutze abends noch die Gelegenheit zum Wäschewaschen und lade während der Wartezeit ein paar Bilder ins Blog. Es ist schlicht und ergreifend zu heiß für besondere Aktivitäten – ich kann mich glücklich schätzen gestern durch die Berge gewandert zu sein, denn momentan sind es lockere Dreißig Grad. In einer Marktstraße wähle ich mir an einem Essenstand am Straßenrand mein bisher billigstes Menü in China aus: 6RMB für ein Gericht nach Wahl (Senfstengel mt Tofuschnitzeln), frisch zubereitet im Wok mit Reis und Tee. Und es schmeckt wunderbar. Das (warme) Bierangebot lehne ich dankend ab.
Am Bahnhof bringt mich ein selbsternannter Hobbyzuhälter zum Lachen mit seiner “Massatsch” Nummer – vor allem, da er mit seinem Nullkommafünfzeilengedächtnis beim Verlassen des Gebäudes schon wieder vergessen hatte, dass ich gerade eben erst Nein gesagt habe und es erneut versuchte..

Am Westsee

Hangzhou, China

Meine zweite Zugfahrt in China gestaltete sich deutlich schlechter, als die Erste. Kurz vor Abfhartstermin änderten sich die Anzeigen (ohne Durchsage) im Warteraum um eine um 80Minuten spätere Abfahrt – prima. Im Endresultat ergaben sich Eindreiviertelstunde Verspätung.
Es scheint so, dass die D Zugummern vorrang vor den anderen haben, analog unserem ICE.
Meine nächste Zugfahrt wird dann ein K oder D.Zug sein…
Der Zug fuhr dann erst zurück nach Shanghai und hatte dort einigen Aufenthalt, aber dann gings ohne weiteren Stop nach Hangzhou.
Dort angekommen, erwartete mich am Bahnhof ein Spießrutenlauf bisher unbekannten Ausmaßes: Taxifahrer, TukTukfahrer und sonstige Schlepper und Nepper haben sich in dieser Stadt miteinander verschworen, um Bahnreisende bei Ankunft auszunehmen. Es ist sicher verboten, das Taxameter nicht anschalten zu wollen, und stattdessen für 2,5km Fahrstrecke den 5 bis 10fachen Tarif zu verlangen. Aus einem Taxi bin ich dann direkt wieder ausgestiegen. Verbrecherbande!
Ich wusste ja, dass ich den Bus zu meiner Unterkunft nehmen kann, das Problem war nur, die richtige Bushaltestelle zu ermitteln, umschwirrt von einem ganzen Dutzend dieser Brut von Neppern, die mir ihren abgezockten Taxiservice aufnötigen wollten und immer im Weg standen.
Ich habe dann eine nette Chinesin an einer Bushaltestelle gefunden, die mir sagen konnte, WO mein Bus Y2 denn hält. Über zwei Straßen hinweg stand auch schon einer, aus Holz, so in etwa anno 1942, aber er ratterte umgehend los und brachte mich schnell bis vor die Haustür, für 3 Yuan, was nur ein Zehntel des vom Günstigsten der Halsabschneider verlangten Betrag ausmacht.
Ich betrachte dies als einen kleinen, persönlichen Sieg über die Korruption!
Auch wenn der Betrag absolut gesehen, für Deutschland nicht allzu viel ist, allerdings liegen hier die Monatsverdienste von Arbeitern bei zum Teil 800 Yuan, und es gibt noch Ärmere…
Auch die Leute an der Bushaltestelle waren fassungslos, dass so viele Taxis und zugehörige Fahrer um einen Blondschopf buhlten, der sich lautstark wehrte und offensichtlich nicht bereit war mehr als Zwanzig (was bereits das Doppelte gewesen wäre!) für die kurze Strecke zu zahlen.
Tja, wer den Hals nicht voll genug kriegen kann, der möge dran ersticken oder leer ausgehen.
Zur Not wäre ich die halbe Stunde auch zu Fuß gelaufen. Gegen Abend bin ich zwei Drittel der Strecke zu einem Supermarkt am See entlang spaziert, der recht nett illuminiert ist – allerdings habe ich keine Kamera dabei gehabt, daher gibt es erst später Bilder. Es geht rund! Als ich den lärmenden Kindergarten und die Schule gestern hinter dem Haus bemerkte und fragte, wann die denn morgens anfangen, hieß es, um Acht, vielleicht halb Neun, es wäre ja nicht so leicht die Kleinen wachzukriegen…
Seit 6:45 weiß ich, dass dies eine weitere “Verdrehung der Wirklichkeit” war. Um diese Zeit sind nämlich die Kleinen zur Morgengymnastik lautstark aufmarschiert : “Hao Hao Hao Ha!” und “Kwa Kwa Kwa Kwa!”
Ohne Musikbegleitung macht das alles nur halb so viel Spaß, also folgte dann ein Blasorchester und anschließend wurde aus Lautsprechern ein Medley aller möglichen Melodien, inklusive Hichzeitsmarsch zum Besten, zum Lautesten gegeben!
Hallelulja, ich war und blieb wach! Ein Supermarkt mit Herz für Singles?
Die Preisgestaltung verschiedener Packungsgrößen im Supermarkt ist immer wieder interessant: Zahnpasta 90g 1,80RMB 140g 4,20RMB – Deoroller 25ml 6,90 50ml 20,40 – na welche Größen habe ich wohl gekauft?
Am Bauzi Stand wollte und wollte niemand bedienen, obwohl ungefähr ein Dutzend Verkäuferinnen Löcher in die Luft starrten.
Erst als ich rief “Faules Pack, Bedienung!” kam Bewegung in den Laden 😉
Neee, nicht wirklich, andere wartende Chinesen haben lautstark geschimpft 🙂
Faules Pack versteht hier keiner… Am Bahnhof, nach einer langen Warteschlange kam meine Geheimwaffe, der mit Zugdaten und abgemalten Schriftzeichen gefüllte Zettel zum Einsatz und ich erhielt wenig später tatsächlich eine Fahrkarte. Für 100RMB, sechs Stunden Zugfahrt von Huangshan nach Nanjing, wieder Schlafwagen, aber Alternativen über Tag gab es keine…
In den Zügen gibt es jedoch einen praktischen Wasserboiler, nur noch Süppchen und Kaffee mitbringen und die Versorgung ist sichergestellt. Nach diesem Abstecher durch Tempel, Supermarkt und Bahnhof, ging es einmal komplett um den See herum, und weil es so schön war noch eine Viertel Umdrehung zu einem Supermarkt, um einen Frühstücksjoghurt zu kaufen. Dann hatte ich nach etwa sieben Stunden Dauermarsch genug.
Insbesondere ist es heute ziemlich windig, was dazu führt, dass die Luft entweder voller Pollen und Blütenstaub ist, oder voller Sand. Vielleicht erreichen uns hier gerade die Ausläufer des schweren Sandsturms im Nordwesten Chinas, der ein Dutzend Menschenleben forderte. Das Morgenfitnessprogramm der I-Dötze fiel heute recht schlapp aus – trotz militärisch einpeitschender Aufpasserin kam keine rechte Resonanz auf: so blieb es still, bis um Acht die Megaphone angeschaltet wurden und gerade im Moment Marschmusik blasen. Irgendwie seltsam: bei uns wird von einer Verringerung der Lärmbelastung gesprochen, hierzulande scheint man bereits die Kleinen lärmtechnisch abzuhärten – gerade mit dem Radetzkimarsch!
Und es folgt Dschingis Khan – Hu-Ha, Hu-Ha! Da lebt der Schulhof auf! Hierzulande begegnet man der Finanzkrise auch bislang anders: “Unser Wechselkurs ist zu niedrig? Ja und?” Und behält ihn bei. Basta.
Dagegen online lesen zu müssen, wie unsere Bundesregierung herumeiert, ist ärgerlich. Es wird von wem auch immer spekuliert, natürlich gegen das schwächste Mitglied einer Gemeinschaft, und ein großes Mitglied – und Profiteur! – der Gemeinschaft tut so, als es ginge es uns nichts an. Und vor allem lässt die Spekulanten, ihre Ratingagenturen und Banken gewähren. Damit sich der ganze Wahnsinn immer mehr aufschaukeln und immer größere Kreise ziehen kann.
Es sind ja Wahlen in zwei Wochen und offensichtlich hält man die Bevölkerung für zu dumm, um der unliebsamen Wahrheit ins Auge zu blicken, ohne unliebsame Konsequenzen zu ziehen.
Vertrauen schafft man damit nicht. Fragt sich da eigentlich einer, wie ein auf nicht greifbaren Werten basierendes System ohne Vertrauen funktionieren soll?
Ein schwarzes Schaf auszustoßen, wenn die Wölfe um die Herde kreisen, ist ein fraglicher Weg, das eigene Fell zu retten.
Da werden Summen in immer neuen, immer wieder anderen Dimensionen genannt, da wird betont, unser Land hätte ja toll gespart, nicht so wie die ollen Mediteranier, aber wo hat unser Land denn gespart? Am Staatsdefizit bestimmt nicht! Vielmehr am Lohnniveau.
Aber vielleicht will man etwas mehr Krise, um Druck auzubauen? Um notwendige, aber bei Lobbyisten unpopuläre Zwangsmaßnahmen für das Finanzwesen einzuführen? Eine internationale Spekulationssteuer zum Beispiel!?
Wenn das mal alles gut geht. Wie heisst doch ein so schöner doppeldeutiger umgangssprachlicher Begriff?
“Lasst uns ordentlich Asche machen!”

Gardenien und Canalien

Suzhou, China

Die Idee bereits am Vortag ein zusätzliches Metroticket für die Fahrt zum Bahnhof zu kaufen, erwies sich als Flop – das Drehkreuz verweigerte mit der Meldung “Service 7” die Passage. Also noch eins kaufen, denn mit vollem Gepäck lange nach Service 7 zu suchen erschien nicht gerade sinnvoll.
Die Wartehalle im Bahnhof war bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt, es hieß warten, bis die rote Anzeige auf grün umspringt, dann heißt es sich sputen und in den Zug gelangen.
Der Zug war luxurös modern und mit deutlich mehr Gepäck und Beinfreiheit als der heimische ICE. Businessclass halt. Mit knapp 200km/h ging es superleise durchs Land, vorbei an der Neubaustrecke für die nächste, fast doppelt so schnelle Zuggeneration. Mit dem Taxi geht es zur Herberge. Zum Glück habe ich mich vorher noch mal kundig gemacht und halte die Augen offen, denn wohin ich wollte, hatte der Fahrer nicht wirklich verstanden und die Unterkunft kannte er nicht. Es heißt sich umgewöhnen: eine knüppelharte Unterlage und Vorsicht vor dem Durchlaufverbrüher! Bei meinem ersten abendlichen Streifzug durch die Stadt – die um einiges größer ist, als ich annahm – bekomme ich in einer Seitengasse unliebsame Gesellschaft. Anhalten und verweilen nutzt nichts, rein zufällig wartet der Kerl an jeder nächsten Gabelung und beobachtet wo ich entlang gehe. Völlig unauffällig 🙂
Die Dämmerung setzt ein, und da lege ich keinen Wert darauf, von jemandem verfolgt zu werden, der zuvor gierig auf meine Kamera gestarrt hat. Weder möchte ich überfallen werden, noch solchen Menschen zeigen, wo ich wohne.
Erst als ich wieder eine größere Straße mit Autoverkehr erreicht habe und mehrfach die Straßenseite wechsele, gibt er auf. Wireless Internet im Zimmer ist wie manches anderes in dieser Herberge nur in der Beschreibung im Buchungsportal vorhanden. Ich habe tatsächlich die Bettdecke des zweiten Bettes über die Holzplatte gelegt, die sich hier Matratze nennt. Am morgen schafft man es nicht einmal ein Spiegelei und zwei Scheiben Toast aus einem glibberigen Zustand zu befreien. Kaffee gehört hier nicht zum Frühstück, nur gelbes Zuckerwasser. Kaffee kostet extra. Dafür gibt es schmuddelige Köter und Zigarettenqualm. Angesichts des unappetitlichen Frühstückes verzichtete ich auf eine weitere Desillusionierung durch überteuerten Instantkaffee.
Meine Bewertung der Unterkunft wird wohl nicht sehr rosig ausfallen. Für den größten Park hier in der Stadt will man stolze 8 Euro Eintritt. Bereits der Eingang ist verstopft von Busladungen voller chinesischer Touristen, so denke ich mir, dass eine große Wiese und ein großer See nicht unbedingt sehenswerter ist und ziehe zum nächsten Garten weiter. Drei Parks zum Preis von einem. Das Suzhou Museum neben dem Park scheint heute? den Tag freien Eintritts zu haben, so kann ich einige nette Ausstellungsstücke und Pavillons besichtigen. Abgesehen von manchen Kanälen (andere erfüllen schlicht ihren Zweck als Kloake) und Gärten ist Suzhou jedoch die häßlichste und charakterfreieste Stadt, die ich bisher in China erleben durfte. In der Fußgängerzone hat man es zum Beispiel geschafft alle fünf Meter Laternen mit zwei fetten roten KFC Schildern aufzustellen, was einfach nur gruselig aussieht.
Ich bemühe mich auch weiterhin, um all die Schäbigkeit herumzufotografieren…

Vom Scheitern und Kulturellem

Shanghai, China

Oh dieser Bahnhof!
Wenn es einen Ort des Grauens hier in China gibt, an dem mir die negativen Schwingungen nur so um die Ohren schlagen, dann ist es der Bahnhof Mitte in Shanghai.
Warum um Gottes Willen war ich denn schon wieder dort, könnte man sich fragen, habe ich mich auch gefragt, es war fraglich, es war Fügung.
Bis nachmittag hatte man noch schönes Wetter angesagt und da dachte ich mir, “Raus ins Freie!”, ab in den Lu Xun Park am Hangkou Stadium. Und dorthin ging es mit der Metro über diesen verflixten Bahnhof.
(Es gibt allerdings auch eine neuere Metrolinie, die Linie 8, die in meinem Plan von 2007 noch nicht verzeichnet war und auf direktem Wege vom People’s Square dorthin fährt.
Zu spät gemerkt, ich stand bereits im Zug der Linie 1.)
Am Bahnhof musste ich die U-Bahnstation verlassen, da es keinen Transit zur Linie 3 gab. Ergo: Neu bezahlen 🙁
Die lange U-Bahnpassage hat man mit Schildern vollgepflastert, dass man weder Radfahren, Spucken, Rauchen, oder etc. etc. dürfte – und auch nicht Stehenbleiben! Dumm nur, dass sich an beiden Seiten unzählige Shops befinden, wie soll man denn dort etwas kaufen, ohne anzuhalten??? Bei der Gelegenheit, am Bahnhof aussteigen zu müssen, dachte ich mir, kaufe ich mir ein noch fehlendes Zugticket. Zack an den Automaten, Suzhou-Hangzhou, Datum eingetippt, Hää?
Erster Tag des Vorverkaufs und bereits alle Züge ausverkauft? Ach nein, da gibt es noch Hardbed auszuwählen. Bei der Auswahl erschien dann allerdings auch wieder ausverkauft.
Ich habs dann an weiteren Automaten und ebenfalls in chinesischer Sprache versucht: der Zug wird als verfügbar angezeigt, aber man kann ihn nicht auswählen.
Schluck, was nun? Bin ich nun hier in China gestrandet, außerstande meine gebuchte Unterkunft zu erreichen??
Versucht mal in Shanghai am Bahnhof den Ticketverkauf zu finden, oder einen der vielen Offiziellen zu fragen! Die zeigen natürlich von sich weg, aber das war es dann auch schon. Touristeninformationen gibt es zwei, doch eine unbesetzter als die Andere.
Nach einer halben Bahnhofsumrundung, endlich den Ticketverkauf gefunden (außerhalb des Bahnhofes über die Straße hinüber) dort am Schalter kommt mein Zettel mit allen notwendigen Informationen zum Einsatz, führt aber nur dazu, dass ich des Schalters verwiesen werde: ‘Andere zehn Schalter’.
An einem anderen Schalter weist man mich erneut ab, allerdings zu Schalter 10, dort spräche man Englisch.
An diesem tollen Schalter Nummer 10 prangt dann ein ‘English speaking’ Schild und eine Kundenzufriedenheitsplakette. Die Frau hinter der Scheibe zeichnet jedenfalls nicht für die Verleihung verantwortlich, denn bereits für mein ‘Ni Hao’ ernte ich ein grimmiges Grummeln.
Ich versuche mein Ticketanliegen auf Chinesisch vorzutragen und die Frau hat es auch verstanden, aber bemüht sich dann nicht weiter, sonden pflaumt mich an, Tickets für den 27. könnte ich erst ab dem 22. kaufen.
Das ist jetzt wieder neu für mich, besonders, da der Automat Zehn Tage im Voraus die Auswahl ermöglicht und ich mein Ticket nach Suzhou auch mehr als sechs Tage im Voraus gekauft habe. Ich habe den Eindruck, sie wollte mir kein Ticket verkaufen. Ich werde es also in vier Tagen nochmals versuchen, ansonsten muss ich halt versuchen einen Bus zu nehmen. Dann versuche ich die U-Bahn Linie 3 zu meinem heutigen Ziel zu nehmen, an der Gepäckdurchleuchtung wird wieder einmal die Hälfte der Personen von Gelbarmbandigen Hilfskräften durchgewunken, ich dagegen muss mich halb mit einer Chinesin prügeln, die unbedingt ihre Tüte noch vor meinem Rucksack auf das Laufband legen will und mich wegschieben möchte. Sie rempelt und rempelt und dann wird sie mitsamt ihrer Tüte von einem anderen Gelbarmband am Apparat vorbei gewiesen. Ich sage ihr auf gutdeutsch: “Sie sind eine sehr unhöfliche Person”
Das versteht sie nicht, antwortet nichts, aber ich denke sie hat verstanden, dass ihre – völlig sinnfreie – Rempelei unangemessen war.
Dafür steige ich dann in den falschen Zug. Vielleicht hat die Frau mich auch im Stillen verdammt, wer weiß das schon? Schutzengelchen und Fatimas Auge sind hier manchmal arg unter Beschuss, habe ich den Eindruck. Aber zum Glück nur manchmal, die allerallermeisten Chinesen sind nett und hilfsbereit. Ist halt nur so, dass selbst die Anteilsmäßig wenigen schwarzen Schafe, absolut betrachtet, ziemlich viele sind… Mir fällt es im Zug vor dem nächsten Halt auf, dass ich mich in Linie 4 und nicht Linie 3 befinde, weil ich die Station Hangkou Stadium nicht auf dem Streckenplan finden kann. Beide Linien fahren einige Stationen auf dem selben Gleis, deshalb muß man auf den farbigen Streifen (gelb oder lila) an der Seite, oder die Wagennummer achten. Wieder etwas gelernt.
Aussteigen, nächsten (gelbgestreiften) Zug abwarten, einsteigen, Streckenplan erneut studieren:
Ah, Hangkou Stadium!
Oh, falsche Richtung.
Also die Nächste erneut Aussteigen, Treppe ab und Treppe auf und wieder einsteigen – dabei habe ich auch gut auf den korrekt kolorierten Streifen geachtet. Es geht erneut am Bahnhof vorbei und einige Stationen später steige ich an meinem Ziel aus. Am Park waren Zaunfetischisten am Werk, Zäunchen, um genau zu sein, mit “Soll-Drüberkletter-Stellen” so scheint es, denn man hat sogar einen Weg zwischen zwei unsinnigen Zäunen, die den Eingang behindern angelegt und die Spitzen des Zäunchens ordnungsgemäß umgebogen, damit die Leute sich nicht die Hosen aufreißen. Auf die Idee, einen Zaun nur dort hinzusetzen, wo er auch Sinn macht, scheint keiner gekommen zu sein.
Ich finde einen Eingang ohne zu Klettern und stehe einige Minuten später vor einem Lu Xun Museum, ohne recht zu wissen, was es mit dem Menschen auf sich hatte.
Da der Eintritt frei ist (aber man dennoch ein kostenloses Ticket am Schalter holen muss) bin ich bereit es herauszufinden. Beim Betreten der Ausstellung stürzt sich ein ‘Volunteer’ auf mich, der mir die Ausstellung auf Englisch erläutern möchte. Wenn Menschen Gutes tun wollen, soll man sie nicht zurückweisen, denke ich mir, obwohl ich Schlimmes befürchte und in der Tat sind des Studenten englischsprachliche Fertigkeiten nur im Einzelfall zur Information geeignet. Sein Lieblingswort ist Society, das fällt ungefähr Dreißig Mal. Vielleicht meint er auch Socialism, keine Ahnung, Lu Xun war auf jeden Fall ein bedeutender Schriftsteller, der 1936 verstorben ist. Einer der wichtigsten Akteure der Vierten Mai Bewegung und ein Kritiker am Konfuszianismus und an den darauf basierenden althergebrachten gesellschaftlichen Verhältnissen Chinas – so heisst es im Internet und auch im Museum.
Ich muss später mal sein “Tagebuch eines Verrückten” und die “wahre Geschichte des Ah Q” lesen, um mir ein eigenes Bild zu machen, denn einige Zitate, über die ich während einer kurzen Recherche stolperte, erscheinen mir sehr geistreich. Und ich lese gerne geistreiche Dinge. Dies war mein durchwachsener Einstieg in meine zweite Woche hier in Shanghai. Und nun regnet es wieder, so dass ich morgen besten Gewissens den Nachmittag im Kunstmuseum verbringen kann! Wie röhrt der Elch auf Chinesisch? Montags ist das Kunstmuseum generell, und das Museum der Zeitgenössischen Kunst wegen Umbau, zur Zeit geschlossen. Da war es nichts mit Museumsbesuch und ich hatte etwas mehr Gelegenheit zum Sprachstudium. hen hao. Der Dienstagnachmittag stand im Zeichen meiner Passabholung. Zum Glück hatte ich noch eine Seite in meinem Pass für die Visaverlängerung frei – dort klebt nun meine frische Lizenz zum Verweilen. Für die verbleibenden vier Tage muss ich mich morgen in der Schule damit erneut unter meiner neuen Visanummer polizeilich registrieren lassen, um nicht doch noch zum ille galen Residenten zu mutieren. Ordnung muss sein!
Vor dem Weg zum Amt gab es einen Snack aus dem Sushirestaurant. Aufgrund von akuter Überfüllung konnten wir leider keinen Platz mehr an der Eisenbahnstrecke mit Waggonladungen von Häppchen bekommen. Meine Wahl fiel somit auf ein komplettes Fischmenü anstelle Rohkost.
Mit meinem Reisepass in der Tasche machte ich noch ein Streifzug durch den “Fakemarket”, der sich an der Metrostation des Immigrationsbüros befindet. Habe mir dort ein Gummiverhüterli für meinen Apfelspieler eingehandelt, bin jedoch ehrlich gesagt nicht allzu sehr davon begeistert. Anschließend ging es zum Elchshop, dem einstmals verrückten Modehaus, das mittlerweile zu 300% globalisiert vereinheitlicht ist.
Im Restaurant lockte Tiramisu und auch Mandeltorte, doch ich blieb eisern und bei Rohkost in Form von Gemüse. Auf gut Zureden gab es keinen Gratiskaffee – keine Familykarte dabei, heißt es für den Kaffee zahlen. Ich frage mich, ob die vielen Seniorengrüppchen, die ihre Zeit dort im Restaurant verbringen, Familymember sind und somit gratis der Geselligkeit ausgiebig frönten. Bei dem schlechtem Wetter macht das druaßen im Park ja auch keinen Spaß. Nachschenken des Kaffees – richtigem Röstkaffee immerhin – ist ohnehin umsonst.
Bis auf Chinesisch als dominierende Sprache, ist im Geschäft fast Alles wie in Europa: das Warenangebot zu 95%, das Ladendesign zu 100%.
Die Preise sind größtenteils mit denen daheim vergleichbar, einiges ist billiger, einiges etwas teurer. Kram- und Kunstoffartikel, die in China hergestellt wurden sind zumeist teils deutlich billiger, macht ja auch Sinn, wenn der Schiffstransport einen großen Anteil an den Produktkosten trägt. Bei einem Vergleich der Webseiten stellte ich jedoch fest, dass ein Schrank, der mir gefiel, daheim nicht angeboten wird – schade. It’s all about art Was lange währt, wird endlich gut: Ich habe es in xten Anlauf geschafft mein Zugticket von Suzhou nach Hangzhou zu kaufen: Die Zugfahrt dauert zwar nur knapp mehr als drei Stunden, doch habe ich einen Hardsleeper Liegeplatz gebucht. So lerne ich Erstens die Chinesischen Schlafwagen kennen, Zweitens ist die Abfahrtzeit zu Mittag optimal und Drittens war das Ticket um Vierzig Prozent billiger als im nur wenig schnelleren D-Zug. Die preisliche Differenz ist absolut betrachtet allerdings nicht so hoch: mein Ticket hat 66 RMB gekostet.
Generell scheinen die Automaten zur Vorbereitung auf die Mai-Feiertage von zehn auf nur noch sechs Tage Vorkaufszeit umgestellt worden zu sein. Ob das wirklich gegen die Tickethamsterer hilft? Nicht weit vom Bahnhof entfernt, geradeaus, einmal über die Brücke über den Suzhou Creek und dann rechts am Ufer entlang geht es direkt in den Moganshan Art District – oder besser in das, was davon noch übrig ist, denn der Häuserabbruch war zum Greifen nah.
Dutzende von Galerien zeigen Bilder, Skulpturen, Photographien und Installationen. Das meiste davon kann man kaufen und die Preise für so manches schöne Ölgemälde kann man durchaus als Schnäppchen bezeichnen. Es lassen sich durchaus einige Stunden mit der Besichtigung der vielen Exponate verbringen, kein Vergleich mit dem Shanghai Art Museum im People Park, sondern um Klassen vielfältiger und interessanter.
Ein Künstler war äußerst gesprächsbedürftig und mit ein paar Aussetzern klappte es mit der Kommunikation: er wollte mir gerne, wie schon vielen Deutschen und Europäern vor mir, seine Ölgemälde verkaufen. Dabei veränderte sich ein Preis von 3000 auf 800 RMB, ohne das ich anderes tun musste, als darauf hinzuweisen, dass ich nur lai kan, zum Anschauen gekommen bin und mich erst nach Ende meiner Reise mit künstlerischem Ballast beschweren könne.
Eine andere Galeristin und/oder Künstlerin fragte mich, ob es sich in Berlin billig leben ließe und es dort günstiger für sie wäre ein Studio zu mieten. Man traut mir hier so einiges zu, nun also auch den Überblick über Hauptstadtkünstlerimmobilien. Es erschient mir aber schwierig, in Berlin für knapp 500 Euro monatlich ein Studio/Atelier zu mieten. Wenigstens wenn sich dort auch Publikumsverkehr und Tageslicht einfinden sollen. Auch mit ihrem abstürzenden Rechner konnte ich letztendlich nicht weiterhelfen, er wollte sich nicht ausschalten, aber auch nichts mehr anzeigen und die Batterie schien auch nicht aus dem Gerät zu wollen…ich muss dann mal weg 🙂 Brave new world Am Horizont glänzt, glitzert und spiegelt es, dort wächst die schöne neue Welt hoch in den Himmel hinaus.
Das Preisniveau springt voraus, die Menschen hinterher. Symptome haben Markennamen.
Das Glas Importbier zum Preis eines Langstreckenbahntickets, schöne Aussicht darf auch schon mal etwas mehr kosten: 88 Etagen zu 88, 94 zu 100, 97 zu 110 und 100 zu 150 RMB. Mengenrabatt? Sich von der Masse abzusetzen hat nun mal seinen Preis! Das ist ideal.
Ab und an fällt ein Plastikkrumen für die emsigen Sammler mit ihren großen Beuteln ab.
Was bildet den Antrieb, geht es voran? Sitzen alle mit im Boot, wird die breite Masse mitgezogen in den Strömungswirbeln der großen Kapitäne? Stimmt die Richtung?
Exponential 2010.

Der Bund fürs Leben?

Shanghai, China

Nach einer quälend Schnarchnasigen Fahrt gelange ich zum Flughafen von Guilin, natürlich mit Essensbeschaffungsunterbrechung des Fahrers. Querfeldein ging es, damit bloß nicht die vier Yuan Expressstraßenmaut anfallen. Ich glaube hier in China braucht man keinen Führerschein, um mit einem Fahrzeug am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Und falls doch, dann ist dieser sicher nur eine Frage des Geldes und nicht des Könnens.
Einen knapp zweistündigen Flug später lande ich in Shanghai auf dem Flughafen Hongqiao und dort gehen die Abzockversuche in die nächste Runde: Ein halbes Dutzend Uniformträger weisen mich in Richtung eines offiiziell aussehenden Taxi-Service Schalters und dort fragt man mich, wo es denn hingehen soll. Ich bin ja recht skeptisch und als ich auf meine Frage nach dem Preis stolze 250 Yuan mitgeteilt bekomme, wende ich mich prustend vom Schalter ab und verlasse das Flughafengebäude.
Siehe da: eine riesige Schlange von Taxis wartet dort auf Kundschaft. Obwohl ich bei meinen Fahrer aufgrund meiner GPS-Aufzeichnung vermute, dass er einen unnötigen Schlenker um den Flughafen herum gemacht hat, und mit 3,6 Yuan pro Kilometer sicher der höchstmögliche Tarif angewendet wurde, habe ich 87 Yuan bezahlt. Ein kleiner Unterschied!
Laut Hinweisschildern sollte es auch eine U-Bahnstation am Hongqiao Flughafen geben, da ich aber rechtzeitig in der Schule eintreffen musste, habe ich es mit ÖPNV garnicht erst probiert.
Es regnet seit meiner Ankunft in Strömen. In der Schule gab es die üblichen Formalitäten auszufüllen, selbst wenn bereits alle Informationen der Schule vorliegen. Und dann gab es einen Einstufungstest. Ähemm.
Interessanterweise verhält es sich bei der Uhrzeitangabe von 6:45 genau anders, als ich es gelernt habe: “Es fehlt ein Viertel von Sieben” soll falsch sein, hingegen “Ein Viertel mehr als Halb Sechs” richtig. Angesichts solcher lokalen? Gegensätze verwende ich dann lieber Stunden und Minuten.
Auch die Toilette heisst hier auf einmal anders. Ich bin mal gespannt auf das Lernbuch, das ich morgen erhalte…
Ich bin jedenfalls als Elemtary level two eingestuft worden, nicht viel, aber auch nicht totaler Beginner. Die Unterkunft im Shared Appartment liegt keine Hundert Meter von der Schule entfernt in einem luxuriös anmutenden Appartmenthaus mit Pförtnern, mehreren Aufzügen, die nur durch Codekarten bedienbar sind. Die Appartmenteinrichtung scheint mir zu 100% von IKEA zu stammen. Den Lattenrost des Bettes musste ich erst einmal reparieren und die Matratze ist knochenbrecherweich – ich bin mir nicht sicher, ob ich nach all der nächtlichen Festigkeit darauf überhaupt noch schlafen kann. Da ich in die “falsche” Richtung das Haus verlasse, gerate ich nach einigen Metern auf die luxuriöse Einkaufstraße Nanjing Dong Lu und trotz des Mistwetters eilen die Nepper und Schlepper wie die Schmeißfligen heran: “Watch, Iphone, DVD?” Andere nett aussehende Damen wollen gleich sich selbst verkaufen.
Ignorieren,ignorieren, ignorieren.
Einmal die Straße auf und ab zähle ich fünf McDonalds, drei Starbucks und Pizzahüte. In einer Plaza mache ich einen Ausflug bis in die Achte Etage, zum Metropol Kino, um zu schauen, welche Filme in Englisch dort laufen. Keine. Sehr vertrauenswürdig sah dies Kino aber auch nicht aus, insbesondere waren die Notausgänge von Außen mit Fahrradschlössern versperrt – eine potentielle Todesfalle. Der zweite erste Schultag Während der ersten beiden Unterrichtsstunden wird mir klar, dass ich fehl am Platze bin. Der Elementary Level 2 Kurs ist bereits beim Dritten Kapitel des zweiten Lehrbuches dieser Sprachschule. Natürlich sind deren Bücher ganz anders strukturiert und natürlich werden die Vokabeln der Vorgängerausgaben ganz selbstverständlich vorausgesetzt.
Was dann zu der Situation führt, dass ich etliche der Sprachstrukturen durchaus kenne und auch anwenden könnte, doch nicht mit dem mir nicht bekannten Vokabular. Vielleicht könnte ich theoretisch in einer Art Powerstudienmodus nebenher noch mal eben die Vokabeln von fünf Wochen Sprachlehrggang in wenigen Tagen nacharbeiten, aber praktisch würde das bei meinem nur zweiwöchigen Aufenthalt in extremen Stress ausarten und wäre doch zum Scheitern verurteilt.
Ich entschließe mich, in den Anfänger Kurs zu wechseln und einiges zu rekapitulieren, aber auch eine Menge neuer Vokabeln zu lernen. Mit dem zweiten Buch kann ich es dann in Beijing nochmals versuchen. Zum Mittagsessen wählte ich mir (unabsichtlich) mit Sojaöl verbackenen Reis mit wenigst Gemüse und Schnippeln von Bauchspeck aus. Vielleicht ist dem Koch auch das Gericht misslungen, was mich auch nicht wundern würde, denn nachdem ich bestellt hatte und an einem Tisch Platz genommen hatte, bemerkte ich die Kakerlake unter dem Tisch. Prima. Dann kam auch noch ein rcht fleischiger Chinese hinzu, der mir Belanglosigkeiten erzählen wollte und dabei seine Fleischbrühe lautstark schlürfte. Ich weiß, es ist hierzulande Usus, aber ich kann beim besten Willen keinen Wohlgefallen an der Geräuschkulisse empfinden, die ensteht, wenn Menschen mit offenem Mund ihr Essen herunterschlingen, als ob es ihnen jemand wieder wegnehmen würde, äßen sie nicht schnell genug. Wenigstens wird im Restaurant nicht der Rotz hochgezogen und dann auf den Boden gespuckt.
Kurzgesagt: mein Mittagessen verlief semiideal. Dann kam ich auf die Idee, in den Peoples Park zu gehen, der um die Ecke ist von dort zum Bahnhof zu laufen. Das interessante ma Park sind die Museen, die ich mir für die nächsten Tage vorgenommen habe. Leider näherte ich mich dem Bahnhof von Norden und das gesamte Areal, inklusive Eingänge wurde sin*****weise in eine Großbaustelle umgewandelt. Folgt man den Wegweisern, zum Teil über Trittsteine, die in knöcheltiefen Schlamm gelegt wurden, stellt man fest, dass man im Busterminal landet, aber niemals im Bahnhof. Also den ganzen Balanceakt nochmals. Wir sprechen hier von einem knappen Kilometer. An die Busreisenden hat bei der Bauaktion niemand gedacht. Anschließend muss man dann in die U-Bahn hinunter (keine Rolltreppen), dort 500Meter durch Unterführungen wandern und dann rauf und 500m später (ebenfalls über einen kleinen Schlammgraben) ist man endlich am Eingang zum Bahnhof. Super!
Ich hatte richtig Mitleid mit den armen Schweinen, die mit schwerem Gepäck mit dem Bus ankamen, oder einfach in den Bahnhof wollten.
Die Bauarbeiten hierzulande laufen ohne Gnade und Rücksicht ab. Dazu passte der Artikel aus der China Daily, dass Bewohner einer Anlange von Eigentumswohnungen durch herumlaufende Vermesser darauf hingewiesen wurden, dass ihre Wohngebäude demnächst abgerissen werden, um neu zu bauen. Die Stadt hatte das Areal für gutes Geld (da mittlerweile im Wert gestiegen) an eine Baufirma verhökert und die derzeitigen Pächter angeblich durch eine schlichte Bekanntmachung auf einer Website darüber informiert. Wozu moderne Technik doch zu gebrauchen ist…
Die Eigentumswohnungen waren immerhin vor über Acht, ja zum Teil schon vor Neun Jahren fertiggestellt worden! Das muß doch reichen!
Und nur ein Schelm denkt sich böses dabei, wenn nach dem Abriss Eigentumswohnungen der gleichen Art und Weise darauf gebaut werden sollten…
Ein weiterer Artikel beschäftigte sich mit der Tatsache, dass Gebäude in China für eine durchschnittliche Nutzung von 25-30Jahren gebaut werden, was im internationalen Vergleich als eher dürftig, und auf jeden Fall, als enorme Resourcenverschwendung angesehen werden kann.
Vor allem der viele enstehende Gebäudemüll beim Abriss, sei das Problem… Dort im Bahnhof kann ich am Automaten (Englisch :-)) meine Bahntick ets kaufen – aber erst in ein paar Tagen, denn kaufen kann man nur für zehn Tage im Voraus. Und das alles nur, weil sich ansonsten der Ticketverkauf für besondere Gelegenheiten auf den Schwarzmarkt verlagern würde. Ist halt so bei der Geschäftstüchtigkeit… Zum Abschluss des Tages ging es dann noch an den Bund. So heisst hier die Uferstraße am Huangpo. Voller Leute die Kaipromenade, voller Lichter die Kulisse und der Blick hinüber nach Pudong ist auch recht anschaulich. Fast wie daheim 😉 Abgestellt, angestellt und eingestellt Abgestellt hat sich heute morgen der Durchlauferhitzer, den man eher als Durchlauferwärmer bezeichnen kann. Da ich der Frühaufsteher hier in der WG bin, konnte ich noch halbwegs warm duschen, aber nach mir die eisige Sintflut.
Dies ist recht ärgerlich, denn es ist hier wieder recht kalt geworden und für morgen soll es noch kälter werden, auf nur noch 4 Grad und Regen. Im Gegensatz zu Qingdao gibt es hier in der Regel jedoch keine Heizung und auch Gebäudeisolierung wird für eine – per behördlicher Definition – dem Süden Chinas zugehörige Stadt nicht verlangt. Angestellt habe ich mich heute im Amt für Immigration für eine Visaverlängerung. Man hat mir in der Schule zwar gesagt, alles kein Problem, machen sie, kostet nichts, aber wie das nun einmal mit dem so ist, was man hierzulande sagt: den nächsten Tag, sagt man es wieder ganz anders. Da gibt man mir meinen Pass, mein Registrierungsformular (man muß hier behördlich gemeldet werden, wenn man eine Unterkunft bezieht, ansonsten ist man ein illegaler Alien) und die von mir gewünschte Quittung für das gekaufte Schulmaterial. Für den Erhalt der Quittung muss ich tatsächlich unterschreiben! Ich frotzele der Deutschsprechenden Schulmitarbeiterin entgegen, ob ich denn nun auch für meine Unterschrift eine Quittung bekomme, aber so gut ist ihr Deutsch dann doch wieder nicht und ich belasse es dabei.
Angesichts meines Passes frage ich nach, wie es denn mit der Visaverlängerung aussehen würde, da mein Visum Ende April ablaufen würde und ich im Mai in Beijing in ihrer Sprachschule weiter Chinesisch lernen wolle.
Das könne ich ich dann ja in Beijing verlängern lassen.
Aha – Erde an Hirn, Erde an Hirn, jemand da?
Ich weise darauf hin, dass zu dem Zeitpunkt mein Visum bereits abgelaufen wäre und ich mich demnach nicht mehr in China aufhalten dürfte. Es kamen noch zwei weitere, vergleichbar unmögliche Vorschläge. Anschließend brechen hektische Diskussionen in unverständlichem Chinesisch aus und letztendlich wird mir gesagt, dass ich zu der oben genannten Behörde hin müsse und eine Kopie meines Passes bräuchte. Die wolle man mir machen und ich könne dann heute nachmittag dorthin.
Erstmal hieß es U-Bahn fahren, was im Rahmen der Expo-Vorbereitungen kein Problem ist, da Automaten und Beschilderung auch in Englisch verfügbar sind.
Dann hieß es, an den sich beim Verlassen der Metrostation wie nordische Stechmücken auf mich stürzenden Plagiats- und Nonsensverkäufern durchkommen.
Zehn Schritte vor mir ging ein anderer Westler, warum haben die DEN nicht belästigt???
Ich habe im Amt dann meine Nummer gezogen: 339 – “vor ihnen warten 75 andere” – arrgh.
Das bedeutete fast eineinhalb Stunden warten zu müssen. Prophylaktisch habe ich eines der Visaantragsformulare ausgefüllt, soweit es mir möglich war und ein Passbild draufgeklebt.
War wohl keine schlechte Idee. Die Passkopie brauchte ich nicht, dafür eine des
Registrierungsformulars, welche ich aber aber vor Ort für Fünf Mao
machen lassen konnte. Ich erhielt eine Quittung für meinen Pass, gegen die (und 160 Yuan) ich ihn nächste Woche wieder abholen kann, mit dem um einen Monat verlängerten Visa. Eingestellt habe ich gegen Abend die ausschließlich in Chinesisch beschriftete Etagenwaschmaschine. Einen Laundryservice gibt es hier nicht, selbst ist der Mann. Die Tasten für das korrekte Waschprogramm gedrückt: 40 Grad, Standardwäsche, 800 Schleudertouren; etwas des für 2,90 Yuan gekauften OMOs eingefüllt und gestartet.
(Ein wenig habe ich geflunkert, denn es hat jemand eine englische Kurzbedienungsanleitung erstellt, an der ich mich orientiert habe. ohne die (siehe Bild der Bedienelemente) wäre die Wäsche wohl niemals sauber geworden.)
Die Waschmaschine hat übrigens keine Unwuchtautomatik, und ich musste sie nach dem Spülen wieder einfangen. Die Unterrichtsstunden heute ließen mich meine gestrige Wahl des niedrigeren Kurses zu Beginn bereuen, denn es ging nicht voran. Die anderen Kursteilnehmer verstehen einfach nur Chinesisch 🙂
Andererseits ist es recht komfortabel, Bekanntes im Unterricht aufzufrischen und währenddessen meine bisherigen Unterlagen nochmals aufzuarbeiten.
Während sich Europa in Asche hüllt und hier, allerdings im fernen Westen des Landes, die Erde bebt, beende ich meine erste Schulwoche. Bis auf einige Vokabeln gab es für mich nichts grundlegend Neues in der Sprache zu entdecken. Das soll jetzt nicht heißen, dass Chinesisch nun ein alter Hut für mich ist, den ich in- und auswändig kennen würde. Beileibe nicht! Ich kenne das sprachliche Skelett, wenigstens eine vereinfachte Form davon, so in der Art Strichmännchen. Dies gilt es zu befleischen mit Wörtern, Wörtern und nochmals Wörtern, damit es lebendig werden kann. Dazu müsste ich Vokabeln lernen, lernen und nochmals lernen, was jedoch schwerfällt, wenn es zugleich noch einiges Interessantes in der Stadt und Umgebung zu entdecken gilt.
Freitag gab es eine Art Zwischentest statt Unterricht. Ich konnte den mündlichen Teil zum Praktizieren ei***** Sätze nutzen, die über den aktuellen Kapitelfortschritt des Kurses hinausgehen. Verbesserungswürdig. Insgesamt habe ich gut bestanden, wäre ansonsten auch peinlich gewesen.
Interessanterweise gestaltet sich die eingangs erwähnte Problematik der korrekten Angabe einer “Viertel vor…” Uhrzeit nun doch wieder anders, und genau so, wie ich es zuvor gelernt habe. Ha! Von wegen Viertel nach Halb! Sagt auch hier keiner. Ich frage mich, ob es nur mir so vorkommt, dass ab und an Sachverhalte vollkommen verdreht dargestellt werden? Sogar essentielle Sachverhalte, die tagtäglich zu Tragen kommen und keinerlei esoterisches Fachwissen benötigen. Am Samstag gab es einen von der Schule organisierten Ausflug zur Qibao Old Town (bezeichnet als Qibao Watertown). Wie man bereits durch einen Blick in die Guggelkarten feststellen kann, handelt es sich dabei um ein etwa Zwei Quadratblocks großes Areal, das von einem Kanal durchzogen wird. Darin gibt es eine schmale Gasse voller Fress- und Schnickschnackbuden und auf dem Kanal werden Besucher auf kleinen Holzbooten einmal nach links und dann wieder nach rechts gepaddelt. Alt ist am Ganzen nur die Tatsache, dass der Verlauf der Gasse bereits 1000 Jahre existiert. Das Gedränge beim schönen Wetter war allerdings gigantisch und dazu passend gab es Lautsprecherdurchsagen, man möge doch bitte gut auf seine Wertsachen und elektronischen Geräte aufpassen. Wegen der Taschendiebe. Den Tag zuvor habe ich eine Wanderung vom Jin An Tempel (nur von Außen, da mir keine 30RMB Eintritt an einem nagelneuen Tempel liegen) mit einem Kilometerlangen Schlenker in die falsche Richtung (es empfiehlt sich VOR dem Losgehen auf die Karte zu schauen) hin zum Yufo Tempel gemacht. Dort gibt es Jadebuddhas. Um einen Zweimeterjadebuddha aus Myanmar zu besichtigen (für den man den Tempel errichtet hat) soll man noch einmal 10RMB zahlen, um daran vorbeilaufen zu dürfen. Habe ich verpasst und bin stattdessen den weiteren Kilometer zum Bahnhof, um mir dort eine Bahnkarte für n&#x E4;chsten Samstag zu kaufen. Freitagnachmittag herrscht dort ordentlich Betrieb!
Das Ticket zu kaufen ging enorm schnell, nach 45 Sekunden hatte ich Datum, Strecke und meinen Businessticketwunsch in den Automaten getippt. Warum dann ein hilfsbereiter Chinese meinte mir zeigen zu müssen, wo ich den Geldschein hineinzuschieben habe, hat sich mir nicht erschlossen. Vielleicht wollte er mich auch nur darum erleichtern.
Wenn ich das Zeichen auf dem Ticket richtig deute, sitze ich in Wagen 14, Nummer 002 – entweder der Sitz oder die Ticketnummer. Einen anderen Tag verschlug es mich im strömenden Regen ins Shanghai Museum: dort galt es eine lange Warteschlange zu überstehen (draußen), weil im Vorfeld der Expo und nach den Bombenanschlägen in der Moskauer U-Bahn die Sicherheitsmaßnahmen deutlich erhöht wurden.
Jedenfalls stand im Museum EIN Metalldetektor, durch den alle Besucher hindurch mussten und dafür standen ZEHN Uniformierte herum und schauten zu. Den Detektor hatte man auf ultraparanoid eingestellt, so dass er auf jeden BH-Verschluss und jede Münze in der Hosentasche der Besucher anschlug. Dementsprechend langwierig gestaltete sich die Kontrolle.
So weit so gut, doch kommen wir zum absurden Teil an dem Ganzen: Einerseits durften einige Leute komplett an der Durchleuchtung vorbeilaufen und andere mussten ihre dicken Jacken nicht kontrollieren lassen. Besser sind da nur noch die Sicherheitskontrollen in der U-Bahn, entweder schläft oder spielt der Monitorbetrachter, oder es werden auch dort Ausnahmen gemacht: Als ob man in große Plastiktüten nicht genausoviel Bösartiges wie in gleichgroße Taschen stecken könne…
Wer sich durch solche Kontrollen sicherer fühlt, ist selber schuld. Im Museum gab es neben chinesischer, historischer Kunst, interessante Ausstellungen von Gemälden aus den Florentiner Uffizien und über den historischen Verbleib eines italienischen Missionars in China vor fast 500 Jahren. Und dann war da natürlich noch ein Besuch im Yu Yuan Park (40RMB), der seine Ursprünge in etwa zur gleichen Zeit hatte, als dieser Italiener hier im Lande herumstreunerte. Viele Pavillions, ein wahres Labyrinth von Wegen, Tunneln und Mauern und dazwischen Wasser und Botanik. Hübsch das Ganze! Zum Glück war mein Besuch in der Woche und das Wetter uselig kalt (knapp über Null) und kurz vor Regen, so dass sich die Besucherzahlen in Grenzen hielten. Ansonsten sollen Zehntausende Besucher täglich in den kleinen Park kommen. Wobei ich mir das Ganze dann nur noch klaustrophobisch und überhaupt nicht mehr nett vorstelle.
Einen kurzen Abstecher zum Aufwärmen bei einem Caramel Macchiato und in einer Fotogalerie (tolle große Aufnahmen von Shanghai, aber leider die Website nur ‘under construction’) wollte ich mir das hochgelobte Viertel Xintiandi anschauen. Es wurde dort, wie bei uns in manchen historischen Gebäude oder alten Fabrikanlagen, Erlebnisgastronomie angesiedelt. Allerdings neugebaut und nur auf Alt gestylt. Die gleichen globalen Marken wie anderswo, Preise dagegen noch höher. Man kann dort sicher gut Essen gehen (bei passendem Wetter), aber es ist sehr überschaubar und wenigst einzigartig.
Immerhin gab es dort bei einem französischen Bäcker eine hervorragende, wenngleich nicht billige “Olive-Flute”, ein Minibaguette aus schwarzem Olivenbrot – Lecker. Ebenfalls empfehlenswert Coco Curryhouse – sehr leckeres Curry hier in Shanghai, drei Block von der Schule entfernt und wie ich der Karte entnahm, eine japanische Kette mit fast 1200 Filialen dort.
Ebenso empfehlenswert die Ajisen Ramen Nudelsuppenrestaurants, in japanischer Qualität.

Karstiges am Li-Fluß

Guilin, China

Zwei Flüge mit Zwischenstop in Chongqing bringen mich mit einigen Luftlöchern (Hui!!) aber ansonsten ohne Probleme zum Flughafen von Guilin. Als Reiselektüre dient mir Aldous Huxleys Klassiker “Brave new world” – 1932 erschienen, aber von zum Teil bestechender Ähnlichkeit mit der modernen Konsumgesellschaft.
Der Shuttlebus vom Flughafen in die Stadt ist leer, und vorerst keine weiteren Passagiere in Sicht, da heißt es warten, bis genügend Leute zusammenkommen (vielleicht der nächste Flug?) oder das Taxi nehmen.
Ich nehme das Taxi, auch wenn dies erneute Auslieferung an die Taxi-Mafia bedeutet, denn Zack wird das Taxameter ausgestellt. 100 Yuan. Ich habe es versäumt mich im Vorfeld zu informieren wie weit es denn vom Flughafen in die Stadt ist (29km), daher weiß ich nicht, ob es kontraproduktiv wäre auf dem Einschalten zu bestehen. Angesichts des Taxitraifs hier (7 Yuan für die ersten drei, danch 1.6 Yuan pro Kilometer) hätte die Taxifahrt an sich nur die Hälfte kosten dürfen. An einer Mautstelle will die Fahrerin zusätzlich die Mautgebühr von vier Yuan von mir, doch ich stelle mich unverständig, denn was zuviel ist, ist zuviel. Für die Rückfahrt in drei Tagen kann ich mir noch überlegen, das Abenteuer Taxi erneut zu wagen, oder den Transferdienst der Herberge (90) in Anspruch zu nehmen.
Eine erste Recherche über Bootsfahrten auf dem Li-Fluß ergibt ein gesalzenes Preisniveau von 30 bis 40 Euro Minimum, je nachdem ob Chinesische oder Fremdländer Tour. Meine Unterkunft hier ist ganz passabel, mit LAN Anschluß statt Wifi. Ein erster kurzer Ausflug in die lokale Gastronomie führt mich ins 小南国 Restaurant – frei übersetzt Kleines Südland.
Beim Betreten spricht mich ein englisches Paar an: “You want to eat here? It has been the worst food so far in China – but maybe you like it…”
Uh-Oh. Umkehren und etwas anderes suchen? Ach, Feigheit vor dem gastronomischen Feind ist nicht gestattet, und vielleicht sollte man ein Sechuan Huhn auch nur in der Provinz Sechuan bestellen – wer in Thailand “typisch Deutsche Küche” ordert, wird höchstwahrscheinlich ebenfalls überrascht sein… Auf dem englischen Menü gibt es nur wenige Gerichte und ich verweigere mich dem hartnäckigen Tippen der Bedienung auf gebratenes Rindersteak – ich bestelle local food : Lijiang Fisch im Bambusnetz. Stelle mir dabei lecker gebratene Bambusstreifen mit Fischstücken darauf vor, doch die Realität sieht anders aus (siehe Bild): ein Haufen kleiner frittierter Fische.
Urggh – kann man die Essen? Mit Kopf, Gräten und Schuppen? Doch lieber Zahlen und Gehen?
Wenigstens Probieren!
Und in der Tat, die Innereien wurden herausgenommen und die Fischliche Konsistenz ist der von Ölsardinen (die ja auch komplett in der Dose stecken) äußerst ähnlich. Bis auf die Heckflossen esse ich fein säuberlich auf, denn die Fischlein schmecken. Ein wenig Gemüse vermisse ich zwar, aber ich habe die Speisekarte fotographiert und versuche mich an der Identifizierung ei***** Gerichte im Hotel. Für den nächsten Besuch. Bei diesem nächsten besuch konnte ich zwar identfizieren, dass das Gericht aus Zwiebeln und Pilzen besteht, dass das Ganze jedoch ein höllisch scharfer klater Salat und nicht angeschmort sein würde, DAS hat sich mir nicht erschlossen. Vielleicht hat die Bedienung auch nur meinen Wunsch nach Reis falsch verstanden und als “nichtkochen” ausgelegt. Everything is possible. Ohne einen robusten Magen, ist das gericht nicht zu empfehlen, mit 15 Yuan zwar noch günstig, aber kein kulinarisches Erlebnis. Ein Ausflug in den SiebenSterne Park in Guilin bei sonnigem Wetter ist nett. Als ich mich am späten Nachmittag zur Buchlektüre hingesetzt habe, dauert es nicht lange, bis mich ein Student der “Energy and Technology” oder “Imaging technology”, so genau ließ sich dies nicht ermitteln, als Englischtrainingsobjekt erwählt. Und mich noch eine ganze Weile begleitet, da er nichts anderes zu tun hätte. Für Studenten ist der Eintritt in die Parks übrigens deutlich preisgünstiger: Per Rabattkarte kostet der Besuch Einen Yuan, wofür ich Fünfunddreißig bis Fünfzig bezahlen muß. Die Wege des Wassers sind unergründlich Am morgen bringe ich einen Beutel mit Wäsche für den Laundryservice an die Rezeption. 20 Yuan soll es pro Beutel (= kleine Waschmaschinenladung) kosten und man bekommt die Wäsche anschließend trocken zurück.
Dass ich der jungen Dame dann ins Nebengebäude in den Keller folgen soll, um dort meinen Beutel selber in eine Waschmaschine zu entleeren, und sie etwas Waschpulver draufschüttet, kann ich ja noch verstehen – schmutzige Wäsche anderer Leute anzufassen ist nicht jedermanns Sache.
Mit dem Einschalten der Waschmaschine wird es schon schwieriger, aber zu ihrem Glück startet diese nach Betätigen des “An” Schalters. Ich frage mich nur, auf welche Temperatur dieser Toplader in Amerikanischer Waschhallenbauweise arbeitet, aber eine mittlere Leuchte mit einem langärmeligen Symbol wird so schlecht hoffentlich nicht sein.
Als ich dann abends nach meiner Bootstour ins Gasthaus zurückkehre, schaut man mich aus großen Augen an, als ich verweile, nachdem ich kurz zum Ausflug gefragt wurde: “Any questions?” “My laundry?”
Ich möge doch bitte wieder mit ins Nebenhaus folgen. Das lässt mich nun doch an der Servicequalität zweifeln. Wieso muß ich denn noch mal meiner Wäsche hinterherlaufen? Es geht doch nicht etwa…?
Doch es geht zur Waschmaschine und dort liegt meine Wäsche, seit morgens nass in der Trommel. Herr schmeiß Hirn vom Himmel!
Mir entgleist meine Gesichtsmimik völlig und stelle lautstark fest, dass dies doch wohl nicht wahr sein dürfe. Ich hätte doch extra gefragt, ob die Wäsche auch getrocknet wird, und nun das! Zwanzig Yuan für einmal Waschmaschine anschalten wäre doch wohl leicht unrealistisch. Was ich denn auf meinem Zimmer nun mit der patschnassen Wäsche anfangen solle? Trockengelegenheiten gibt es dort keine. Hmm?
Die Kollegin muss zur Hilfe kommen, ich habe den Eindruck DER ist klar, dass Wäsche klatschnass zurückzugeben keine Option ist, andererseits ist es das Problem der Kollegin. Wie schön! Dezente Zurückhaltung.
“I will dry it for you” sagt dann meine Waschfee Nummer Eins, sagt “One hour” und sucht an der Waschmaschine den Knopf zum Trocknen.
“I don’t think that this washing machine can dry…”, wende ich ein.
“Oh yes it can, but I don’t know how to use – and you also don’t?!” Stimmt wohl, ich kann die Symbole der Tasten nicht entziffern, aber ich erkenne die praktische Unmöglichkeit in diesem Toplader zu trocknen. Wenn man einen großen Gasbrenner unter dem Trog montieren würde könnte man darin veraschen, aber sicher nicht zerstörungsfrei Wäschetrocknen.
“I will call my boss, how to handle the machine”
Tu das, die Wäsche trocken zu bekommen ist dein Problem.
Immerhin will ich erst den nächsten Tag nach meiner Wäsche fragen, also kein Grund zur Panik.
Das Gespräch mit dem Boss scheint nicht so gut zu verlaufen – ihr Gesicht und Stimme am Telefon sprechen Bände – aber wer möchte auch schon gerne abends von personifizierter Ahnungslosigkeit angerufen und Dinge gefragt werden, die einem der gesunde Menschverstand sagen müsste?
Einige Zeit später gehe ich zur Rezeption hinunter, um nach einem frischen Handtuch zu fragen, denn in diesem Hostel ist man der Meinung, Handtücher wären disposals und gäbe es nur auf Nachfrage, andererseits entfernt man diese jedoch und tauscht dafür angefangene Seifenstücke und Klopapierrollen durch neue aus. Aus Umweltschutzgründen, so heisst es. Ich versteh e die Logik nicht.
Ich nehme schweigend zur Kenntnis, dass meine Wäsche nun dort im Beutel hinter der Theke steht. Ich will es besser gar nicht wissen, wie das Fräulein gedenkt, die Wäsche trocknen zu lassen. Ich bin gespannt darauf, ob, wann und wie ich meine Wäsche wiedersehen werde… Solche Erlebnisse lassen mich hier immer wieder am gesunden Menschenverstand zweifeln.
Während der Bootstour versucht man Instantkaffee zu verkaufen, in dem man mit Pappbechern, Heißwasserthermoskanne und Nescafetütchen (20 Stück zu 12 Yuan im Supermarkt) herumläuft und dafür dann tatsächlich 20 Yuan, also mehr als Zwei Euro pro Aufguss verlangt! Kein Wunder, dass niemand einen Kaffee nimmt.
Man versucht Fotobücher für 150 Yuan zu verkaufen, die einem am Pier für lediglich 10 angenötigt werden. Fantasiepreise allerorten und es scheint nur einige wenige erkennen das Problem dabei. Das sind die Flexiblen, die reich geworden sind und es verstehen die verbreitete Lemmingmentalität zu ihren Gunsten zu nutzen. Die Bootsfahrt auf dem Li-Fluss ist schön, die karstige Landschaft mit ihren vielen Hügeln faszinierend, auch dass einige der großen Boote quasi im Konvoi fahren, mindert den Eindruck nicht wesentlich. Unser Boot wird von allen überholt, der Kapitän mag es anscheinend ruhiger. Das Wetter ist allerdings nicht so sonnig und wolkenfrei, wie den Tag zuvor, es zieht sich zusehends zu und bettet die Hügel in zarten Dunst.
Natürlich ist es so, dass das Essen gerade dann serviert wird, als das Schiff eine der schönsten Stellen erreicht. Wie sollte es auch anders sein. Es ist beinahe so, als wolle man sich das Geschäft mit den Postkarten und Bildbänden nicht verderben. Ich sitze am Fenster und versuche ein Vergleichsfoto zu der Abbildung der Landschaft auf der Zwanzigyuannote zu machen – nicht ganz gelungen.
Ob die ebenfalls vielfach angebotenen Touren auf kleineren Bambusbooten besser sind, ist wahrscheinlich Glückssache, je nachdem, an wen man gerät. So einige, die mich trickreich hier in der Stadt ansprachen, erschienen mir alles andere als seriös.
Immerhin 380 Yuan kostete der Ausflug, war dafür aber gut organisiert und auch die im Preis enthaltene Verpflegung an Bord war gut. An der Stadt Yangshuo muss die Umgebung schön sein, denn der Ort selber ist es nicht, er dröhnt lautstark marktschreierisch und ist ein einziger Spießrutenlauf zwischen Neppern, Schleppern und Taschendieben hindurch. Wie weit muss man sich mit dem Leihfahhrad durch den Verkehr kämpfen, bis man die Landschaft genießen kann? Ich bereue jedenfalls nicht, hier nicht zu übernachten.
Bananenkauf: Drei Yuan pro jin (Pfund) scheint mir OK der Preis. Verkäufer nimmt drei Bananen legt diese auf die Waage, die zeigt 500Gramm an, verlangt Vier Yuan. Huch? Es folgt ein Wortbrockenscharmützel: Nih schwo ih dschin ssann kweih – buh sse kweih! Sse kweih, dwo dschin! Bu dwo!
Energisches Deuten auf die Waage, erneutes Auflegen der Bananen, diese zeigt 510 Gramm, mit Tüte an. Ha! Von wegen mehr als ein Pfund, für weniger als 10 Gramm Banane gibt es keinen ganzen Yuan, nicht von mir!
Die Marktfrauen von den Nachbarständen lachen: fremdes Weißbrot hat sich erfolgreich der Übervorteilung entzogen. Aber es ist mühselig.
Einerseits muss man oft um den Preis feilschen, dann aber auch noch die Ware, die Ermittelung und Berechnung des Betrages kontrollieren und dann auch noch das Wechselgeld kontrollieren, damit man sich nicht Falschgeld einfängt.
Die Alternative wäre völlig schmerzfrei jeden verlangten Preis bezahlen, damit allerdings den unlauteren Wettbewerb zu fördern. UFO im Dunst Mein letzter Tag in Guilin führt mich an, aber nicht in den Prinzessinnenpalast – mir sehen auf einem Luftbild die Gebäude alle viel zu modern aus, und ein Hügel innerhalb der Mauern erscheint mir keine 70 Yuan Eintritt wert. Mittags habe ich vor einem kleinen Restaurant gegessen – viele Passanten schauen oder besser: starren mich immer wieder irrititiert an, Ich scheine ein Unidentifizierbares Futterndes Objekt zu sein. Auch heute bin ich wieder mehrfach fotografiert worden und immer wieder sagt jemand Hallo. Kann vielleicht daran liegen, dass ich mich permanent dort herumtreibe, wo sich ansonsten keine Westtouristen herumtummeln.
Meine Wäsche hat tatsächlich wieder zu mir gefunden: extra dry und free of charge, dafür auch ziemlich zerknittert. Für morgen früh habe ich mich entschlossen den Transportservice des Hostels zum Flughafen zu nehmen, anstatt die Preisgestaltung eines lokalen Taxis nochmals anzutesten.
Back to school!

Venedig lässt grüßen

Lijiang, China

Die Busfahrt verlief nicht ganz wie erwartet:
Die Abholung erfolgte zwar zur gebuchten Zeit, dann wurde ich jedoch an einer anderen Herberge abgesetzt und mir mitgeteilt, dass der Bus aufgrund einer außergewöhnlich großen Gruppe bereits gefahren sei. Aha?
Mir wurden dann noch eine ganze Reihe weiterer Lügen aufgetischt, warum die angegebene Abfahrtszeit immer wieder aufs Neue verschoben wurde. Los ging es nämlich erst zwei Stunden später, in einem überfüllten lokalen Kleinbus.
Ich zweifle stark, dass dies meiner gebuchten Leistung entsprach.
(Nachtrag: Dies gab das Busunternehmen auf Nachfrage des Gasthauses wohl auch zu und wollte mir den Fahrpreis erstatten – aus Ermangelung eines PayPal Accounts habe ich nun ein kaltes Bier und den Gegenwert einer Lijiang Busfahrt in Dali gut) Im Bus sitzt auch eine Tagesausflugsgruppe junger Chinesinnen, bei Ankunft fragt mich eine von ihnen, ob ich Chinesisch könne, da ich alleine unterwegs wäre, chinesisch wäre doch immerhin hilfreich. Da werde ich dann auch schon zum Gasthaus abgeholt. Ich begegne den Damen dann noch einmal im Drachenpoolpark, und unbedingt muß man Fotos von mir und mit mir machen. Direkt nach Ankunft habe ich einen Ausflug zur Tigersprungschlucht gebucht – hoffe ich zumindestens, dass der Sechs!!seitige Vertrag in zweifacher Ausführung einen Ausflug umfasst, und ich jetzt nicht einen Kaufvertrag für ein Sortiment Chinesischer Haushaltsgeräte unterschrieben habe. Alle Seiten fein säuberlich mit Symbolen gefüllt, keine Ahnung was da steht…
Ich wurde mit einem Kichern vorgewarnt, dass auf der Rückfahrt ebenfalls Shopping stattfinden würde – eine original chinesische Kaffeefahrt steht mir demnach bevor: Fahren, kurz aussteigen und anschauen, Mittagessen schlürfen und schmatzen (inklusive) fahren, Heizdecken? kaufen und zurück. Ich bin gespannt. Wenn Dali touristisch ist, so ist Lijiang das Epizentrum – vergleichbar mit Venedig auf dem Haupttouristenpfad von der Rialtobrücke zum Markusplatz: ein Stand neben dem anderen und vor lauter Schnickschnack sieht man die Häuser nicht mehr.
Lijiang ist aber auch schön. Besonders abends, denn man hat sich mit der stimungsvollen Beleuchtung viel Mühe gegeben.
Auf der “Barstraße” ist dann allerdings Gehörschutz angebracht, denn in einer wahnsinnigen Kakophonie versuchen sich die Bars gegenseitig zu übertönen. Naximusik gegen Reggea, gegen Techno. In den meisten Restaurantbars versuchen (indianisch anmutende) Tanzgruppen Gäste anzulocken. Und zwischen all dem fließt ungerührt ein Bach hindurch.
Ich gehe in ein ruhiger gelegenes Restaurant mit Innenhof. Die außen aufgehangenen Preise finde ich in der englischen Speisekarte um den Faktor 2 bis fünf erhöht vor, aber mein teures Essen ist sehr gut, somit beinahe preiswert. Es will und will kein warmes Wasser aus dem Han kommen, weder in Stellung Rot noch Blau – nur eisig kaltes Wasser, nicht gerade verlockend an einem Morgen, der mit niedirg einstelligen Temperaturen grüßt. Ich fluche, verliert man dabei sein Gesicht gegenüber einer Duscharmatur? So ganz erschließt sich mir das Prinzip des Gesichtsverlustes immer noch nicht, mir kommt es meistens vor, dass dies für viele Menschen hier ein überholtes Konzept ist und nicht zu befolgen; Ellenbogen, die schamlose Demonstration von Besitz und eine Geschäftstüchtigkeit, die man Gier nennen kann, DAS scheinen mir die neuen Leitbilder. Ich melde mich für ein Frühstück an und weise auf das mangelnde Warmwasser hin.
Kein Warmwasser!?!? Katastrophe! Die Chefin kommt, der Cheftechniker, Kind und Hund eilen hinterher, alle ins Bad, alle Wasserhähne aufgedreht, aufgeregte Diskussion. Ist der abgeklemmte Boiler wirklich ersetzt durch einen neuen Anschluss? Aber tatsächlich nach minutenlangem Laufenlassen und Nachjustieren mit einem Schraubendreher (woran nur??) kommt endlich warmes Wasser aus der Leitung. Gerettet. Und der kleine Hund mit den großen Augen scheint auch nicht an meine Tasche gepinkelt zu haben…
Das Pinkeln holt dann der kleine Junge im Frühstücksraum nach, praktisch so eine Hose mit Freiluftanschluss: Einfach Laufenlassen. “Your child is leaking”, mehr fällt mir nicht ein, was ich den Damen in der Küche mitteilen könnte. Es wird dann aufgewischt, oder besser verwischt und der Hund bettelt unentwegt nach Essen. Mei you. Hab nix! Den Tag über geht es ins Mu Anwesen und auf den Löwenberg, wo sich auch ein Pagodenturm befindet. Beim Verlassen des Turmes werde ich von einer Dame mit einer roten, mit chinesischen Symbolen in Schwarz bedruckten Schärpe, regelrecht genötigt damit Buddha zu huldigen. Soweit so gut. Der “Mönch” zu dem ich (zur Signatur?) der Schärpe geführt werde, hält mir nach ein paar Worten jedoch kackfrech einen Zettel vor die Nase, auf dem bereits der Betrag steht, den ich bereit bin zu spenden! Bereit sein soll, aber nicht bin. Mit Buddhismus hat diese Form der nötigenden Spendenextraktion meiner Meinung nach nichts mehr zu tun. Bei Dali stand es mir immerhin frei zu spenden, was ich möchte – vielleicht grenzwertig, aber noch akzeptabel. Wenn mir dagegen vorgegeben wird, 100 Yuan, umgerechnet 11 Euro zu geben – für was auch immer – dann mache ich nicht mehr mit. Ich legte die Schärpe vor ihm zurück auf den Tisch, sagte Bu, Mei you (Nein, nicht wollen) und stand auf und ging. So entgleist, wie mein Gesicht wohl angesichts der Dreistigkeit bereits war, konnte ich es nicht mehr verlieren.
Draußen wurde bereits die nächste Touristin abgefangen… Den Abend ging es mit kanadischen Chinesen, oder auch chinesischen Kanadiern (wobei die Eltern wohl mittlerweile in Hongkong leben) zuerst zu einem Spezial- Duofu (Tofu) und Yak-Geschnetzeltem Essen und anschließend zu einer recht langwierigen Jasmin- und Pu-Er-Tee Verköstigung. Ganz interessant, auch wenn ich dem (auf chinesisch) Gesagten nicht viel Verständnis entgegenbringen konnte. Gekauft habe ich keinen Tee (obwohl der recht gut war), denn jeder Einkauf bedeutet Zweieinhalb Monate zusätzlichen Ballastes. Kaffeefahrt zum Tigersprung Um 8:20 sollte es losgehen. Tatsächlich kam der Bus um kurz vor Neun. Trotz des sechseitigen Vertrages hatte die hochqualifizierte Tourismusagentur es geschafft, 31 plätze eines 30sitzigen Buses zu verkaufen. Und ich dummer Deutscher war der Letze, der zustieg und dementsprechend für die Businsassen der Quell allen Übels.
Es wurde losgefahren (50m weit), gestoppt und gezählt und telefoniert (Busbegleitung UND Fahrer), lautstark gezetert, die abgehakte Liste der Passagiere nochmals durchgegangen (könnte sich ja jemand eingeschlichen haben), nach Freiwilligen zum Aussteigen gesucht (Niemand), dann eine Umfrage gestartet (ich glaube, es ging darum mich hinauszuwerfen, oder zu erschlagen, um das Problem zu lösen, wobei mich vielleicht mein Sechsseitenvertrag davor bewahrt hat) und letztendlich durfte ich auf dem Notsitz der Busbegleitung Platz nehmen und wir fuhren los. Bis zum ersten Klostopp nach fünfzehn Minuten.
Dort durfte ich in einen anderen Bus, größer, neuer und mit freien Plätzen des selben Unternehmens umsteigen. Warum nicht gleich so?
Hier sei aber bereits erwähnt, dass dieser Bus den Nachteil hatte, NICHT wieder zum Ausgangsort zurückzukehren, sondern einen Kilometer nördlich der Altstadt hielt. (“Achja, typisch chinesischer Service” – O-Ton englischsprachiger Mitreisender)
Am dritten Stop hieß es dann raus aus dem Bus und rein in die Boote. Boote?
Von Schlauchbooten war doch nie die Rede gewesen, und umsonst wäre die Tour auch nicht, sondern schlappe 140 statt 168 Yuan (Ein Schnäppchen!!), wobei die gesamte Bustour 100 Yuan gekostet hat…
Ich also sage: Nix Boot! Und nehme auch die als wer weiß wie schlimm vorgetragene Busfahrt mit riiiiiiiiiiesen Umweg (aber umsonst :-)) in Kauf, wie auch einige andere Chinesen, mit derem Argument “tai gui” (zu teuer) ich vollkomen d’accord gehe.
Erneuter Stop kurze Zeit später, um die Boatpeople wieder einzusammeln. Unterhaltung bei Erdbeeren mit einem Taiwanesisch-Dänischen Paar. Von einer Bootsfahrt durch eine Schlucht kann keine Rede sein, ich bin heilfroh den Bus statt dem Boot genommen zu haben, mit Aussicht auf den Fluß.
Dann geht es zum Mittagstisch, original Gruppenchinesisch. Kein Highlight, aber akzeptabel.
Und schließlich, Ankunft um Zwei, an der Tigersprungschlucht, doch nur am oberen Teil, denn aufgrund von Strassenreparaturarbeiten sind die weiteren Abschnitte mit dem Bus momentan nicht zu erreichen.
Der Rikschaträgertauglich ausgebaute Weg führt dicht am Wasser, inmitten der Steilwände entlang und es wurden einige Tunnel tief durch die Felsen getrieben, da überhängendes Gestein in der Schlucht den unbändigen Drang hat, der Schwerkraft zu folgen und zu offensichtlichen (tonnenschweren) Problemen führte…
Es ist gerade genug Zeit für eine Wanderung (Spaziergang), bis es nicht mehr weiter geht und zurück, immer einen skeptischen Blick nach oben, auf die bedenklich lose erscheinenden Felsbrocken, dann ab in den Bus und am Rande von Lijiang in eine riesige Jade-Verkaufshalle: Shopping.
Mir erscheint es absurd, das Leute in einem solchen Tempel des Kommerzes Geldscheine in einen Glaskasten werfen, in dem zum Kauf angebotene Buddhafiguren aus Jade ausgestellt sind, aber wahrscheinlich fehlt mir dafür die nötige Sozialsierung. Deutlich genervt von der Rückfahrt, und ihrem abrupt zu frühen Ende, heitert mich die herzlich lachende Gasthausbetreiberin wieder auf und ich begebe mich in ihr Restaurant zum Abendessen, auch weil das Yak am Vortag war sehr lecker war.
Ich bestelle Naxi style Vegetables und bekomme einen riesgen Topf mit Gemüse und vereinzelten Trockenfleischstücken darin serviert. Sehr lecker, aber zuviel für eine Person. Aber nach guter chinesischer Manier esse ich soviel ich kann.

Dali – vom Aprilscherz zu Ostern

Dali, China

Als ich mein Zimmer für den finalen Checkout verlassen wollte, hörte ich im Bad ein Plätschern. Hatte ich die Dusche nicht richtig zugedreht? Als ordentlicher, wassersparender Germane setzte ich also meine Reisetasche ab und zuppelte an der Duscharmatur. Keine Veränderung. Da erst bemerkte ich, dass das Wasser von der Decke tropfte und auch in Strömen an der Wand herablief.
Puah, nochmal Schwein gehabt, dass die Zimmerflutung erst bei meiner Abreise erfolgte! Der Transfershuttle brachte mich für 5 Yuan zum Flughafen, dort gab es die nächsten Überraschungen: mein Flug tauchte nicht auf den Anzeigetafeln auf. Auch kein ähnlicher, keiner zu der gebuchten Zeit. Habe ich ein Ticket? Wirklich? Nicht verschoben? Mein Versuch am Schalter nach dem fehlenden Flug zu fragen sorgte für Verwirrung, ich glaube man wollte mir ein Ticket verkaufen. Schnell weg und an einem der Checkin-Schalter für acht Fliggesellschaften anstellen und das Einchecken versuchen.
Dann kam ein auf Offiziell machender Mann und wollte mich irgendwohin geleiten. Keine Ahnung wo das gewesen wäre, aber da er so schlecht Englisch sprach, verstand ich nicht, was er von mir wollte, und bereits meine Mutter hat mir vor beinahe vierzig Jahren beigebracht nicht mit wildfremden Männern mitzugehen. Auch die Kopie meines Reiseplanes mit Buchungsnummer habe ich ihm wieder aus der Hand genommen.
Er sagt zu mir, meine Fluggesellschaft wäre China Southern, und ich müsste dort hinten meinen Bordpass wechseln. Als ich sagte “Yes, and checkin von China Southern is here” und dabei auf das große Schild zeigte, verschwand der Typ ganz schnell wieder.
Man muß als Tourist immer auf der Hut sein vor Neppern und Schleppern! Der Flughafentransport in Dali ist fest in der Hand der Taximafia. Immerhin hat man einen einheitlich überhöhten Taxitarif ab Flughafen zur Altstadt festgelegt: 90 Yuan.
Ich steige in ein Taxi, das fährt aberr nur etwa drei Kilometer weit, dann klingelt das Telefon des Fahrers und ich soll das Taxi wechseln. He? Natürlich zahle ich erst, wenn ich am Ziel angekommen bin und nur genau die Neunzig. Ich steige also in ein anderes Taxi um, dessen Fahrer dem ersten 50Yuan geben muss. Wahrscheinlich konnte Taxifahrer Nummer 1 noch einen Gast am Flughafen aufnehmen. Besserer Profit.
Ich komme immerhin problemlos und ohne Umwege in diesem Gasthaus an, das Wetter verheißt Regen die nächsten Tage und es ist recht kalt, aber ich habe Internet und DVD auf dem Zimmer (und es gibt eine DVD Bibliothek im Hostel) und kann nun endlich mal die Neujahrs Musik-DVD aus Myanmar anschauen. Wer weiß was für Musik ich seitdem mit mir herumschleppe.
Ich gönne mir nach Ankunft Chicken mit Cashewnüssen (sehr lecker, mit viel Gemüse) und einen Kaffee während ich dies schreibe.
Meinen Weitertransport nach Lijiang habe ich für den 4.April für 45 Yuan bereits organisiert und auch eine Unterkunft dort habe ich gestern abend noch schnell online gebucht.
Ohne Internet geht so manche Reiseorganisation deutlich schwieriger, also musste ich erstmal schlucken, als Tagesschau.de meldete, dass über Ostern das Internet für einen Tag wegen IPV4 Adressmangel stillstehen würde. Bis mir in den Sinn kam, dass am heutigen Tage mit Aprilscherzen zu rechnen ist… Mit dem Wetter habe ich Glück, die dunkelgrauen Regenwolken bleiben an den Bergen hängen und über Dali bleibt ein sonniges Band blauen Himmels.
Der erste Eindruck der Stadt kommt bekannt vor, denn ich betrete die Altstadt über die “Barstaraße” Renmin-Lu. Yak-Steaks, free WiFi, ColdBeer und viele Sitzgelegenheiten zur Gasse hin zeigen deutlich, dass man sich in einer Backpackerhochburg ähnlich Pai oder Viang Vieng befindet. Wenigstens im wetslichen Teil, der Rest der Stadt ist mehr auf den Chinesischen Touristen ausgelegt. Wenn man umherstreift, finden sich auch schöne Ecken, die nicht mit Werbetafeln verunstaltet sind. In einem Park erlebe ich mit, wie Chinesen mit Steinschleudern auf Singvögel schießen und tatsächlich einen Winzigen erlegen. Ist an dem wirklich genug zum Essen dran?
Schräg – wenn die Vögel alle abgemurkst sind und dann zuviel Ungeziefer herumkreucht, kann man ja immer noch auf die chemische Keule zurückgreifen, oder? In einer Buchhandlung treffe ich erneut ein Paar aus Holland, dem ich in Shilin das erste Mal begnete. Wir unterhalten uns eine Weile, auch sie reisen nach Lijiang, wollen dann aber auch nach Shangri-La – bei dem derzeitgen Wetter dürften 3000m Höhe schwierig werden – auf den Berggipfeln ist heute erkennbar Schnee gefallen…
Abends im Hostel nochmals Essen zu bestellen, war eine Fehlentscheidung – es dauerte eine Stunde, bis die Schweinestreifen kamen, dafür waren sie kalt und haben nicht gut geschmeckt. Das Hostel wird von einem Australier geführt, so hatte ich am Abend eine Menge englischsprachige Unterhaltung mit einigen “Locals” aus Oz und England, die sich hier trafen.
Die Musik DVD ist, soweit es die Songs angeht, übrigens gar nicht mal schlecht… Übertriebene Geschäftstüchtigkeit Vormittags regnet es ohne Unterbrechung. Doch nicht allzu stark und die Temperatur liegt bei etwa Zwanzig Grad, so dass es dank eines riesigen Leihregenschirmes ganz angenehm ist, zu den im Norden befindlichen Pagoden zu spazieren.
Laut Reiseführer soll der Eintritt 32 Yuan betragen, aber hier in Dali denkt man geschäftstüchtig: Warum den Preis nicht verdoppeln? Ach Verdreifachen! Papperlapapp, 11 mal 11, DAS ist eine schöne Zahl! Prima, man ist sich einig und verlangt 121 Yuan Eintritt, um sich die drei Pagoden und eine Tempelreplik anschauen zu dürfen. Im Hostel wird zwar ein günstigeres Ticket für 90 Yuan, inklusive Taxizubringer verkauft, aber auch das erscheint mir deutlich zu teuer. Es gibt hierzulande ja genügend reiche Chinesen, die die absurd überhöhten Eintrittsgelder bezahlen möchten. Ich weigere mich, solche Preisexzesse zu unterstützten und mache deshalb Gratisfotos von Außerhalb und könnte mir nun 100 Bauzis oder 40 Flaschen Dalibier oder auch 3 Yaksteaks mit Pilzen und Kartoffeln gönnen. 🙂
Auf dem Weg zu den Pagoden werde ich vom hartnäckigsten TukTukfahrer Asiens belästigt: Über eine Viertelstunde lang tuckerte er neben mir her, trotz Nein, No, Bu yao, Abblocken mit dem Regenschirm und sagte immer wieder sein Sprüchlein auf “Hello, Moto, one Yuan” Obwohl der Preis variierte zwischen Einem und Fünf Yuan, ab- und wieder aufsteigend. Seltsame Verkaufslogik. Nachdem er mir mit seinem Blechhaufen mehrfach den Weg versperrt hatte und ich ausweichen musste, war ich drauf und dran, die Nahkampftauglichkeit meines Regenschirmes auszuprobieren. Erst als ich einen Bürgersteig erreichte, auf den er mir dank einer hohen Bordsteinkante nicht folgen konnte gab er endlich auf.
Gegen Mittag öffnete sich über Dali erneut ein blaues Fenster zum Himmel und es wurde recht warm. Kühlung gab es durch aufkommenden Wind, der sich am späten Nachmittag zu teilweise heftigen Sturmböen ausweitete. Zeit für eine Pause.
Meine Speisekartenentzifferungsversuche brachten mir heute eine Chickengemüsenudelsuppe für Fünf Yuan ein. Nudeln dick wie Essstäbchen, sehr lecker. Und gleich gibt es für mich eine Scheibe vom Yak. Hoffentlich zart. Und bevor ichs vergesse: Es ist nun ja Ostern! Ich wünsche allen meinen LeserInnen und Angehörigen Frohe Ostertage und fleissiges Eiersammeln! Ein Osterspaziergang Das Yak Steak war wunderbar zart und gut gewürzt. Sicher keine authentische China-Küche aus dem Yunnan Cafe, aber was genau ist authentisches China? Die Wiederauferstehung lange vergessen gemachter Geschichte? Wie authentisch Deutsch ist Beethoven, wo und wie begegnet er uns im Alltag? Genau. Aus gutem Grund könnte man den Döner-Imbiss hingegen als authentisch Deutsch bezeichnen. Und so ähnlich ist es hier in China auch. Nur die vereinzelten “Want smoke Haschisch” oder Nepper-Shoerepair- Angebote sind absolut unpassend. Mit dem Sessellift ging es den nächsten Tag bei ziemlich heftigen Sturmböen den Berg hinauf. Die Wolken waren ein Stück zurück gerückt und hatten die “Cloudy Tourist Road” freigemacht, um darauf trockenen Fusses und bei Sonnenschein zu wandern. Leider waren die Hauptattraktionen entlang des Weges nicht zugänglich, da entweder in Überarbeitung, oder per Steinschlag gesperrt. Es gab einfach kein Durchkommen, ohne Kletterausrüstung.
Der erste Tempel Zhong se war offen, kaum betrete ich ihn, bekomme ich beinahe gewaltsam Räucherstäbchen in die Hand gedrückt, um meinen Vorfahren zu huldigen und vor allem, anschließend eine fette Spende einzuwerfen und im Buch einzutragen. Hoppla. Weniger ist mehr, denke ich mir. Hinab ging es über Zigtausend Steinstufen, nach in etwa 5000 bog ich hinter einer Mulikarawane auf einen Trampelpfad ab und gelangte nach insgesamt 17km zurück zum Gasthaus.
Mit dem Bus geht es dann gleich nach Lijiang.

来Yunnan

Kunming, China

Nach längerer Unterhaltung seit dem Frühstück, kurze Abschiedstour bei den KommolitonInnen, die noch ein oder mehrere Wochen in Qingdao verweilen.
Kaum aus der Sprachschule heraus, werde ich auch schon von einem Taxi erspäht, es wendet, ich steige ein, bin in der Lage mein “Fähdschidssann” aufzusagen, als der Fahrer mit einer Frage kontert: Gongssu? Was bedeutet Gongssu? Scheint die Mautstraße zu sein, es empfiehlt sich nach dem Preis zu fragen, DAS klappt ganz gut mittlerweile: Wer jemandem etwas verkaufen will, bemüht sich immerhin den Anderen zu verstehen. 10 Yuan erscheinen mir nicht zuviel, und es erweist sich als gute Entscheidung, denn an fast allen Ampeln und Stau vorbei geht es in zwanzig Minuten direkt vor das Flughafengebäude und das zur Hälfte des von mir erwarteten Preises. Inklusive Maut.
Der Versuch einer Kommunikation seitens des Fahrers erweist sich als eine sehr holperige, um nicht zu sagen unmögliche Aktion. Mir wollen einfach nicht die genauen Silben für elementare Adjektive und Vergleiche in den Sinn kommen. Und das Aufsagen von so ähnlichen Silben wie z.B. dschinn statt jinn macht aufgrund der vollkommen anderen Bedeutung noch weniger Sinn als zu schweigen oder anglizieren. Da hilft nur erneutes Pauken und Vokabeln lernen. Die Wartezeit am Flughafen verbringe ich mit dem Studium meiner Buchschenkung der Schule: “Grundlagen der chinesischen Kultur”
Dieses in Chinesisch-Englisch gehaltene Buch erregt die Neugier und Diskussion bei einigen Chinesen im Wartebereich. Letztlich fragt einer, ob ich chinesisch studieren würde. Mein Sitznachbar lässt sofort eine schnelle Wortlawine auf mich hernieder gehen, die sich völlig anders als alles bisherige Chinesische anhört – vielleicht ein Yunnandialekt. Auf mein ting bu dong hin, formuliert er auch nicht einfacher und vor allem: langsamer, so dass ich nichts antworten kann. Lächeln. Irgendwann einmal zeigt sein Nachbar eine Weltkarte aus dem Bordmagazin und tippt mit seinem Finger in den Vereinigten Staaten herum. Ich schüttele den Kopf, sage “Deguo” und tippe auf den kleinen bunten Fleck am anderen Ende der Karte: “Falankefu”. (Frankfurt)
Dass ich “150km nördlich davon” auf chinesisch sage interessiert nicht mehr: “Ahhh, Falankefu”, nachdenkliche Gesichter. Nach einem Zwischenstop in Chengsha mit einer dreiviertel Stunde Aufenthalt geht es weiter nach Kunming. Dort im Flughafen, nach der Gepäckausgabe im Slalomlauf zwischen den Neppern und Schleppern hindurch “Taxiih?” hinaus an den offiziellen Taxistand. Dem Fahrer die Strasse genannt und später noch die ausgedruckte chinesische Adresse gezeigt und es bringt mich geradewegs für 15 Yuan zu meinem Hotel. Das Foyer sieht enorm aus – bin ich hier richtig, ist dies die internationale Jugendherberge??
Aber ja, dort ist ein Hostelling International Emblem und das Einchecken geht ohne Probleme in Englisch vorüber, nachdem ich für die erste Nacht gezahlt habe.
Und dann der zweite Kulturschock: der düstere Gang zum, und dann das Zimmer. Es hat etwas, abends ein in flackerndes Neonlicht getauchtes Zimmer mit fleckiger, sich ablösender Tapete zu betreten. Das Wetter hier in Kunming hat sich passend zu meiner Ankunft deutlich abgekühlt auf 10Grad und später am Abend gießt es in Strömen. Der Regen wird wohl hoch willkommen sein, denn der Südwesten Chinas, ebenso wie die Mekongregion erleiden momentan die schlimmste Dürre seit Jahren.
Die kühle, feuchte Luft und die unästhetischen Wände (und erst die Deckenverkleidung im Bad! Ich glaube ich kann in den Fahrstuhlschacht blicken!) legen sich wie ein Film auf die Lunge, aber die Betten und das Bad machen einen sehr sauberen Eindruck, es ist halt alles ziemlich in die Jahre gekommen. Bestimmt gibt es bessere und teuerere Zimmer hier im Hotel. Interressanterweise kostete das Zimmer über hihostels.com nur die Hälfte von hostels.com, aber man musste schon genau hinsehen, um es auswählen zu können!
Der Wäscheservice hat jedenfalls Fünfsternepreisniveau, zähneknirschend fülle ich meinen Wäschebeutel, denn lange herumlaufen, um eine Wäscherei zu finden ist auch blöd.
Internetzugang per WLAN gibt es für mich leider nur im Foyer, denn die billigen Zimmer (meins) liegen zu weit abseits.
Direkt am Hotel befindet sich ein kleiner Supermarkt, dort kaufe ich Wasser, einen Instantnudelsnack und auch ein Eis. Zwar favorisiere ich ein Honigeis, aber die Haptik und ein Blick auf das Herstelldatum lassen mich daran zweifeln: Von 2000?
Die Verkäuferin mag mir ja zeigen, dass es laut Verpackung lange haltbar sei (das steht hier immer in Symbolen auf der Packung) aber seit September 2000 sind doch etwas mehr als 24Monate vergangen…
Erneut halte ich ein Rote-Bohnen Eis für Himbeere, aber dieses Stieleis ist erst fünf Monate alt und schmeckt ganz passabel.
Das Bett hier hat sogar eine elektrische Heizdecke (die ich vorsichtshalber ausstöpsele) und ist deutlich weicher, als die Unterlage der letzten vier Wochen. Die besaß nämlich eine gefühlte Moh’sche Härte von Neun. In etwa wie Teppich auf Beton.
Ich schlafe immerhin so gut wie seit Tagen nicht mehr, gieße mir mit dem Wasserkocher im Zimmer Kaffee zum Frühstück auf und werde mich gleich in den Trubel der Großstadt auf Erkundungstour stürzen. Das Hotelfrühstück habe ich durch mein Schreiben verpasst, aber ich werde gleich schon einen leckeren Bauzi (Teigtasche) mit etwas rou und cai drin finden…
Wenn “Warm greetings – aim carefully” über einem Urinal angeschlagen steht, dann ist man(n) versucht sich umzuschauen, ob Notdurftnachbarn dies nicht allzu wörtlich nehmen.
Und was verbirgt sich hinter Rambo Breadworks? Da hilft nur einen Blick zu riskieren und eine Bemusterung vorzunehmen. Ergebnis: das Krapfenbrötchen mit einer zarten Buttercrememittelspur ist gewalttätig kalorienreich, doch ausgesprochen lecker.
Im Park wird Dutzendfach musiziert. Auch wenn die Mehrzahl der Besucher sich bereits im fortgeschrittenen Alter befindet, wird enthusiastisch das Tanzbein zu den Darbietungen geschwungen. Für die Jüngeren gibt es ein Massendiscopop-Thai-Chi. Nicht ganz synchron, aber der Ententanz ist nichts dagegen!
Und im Zentrum herrscht eine Konzentration von Shoppingmalls auf engstem Raum, wie ich sie in Qingdao nicht gesehen habe. Scheint hier alles etwas dichter beisammen zu sein, auch der Flughafen liegt nicht außerhalb – entlang der Start und Landebahn, nur knapp fünfzig Meter davon entfernt befinden sich Vierstöckige Wohnblocks und ich konnte fast die Gesichter der Menschen in den Fenstern erkennen, die bei der Landung zuschauten. Dem Fernsehprogramm folgen zu können, wenn in Wurfweite Jumbojets mit Umkehrschub abbremsen halte ich für unmöglich. Ob es hier wenigstens ein Nachtflugverbot gibt?
Gewöhnungsbedürftig sind auch die vielen Elektroroller – normale scheinen verboten zu sein – denn sie rollen geräuschlos heran, und das vorzugsweise auf dem Gehweg.
Das Wetter war den Tag über ganz ordentlich, sehr mild und beinahe sonnig. Aber dann gegen Fünf gab es Gewitter und Sintflutartige Regenfälle mit Graupeln. Die Straßen standen unter Wasser, so dass sich trotz Schirm nicht vermeiden ließ, nasse Füße und Hosenbeine zu bekommen, da ich nicht meine Wasserdichten Wanderstiefel trug. Frühstücks-Update:
Hier im Hotel gibt es für 15 Yuan ein üppiges Frühstücksbuffet mit Säften, Früchten, diversen frischen Gerichten, und und und… Wenn ich dagegen an die letzten vier Wochen denke, in denen es, wenn man trotz der Übellaunigkeit der Bedienung ein mumifiziertes Ei und zwei bis vier Scheiben Toast mit etwas Marmelade und einen sehr dünnen Instantkaffee gab (zwar umsonst), dann zaubert sich ein L 4;cheln auf mein Gesicht: Puah!
Mitleidige Grüße an die dort Verweilenden! Alice im Wunderland Für die Einen ist es Wunderland, für die Anderen ist es Alltag: sie sind an die optische Umweltverschmutzung gewöhnt. Tennisplatzgroße, Blitzlichthelle Videowerbetafeln gleißen ihre Botschaften in Tag und Nacht. Nicht immer der Verkehrssicherheit förderlich montiert, vor allem bei Nässe ist der Blendung an mancher Kreuzung nur durch Blindheit zu entgehen.
Schöne neue Welt: glitzernde Fassaden, aber trotz hektischer Betriebsamkeit leblos; diese Welt gehört den Schönen und Reichen, den Visualisten. Und ich bin mittendrin: Im Wunderland. Als wäre mir der Film aus dem Kino auf die Straße gefolgt. Wäre es besser, wenn ich die grellen Parolen lesen könnte? Ich bezweifle es.
Abseits gedrängt, in den Seitengassen, dort findet sich noch das Leben, dort ist die Beleuchtung statisch und es wird ohne trennendes Glas gespeist.
Immerhin scheint der Entseelung der Stadt Einhalt geboten zu werden, wenn eine antike Häuserzeile nicht nur eingestampft und durch einen Stahlbetonturm ersetzt, sondern restauriert wird. Vielleicht auch nur imitiert, aber immerhin, nicht nur für Kreditkarten ein Erlebnis. Im Park, in Pavillons, da wird gespielt: Mit Karten und Steinen, bei Tee und Unterhaltung. Auch dort ist Leben.
Wenn Angestellte von Kleidungsgeschäften vor dem Ladenlokal sinnfrei in die Hände klatschen, so erinnert mich das eher an die frühere Batteriereklame mit dem rosa Plüschhasen, als an eine Einladung dort etwas zu kaufen. Offensichtlich bin ich nicht so viel anders verdrahtet, als die einheimischen Passanten, denn auch die gehen vorüber. Und doch scheint die Klatscherei hier in der Stadt sehr populär zu sein. Geradeso, als ob sich die Geschäfte angesichts fehlender Kundschaft aufmunternd zuklatschen würden… Nachdem ich gestern beim erzglobalisierten Doppelbogenbratling gelandet bin, habe ich mich heute der originären chinesischen Küche hingegeben. Beim ersten Bauzigeschäft bin ich abgeblitzt, dort war die Bedienung damit beschäftigt sich selbst zu bedienen, statt die Kundschaft. Beim zweiten hieß es: “Rouh? Mäh Joh. Tsai? Mäh Joh.” Ja was haben die denn dann??? Probieren!
“Ihhge de Dschehge, iihge de Nahge…Dschege?… Ähhh, ach ja, warum nicht? Dschege ihh dschege.”
Als Endresultat wandern drei Bauzis unbekannter Füllung in eine Tüte: Einer mit einem roten Punkt, Einer mit braunem Fleck und Einer mit einem Kern aus Gelb. Drei Stück für summa summarum Vierundzwanzig Cent.
Noch auf dem Weg zum Tempel verspeise ich die Bauzis:
Roter Punkt: Halbkristalline Zuckerfüllung
Brauner Fleck: Schwarzer Matsch, geschmacklich zwischen süßem Kaffeesatz und Teerpappe
Gelber Kern: würzige Schweinerei Gegen Abend wähle ich mir an einem kleinen Straßenrestaurant einen Topf mit Gemüse, Tofu und ein paar Fleischscheibchen für acht Yuan aus. Der Topf wird darauf hin mit kochendem Wasser aufgefüllt und ein paar Minuten über offener Flamme erhitzt. Dazu gibt es Reis. Fast wie Vietnamnesische Phou Bo, nur gekörnt statt stranguliert.
Meine offensichtliche Nichtvertrautheit mit dem Namen des Gerichtes und dem gewöhnlichen Bestellprozedere sorgt anfänglich für Belustigung, aber was soll’s? Bin ich halt ein kurioser Fremdländer – kein Grund deshalb zu verhungern! Der eigentliche Grund nach Kunming zu kommen, war den Steinwald bei Shilin zu besuchen. Heute werde ich den Versuch starten, mit dem Bus dorthin zu gelangen, da mangels weiterer Teilnehmer keine organisierte Tour stattfindet. Laut Reiseführer fährt er ab Südbahnhof – mal sehen… Laut Emaileingang hat sich einer meiner Flüge nun bereits zum fünften Mal verändert, nun ist es auch noch eine andere Flugnummer…China West, ganz schön anstrengend!
Zwanzig Minuten habe ich jetzt mit der Hotline von ctrip.com telefoniert und versucht herauszufinden, ob die Stornierung des Fluges nun Geld kostet oder nicht. Es heisst “Yes” dann aber wieder “Doublecheck” – es macht keinen Spaß mit einer dermaßen unqualifizierten Hotline zu sprechen. Immerhin gebührenfrei, wogegen die Planlosigkeit hier an der Hotelrezeption auf die Frage hin, ob ich eine Gebührenfreie Telefonummer vom Zimmerapparat anrufen könne mich ins Businesscenter und von dort an die Rezeption verweist. Dort diskutieren dann ganze Sechs! Leute, bis eine Dame sich zur der Aussage hinreissen lässt, ich müsse nach draußen an ein öffentlichen Apparat gehen, ansonsten kostet das Gespräch im Hotel (in ungeahnter Höhe). Dachte ich mir es doch!
Im Laufe des Tages werde ich dann von ctrip.com per E-Mail erfahren, ob ich noch einen Flug habe, oder nicht, oder beide Etappen, wie letzte Woche behauptet storniert wurden, oder nur eine…
Interessanterweise sind die Flüge billiger geworden, so dass es für mich billiger sein sollte neu zu buchen, aber sicher sein kann ich nicht, da das wunderbare Onlinebuchungssystem jegliche Abfrage meiner Flugbuchungen nur noch mit einer “Flight System Error – please contact the Hotline” quittiert. Servicequalität eines selbsternannten Marktführers!
Zum wahnsinnig werden. Shilin und alles wird gut Am Südbahnhof gab es keinen Bus, keinen direkten zumindestens, sondern nach Irrwegen und Nachfragen nach “tschitscheh” saß ich dann in der Linie 60 für 2 Yuan und fragte mich und mein GPS, wohin die Reise wohl gehen würde. Ich war skeptisch, ob der klapprige Bus Siebzig Kilometer schaffen würde…musste er auch nicht, denn er fuhr nur bis zum östlichen Busbahnhof. Dort erneut Ticketkaufen 27 Yuan bis zur Shilin Scenic Area, auf dem Ticket steht 25, 2 Yuan sind wohl für die Lebensversicherung gewesen, die man für mich abgeschlossen hatte, wie ich allerdings erst später entdeckte. Abfahrt sollte sofort sein, am Ausgang nahm mich jemand in Empfang, geleitete mich zum Bus, hies mich dann aber draußen warten. Der Bus war wohl voll und fuhr dann ab. Also in den nächsten Bus.
Dort entwertet derselbe Mensch mein Ticket und fängt an auf chinesisch zu schwadronieren – dank einer Übersetzerin im Bus wusste ich was er sagte : Mein Bus wäre schon abgefahren, wer mir denn gesagt hätte, ich solle diesen Bus nehmen?
HALLO? So langsam habe ich den Eindruck, es kommt hierzulande öfter vor, dass sich Menschen nicht an ihr Geschwätz der vorigen Minute erinnern! Muss an der Umweltverschmutzung oder dem vielen Rauchen liegen.
Der Bus fuhr jedenfalls nicht so schnell ab, nicht genügend Personen und dann war der Fahrer verschollen – Essen, wie es hieß.
Nach einer knappen Stunde warten ging es dann los. Da der Bus nicht voll war, kam ein Schild ins Fenster (wahrscheinlich: Nehmen Anhalter mit) und es wurde angehalten: für Pakete, LKW-Reifen, Anhalter und eine Schleifmaschine. Nach knapp 80 Minuten Ankunft in Shilin, ohne weitere Probleme. Da war es dann bereits Zwei Uhr Nachmittags – öffentliche Verkehrsmittel in Asien, billig, doch da brauchst Du Zeit…
Drei Stunden umhergelaufen, zu Beginn geflüchtet von den Horden chinesischer Pauschaltouristen, die glatt als Amerikaner durchgehen könnten: nur nicht zuviel selbst bewegen. Zum Glück, so war es mir vergönnt, etwas außerhalb die meiste Zeit durch menschenleere Felsnadeln wandern zu dürfen.
Um kurz nach Fünf problemlos ein Ticket gekauft: Kunming? Yes. Taschenrechner mit 25 hingehalten, gezahlt – tsche fann? (Zeit für etwas Essen?) Mäh jo! Mit anderen Worten nein, der Bus fährt los. Tat er fünf Minuten später auch.
Kam aber nur die halbe Strecke, dann gab es eine Autobahnkomplettsperrung wegen Unfall. Dann gab es Staus wegen noch me hr Unfällen, weil auf einer zweispurigen Strasse vier bis fünf Fahrzeuge nebeneinander zu fahren versuchen (Alle Spuren, alle Richtungen!) und immer wieder welche versuchen zu wenden. ARRGGGHHH 🙂
Nach über zwei Stunden komme ich am Busbahnhof an, nehme den gleichen Bus, steige aber dichter an meinem Hotel aus, speise bei Mama Fu, denn ein von mir zuvor ausgekorenes Restaurant hat nur Food to go. Prima, wie erkläre ich denen, dass ich gern im Sitzen esse?
Dschuhdsi? Mähjo. Dann eben nicht. Naja, das wars dann für heute, bis auf ein weiteres Telefonat mit ctrip.com voller Buchung, Stornierung und Verwirrung, aber ich habe beschlossen, das alles gut wird, auch wenn ich momentan starken Fussgeruch vom vielen Laufen habe… A walk in the park Für den heutigen Tag hatte ich mir noch ein paar Sehenswürdigkeiten Kunmings vorgenommen, bevor es morgen früh nach Dali weitergeht.
Die Füße frisch gewaschen, mache ich mich nach einem ausgiebigen Frühstück auf die Socken. Auf meinem Weg durch die Stadt, beschloss ich spontan mir die Haare schneiden zu lassen. Für 19 Yuan, also 2 Euro.
Dafür gab es eine Haarwäsche mit Kopfhautmassage und Spülung, den Haarschnitt, dann Haare mit Wasser ausspülen und abschließendes Fönen.
Ich habe auch ein Beweisfoto machen lassen, doch sehe ich darauf nicht allzu glücklich, weil skeptisch, und auf einem kopflos aus, denn der Friseur war mit der Bedienung der Kamera überfordert. (Bildausschnitt wählen, Knopf drücken, bis Foto)
Das Posen für sein Foto hat er dagegen bestimmt stundenlang vor dem Spiegel geübt, denn er beherrschte es aus dem Effeff. Tja Aussehen ist eben doch alles…
Der Haarschnitt ist ein wenig kurz geraten, aber das wächst ja wieder… Im Daguan Park gab es Skulpturen und diverse Fahrgeschäfte, wie Achterbahnen, Karusselle und sogar eine Wildwasserbahn. Kosten natürlich alle extra und wenn ich es richtig gelesen habe, ebenso viel wie daheim auf der Kirmes. Auch im Zoo gab es mehr Fahrgeschäfte als Tiere, und von artgerechter Haltung kann meistens nicht die Rede sein. Auch dort Extrakosten für Aquarium, Schlangen, Schmetterlinge, und und und …
An beiden Orten treffen sich jede Menge Alte zum Musizieren, Spielen, TaiChi oder auch Drachensteigen.
Ich habe unterwegs eine Speisekarte fotografiert und gerade nochmals, mit Hilfe von Lern- und Wörtebuch und Reiseführern versucht, die Gerichte zu identifizieren, konnte aber nicht mehr als Vier zweifelsfrei ausmachen. Bezeichnung und Schreibweise der Menüs sind hierzulande zu individuell, um sie mit rudimentären Sprachkenntnissen zu erschließen.
Von den meisten anderen Gerichten kann ich jedenfalls erkennen, ob ein Schwein, Huhn oder Rind und Gemüse drinstecken SOLL. Die Betonung liegt auf Soll, denn als ich mittags eine Chicken Noodle Soup mit Rind bestellt habe, war zwar Rind drin, aber statt Chicken Chilli. Zuerst vermutete ich, dass die giggelnden Bedienungen an mir einen Feldversuch durchführen, aber der Abgleich mit einem Menüfoto ergab, dass ich tatsächlich bekam, was ich bestellt hatte.

突然,我会写&#

 

Qingdao, China

Der Titel soll heißen: “Plötzlich kann ich sehr gut Chinesisch schreiben…”
Und im Prinzip sollte dort stehen:
突然,我会 ;写很好汉෾ 1;…
(Aber wie man am Titel sieht, ist die uneingeschränkte Unterstützung von Sonderzeichensprachen in der Technik immer noch graue Theorie und die letzten Symbole verwandeln sich in ein Comicgerechtes Grummeln. Ist ja auch nicht ganz so einfach.) Wenigstens die Eingabe ist kein Problem – Spracheeingabeschema Chinesisch auswählen, z.B. MS Pinyin als Tastaturlayout und schon muss man nur noch die Pinyinschreibweise von Begriffen eintippen, um das gewünschte zugehörige Zeichen auszuwählen. Nur noch – Ha!
Es gibt leider etliche, bei der Aussprache gleichklingende Symbole. Bei einer Auswahl legt man sich jedoch fest und worauf, sollte man schon wissen.
Nach drei Wochen intensiven Lernens beginne ich immerhin mir einige Zeichen einzuprägen, denn ohne geht es auf Dauer nicht, denn es ist besser selbst lesen zu können.
Denn verstanden wird man ohnehin nicht, und selbst wenn, sind die Aussagen so belastbar, wie eine gut gezapfte Pilsschaumkrone.
Ein Beispiel:
Schokolade kaufen im Supermarkt – eines der wenigen Nahrungsmittel, dass hierzulande teurer ist als daheim. Und zumeist gibt es nur sehr überteuerte Cadbury oder Hershey Schokolade für den Geschmacksinerten Gaumen.
Halbwegs preisgünstig ist nur die chinesische “Lose Ware”, die man sich im Beutel mit einem Schüppchen selbst aus verschiedenen Sortimentskästen zusammenbaggert. Natürlich haben die Kästchen je nach Qualität unterschiedliche Preise und man darf längst nicht alles einfach zusammenwerfen. So gibt es auch Fächer mit Mikromars für den dreifachen Preis der Standardchinaware und dazwischen Knisperschokoladentäfelchen, die es mir besonders angetan haben. Problem: kein Preis am Kasten. In China keinen Preis für eine Ware vor dem Kauf zu haben: Gar nicht gut, böse Überraschung!
Also jemanden fragen. Wie wäre es denn mit dem heraneilenden Mister Wichtig, mit Walkietalkie?
Prima, er fühlt sich berufen. Entscheidungsfreudig antwortet er auf meine Frage “duoshao qian” mit Achtzehn, dem gleichen Preis, der auf einem Nachbarkasten angegeben ist. Ich bin skeptisch, denn das linke Nachbarfach kostet 120, aber da der Mensch nun an der Waage zur Auszeichnung steht, packe ich ein paar Täfelchen ein und lasse die Schokolade auswiegen. Das Etikett, das er ausdruckt, weist einen Preis von 99 aus, mehr als das Fünffache des Gesagten.
Also kommt wichtiger Antwortsatz Nummer Eins zum Einsatz: Bu yao – Nicht wollen!
Konsternierte Gesichter. Wie mache ich es den – schlagartig – fünf Personen klar, dass der Preis zwar sicher korrekt, und auch auch fürs Kilo und nicht fürs Pfund ist, aber nicht den mir auf Nachfrage genannte Preis darstellt? Mr. Wichtig jedenfalls fühlt sich ebenso schlagartig zu Wichtigerem berufen und entschwindet. Erfolgreiches Projektmanagment: Aufkehren müssen Andere 😉 Wahrscheinlich hätte ich einfach Drei, Vier Täfelchen auspacken und als “Kostprobe” aufessen sollen, aber stattdessen zieht die Problembeseitigung weitere Mitarbeiter an, darunter auch eine des Englischen mächtige Dame, die mir nochmals die Preiszusammensetzung erklärt, aber dann immerhin auch versteht, dass das Problem nur darin besteht, dass der Preis der Ware nicht mir als Käufer passt und einer ihrer Kollegen die Verwirrung gestiftet hat. So ist es halt auch in China, wenn die mehr Halb- als Wissenden sich durch ihr übergroßes Ego berufen fühlen, Entscheidungen zu treffen, von einer Verantwortung dafür jedoch nichts wissen wollen…
Ich habe dann einen Beutel Knabberkram gekauft, somit zurück zu der Symbolik. So habe ich mir zum Beispiel ganz gut das Zeichen für Fleisch eingeprägt, damit ich es in Zukunft auf einer Speisekarte erkennen kann. Das Problem ist nur, dass es soo einfach dann auch wieder nicht ist, denn auch einem Jägerschnitzel sieht man es Namenstechnisch nicht an, dass ein richtiges Schwein und kein Schwein von Jäger drinsteckt. Aber so einiges sollte in Verbindung mit der Zubereitungsart (Scheibe, zerstückelt, gebraten, gekocht, gedünstet…) zuzuordnen sein. Hoffe ich. Ansonsten heisst es, sich überraschen lassen – was immerhin auch die Kantine dieser Schule geschafft hat, als ich das erste Gericht von der Tageskarte auswählte. Wenn ich die Lehrerin vorher richtet verstanden habe, sollten es gebratene Knoblauchschößlinge mit Schwein sein. Es war grün,stengelig und mit dünnen Schweinestreifen und sehr wohlschmeckend, unter anderem auch, weil ausreichend gewürzt! Oder ich brauchte die Symbole für Qingdao, um aus einer Liste von Kinocentern die richtigen herauszusuchen. Nur so funktionierte die Auswahl der Website und ich bekam die Chance die Seite von translate.google übersetzen zu lassen und zu sehen, welche Filme in welcher Sprache laufen. Natürlich ist die automatische Übersetzung ziemlich banana – so wird aus dem Versuch gut schreiben zu können bei der Übersetzung das genaue Gegenteil draus…
Und längst nicht alle Webseiten sind durch den Googleübersetzer zugreifbar, wie auch von hier so Etliches nicht im Netz erreichbar ist. Ein flickeriges Portal ohne Bilder ist ziemlich sinnfrei und große Blogdomänen sowie die große Videoschleuder sind komplett “unerreichbar”. Auch die meisten Bilder in der Wikipedia fehlen. Es erscheint dann kein Hinweis ala “for business purposes only” sondern der Zugriff dauert ewig, um dann lapidar in einer leeren Seite, oder einem Netzproblem zu enden.
Gerne hätte ich das Reiseblog von einem kanadischen Paar weiter verfolgt, aber… Es geht nun in die vorerst letzte Woche des schulischen Lernens und dann erfolgt der zweiwöchige Praxistest, ob mich vielleicht doch jemand versteht!?
Heute (2010年 3月 20号) war das Wetter sehr trüb, um nicht zu sagen die Luft war gelbrot und voller Staub – es scheint die halbe Wüste Gobi herangeweht worden zu sein und es ist vorbei mit der zwar kalten, aber immerhin recht sauberen Luft. Das Kratzen in den Bronchien kommt mir wie eine Warnung vor, mit welcher Luftqualität ich in Shanghai oder Beijing zu rechnen habe.. Dagegen war der Ausflug in die Laoshanberge im Norden letztes Wochenende sehr gelungen, auch Wettertechnisch. Mit der Buslinie 304 für 1,5RMB bis zum Ticketschalter und Sightseeingbusstop, dort die 80 RMB Nebensaisoneintritt (davon 30 für den Shuttlebus) bezahlt und schon ging es weiter in den Naturpark. Regelrecht befestigt, das Ganze, inklusive Elektrozaun und Fingerabdruckscannern. Immerhin gehören die Laoshanberge mit alten Taoistischen Tempeln zu den Wichtigsten Chinas. Der Tempelbesuch dort kostete natürlich nochmals extra, die 20RMB lohnten sich immerhin – dagegen kann man sich die 50RMB für den gammeligen Fernsehturm in Qingdao sparen. Naja, man nimmt halt mit, was sich hier an “Attraktion” anbietet und hinterher weiß man immer mehr. Gesang und Tanz im Einhorn zum Abschluß Nun ist sie vorüber, die letzte Woche in der Sprachschule in Qingdao. Von den 19 Kapiteln des Express-Lernbuches haben wir 18 abgearbeitet, gestern habe ich mein Zertifikat des Erreichens eines Elementary Levels of Mandarin Chinese und ein Zeugnis bekommen. Das Zeugnis enthält jede Menge Anmerkungen zum Lernverhalten und Betragen, so wie es sich anhörte, als es mir die nette Bürodame vorlas.
Das Problem ist nur, dass die Bemerkungen in chinesischen Schriftzeichen verfasst sind und ich davon nichts ohne weiteres lesen kann… ich werde einfach mal glauben, dass lauter positive Dinge aufgeführt wurden, denn ich war ein strebsamer Schüler!
Auch drei Bücher zur chine sischen Geschichte, Geographie und Kultur wurden mir überreicht, was mir Reisegepäcktechnisch Sorgen bereitete,
aber ich konnte eine deutsche Komolitonin dazu bewegen, meine Bücher nächste Woche mit nac Deutschland zu nehmen und dort in die Post zu stecken. Das verschaffte mir etwas Luft, denn dank meiner Kleidungszukäufe wäre meine Reisetasche ansonsten viel zu schwer geworden. Die Woche begann ich mit der umfangreichen Lektüre des neuen Romanes von Frank Schätzing-Limit. Dank einer im Großen und Ganzen flüssig zu lesenden Geschichte und eines sonnigen Sonntages, den ich komplett mit Lesen verbrachte, war es mir möglich am Dienstag die 1300te Seite zu lesen und das Buch vor Weiterreise zurückzugeben. Dann noch ein Besuch im Qingdao-Biermuseum und anschließend ins Kino und den letzten Freitagabend hatte die Sprachschule einen Besuch im Kylin-Hotspring-Resort organisiert. Dort galt es in verschieden aromatisierten Warmwasserbecken einzuweichen und sich ab und an von Putzerfischen anknabbern zu lassen. Hinterher gab es einen offiziellen Teil, eine Art Abteilungsversammlung und dann wurde Essen aufgetischt. Vorher wurde noch mit “Ganbai” Begleitung das möglichst schnelle Herunterkippen von Tsingtaobier mit Raumtemperatur exerziert.
Mein Magen war von einer vielleicht etwas unglücklichen Essenszusammenstellung am Vorabend noch recht lädiert, so dass ich mich dem dritten Durchgang etwas ungastlich verweigerte. Auf den Tisch zu speien wäre immerhin mit größerem Gesichtsverlust verbunden gewesen. Es gab diverse Speisen, mit einer Vielzahl von Dumplings, Gemüsesorten, Meeresfrüchten und Fisch – wie es sich hierzulande gehört, auf einem übervollen Drehtellertisch und insgesamt sehr gutschmeckend.
Dann kam der geselligere Teil: Karaoke, Gesang und Tanz und eine Tombola. Als kulturellen Freestylebeitrag sang ich gemeinsam mit meiner germanischen Mitschülerin im Duett: Wir trugen “Ich geh mit meiner Laterne” und “Bruder Jakob” vor – vielleicht nicht gerade DAS kulturelle deutsche Spitzenerzeugnis, aber ausreichend zur Belustigung einer amüsierwilligen chniesischen Schulbelegschaft in Ermangelung von Liedertexten und Sangeskünsten. Ich weiß nicht, wo die “schicke” rote Handtasche, die ich in der Tombola gewann abgeblieben ist und will es auch nicht wissen. Ein lustiger Abend.
Dem Einhornresort vermachte ich übrigens meine Bata-Fliflops, die ich vor zwanzig Jahren in Mombasa kaufte, und ließ sie im Spind im Umkleideraum. Ich habe mir hier neue Chinesische PU-Schaum Schlappen gekauft, die mich fortan Fungusfrei über widrige Bodenverhältnisse tragen werden.

In 80 Tagen um die Welt

Hanoi, Vietnam – 27.02.2010

Auf wundersame Weise waren doch nicht alle Mailinh Taxis “unverfügbar”, wie vom Hotel behauptet. Ich fand sofort eins an der Straße, es brachte mich für den halben vom Rezeptionsnepper verlangten Preis. Es ist nervig, wenn einige Hotelangestellte der Meinung sind, ihren privaten 250% Zuschlag auf die ohnehin überhöhten Hotelpreise zu fordern. Ich denke ich werde mich im Buchungsportal hierzu bei meiner Bewertung auslassen.
Der Snack während des Fluges erwies sich als kleine Flasche Wasser und einem Erfrischungstuch – haben wir hier Fastenzeit?
Der Shuttlebus erwies erwies sich als Sackgasse, sie behaupteten zwar, sie fahren in fünfzehn Minuten, doch war ich der einzige Passagier neben den drei gelangtweilten Angestellten, so kam der Hinweis: “Sorry, we go in thirty minutes.”
“You promise?”
Falscher Fehler von mir auf die Beteuerungen der hübschen Angestellten zu vertrauen, aber nachdem sich der Fahrer nach zwanzig Minuten schlafen legte, nahm ich mein Gepäck und ging zum Minibusstand. Natürlich dauerte es hier, bis der Kleinbus voll war, aber als ich nach insgesamt einer vergeudeten Stunde im proppevollen Fahrzeug in die Innenstadt bis vor die Hoteltür gebracht wurde, stand der Shuttlebus immer noch. Ist wohl eher ein Schlafbus.
Das Hotelzimmer war größer als gebucht, aber dermaßen modrig feucht, dass ich froh war nur eine kurze Nacht in der Schimmelhöhle verbringen zu müssen. WLAN funktionierte natürlich nicht. Im Hotel lernte ich eine Irländerin von den Vereinten Nationen kennen und wir suchten die tschechische Hausbrauerei auf. Anschließend ging es zu einem Treffen mit anderen Vereinte Nationen Hilfswerken in eine Drachenfliegenbar – laute BumBum-Musik, Fussball-TV und jede Menge Partypeople. Es war interessant Menschen kennenzulernen, die über Jahre hinweg in verschiedenen Ländern leben, dabei aber nicht wirklich zu locals werden und auch nicht nur die lokal übliche Bezahlung erhalten.
Am Flughafen gelang es problemlos durch Einlegen der Vinaphone SIM-Karte ins Laptop, online zu gehen um das letzte Guthaben zu versurfen.
Und gleich startet der Flieger nach Gungzhou und weiter nach Qingdao – von 31 Grad Celsius nach -5 Grad. Ich habe meine Jacke im Handgepäck und hoffe ich friere nicht sofort nach Ankunft fest 😉

Qingdao, China

80 Tage Reise liegen hinter mir. Ich habe zwar dabei nicht den Planeten umrundet, aber durchaus etwas andere Welten.
Jetzt bin ich im Reich der Mitte gelandet und richte mich für den kommenden Monat häuslich ein. Auch das Wetter scheint das Bestreben zu haben, dass ich mich heimisch – in Deutschland – fühle: es ist knapp über Null Grad kalt und bei Ankunft in Qingdao regnete es in Strömen.
Bereits im Landeanflug wurde ich mit Feuerwerk empfangen, es machte beinahe den Eindruck, als würden Flaks versuchen den Jumbo vom Himmel zu holen. Im Tiefflug ging es zuvor über Industrieanlagen, die Förderbänder und Kessel zum Greifen nah – ich musste dabei an heimische Überflugverbote von Chemischen Werken denken, während im Flieger einige kräftige Chinesen umherliefen und ihr Gepäck aus den Fächern holten und auch ein kleiner Junge im Gang hin und her lief…schräg, ich hab noch auf keinem Flug eine solche Anarchie erlebt. Da wünsche man sich doch fast ein Luftloch. Der Stewart erlitt den klassischen Gesichtsverlust und war darüber not amused. Natürlich wurde das Feuerwerk nicht mir zu Ehren veranstaltet, doch heute ist das Laternenfest, Yuanxiaojie, das das Ende der Neujahrsfeierlichkeiten markiert. (Habe mich gerade noch mal in meinem China-Knigge nachgeschlagen).
Die hier eingesetzten Böller würden in Deutschland vermutlich die Polizei auf den Plan rufen, denn die Druckwellen lassen von etlichen Fahrzeugen die Alarmanlagen anspringen… Am Flughafen empfing mich Aoqi vom International House Qingdao mit einem korrekt geschriebenen Namensschild und wir fuhren durch das uselige Wetter zur Sprachschule. Gegen üppige (ein halber Tausender) Renminbiabgabe erhielt ich ein DSL Modem und eine China Unicom Monatskarte. Ich kaufte dann auch direkt noch einen riesigen Instant-Nudel-Topf für vier Yuan und zwei Flaschen Wasser – auch hier trinkt niemand das Leitungswasser. Ich erhielt noch einige Informationen zum Ablauf des Kurses und löcherte die gute Frau mit Fragen, so erfuhr ich, dass ich mein zu kurz ausgestelltes Visum erst kurz vor Ablauf, also in Shanghai verlängern lassen
Mit Bargeld eingedeckt hatte ich mich an einen Geldautomaten im Flughafen von Guangzhou, wo ich zwischenlandete und die Immigration hinter mich brachte. Anscheinend war die Abhebung sogar gebührenfrei. Für den Geldtausch wollte man 50 Yuan – zur Verbesserung der Servicequalität – nette Umschreibung für Abzocke.
Ein Cafe im Wartebereich sah einladend aus, zum Glück ließ ich mir vor Bestellung eines Cappuchinos die Karte zeigen – 58 Yuan – so gut kann überhaupt kein Kaffee schmecken, dass er sechs Euro kosten darf!
In einem Laden wollte man mir unbedingt teuerstes Evian Wasser und Häagen Dazs Eiskreme verkaufen, doch ich nahm eine Nullcolaflasche und ein dreifach verpacktes Reiseis. Das fand ich allerdings erst nach dem Auspacken beim Hineinbeißen heraus, von wegen Fruchtstieleis.
Die Kassiererin jammerte bei meiner Bezahlung mit einem Hundert Renminbischein, wollte lieber fünf US Dollar, aber nixda, die Geldautomatenbeute musste kleingemacht werden! Mein DSL Internetbastelset stellte sich als für einen nicht Chinesisch lesenden Menschen unüberwindbar dar. Der Modemanschluss gelang, aber mit Anschalten, Monatskarte freirubbeln und loslegen war es nichts. Auf dem Weg zum Heißwasserspender, um mich stattdessen mit meinem Nudeltopf zu trösten, begegnete mir Miranda, eine junge Chinesin im Treppenhaus. Sie war ein wenig überrumpelt von einem fremden Weißbrot um internettechnischem Beistand gebeten zu werden (das war ein Koreaner hier im Hause erst recht!) aber dann gelang es uns.
Man muss erst mit einem Standardnamen und Passwort eine Verbindung aufbauen.
Dann muss man unter Angabe der auf der Monatskarte freigerubbelten PIN seine Anschlussrufnummer mit Namen, Passnummer, Mobilfunknummer und zugehörigem College (alles rein auf Chinesisch angezeigt!!!) registrieren lassen und bekommt daraufhin eine zweite PIN. Erst mit dieser Nummer klappt der Verbindungsaufbau. Puh.
Und falls ich Online Unfug anstellen sollte, hat man mich sofort am Schlafittchen!
Ich testete dann erst mal meine neuen Onlinefähigkeiten und rief über Skype in Deutschland an, funktionierte problemlos. Und höre seitdem SWR3 Webradio Morgen früh folgen weitere Formalitäten und es beginnt der Sprachunterricht nach einer Einstufung (Absolute Beginner 😉 – so wie es ausschaut mit Einzelunterricht. Tag 1- Ich habe vorerst Einzelunterricht und über Aussprache der verschiedenen Konsonanten, Vokale und zugehörigen Töne bis zur beginnenden Kiefer- und Stimmbandlähmung. War es nun der erste oder der zweite Ton, den die Lehrerin ausgesprochen hat? Hörte sich beides gleich an. Meine Aussprache auch, aber meine germanischen Lippen sind vielleicht nur grenzwertig filigran genug, um für chinesische Ohren zwischen Tsch, Dsch, Ssch, Gsch und Sch und Ts, Ds, Gs und S zu unterscheiden. Manch beinahe unanständiger Stöhnlaut will auch nicht so recht, weil hört sich blöd an…
Derzeit gibt es hier noch einen Schweizer Sprachlerneidgenossen, der aber nach mehr als einem Monat erstaunlich flüssig sprechen und vor allem bewunderswert viele der Symbole identifizieren kann. Allerdings meinte er auch, er wäre sprachlich vorbelastet nach China gekommen. Für mich sind überall wunderbar bunte Symbole aufgepinselt oder neonstrahlend dekorativ anzuschauen, aber was das Ganze bedeutet??
Ich ließ mir am ersten Nachmittag von Sylvio den Bus 125 zu den nächstgelegenen Shoppingcentern (mit Multiplexkino) zeigen und dann sind wir für einen Renminbi im Gedränge dorthin geschuckelt. Ich brauchte dringend ein paar Socken, einen Pulli zum Überziehen über die Tropenhemdchen und eine dicke Hose zum Wechseln, denn es ist hier Ar…kalt! Es friert. Ohne die Erklärungen der englischsprechenden Bedienung im huo guo (Feuer Topf) Restaurant wäre es ein ziemlicher Blindflug durch die Bauanleitung der Zutatenliste geworden. Prinzip ist es, einen Topf mit Sud (z.B. scharf, mit Tomate, oder chinesischer Medizin ????) auf einer Heizplatte (Induktion mit Intervall – richtig Hi-tech!) köcheln zu lassen und darin die bestellten Zutaten zu garen. Mir schwante angesichts der Grammzahlen auf der Karte bereits, dass wir etwas zu viel ausgewählt hätten – wir brauchten Stunden um die Berge von Gemüse, Muscheln, Fleischpasten und -stücken nach und nach zu garen und zu verputzen und schafften es doch nicht ganz… Den zweiten Tag habe ich mich bereits alleine in den Bus begeben und bin tatsächlich unbeschadet hin und zurückgefahren. Ich erstand nach langem Suchen ein kleines Deutsch-Chinesisches Wörterbuch und einen Stadtplan, denn ganz ohne geht es nicht.
Mein Streifzug durch das Angebot der Geschäfte offenbarte galaktische Preisunterschiede unbekannter Herkunft – eines meiner Highlights war das Glas Langnese Honig, Sorte “Blackforest” für Neunzig Euro! Tag 4
Auch heute habe ich mir meine tägliche Shopping Mall gegönnt und bei einigen Schnäppchen zugeschlagen. Immerhin war heute vormittag Schneeregen und die Investition von acht Euro in einen Pullover erschien mir nicht unangemessen. Auch eine Flasche chinesischen Rotweines wanderte in mein Beutelchen – passenderweise heißt die Marke Sauvignon, nur in chinesischen Schriftzeichen, in Pinyin-Lautschrift demnach ZhouWeiNong 😉 Und er schmeckt nicht einmal schlecht.
Mir fliegen zwar im Unterricht Unmengen von Wörtern um die Ohren und ich mache Fortschritte, aber für eine vernünftige Unterhaltung in einem Supermarkt reicht es immer noch nicht, vor allem, da ich die ganzen Vokabeln nicht sofort behalten kann. Dafür ist der Gesprächsversuch im Geschäft f&# xFC;r alle Beteiligten sehr belustigend – ich will nur nach verschiedenen Teesorten schauen und das halbe Dutzend Marktangestellte drückt mir als Reaktion andauernd teure Waren in die Hände, sobald ich ihnen näher als einen halben Meter komme. Ich kann es zwar nicht auf chinesisch ausdrücken, aber ich finde den Vorschlag, den exakt gleichen Tee für den fünffachen Preis zu kaufen, nicht für mich vorteilhaft!
Eben habe ich online versucht, meinen Weiterflug nach Südost China online zu buchen – bekam sogar eine Bestätigung, dass ich per Paypal zahlen wolle, dabei wollte ich dass nicht, aber trotz Abbruchsversuch und Angabe der Kreditkartendaten hatte ich eine bestätigte Flugbuchung. Also per Skype, die dann nicht mehr kostenfreie Rufnummer der chinesischen Hotline angerufen (mein Zimmertelefon ist für herausgehende Gespräche gesperrt) – zweimal, denn trotz der vielen Menschen hier, scheint dei Erreichbarkeit einer Servicehotline auch nicht besser als bei uns zu sein – und die Buchung stornieren lassen und neu eingeben. Ob ich als Ergebnis davon demnächst auch ein E-Ticket zugemailt bekomme werde ich sehen.
Wenn ja, werde ich mir wohl den Luxus weiterer Flugbuchungen gönnen, denn tagelang im Zug zu verbringen ist hier nicht einmal viel billiger, nur anstrengender. Woah de fangdschieng schü jaoh tshing lihh Soll heißen, mein Zimmer braucht eine Reinigung. Ist ja kein Gasthof hier und ein Türklinkenanhänger “Make up my room” in Englisch und drei Chinesischen Schriftzeichenvarianten kann man ja geflissentlich übersehen. Muß man schon persönlich an der Rezeption vorstellig werden, wenn man denkt lange genug in der selben Bettwäsche geschlafen und dieselben Handtücher benutzt zu haben.
Ich hatte den vorher fein zurecht gelegten Satz noch nicht zuende gesprochen, da hieß es bereits “Ihh dienn”. Mit Hilfe der Rezeptionsdame wusste ich dann, dass dies “um Eins” bedeuten soll und nicht, “Bitte zahlen”
Da ich zu der Zeit im Zimmer anwesend war konnte ich gute Tips geben, wo offensichtlich noch der Schmutz der Vorbewohnerin Daniela noch der Beseitigung harrte.
Alles wird gut, aber nicht von allein. Bezüglich der Vorstellungen, welche Sorte Zimmer mir denn hier zusteht, habe ich bereits einige eurasische Verwirrung gestiftet. Wurde mir doch bei Ankunft ein Zimmer mit Toilette und WC gegeben und am nächsten Tag hieß es “Sorry, you are Kloless”, frei nach Schiller. Eigenes Klo kostet extra, knapp drei Euro pro Tag. Wer die fossilen Reste auf dem Gemeinschaftklo gesehen hat, der weiß, dass dies gut investiert ist, aber ich musste doch mal bei der ESL Sprachschulagentur nachfragen, ob sie denn wirklich ein Zimmer ohne Toilette für mich gebucht haben, und wenn ja warum.
Woraufhin diese die Sprachschule anschreiben, ich hätte mich darüber beschwert, ein besseres Zimmer bekommen zu haben und man möge mich doch bitte in das billigere Kabuff ohne Zuschlag umziehen lassen.
Helle Aufregung! Und ich durfte dann mitüberlegen, was die Schule darauf antworten könne Mir schreibt man, auf meinen eigenen Wunsch hin hätte man das Zimmer ohne Toilette gebucht. Aha!???
Und ansonsten wären wenn nicht anders aufgeführt Einzelzimmer immer ohne eigene sanitären Einrichtungen.
Ja, ich habe ein Einzelzimmer in dieser Wohnresidenz im Paket gebucht, aber gewünschte Klolosigkeit? Und überhaupt musste ich Bezug auf diesen meinen angeblichen Wunsch nehmen und nachfragen, wo es denn geschrieben steht, dass Einzelzimmer zwar mit beworbenem Internetanschluss, Fernseher und Kühlschrank, aber per se ohne sanitäre Einrichtungen sind. Weder im Angebot, der Website, noch der Rechnung oder den AGB habe ich entsprechendes gefunden. Und bei Buchungen in Deutschland ist Toilette/Dusche bei einem Einzelzimmer durchaus der Regelfall.
Jedenfalls habe ich bei der Sprachschulagentur für eine wahre E-Maillawine durch meine Ankündigung gesorgt, das Kloextra hier zu entrichten, dieses aber nach meiner Rückkehr erstattet haben zu wollen, weil gebucht und bezahlt.
De Versuch sich herauszureden, ich hätte schließlich in Shanghai und Peking Unterkunft im geteilten Appartement statt (deutlich teurer!) eigener Wohnung gebucht, so hätte man davon ausgehen können, dass ich eigenes Klo und Dusche nicht zu schätzen wisse, finde ich etwas schwach. Woah de fangdschieng schü jaoh tse swoah – Mein Zimmer braucht ein Klo! Vorgestern habe ich ordentlich dem globalisierten Trend folgend, in einem Wanda International Cinema Center den Film Avatar in 3D angeschaut. An sich war an der Kasse bereits alles klar, der Film, die Vorstellung und der Sitzplatz waren bereits ausgewählt, als sich bemühte Hilfsbereitschaft von totaler Planlosigkeit meinte einmischen zu müssen. Endresultat war, dass alles wieder von vorne durchgekaut werden musste. Ja, ich möchte wirklich wirklich WIRKLICH in einen englischsprachigen Film! Sollte doch einleuchtend sein, dass es für mich keinen Sinn macht, mich in die chinesischsprachige Version des Film zu setzen, wo ich doch offensichtlich kein Chinesisch spreche, oder?
Der Film war nett und die chinesischen Untertitel hoben sich wunderschön plastisch vom eigentlichen Geschehen ab.
Im Anschluss wurde ich dann noch netterweise von chinesischer Staatsgewalt im Tarnanzug durch einen Schneesturm zur richtigen Busstation geleitet, saß dann auch im richtigen Bus, doch leider eine Station zu lang. Dummerweise liegt diese etwa 1,5km entfernt hinter einem Autobahnzubringer, so dass ich noch einen langen Fußmarsch über eine Schnellstraße im eisigen Wind hinter mich legen durfte. Aber frische Luft und Bewegung sind ja gesund. Gestern ware wir zu einem Heißen Topf Essen bei einer Sprachschullehrerinnenfreundin und ihrem kanadischen Mann (und Tochter) eingeladen. Die ganze Zeit lief im Hintergrund zur Begeisterung der Kleinen eine Serie aus der Teletubbieschmiede und ich hatte das Vergnügen immer wieder eine tanzende blaue Socke und eine Upsy Daisy bei eingängiger “Winkewinke” Musik zu betrachten. Hier der Link, und dann bitte mit dem Mauszeiger über die Figuren fahren, dann kann man hören, welches Mimimimi und Wakapaka als musikalisches Rahmenprogramm diente: http://www.inthenightgarden.co.uk/en/vi sit-characters.asp Bis dato habe ich es noch nicht geschafft, die historische Altstadt zu besichtigen. Auch heute erschien es mir, obwohl sonnig zu kalt dafür – gefühlte minus Zehn Grad, nöööö. Da kaufte ich mir doch lieber einen ofenfrischen Rosinen- (oder so ähnlich) Stuten ein umfangreiches Sortiment an interessanten Nahrungsmitteln und rekapituliere bei einem Grüntee und Weißbrot mein Chinesisch und komplettiere meine weiteren Chinabuchungen, was sich durch eine plötzlich verlangte Zusatzverifikation meiner Kreditkarteninformation bei der sechsten Flugbuchung etwas aufwändiger gestaltete: Ausdrucken, Unterschreiben, Zufaxen??? Mit Hilfe von Bildschirmcopy, Bildbearbeitung und Digitalkamera schaffte ich es, die gewünschten Daten zuzumailen. Bin allerdings noch ein wenig skeptisch, ob ich nun wirklich korrekt auf den gewünschten Flügen als Passagier gebucht bin. Morgen will ich mal versuchen, bei einer Reiseagentur Zugtickets ausstellen zu lassen. Denn Anfang Mai ist nach dem Tag der Arbeit Hauptreisezeit (neben Neujahr) und da war es besser, rechtzeitig Transport und Unterkunft (zum beinahe doppelten Preis!) zu buchen. Tag 9 Mittlerweile gestalten sich meine Flugbuchungen als eine Art BäumchenWechselDich – ich weiß langsam überhaupt nicht mehr, welcher Flug nun wirklich wann startet. Das Buchungsportal ist nämlich so clever, immer nur eine neue Zeit anzugeben und eine Ordernummer, aber welcher Flug konkret von wann nach wann verschoben wurde??? Raten Sie mal!
Gerade eben habe ich wieder mit dem Callcenter telefonieren dürfen, und ich denke es sitzt in Indien. Immerhin ist über Skype eine US Tollfree Nummer gebührenfrei anrufbar – die chinesische kostet. Etwas was ich aus dem Trara der Buchungen momentan ableite, ist, Flüge mit Zwischenstop hier in China besser in zwei Einzeletappen zu buchen, dann kann man wenigstens einzeln stornieren, wenn sich Flugzeiten ändern. Momentan sieht es so aus, als ob ich durch Flugzeitenverschiebung fünf Stunden Zeit haben werde in Chonqqing den Flughafen kennenzulernen 🙁 Gestern machte eine Schulleiterin unter anderem mir in einer Bank das Angebot als Englischlehrer in einer Grundschule zu fungieren. Schmeichelhaft, aber ich bin hier ja zum Lernen und nicht zum Arbeiten, was ich mit meinem Touristenvisum eh’ nicht darf.
Ansonsten hapert es mit der chinesischen Verständigung beim Shoppen immer noch – erst machen Verkäufer widersprüchliche Angaben, dann kommen noch ein, zwei weitere hinzu und wenn dann so richtig keiner mehr Bescheid weiß: Schwups, sind alle weg und staunend wie man ist, wird man ignoriert. Das einzige was hilft, ist eine Art “Point and Click-Adventure-Modus”: Draufzeigen, “Haben wollen”, Mitnehmen. In der Regel wird dann ein Preisschild draufgepappt und wenn es total falsch sein sollte, könnte man die Ware immer noch irgendwo auf dem Weg zur Kasse “vergessen”… 第二周 (Das heißt die zweite Woche, di’er ge zhou in tonlosem Pinyin) Was sich so historische Altstadt nennt…
Es gibt ein paar Jugendstilhäuser und es sieht dort aus, wie daheim in Deutschland, wenigstens wie in Stadtvierteln, die zur Jahrhundertwende enstanden und die nicht im Zweiten Weltkrieg dem Erdboden gleichgemacht wurden. Vor allem im Bergischen Land finden sich noch viele schöne alte Herrenhäuser.
In der Sommerzeit ist das Klima hier wohl anders als daheim, so hat man an einige, an sich schöne Fassaden, Klimaanlagen angeschraubt. Dort hängen sie nun – ästhetisch wie die gemeine Kleinklimaanlage nun einmal ist – wie Warzen an den Gebäuden.
Kaffee oder Biergartenatmosphäre unter schattigen Bäumen, gibt es jedoch nicht. Und dass liegt nicht nur daran, dass momentan Winter und die Bäume kahl sind. Falls sonst etwas in der Stadt historisch war, so ist es vermutlich bereits umgegraben, weggesprengt und überbaut worden. Dies vermutlich mehrfach: an jeder zweiten Ecke wird gegraben und gebaut, fast scheint es, als müsse eine Bausünde nach Erreichen der Volljährigkeit durch die nächste ausgewechselt werden. Im östlichen Laoshan-Distrikt, in dem sich auch meine Sprachschule befindet, entstehen momentan Dutzende riesiger Wohnblocks, in denen Zehntausende zusätzlicher Menschen wohnen können. Viele davon mit dem Siebziger Jahre Charme von Köln-Chorweiler oder Berlin-Neukölln und wenn die positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes anhält, so wird man in dreißig Jahren vermutlich jede Menge Sprengstoff brauchen, um neu und menschenfreundlicher zu bauen.
Ich habe einen Artikel gelesen, der Immobilieninflationsgefahren in China zum Thema hatte und in dem geschrieben wurde, dass etliche boomende Städte sehr viel stark subventionierten Wohnraum erstellen lassen würden, um billige Arbeitskräfte vom Land anzulocken. Wie lange geht das gut? Gibt es soviele einfachste Tätigkeiten für diese Menschen, oder findet ein “Nachrücken”, aufgrund einer breite Weiterbildung und Entwicklung der Menschen in einer Art Jobkette statt? Vom Straßenkehrer zum Regaleinräumer, über den Weinverkäufer hin zum Filialleiter oder Management? Meine Lernfortschritte in der zweiten Woche haben sich merklich verlangsamt, da ich nicht mehr Einzelunterricht habe, sondern zwei weitere blutige Anfänger in die Klasse kamen. Zwar wurde nicht wirklich von ganz vorne angefangen, aber da zum Großteil Null komma Nix verstanden wird, stockt es bis zum Stillstand. Erschwerend kommt hinzu, dass die Erklärung des Chinesischen auf Englisch erfolgt und wenn dann jemand nur rudimentäres Englisch spricht, dann ist es es wie ein Versuch den Teufel mit Belzebub auszutreiben.
Ich habe den Eindruck, es zeigen sich bereits massive Ermüdungserscheinungen bei den Lehrerinnen und deshalb wird auch bei mir, ob ich gerade das Datum genannt oder über eine Fußpilzbehandlung referiert habe, geflissentlich lächelnd überhört. Ich meine aber ab und an das schmerzvolle Verkrampfen der Nackenmuskulator erkennen zu können. Auch mir schaudert es, wenn zum Teil nicht einmal der Versuch gemacht wird, einen ganzen Satz zusammenzubekommen. Der Versuch der Kommunikation in Sprachbrocken, ala “Zweiundvierzig” funktioniert nicht wirklich und ist ein Zeichen von Faulheit. Mit meinem Versuch, Zugtickets für nächsten Monat zu kaufen, bin ich gescheitert. Der Computer der Schalterbeamtin hatte mein Wunschdatum zwar in der Auswahlliste, aber nur die nächsten zehn Tage waren dort mit einem grünen Pfeil markiert, vor allen anderen Tagen wurde ein lachender Smiley angezeigt. Ich vermute stark, dass man diese Tage sehr wohl auswählen und ein ein Ticket ausdrucken lassen könnte (warum sollte es sich sonst in der Auswahlliste befinden???), aber vermutlich bin ich dafür nicht VIP genug und nur Reiseagenturen, die eine fette Zusatzgebühr verlangen sind befugt, solche lachende VIP Tickets auszustellen. Gehe ich nun VIP, oder riskiere ich es zu kurzfristig kein Ticket mehr zu bekommen? Vermutlich letzteres, denn ich habe keine sehr langen Zugstrecken geplant und brauche deshalb kein Schlafabteil. Die korrekte Buslinie und -station zum Bahnhof (火车站 huo che zhan) habe ich durch akribischen Zeichenvergleich auf dem Fahrplan herausfinden können, was mich ein bisschen stolz auf mich machte. Ich habe zwar ein Streckenheft erstanden, aber auf die Idee, eine Übersichtskarte aller Strecken abzubilden ist keiner der Verantwortlichen gekommen. stattdessen wurde je eine Buslinie auf genaus eine Seite skaliert und gedreht, bis es passte – was die Vergleich- und Erkennbarkeit sehr erschwert, man muß die Richtungsangabe beachten und derselbe Straßenverlauf sieht jedesmal unterscheidlich aus… Zwischen Sechs und Sieben ist hier übrigens Publicbus-Primetime und es heisst zusammenrücken. Dabei geht es allerdings noch recht zivilisiert zu, wahrscheinlich aufgrund der Gewissheit, dass fünf Minuten später der nächste Bus kommt und es sich darum nicht lohnt, zu quetschen, was das Zeug hält. In Myanmar hätte man in den gut gefüllten Bus sicher noch Zwanzig Leute hineinbekommen. (Und zwei Dutzend wären aufs Dach geklettert)
An die Übertragung aller Arten von Kleinstlebensformen denke man besser nicht. Es empfiehlt sich auch wegen des verbreiteten Mundgeruchs, Anderen im Bus möglichst nur den Rücken zuzukehren…

Kaiserliche Zeiten

Huế, Vietnam

Den ersten Tag bin ich in ziemlicher Hitze durch die Zitadelle und den ehemaligen Kaiserpalast gelatscht. Für den Nachmittag hatte ich mir vorgenommen einen halben Tag im Hotel ein Moped zu mieten, aber die nette junge Dame vom Empfang war nicht mehr da, sondern ein professioneller Rezeptionsnepper hatte ihren Platz eingenommen. Ziemlich dreist wollte er von mir den zweieinhalbfachen Preis der Hotelpreisliste abkassieren und nachdem ich ihm den Preis schwarz auf Weiß zeigen konnte, täuschte er einen Anruf beim Verleiher vor, natürlich plötzlich keine Mopeds mehr da, Hahaha. Aber es war eh zu heiß, so verbrachte ich länger als beabsichtigt, aber nicht unangenehm mit Lesen. Den nächsten Morgen heuerte ich mir einen der vielen Xe Oms (Mopedtaxis) an und machte auf der Rückbank eine Kaisergräbertour. Die Tu Doc Grabanlage war sehr sehenswert, die beiden anderen, der laut Reiseführer must see Gräber kann man sich meiner Meinung nach sparen – das eine ist grauer Beton aus der Jugendstilzeit – weder hübsch noch bemerkenswert. Gegen Mittag weigerte sich die Natternbrut an der Hotelrezeption doch glatt mir ein Taxi MEINER Wahl zu rufen, sondern wollten mir nur ihren unvorteilhaften Hoteltransport zum doppelten Preis aufzwingen, aber da habe ich nicht mitgemacht.

We had Joy, we had fun, we had seasons in the sun

Hoi An, Vietnam

Taktak, Taktak, takatakatak – der Zug schaukelt durch die Nacht. Jegliche Unterhaltung mit und zwischen Einheimischen, ist ebenso wie die Beleuchtung erloschen. Doch ist es weder dunkel im Abteil, noch still. Vereinzelt huschen Lichstrahlen von Straßenlaternen schüchtern über die Wände, dann und wann beiseite geschoben durch fordend auftauchende Lichtkegel parallel reisender Fahrzeuge.
Das Fahrgestell des Zuges erzeugt eine Vielzahl von Geräuschen, gerade so, als wären einige Personen auf dem Bahnsteig nicht unter dem Zug hindurch-, sondern hineingekrochen, würden nun mit Vorschlaghämmern und Brechstangen das metall traktieren. Als gelte es die akustische Prüfung der Räder nachzuholen, die am Bahnhof ledigich angetäuscht wurde.
Das Abteil durchläuft alle Klimazonen: von tropisch schwül bis arktisch kalt – worauf auch immer man sich mit einer zur Verfügung gestellten Decke eingerichtet hat, wenig später ist es unpassend. Nur vereinzelt gelingt es für jeweils ein paar Minuten hinter den geschlossenen Augen etwas Schlaf zu finden. Müdigkeit will sich allerdings auch nicht recht einstellen.
Um Fünf Uhr morgens erreicht der Zug Da Nang – die Dunkelheit der Nacht hat den Tag noch fest in ihrer Hand. Vor dem Bahnhof im Schein einer Straßenlaterne hält ein junger Mann ein Schild mit meinem Namen und dem eines Hotels, an das ich mich nicht ansatzweise erinnern kann. Wird wohl stimmen.
“Yes”, ein Nicken und ich folge ihm stumm zu einer neuen Toyota-Limousine.
“Nice car”
“Yes.”
Im weiteren bestimmt Keinsilbigkeit unsere Fahrt durch die Nacht. Die Straßen sind mehrspurig und in hervorragendem Zustand, die relative Lautlosigkeit im Wageninneren wird nur von der vereinzelten Betätigung der Hupe durch den Fahrer gestört. Er gähnt.
An Hotelresorts und einem Spielcasino gleiten wir vorüber. Eine verwaiste Strandpromenade? Ich vermute in der völligen Dunkelheit hinter einer Palmenreihe das Meer. Wir passieren einige Jogger und unbeleuchtete und mit Waren überladene Mopeds.
Das Hotel liegt bei unserer Ankunft im Dunkeln. Unspektakulär. Der Fahrer öffnet die Eingangstür einen Spalt und weckt einen Mann, der dahinter im Foyer unter einem Moskitonetz schläft. Dann verschwinden die Rücklichter des Toyotas mit ihm surrend in der Dunkelheit.
Alle Zimmer sind noch belegt, Check-In um Elf Uhr. Ich stelle meine Tasche ab und setze mich auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in ein Cafe, das gerade geöffnet hat. 5:50 Frühstückszeit, aus der Stille des trüben Schein ei***** Glühbirnen reißt sich einen Mann von seinem Kaffeeglas los, bringt mir eine Karte und ich bestelle Kaffee und Frühstück.
Das Leuchten meines Bildschirmes begleitet mich durch die Dämmerung in einen grauen Tag hinein; versorgt mich mit Neuigkeiten aus aller Welt über das WLAN von gegenüber und lässt mich dem weiteren Verlauf der Kurzgeschichte folgen. Der Kaffee – für mich ebenfalls in einem Glas, einem Senfglas oder kleinem Bierkrug serviert – schmeckt stark und leicht süßlich. Das Omelette ist frisch und geschmackvoll zubereitet und das Brot ist knusprig warm. So muß ein Frühstück schmecken. Mit Schauern denke ich an die Morgenspeise der letzten drei Tage in einem Hotel zurück. Disgusting, so wollte ich darüber in meiner Hotelrezension schreiben, werde aber am Abend feststellen, dass jemand im Namen von “Rolf aus Germany” angeblich fünf Mal die Note exzellent vergeben hat. Doch die Aufregung darüber liegt noch in ferner Zukunft und sie wird sich nahtlos in die Reihe der insdiskutablen Serviceleistungen des “sonnigen” Hotels einfügen. Nach dem Frühstück kann ich im Hotel zwar noch nicht mein Zimmer beziehen, aber es gibt ein Bad und mir wird ein Handtuch gestellt, damit ich duschen und meine Kladung wechseln kann. Den Muff des Zugabteiles, der in den Klamotten steckt kann ich in einen blauen Beutel des Wäschedienstes stecken, den verlorenen Schlaf gewinne ich weder dadurch, noch durch die erfrischende Dusche zurück. Auch eine Cafe Latte mit einem Schokoladenpfannkuchen einige Zeit später kann nicht verhindern, wie meine Lebensgeister gegen Mittag immer deutlicher zu Boden sinken und nurmehr schlaff von den Gurten meines Rucksackes herabbaumeln. Ein letztes Aufbäumen bei einer Pineapplelassi sollte mir die Kraft für den Weg ins Hotel, zu einem geruhsamen Mittagsschläfchen liefern. Und dann tritt Joy in mein Leben.
Wie ein Falke sich aus der Höhe auf sein Opfer stürzt, gesellt sie sich an meine Seite und verstrickt mich in ein Gespräch, fragt nach meiner Herkunft, ah sie habe eine Schwester in Aalen, es wäre gut, dass sie mich treffen würde, sie wolle nach Germany und ich könne ihr erklären, helfen, was? Meine immer bleierner werdende Müdigkeit sorgt dafür, dass mir ihr genaues Anliegen verborgen bleibt und meine Neugierde ist bereits zu Bett gegangen. Joy schreibt mir ihre Telefonnummer auf einen Zettel, wir könnten uns ja vielleicht am Nachmittag um Fünf treffen, biete ich ihr an. Mein Hotelzimmer riecht. Muffig. Ranzig. Die Quelle des Geruchs lässt sich nicht orten, er scheint in den sauber geestrichenen Wänden zu stecken. Die Laken sind jedenfalls frisch und die Matratze ist die Tempelausgabe einer Auflage mit Holzkern. Besser nicht an allen Ecken und Enden zu riechen. Ein Wandventilator hilft mir die stehende Luft etwas auzufrischen und ich finde beinahe zwei Stunden Schlaf.
Ich konsultiere Reiseführer und Internet, was es hier in der Umgebung zu entdecken gibt und finde, dass erst letztes Jahr ein neues Worldvison-Entwicklungsprojekt, knapp Dreißig Kilometer von hier gestartet wurde. Das durchschnittliche Jahreseinkommen in der Region dort soll bei 400 US Dollar liegen…
Es mag sein, dass sich der Kern des Ortes in ein einziges Open-Air Museum verwandelt. Es ist aber auch hübsch, und athmosphärisch, wenn die aus den alten Häusern und kleinen Restaurants das Licht der Lampions strahlt und der Duft von gutem Essen in die Nase steigt. Sehr viele Schneidereien und Souvenirshops gibt es und oft ist ein “Look my shop!” zu hören. Umso mehr, je weiter entfernt vom historischen Kern des Ortes man sich befindet, schwierige Randlage sozusagen. Immer wieder faszinierend finde ich die schlecht kopierten Bücher, die überteuert unters Volk gebracht werden sollen. Mein Favorit sind die Harry Potter Bücher – irgendwie hat man es beim Kopiervorgang geschafft, die Werke von knapp Siebenhundert auf Siebzig Seiten einzudampfen. Handelt es sich nun um eine redaktionell überarbeitete Zusammenfassung, oder hat man einfach eine gezippte Textdatei des Buches im Klartext ausgedruckt, jeden zehnten Buchstaben verwendet, oder oder oder?
Leider sind zugeklebte Plastikhüllen um die von Spucke zusammengehaltenen Loseblattsammlungen, so dass mir der Einblick verwehrt ist. In manchen Touragenturen sieht man sich die Touristen stapeln, alle mit ihrem Reisedominator in der Hand. Auf irgendeiner der farblosen Seiten darin, wurde die betreffende Agentur empfohlen und als wäre das Buch des einsamen Planeten eine Bibel, wird die Passge zum Psalm erklärt und blind befolgt. Mit gesundem Menschenverstand hat das nichts mehr zu tun.
Mit einem für vier Dollar geliehenen Roller und zwei Dollar für Sprit lässt es sich prima auf eigene Faust nach My Son oder zu den Marmorbergen fahren, ohne in einem Buspferch nach festem Programm wie Schlachtvieh durch die Gegend geschoben zu werden.
Die Gegend außerhalb ist nicht nur landschaftlich interessant.
Auf einem der Marmorberge redete mich ein sehr dicker junger Amerikaner bezoge auf meine ziemlich überteuerte Leichtcola an: “Did you really pay 20.000 for the coke?”
Ja, hatte ich und der Kerl schaffte es mir die gute Stimmung (ein ganz wenig) einzutrüben, weil ich vorhandenen Handlungsspielraum nicht erkannt und ausgenutzt hatte, und die buckelige Verkäuferin nicht ebenso wie der Amerikaner auf einen niedrigeren Preis heruntergefeilscht hatte.
Seine fester Glauben jedoch, irgendwer hätte in Gottgleicher Art definiert, dass er als reicher Tourist genauso behandelt werden müsse, wie ein armer Einheimischer hellte meine Stimmung jedoch wieder deutlich auf.
“They are not supposed to charge more from foreigners, than from locals!”
“Who says that?”
“It’s communisn here!”
“Here is no communism, it’s capitalism. There is no such thing as communism in tourism!”
Eine Kuh ist zum Melken da. Und es ist immer noch eine Schicht darunter. Und es gibt immmer noch einen Weg zu gehen, doch es ist immer noch zu spät.
Mein Fazit zur Wahrscheinlichkeit, etwas “Wichtiges” im Lande zu verpassen. Dies nur weil sich der Roman so herrlich fesselnd beim Kaffee las, weil die Gaumenfreuden des fünfgangigen Setmenues ihre Zeit brauchten, weil mir der Sinn danach stand, mich über politische und wirtschaftliche Dinge daheim auf dem Laufenden zu halten, weil ???
Joy ist auch so ein Kollateralschaden. Merkwürdigerweise kam mir der Titel dieses Beitrages bei ihr in den Sinn und meine sonstige Erinnerung bestand aus zu viel Schminke über einem rasierten Damenbart.
Ihrem Auftritt in meinem Leben ergeht es wie Terry Jacks mit seinem Hit Seasons in the sun: ein One time hit wonder. Insgesamt wie beim Original von Jacques Brel, Le Moribond eine traurige Geschichte, ihre Nummer steckt ungerufen in meinem Rucksack…

Gestrandet auf die noble Art

Nha Trang, Vietnam

Der Taxifahrer der mich morgens von Bui Vien zum Bahnhof fuhr, rundete großzügig zu seinen Gunsten von 45.500 auf 50.000 Dong auf. Dreist, aber ich hatte keine Lust auf eine Diskussion.
Beim Betreten des Bahnsteiges wird meine Karte ordnungsgemäß gelocht. Der Zug ist recht lang, mein Abteil liegt gamz am Ende des Bahnsteiges. Die Superexpress-Züge sollen neuer sein, als die TN Versionen – vor allem beim Betreten des Abteils stelle ich fest, dass ich ohne Not sicher nicht mit einem noch älteren Wagen unterwegs sein möchte.
Der Nachteil eines in die Jahre gekommenen Softseats ist es, füllungstechnisch kollabiert, dafür geruchstechnisch ausgereift zu sein. Ich suche meinen Sitz, 61, 62, 3, 4, 5, 6… Sitz Nummer Zwei (meiner) ist nicht dort, wo ich ihn erwartet hätte. Vielleicht hatte man kein Schild mit der Nummer Zwei und hat deswegen erhöht? Aber wie im Zug in Thailand erlebt, ist es ärgerlich, dass gerade dann, wenn man es sich bequem gemacht hat, womöglich nach Stunden, der Karteninhaber dr 62 auftaucht und seinen Sitzplatz verlangt. Also am anderen Ende des Abteiles schauen, tatsächlich: 64, 63, 2, 1. (Ich muss während einer der nächsten Fahrten überprüfen, ob hinter der Nummerierung ein System hintersteckt) Auf Sitz Zwo macht sich gerade eine junge Frau breit, ein Schaffner will ihr adjutieren, ist verwirrt, aber dann ist der Platz meiner, leider entgegen der Fahrtrichtung. Immerhin ist an diesem Wageende noch Platz für mein Gepäck und die Fenster sind so schmierig, das Herausschauen während der Fahrt recht anstrengend ist.
Die schlabberigen Sitze liegen beinahe aufeinander wie umgefallene Dominosteine. In Kombination mit einer feststehenden Getränkeablage an der Rückenlehne eine wahre Amputationsmaschine. Der Sitz bleibt jedoch während der Fahrt frei und es kommt zu keinen Verstümmelungen. BESTIMMT wurde Sitz Nummer Eins im Computersystem als defekt und unbenutzbar markiert und von der weiteren Buchung ausgeschlossen, ha! Die Klimaanlage wird wie zu befürchten war, an der Grenze zur Körperverletzung betrieben, gleiches gilt für das kakophonische Bordentertainment “RailTV” in Kombination mit vietnamnesischer Schnulzenmusik. Lange Hose, Socken, Jacke und Ohrenstöpsel sind unentbehrlich, eine Jeans, oder sogar Skihose zum Erreichen der Komforttemperatur nötig.
Erst zum Sonnenuntergang, als der Zug die Küste erreicht, ist der Ausblick interessant, einen Moment wünsche ich mir, dass die Kulisse und die Lichtverhältnisse für den Rest der Fahrt anhalten würden, aber dazu ist der Zug nicht schnell genug. (Und fährt auch noch in die falsche Richtung) Ich quetsche mich sieben Stunden später aus dem Zug (pünktlich!), denn in Nha Trang hat es sich noch nicht herumgesprochen, dass ein Zug leichter zu betreten ist, wenn man zuvor Passagiere aussteigen lässt. Vor dem Bahnhof bieten mir Motorradtaxis ihre Dienste an, aber mit Rucksack und schwerer Riesenreisetasche?? Ein andermal vielleicht. Ein Airporttaxi wendet und hält auf meine Gesten hin an. Der Fahrer versteht kein Wort von dem was ich sage. Nein, nicht Airport, ich bin ja gerade erst mit dem Zug angekommen, Sunny Hotel, you know it? Stirnrunzeln “Trann Fu” sage ich, sein Blick hellt sich auf, “Yes Yes” Ich bin skeptisch, aber meine Reisetasche wandert in den Kofferraum, ich steige ein. In Zeitlupentempo fährt das Taxi los.
Der Fahrer beginnt zu telefonieren während wir sogar von Radfahrern überholt werden. Ich höre seine vietnamesische Fragen nach Sunny Hotel. Ein zweites Telefonat und Sprechfunk – hat ihm jetzt jemand die Lage des Hotels nennen können?
Ich zücke mein GPS und überprüfe die Richtung. Die Lage des Hotels laut Google hatte ich markiert, wir bewegen uns dorthin. Das Gebäude, das Google als Hotel geXt hat, ist aber kein Sunny Hotel. Uhoh, jetzt wirds interessant – wie war doch gleich die Hausnummer 95/2? In einer Seitenstraße, könnte noch passen. Wir fahren weiter, und biegen wenig später rechts in eine Seitenstaße ein. Tatsächlich: eine Sunny Hotel Leuchtreklame.
Das Taxameter zeigt 39800 Dong Fahrpreis an, ich gebe 100.000 und bekomme 20.000 zurück. Nanu? Ich zeige aufs Geld und der Fahrer zückt noch ein paar Scheine, Ein- und Zweitausender, macht zusammen 25.000, nicht annähernd, was ich zu bekommen habe. Erneutes Kopfschütteln, er nimmt die kleinen Scheine zurück, gibt mir weitere 20.000. “No,no no!” Ich zeige auf fett rot leuchtende Fastvierzig. Etliches Scheinwuseln später habe ich Fünfzig Tausend. Erst nach dem energischen Hinweis, dass der Betrag immer noch nicht stimmt, überreicht er mir die noch fehlenden 10.000. Wer so dreist schummeln will bekommt garantiert kein Trinkgeld.
Im Hotel schaut man mich aus großen Augen an: Eine Reservierung? Wo denn mein Reservierungsbeleg wäre. Na, in meiner Email. Man könne sie nicht finden. Erst nachdem ich meinen Rechner hochgefahren habe und die Bestätigungsmail des Hotels vorzeigen kann, bricht eine Diskussion aus. “Give us 30 Minutes, you are lucky, we have room for you, someone checked out.” Wenn jemand in Asien sagt, you are lucky, dann heisst es Holzauge sei wachsam. Es dauert eine Dreiviertelstunde bis das Zimmer hergerichtet ist. An sich ist der Raum noch OK, auch wenn es ein Fenster nur ins Treppenhaus gibt, aber ein schlechtes Preis Leistungsverhältnis. Jaja den nächsten Morgen wechsele ich in eine höhere Kategorie – ob die der gebuchten entspricht, weiß man hier nie. Und laut der Dame der Rezeption wäre meine Reservierung für mich ja very cheap gewesen, da Einheimische für die Nacht mehr als das Doppelte gezahlt hätten.
Angesichts der SUVs, Lexus und anderen Luxuslimousinen, die vor der Tür stehen, bin ich fast versucht dies zu glauben. Neureiche Vietnamnesen scheinen es zu lieben hier in Nha Trang mit ihrem Wohlstand zu protzen. Dementsprechend ist das Angebot und gestalten sich die Preise.
Einige Luxushotels sind bereits mit riesigen Gebäuden aufmarschiert und Baustellenschilder kündigen weitere Ketten, wie Crown-Plaza und Marriot an. Sobald die letzten Garküchen und Straßenrandmülltrenner verschwunden sind, ließe sich der Ort problemlos ans Mittelmeer nach Spanien, Frankreich oder Italien, etc… verlegen – ein Ort austauschbarer Eß- und Spaßkultur mit Strand. Dank Tet momentan im Ausnamhezustand. Die Motorradtaxifahrer sind hier besonders nervig, weil sie ein Nein ignorieren. Ein angehängtes Thanks spare ich mir mittlerweile und schau überhaupt nicht mehr zur Quelle nicht enden wollender Litanei hin. Ich glaube die Vögel stammen aus Kambodscha, dort war es genauso. Nur das dort deutlich mehr Drogen angeboten wurden. Hier gibt es den ein oder anderen dezenten Hinweis auf Massage, mehr aber nicht.
Manchmal aber auch undezent: da hüpft vor mir eine bildhübsche Dame mit Helm vom Rücksitz eines Mopeds und spult ihren Text ab: “Hello Massage Boom Boom, One Hour, Ok?”
Die Krux eines männlichen Alleinreisenden. Why bother? Die Sonne scheint, die Welt mag hart und ungerecht sein, aber sie hat auch ihre angenehmen Seiten. Ich bin fern von daheim und doch ganz nah: Per Internetradio spielt mir der germanische Lieblingssender sein Nachmittagsprogramm in den Abend. Den verbringe ich im Hotelzimmer bei vietnamischem Rotwein, Gemüsecrackern und Lektüre eines Haruki Murakami Romanes. Zwischendurch das ein oder andere Telefonat…
Das alles ist möglich dank Laptop, Wifi und Plastikgeld. Hat irgendwie etwas Irreales.
Natürlich könnte ich mich in das Entertainmentgetümmel rund um die Uferpromenade stürzen, aber authentischer würde es dadurch auch nicht, lediglich weniger technisch.
Authentischer wurde es den Tag über, bei einem Fußm arsch gen Norden, an den Stadtrand und dann zurück zu den Chamtürmen. Major Tourist Attraction, der Anzahl der eintrudelnenden Busse zufolge. Immer wieder erstaunlich, warum fast niemand zu Fuß gehen mag. Da verpasst man einiges: Genau gegenüber, bei Hausnummer 110 der Straße 2/4 gibt es eine ganz hervorragende Pho Bo (Rindernudelsuppe) zum supergünstigen Preis.
Die Erinnerung daran, lässt mir auch Stunden später noch das Wasser im Munde zusammenlaufen – ein bisserl vom schwarzen Pfeffer hinzugegeben und mit den Essstäbchen nach den Nudeln und dem zarten Rindfleisch geangelt… Ja vielleicht ist es Zeit für ein kleines gastronisches Resumee der Stadt:
Vergesst das großspurig im Reiseführer erwähnte Louisane mit Mikrobrauerei – die sind dermaßen beschäftigt damit die Nobelherbergentouristen auszunehmen, dass Service und Atmosphäre nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Selbst beim dreifachen Preis. Zitat:”We are busy, we dont serve food right now”
Auf der Thran Phu 96 gibt es dagegen ein “Restaurant” mit unspektulärem Aussehen – ein Wellblechdach und ein paar simple Klapptische drunter – dort gibt es unter anderem wunderbar gebratene Nudeln mit einer Menge zarter Hühnerbrust zum super Preis. Den Namen des Lokales konnte ich mir leider nicht merken, es könnte Bo Vien oder so ähnlich sein.
Auf der Rue Yersin, vom Strand aus vielleicht 300m vor dem Park, der bis an den Bahnhof reicht, gibt es in ähnlichem Ambiente einer Garage hervorragend geschmortes Gemüse, bestehend aus Blumenkohl und Wasserkresse oder Stengelspinat. Günstig und lecker jedenfalls.
Im Reiseführer erwähnt ist auch ein “Treffpunkt” mit germanischer Küche. Die Schilder mit Roggenbrot und Co mag noch einladend sein, der Klischeeschmierbauch, der Spelunkenmäßig desillusionierend mit seiner Flasch’ Bier daraus hervorstiert signalisiert mir jedoch eindeutig: so viel Heimweh kann ich gar nicht bekommen. Ich ging weiter..
Am Chamturm wird übrigens für das koreanische Cappuchinoeis (sehr lecker) knapp das Doppelte wie in Saigon verlangt, die Betreiberin klagt über die gierige Handelskette, allerdings ist auch die Cola Hundert Prozent teurer – warum das Gejammere? In einer Goldmine muss Gold abgebaut werden und nicht Gips. Aufbruch “You can walk six kilometers?” fragt mich die Dame von der Rezeption als Reaktion auf mein Tagesvorhaben. Yes I can. Ich brauche kein Taxi und will auch nicht bereits im Hotel ein Ticket kaufen. Ich laufe.
Die Gondeln der Seilbahn hinüber zur Insel Vinpearlland sind zu 95% unbesetzt. Vielleicht könnte das auch daran liegen, dass es nicht mehr, wie im Reiseführer angegeben, möglich ist, ein Ticket nur für die Gondelbahn zu kaufen. Nein, für den dreifachen Preis soll man ein Ticket inklusive Eintritt in den Vergnügungspark kaufen. Über Zwölf Euro für einmal Gondeln, dass ist nicht nur mir, sondern auch einigen Besuchern aus England zu viel. Zurück nach Nha Trang geht es mit dem Linienbus, für knapp 12Cent.
In der Stadt gilt es Mango-Lassi, Cafe-Latte, Früchteteller und am Spätnachmittag gebratenen Thunfisch mit Gemüse zu verzehren. Ein paar schwarze “Lappen” darin hätte ich im ersten Moment als Schwammpilze eingeordnet, Geschmack und Konsistenz passen aber nicht. Vielleicht handelt es sich um eine besondere Sorte Süßwassertang, denn salzig schmeckt es auch nicht. Genaugenommen schmeckt es nach nichts. Dafür jedoch der Rest.
Zum Abend hin kann ich im Hotel nochmal duschen, dann geht es mit dem Taxi zum Bahnhof. Dort holt mich die Realität eines Schwellenlandes ein: chaotische Verhältnisse. Da rollt ein Zug hupend zwischen die Menschen auf dem Bahnsteig ein, entleert dabei seine Toilette. Die Reste von Reisproviant werden durch die Zugfenster zwischen die Bahngleise entsorgt. Da nun zwei Züge nebeneinander im Bahnhof stehen, krabbeln Reisende unter dem Zug hindurch, um in die hinteren Wagen zu gelangen. Ein Kleinkind schafft unbeaufsichtig zwei der drei steilen Trittbretter aus dem Zug, dann knallt es auf den Bahnsteig in den Müll und die Fäkalien. Das hat wehgetan, doch es gibt keinen Mucks von sich. Zwei Bahnbeamte laufen herbei, schnappen sich das Kind und während sie laut zetern, stopfen sie das Kind zurück in den Waggon..
Wenig später rattert der Zug davon und mein SuperExpress Nummer Sechs schiebt sich in den Bahnhof. Die Schlafkabine teile ich mir mit drei Vietnamesen, mit Verspätung geht es nach Norden.

Die Tet party is going on mit Schattenseiten

Ho Chi Minh City, Vietnam

Ein zu dreivierteln leerer Jumbojet bringt mich nach Ho Chi Min City, auch bekannt als Saigon, zarte 35Grad Celsius umschmeicheln beim Verlassen des Flughafengebäudes. Das polnische Päarchen flog ebenfalls hierhin, so konnten wir uns beide Taxifahrten teilen. Die beiden reisen mit leichtem Gepäck, etwas unfreiwillig, da einer ihrer Rucksäcke in Bangkok durch einen anderen Reisenden abhanden gekommen ist. Ansonsten erscheint mir ihr Reiseprogramm als Stress pur: Drei Länder in drei Wochen, nur eine Nacht hier in der Stadt und dann geht es auch schon wieder weiter nach Kambodscha…ich habe vier Nächte eingeplant, von mir dabei unberücksichtigt war jedoch das Tetfest. Die anhaltenden Feierlichkeiten sind dafür verantwortlich, dass viele Geschäfte und Einrichtungen für mehrere Tage geschlossen sind. Dennoch “brummt” die Stadt vor Verkehr und Leben. Am späten Nachmittag mache ich auf eine kurze Erkundungstour, immer wieder mit Abbas “Happy new year” im Ohr.
Mein Hotel liegt genau auf einer der Haupttouristenstraßen voller Gasthäuser, Bars, Restaurants und Touranbietern, die Wahl eines Businesshostels offenbart sich als gute, ruhige und komfortable Entscheidung.
Globalisierung verrührt alle Kontinente über die Häuserzeilen, manche Restaurants haben 500 Gerichte aus allen Herren Länder auf der Speisekarte – kulinarische Mitbringsel von heimgekehrten Vietnamesen oder Anbiederung an die Touristen? Ich werde niemals die Zeit und Freesslust haben, dies gründlich auszutesten.
Bei einem Pineapplejoghurtshake beobachte ich das Treiben auf den Strassen und habe mich schon beinahe für ein Pizza morgen entschieden.
Denn heute hatte ich wieder eine authentische Pho Bo (Rindernudelsuppe) in der “All”-Variante, was bedeutete, dass so einiges vom Rindviech mit in die Schüssel gewandert ist, von dem ich nicht wirklich wissen will, was genau. Drei Brocken reinsten Glibbers habe ich dankend abräumen lassen.
Auch eine Pizza ist authentisch, denn ich bin mir absolut sicher, dass die Menschen in der breiten Masse nicht aus Überzeugung einfache Mahlzeiten zu sich nehmen, sondern weil gutes und ausgefallenes Essen mehr Geld kostet! Genauso wie bei uns mit wachsendem Wohlstand der Türke, Grieche, Italiener oder Chinese häufiger frequentiert wurde, statt immer nur Kartoffel- oder Kohlsuppe zu löffeln, erweitern die wohlhabenderen Menschen hier ebenfalls ihre Speisekarte. Dem verächtlichen Auspruch eines “Globetrotters” wie man bloß in Asien Spaghetti essen könne kann ich nichts abgewinnen. Wer hat denn die Nudeln erfunden? Na? Mich reizt Saigon-Homemade-Pasta oder Pizza. Ansonsten werde ich hier noch ganz “struwelig” und brummele vor mich hin: “Nein, meine Suppe ess ich nicht!” Besuche in Kriegsmuseen sind immer eine zwiespältige Sache – einerseits ist gezeigte Technik bombastisch, andererseits möchte man nicht in allen Details die Resultate des Einsatzes von perfektionierten Tötungsutensilien sehen. Die schlechte Qualität vieler Fotographien, erspart Menschenunwürdige Behandlungen in allen Details erkennen zu können; durch Agent Orange missgestaltete Föten werden in einem durch Kondensation fast sichtblinden Behältnis ausgestellt.
Im Zeitalter der Plastinierung ganzer Körperwelten medizinischer Besonderheiten und Zerstümmelungszenen im Kino in HD-Qualität kann diese Dokumentation bitterer Realität nur mehr Scheitern. Es stimmt nachdenklich manche Zitate zum Vietnamkrieg zu lesen und darin auch heute noch aktuelle Begründungen vorzufinden – nur dass es mittlerweile um die gerechte Sache am Hindukusch geht. Wird es in Afghanistan in Zukunft ebenfalls ein Museum geben, werden darin Schautafeln zu finden sein, auf denen geschrieben steht, “Danke das ihr uns freigebombt habt”???
Kann man wirklich nicht vergleichen? Auf meinem weiteren Trip durch die Stadt werde ich auch von einer Vietnamesin – An – angesprochen, die mir nichts verkaufen will. Gerade in dem Moment, als ich darüber zu sinnieren begann, ob es mir als Hoteltourist möglich ist, Land und Kultur kennenzulernen.Wir kommen ins Gespräch und bei einem Schneiders Weisse Hefeweizen (zu einem auch für Deutschland hohen Preis), ist dann sogar die Sonne untergegangen. Ich bin für morgen früh zur Teilnahme an einem Tet-Familienfest herzlich eingeladen, und da auch ihre Schwester aus China diese Woche zu Besuch wäre, sei dies dies doch für meinen Besuch in Beijing und Shanghai eine gute Gelegenheit.
Was bringt man zu solch einer Gelegenheit als Geschenk mit? Eine Torte und eine Flasche Wein? Den Abend beschliesse ich wie überlegt mit einer Pizza Tonno et Cipolla – etwas wenig Fisch vielleicht, aber definitiv in recht ordentlicher Qualität. Unter Geiern Die Teilnahme am Tet-Familienfest verlief unerwartet. Ich traf mich mit An zur verabredeten Zeit in einer Filiale von Highlands Coffee und dann ging es mit dem Taxi los. Auch aufgrund unserer Unterhaltung während der Fahrt war es mir nicht möglich, dem Verlauf der Fahrt zu folgen, aber die grobe Richtung sagte mir schon, dass wir nicht nach Distrikt 3 unterwegs waren, sondern nach Nordwesten. Das Taxi verschwand in einem Labyrinth von Gassen und ab und an erfolgten Links Rechts, Links-Kommandos, bis wir anhielten und 100000 Dong für das Taxi zahlten. Ein hohes blaues Stahltor verschluckte uns und wir betraten ein unscheinbares Haus.
Die Schwester wäre bis zum Nachmittag auf Mekongdeltatour, die Familie stellte sich als Bruder oder Schwager heraus (undeutliches Englisch-Problem, aber ich meine ein in law hinter dem brother vernommen zu haben). An zog sich zurück und der Schwager unterhielt sich mit mir. Er würde in einem Hotelcasino als Kartengeber arbeiten.
Dann aßen wir zusammen, Reis mit Fisch und Gemüse und ich überreichte die als Geschenk mitgebrachte Flasche Wein. Mir wurde daraufhin eine gleichartige Flasche aus dem Kühlschrank präsentiert, regelrecht unter die Nase gerieben, die wohl ein anderer Gast mitgebracht hatte.
Nach dem Essen wollte mir der Schwager seine Technik des Kartenspieles zeigen, wozu wir in sein Zimmer im Hinterhaus gingen. An wollte einen grünen Tee bereiten, den sie dann bringen würde.
Ein wenig skeptisch war ich schon, warum wir die Sitzgruppe im Eingangsbereich verließen und wir tief ins Innere gehen mussten.
Dort wurde mir ein Klappstuhl vor einem mit einer Plüschdecke bedeckten Klapptisch zugewiesen. Ohne Scheiß, ich habe so weit es mir unauffällig möglich war unter den Tisch gefühlt, weil mir die Situation alles andere als geheuer war, und ich wirklich daran denken musste, dass der Tisch eine Falle darstellte. Was kann schon passieren? Ich könnte mein mitgebrachtes Hab und Gut verlieren, doch dann fiel mir ein, dass ich nicht wie zuvor überlegt die Kreditkarte im Hotel gelassen hatte. Ich könnte also durchaus zur Herausgabe der Geheimnummer gefoltert werden und nie wieder lebendig auftauchen. Wie man es auch in Bolivien mit Rucksackreisenden gemacht hat.
Dumm gelaufen, aber Paranoia hilft auch nicht und so etwas hat man von Vietnam bisher nicht gehört, oder? Ich setze mich. Mir werden die Regeln des Blackjack Schritt für Schritt erläutert, die Technik, den Verlust beim Spiel zu vermeiden stellte sich Schritt um Schritt als Betrug heraus. Der feine Kartengeber würde mir kurz die oben auf liegende Karte zeigen und durch andeuten mit den Fingern einer Hand, welchen Wert die verdeckte Karte der Bank hätte. Mit diesen Informationen wäre es somit beinahe unmöglich zu verlieren. Zu Beginn sollte in mir wohl die Gier geweckt werden, dass bei solchen privaten Blackjackspielen außerhalb der Kasinos die Geschäftsleute durchaus Hunderttausende US Dollar verzocken würden. Ganz diskret alles, keine Kameras, denn wer würde sch on Geschäfte mit Jemand machen, von dem man weiß, dass er große Summen beim Glückspiel einsetzt? Genau. Und es wären auch Spiele mit Leuten, die Geld wie Wasser lassen würden. Der Kartengeber wäre auch nicht direkt beteiligt, da er nur Vermittler zwischen zwei Spielern wäre, von denen einer (der abzuzockende) die Bank übernehmen würde.
Der Schwager hätte die Kontakte zu Spielern und die Möglichkeit und Vertrauensposition solche Spiele zu organsieeren, aber er suche noch einen Partner. Hier käme ich sozusagen ins Spiel, als ein Programmierer hätte ich ja leicht das System erlernen können, inklusive zu gebender “Protection”, dass eine gezogene Karten mit den bereits gehaltenen Karten verdeckt vermischt wird, damit später nicht nachvollziehbar ist, ob die letzte Karte zu einem Gewinn geführt hatte.
Plötzlich lagen bereits 200 Dollar auf dem Tisch, die er gestern als Provision erhalten hätte und gleich käme jemand, ich möge doch behaupten, es handele sich um mein Geld und ich ließe An damit spielen. Denn dass An als Local mal eben so 200 Dollar beim Blackjack einsetzen könnte, würde man ihr nicht abnehmen, einem vertrauenswürdig aussehenden, mutmaßlich reichen Weißbrot wie mir jedoch durchaus.
Ich müsse nicht spielen, nur beobachten. Mit anderen Worten, ich müsse mich nur dafür hergeben, jemand anderen in die Falle zu locken. Aber vielleicht wäre ich auch der Betrogene geworden, ohne Möglichkeit sich zu beschweren, denn es gibt kein Schutzrecht vor Betrug für Betrüger. Wie kommt man aus so einer Nummer wieder heraus, ohne den berühmten Gesichtsverlust? Wie kommt man unbehelligt aus so einem Hinterzimmer wieder heraus? Ein Prinzipientreuer Mensch, der das Glückspiel um Geld generell ablehnt, macht niemanden den Vorwurf betrügerische Absichten zu haben, sondern der spielt einfach nicht. Es ging hier ja nicht darum, dass jeder Spieler fünf Euro in einen Topf schmeißt, der dann zwischen den Gewinnern aufgeteilt wird. Es brach ein intensiver Diskurs auf Vietnamesisch zwischen dem Schwager und An aus, der Schwager müsste, wie er vorher erwähnt hatte zur Arbeit, doch gehen musste ich. Ich wurde – so schnell wie noch nie in meinem Leben! – innerhalb von fünfundvierzig Sekunden aus dem Haus bis ans Tor komplimentiert und dort wartete dann auch ein Verwandter Motorradtaxifahrer, mit dem ich doch schnell fahren solle, und nicht laufen wie vorgschlagen, denn ein Weißer hier in den Straßen würde doch suspekt sein und außerdem wäre es viel zu weit. Um fünf Uhr Nachmittag würden wir uns dann im Cafe mit ihrer Schwester (der aus China) treffen. Aber klar doch. Ist ja Tet und so blöd bin ich zweimal am Tag…
Ich glaube ja, es sollte bloß vermieden werden, dass ich den genauen Ort dieses Räubernestes mir merken könnte. Ich verkniff mir die Versuchung mein GPS anzuschalten, und mein Glück zu überstrapazieren.
Der feine “Verwandte” wollte mir während der Fahrt Massage bei einer very beautiful woman anbieten, oder auch eine Rundfahrt durch die Stadt. Dabei ignorierte er wie so viele andere Motorradfahrer hier jegliche Verkehrsregeln und -lichtanlagen, so dass ich deswegen um ein Haar unter einen Bus geraten wäre.
An der Kathedrale bat ich ihn anzuhalten und dann will dieses dreiste Früchtchen auch noch glatt Fünfzig Dollar von mir für eine Fahrt von knapp fünf Minuten, in etwa dass Dreißigfache dessen, was das Taxi gekostet hat! Und droht mir! Es war bereits völlig unangemessen 50000Dong für die Fahrt zu bezahlen, aber mein Puls war bei 180 und ich war drauf und dran dem Kerl seinen Alibihelm um die Ohren zu schlagen und den Ärger war er nicht wert. Gegen eine Preisdiskussion mit einem eventuell zu findenden Polizisten hätte ich nichts gehabt. Ich schickte An dann eine SMS, dass ich nach dem Abzockversuch ihres “Verwandten” sehr entäuscht wäre und kein Interesse an weiteren Treffen hätte. Eigentlich dachte ich schon eine gute Menschenkenntnis zu besitzen, machte sie am Vortag doch einen ehrlichen Eindruck. Vielleicht ist sie auch nur ein Opfer der Umstände und war dazu gezwungen, mich für dubiose Machenschaften anzuwerben. Das täte mir leid, ändert aber nichts, denn mein Interesse am zwielichtigen Milieu in Asien hält sich in Grenzen. Am meisten an der Sache ärgert mich jedoch, dass sie allen rechtschaffenden Menschen schadet, die mich aus ehrlichem Interesse, ohne Hintergedanken ansprechen. Für mich ist es durch die heutigen Erlebnisse schwerer geworden, sie nicht unter Generalverdacht zu stellen, ebenfalls zum Pack der Nepper, Schlepper und Bauernfänger zu gehören und mich auf sie einzulassen. Für den Abend hatte ich mir überlegt in ein Kino zu gehen und bin dorthin fast eine Stunde zu Fuß unterwegs gewesen, weil die Postionierung des Kinos auf ihrer Googlekarte sich als falsch und weiter entfernt herausstellte. Alle Vorstellungen in Englisch mit Untertiteln warn bereits ausverkauft und einen Restplatz zweite Reihe ganz außen für Avatar-3D für umgerechnet Acht Euro reizte mich nicht gerade.

Hüperschallgeschwindigkeit

Hanoi, Vietnam

Mit dem TukTuk ging es vom Gasthaus in Vientiane zum Flughafen, dort hieß es erst einmal warten, dann warten und halt: immer noch zu schnell, langsamer warten; doch irgendwann hob die Maschine mit mir an Bord ab und ich trank mein vorerst letztes Laobeer über den Wolken. Statt Kaffee. Denn den gab es nicht zum Croissant und Küchelchen. Passte nicht wirklich das Bier, aber das Leben ist halt nicht immer wie eine Pralinenschachtel, nicht wahr? Mit fast zweistündiger Verspätung trat ich dann in Hanoi in den Ankunftsbereich und da stand tatsächlich jemand mit einem Schild Mr. Rolf.
Der Nachname sah meinem ähnlich, also gab ich mich zu erkennen. Es ging dann in einem nagelneuen Toyota vom Flughafen in die Altstadt. Luxus.
Je näher wir unserem Ziel kamen, umso mehr Orangenbäumchen und Pfirsichblütengebinde begleiteten uns auf Rollern. Es sah zum Teil wirklich so aus, als würden die Bäumchen fahren, ließen sich die eigentlichen Rollerpiloten nur irgendwo im Geäst erahnen.
Dann Ankunft im vorgebuchten Hotel, alles rennet rettet flüchtet, “we have a problem with the single rooms, we can make you a reservation in another hotel…”, HÄH? Hatte ich die Reservierung doch noch vor drei Tagen nochmals rückbestätigt!, “ok we have room, follow me”, nun doch?, das Zimmer erster Stock, über dem Foyer, Tür auf, Tür zu, “oh my god” entschlüpft es dem Guten, DAS Zimmer war wohl nicht gemacht, “can you give me thirty minutes?” Wo wäre denn das Fenster? View Deluxe Room war immerhin meine Buchung, “oh, all single rooms have no window, if you want to stay here with window, we can make you a reservation in another hotel…” Hatten wir doch eben schon mal? But how can you confirm me a nonexisting room reservation? I can show you your email!?! Uhoh, Problem, das Zimmer vewüstet, grimmiger Falang…Telefonieren…”Ok, follow me” Zwei Etagen höher: “You can have double room, with window, same price” Das Fenster mickrig, view deluxe, Balkon??? aber immerhin, es sieht ganz ok aus, erst mal frisch machen, denn es ist verdammt schwül, die Minibar tuckert wie ein Lastkahn auf dem Rhein, im Inneren ein eisiger Monolith, ich ziehe den Stecker. Es gibt tatsächlich WLAN, laut Bick auf Hotelwebsite scheint es ein deluxe Zimmer zu sein, beinahe wie gebucht, den dort angepriesenen Früchtekorb, Wasser, Tee- und Kaffeekochmöglichkeit, sowie Schließfach gibt es nur in einem Paralleluniversum, ich mach dann mal ein paar Überraschungsanrufe daheim und dann stürze ich mich ins Rollergetümmel draußen auf der Suche nach einem Millionenspender und einer Essensausgabe. Nach drei Wochen laotischer Gemütlichkeit macht es den Eindruck, ich wurde in eine andere Zeit katapultiert; ein Eindruck, der sich am nächsten Morgen noch verstärken sollte.
Ich werde recht bald zum Dong-Millionär und dann stolpere ich über eine Speisekarte mit fried balsam apple with beef. Man zeigt mir ein grünes Gemüse, eine Kreuzung aus unreifer Kastanie und Gurke. Bitter soll sie schmecken, und das tut sie auch, ein Bier wird frisch geschöpft (mittels Plastikschüssel in einen Krug) und eine Handvoll Klebreis aus dem Kühlschrank wird warm gemacht – insgesamt die Erfahrung, das es manchmal besser ist, nicht sehen zu müssen, wie das Essen zubereitet wird.
(Habe grad mal nachgeschlagen, was für ein ungenießbares Früchtchen ich da – nur teilteilweise – verspeist habe: Momordica balsamina, wurde als Heilpflanze bei Wunden eingesetzt, ah: Einsatz gegen Verdauungsprobleme… oh: Wirksamkeit nicht nachgewiesen… Geschmack: Definitv kein zweites Mal…)
Halbwegs satt laufe ich durch die Straßen, vorbei an Roller-drive-in-Wühltischen: die Klamotten liegen in einem Haufen auf dem Bürgersteig und vom Roller aus wird von jungen Damen über den Lenker hinweg wird mit laufendem Motor daraus herausgezupft und untersucht – bloß nicht absteigen und nicht die halbe Straße verstopfen! Dann noch über den Nachtmarkt, ein Riesentrubel, viel Neujahrsbedarf und Kleidung für junge Asiaten. Nichts für mich. Das Frühstücksbuffet im winzigen Dachrestaurant ist gut, mit kräftigem Kaffee mit einem Hauch von Vanillearoma. Der Wäscheservice im Hotel scheint mir Fünfsternepreise zu haben, ich will meine Schmutzwäsche deshalb selber in einer Reinigung abgeben – ich hatte eine am Nachtmarkt gesehen. Doch ich finde sie bei brütender Hitze nicht wieder, eine andere Laundry Laudry, ist nicht was sie zu sein vorgibt; nach über einer Stunde gebe ich mich von Wärme und lautem Gehüpe geschlagen und gebe meine Wäsche doch an der Rezeption ab.
Nebenan ist ein Frisersalon. Was kostet das Haareschneiden? Was? Ist ja teurer als daheim in Deutschland! Nein danke und tschüss. Wie ein Sektkorken aus der Flasche werde ich vom Hüperschall aus der Altstadt ins französische Viertel gedrückt, einseitig beinahe ertaubt. Erholsame Stille. Ich weiß nicht, was die Hanoianer veranlasst umso mehr zu hupen, je schmaler die Straßen sind. Einige verwechseln ihren Roller wohl mit einem Raumschiff in einem Videospiel und den Hupentaster mit dem Feuerknopf; wobei es gilt so viele gegnerische Raumschiffe wie möglich wegzupusten. Hierzu haben einige ihre Hupen technisch modifiziert, um mit einem Druck ein Stakkato von Huptönen abfeuern zu können, ein Dauerfeuerschalter wie an Joysticks, schont den Daumen vor Überlastung. Doch Nichts und Niemand schont das Gehör, für manche Hupen bräuchten die Betreiber einen Waffenschein – Schallkanone ist ein passenderer Ausdruck als Hupe. Neben der Kathedrale setze ich mich in ein herrlich stilles Straßencafe und genieße einen Mixed-Shake. Dieser schmeckt gut, hat aber eine eigenartig cremige Konsistenz, wie dicker Tapetenkleister – es hat den Anschein, man hätte ebenfalls eine Origamifrucht püriert. Auch nach Minuten behält er seine Form. Die neue Nebenfrau von Herr Wu betritt meine literarische Bühne und es ist High Noon, als ich erneut aufbreche.
Von ihrem Lonely Planet geleitet sehe ich einige Touristen in schmalen Hauseingängen verschwinden – ein genauerer Blick offenbart die Cafes im ersten Stockwerk, doch für einen Kaffee ist es einfach viel zu heiß. Wie einladend klingt da doch Abbas “Happy new year”, wenngleich etwas verzerrt: ein Elektro-Shoppingtempel hat seine Pforten weit geöffnet. Inklusive Palettenausgabe am Roller-Drive-In. Es gibt alles was das moderne Konsumherz begehrt: Notebooks, Digitalkameras, Waschmaschinen, Klimaanlagen und Flachbildschirme. Mein Favorit: der knapp Sechzig Zoll große Full HD Bildschirm für Zweiundfünzig Millionen Dong. Hier kann man Konsummäßig klotzen statt kleckern – die Kreditabteilung erstreckt sich über die gesamte Breite des Geschäfts, willkommen in der Neuzeit… An einem Straßenrestaurant nehme ich Platz, frage nach einem kalten Bier. Aber sicher, sagt der Kellner, kommt einige Zeit später mit einem Glas und einem Kübel voller Eiswürfeln und einer handwarmen Flasche Bier zurück. Was meint der Scherzkeks denn, wieviel Eis man braucht, um dieses Bier auf Trinktemperatur zu kühlen? Nach Wasser mit Biergeschmack stand mir nicht gerade der Sinn… “If you can wait, I put it in the fridge” lautet die Antwort auf meine Frage nach einer kalten Bierflasche. Dann eben nicht, die Flasche ist ja noch zu, und ich hoffe ich verhalte mich nicht wie ein Kolonialherr, wenn ich die Bemühungen des Restaurants nur durch meine Abwesenheit zu würdigen weiß.
In einem anderen einheimischen Hinterhof komme ich zu spät: der Betreiber konstatiert einen bereits durch andere durstige Kehlen geplünderten Kühlschrank und auf seine vorsichtige Anfrage “With ice?” erwartet er nicht wirklich eine zustimmende Antwort. Auf in den Bahnhof. Dort soll man Zugtickets auch von anderen Startbahnhöfen, fürs ganze Land kaufen können. Erscheint mir ratsam, wo doch rund ums Neujahrsfest halb Vietnam auf den Füßen und durch die Lande ziehen soll.
Vor den Schaltern kann man Nummern ziehen, ich drücke den Knopf Bookings und erhalte die 2547. An einem Schalter leuchtet 2541, ich setze mich ordentlich auf eine der Wartebänke. Neben mir lässt sich ein Mann in den Metallsessel plumpsen und hämmert seinen Hinterkopf auf die Lehne. Hmm?
Laut Reiseführer sollen Vietnamesen die Preußen Asiens sein, auch ein Jugendlicher zieht eine Nummer und wartet, aber ansonsten scheinen die Menschen von Systematik nichts zu halten und drängen sich vor den winzigen Schalterfenstern aneinander. Die angezeigten Nummern verändern sich auch nach Minuten nicht im geringsten und einige Schalter weisen trotz Bedienung die Ziffer Viermalbindestrich auf.
Ich stelle mich auch vor den Schalter, lege jedoch Wert auf gewissen körperlichen Abstand, mag mich gerade nicht an wildfremde Menschen kuscheln. Ist der Abstand jedoch zu groß, fühlt sich der Ein oder Andere dazu animiert davorzukuscheln. Vielleicht ist es auch eine große zusammengehörige Reisegruppe, mir kommen gewisse Zweifel, ob ich in endlicher Zeit zum Schalter vordringen werde und wie es mir dann erst in China ergehen wird, wenn bereits die ordentlichen Preußen dermaßen drängeln? Endlich am Schalter angelangt, versteht man mich nicht, oder kann man mir nicht helfen. Erst auf Nachfrage, wo man mir denn helfen könnte, verweist die Dame auf Schalter Sechs oder Sieben. Wer nicht fragt stirbt dumm. Am Schalter Sieben dringe ich schneller zu der Angestellten vor, umringt von einem Pulk Vietnamesen, ich komme bis zum “Softseat” und dann ist Geldzählen angesagt. Geschlagene zehn Minuten wandern die Millionen in die Hände der Vorgesetzten, da kann man nichts machen, aber interessant ist es. Wo waren wir? Ahja Softseat, Aircondition Saigon – Nha trang 12:20 in einer Woche – es gelingt und für umgerechnet zehn US Dollar halte ich ein Ticket in Händen.
Hinter dem Bahnhof erstehe ich eine Vinaphone SIM Karte für 65000 Dong mit vermutlich 50000 Dong Guthaben. Aktivierung? Servicenummern? Null Info, der Shopverkäufer spricht kein Englisch, jegliche Beschriftung ist auf Vietnamesisch, aber der Wählknochen akzeptiert die Karte, hat Netz. Berauscht von meinen Erfolgen frage ich in einem Friseurgeschäft einen Block weiter nach dem Preis für einen Haarschnitt – hier kostet es nur ein Drittel von heute morgen, ich nehme auf einem Stuhl Platz. Mein Erscheinen sorgt für Belustigung – solch güldene Haarpracht scheint hier nur selten unters Messer zu kommen. Ein junges Mädchen fängt an zu schneiden, dann kritische Kommentare, sorgenvolle Gesichter, was ist nur an meinem Hinterkopf geschehen?
Nach ei***** Zeit bin ich fertig frisiert, zum Schluß nochmals Spannung mit dem Nacken ausrasieren, immerhin es wird eine neue Rasierklinge eingelegt, ist ja immer so eine Sache mit Messern und Nadeln zwischen mehreren Menschen.
Es hätte kürzer sein können, aber ich will mein Glück besser nicht überstrapazieren, streiche mir beim Aufstehen durch den Pony, um die losen Haare zu entfernen. Entsetzte Gesichter!? “You can have it cut shorter, if you want to?” heißt es. Will ich? Ich will wohl, werde in den Frisierstuhl zurückgeleitet und nun legt die Chefin grummelnd Hand an, Schnippschnappschnipp gehen noch ein paar Ecken und Kanten flöten, dann darf ich frisch frisiert um 100.000 Dong ärmer das Geschäft verlassen. Ich bin am Literaturtempel, ein Friseur an der umgebenden Mauer bietet mir seine Dienste an – Hoppla!? Vielleicht doch keine gute Idee mit dem Friseurbesuch gewesen? Die Eintrittsgebühr ist schnell beglichen und ich betrete die immerhin fast Tausend Jahre alte Anlage, die zu Ehren von Konfuzius errichtet wurde. Für immerhin beinahe Tausend Jahre war Vietnam Bestandteil des chinesischen Reiches, bis die Vietnamesen nicht mehr wollten und die Chinesen mit Hilfe einer Schildkröte vertrieben haben. Eine sehenswerte, ruhige Anlage. Am See des zurückgegebenen Schwertes (hier soll die legendäre Schidlkröte gehaust haben) gelingt es mir dann endlich ein kaltes, frisch gezapftes Bier zu trinken und dem Hause Wu erneut beizuwohnen. Zum Abschluß erneutes Durchmogeln unter Hüperschall, immer in Bewegung bleiben – wer zögert, gar anhält wird umgefahren, auch auf dem Gehweg. Ich gelange zu einem Pho24: der Filiale einer Nudelsuppenkette. Sieht gemütlicher aus, als die Straßenrestaurants der Altstadt und riecht auch besser. Ich bestelle mein Nudelsüppchen, verweigere mich jedoch den “spink-ohls” Ah: spring rolls – Flühlingslollen! 🙂 Als Neujahrsaktion gibt es kandierten Ingwer und Kaugummis zum Essen gratis. Ein serviertes Erfrischungstuch kostet jedoch extra, wie ich der Rechnung entnehme. Heute Morgen ist es stark bewölkt und ziemlich windig – die Temperatur ist um knapp fünfzehn Grad gefallen, da braucht es fast ein Jäckchen! Auf zu Onkel Ho! Auf dem Weg zum Mausoleum von Onkel Ho komme ich an einem recht unauffälligen Eingang vorüber und stutze – eine Hausbrauerei? Pilsener? Es dringt Lärm aus der Tür, zu sehen ist nichts, also betrete ich das Lokal Goldmalt. Erdgeschoss ist bis auf den letzten Platz belegt. Erst in der dritten Etage finde ich einen Platz einem Holztisch unter einem Pilsener Urquell Plakat. Die weitere Dekoration besteht aus Risszeichnungen mit Erläuterungen (auf Tschechisch) von Karlsbrücke, Karlsdom und Opernhaus. Ich habe den Rucksack nur zehn Sekunden abgestellt, da steht vor mir bereits ein Glas Bier. Für mich? Habe doch noch überhaupt nichts bestellt? Egal, ich probiere, es schmeckt grossartig!
Das Lokal füllt sich bis auf den letzten Stuhl.
Unter Schwierigkeiten gelange ich an eine Karte und entdecke unter anderem tschechische und deutsche Gerichte. Warum nicht, ich nehme Fried pork slice with sauce (czech style) an fried pork something (german style) traue ich mich nicht heran, ich fürchte dann eine Ladung Innereien zu bestellen.
Ich erhalte ein Schweineschnitzel, in Eigelb und Sesam frittiert und in Stäbchenfreundliche Stückchen geschnitten, dazu eine Schale süßer Chilisauce mit einem Klecks Senf drin. Ich bezweifle die europäische Authentizität des Gerichtes, aber das Fleisch ist wunderbar zart und es schmeckt wunderbar – werde ich mir daheim auch mal servieren! Die Brauerei ist eine nette Hinterlassenschaft des ehemals kommunistischen Bruderstaates. Onkel Ho ist heute nicht zu sprechen – Montags und Freitags geschlossen, ich laufe über Paradestrassen und am Präsidentenplast vorbei bis an den Westsee weiter, mich irritieren ein paar Rollen Stacheldraht vorm Ufer, aber es ist ja offen, ich gehe an einem Armeezelt vorüber, es wird hektisch gewunken und gerufen, ich möge wohl verschwinden. Wo bin ich denn da hineingeraten? Bevor ich als Klassenfeind erschossen werden kann, bin ich auch schon wieder fort, tümmle mich dann durch Botanischen Garten am ollen Lenin vorüber und gerate in ein Gespräch mit einem Motorradtaxifahrer, der einundzwanzig Jahre in Stuttgart gelebt hat (ist seiner Meinung nach größer als Hanoi). Auf dem weiteren Weg kehre ich nochmals bei Goldmalt ein, ich muss doch auch die anderen Biersorten probieren! Davon gibt es derzeit allerdings nur eine: ein Dunkelbier. Pilsener Art schmeckte mir erheblich besser. Am Abend betrete ich erneut von jeglicher Ahnung befreit ein Lokal. Den Eingang könnte man auch für eine Garage halten, aber ich hatte den Vortag Leute in den oberen Etagen sitzen gesehen. Beim Betreten fragt man mich mehrfach “Tigerbeer? Tigerbeer?” aber ich will doch etwas essen, B ier hatte ich ja bereits. Ich werde die Treppen weiter hochschickt und finde schließlich einen Sitzplatz. Ich bestelle gegrillte Ziegenbrust. Hat nur einen Haken, wie mir eine Familie am Nebentisch erläutert: ich muß selber grillen. Das Ziegenfleisch ist sehr fettig, beinahe wie Schweineschwarte. Zum Grillen wird mir ein Eimer Holzkohle in den Tisch gehängt und ein kleiner Rost darauf gelegt.
Ich habe meine umständlichen fünf Minuten (Stäbchentechnisch), so werde ich beinahe durchgängig von der jungen Kellnerin begrillt. Es ist bewunderswert mit welch schneller Eleganz sie die Fleischstücken auf den Rost wirft, wendet und gegart beiseite legt.
Die gebratenen Fleischstückchen taucht man vor dem Verzehr in Kondensmilch und Ingwerscheiben.
Die Familie am Nebentisch bringt mir ein gefülltes Schnapsgläschen und möchte mit mir aufs neue Jahr anstossen. Den aufgesetzten Schnaps (ebenfalls mit Ziege??) kann ich unmöglich zurückweisen, das wäre sehr unhöflich von mir – brrrr, es schüttelt mich.
Auf die Rechnung wird am Ende zwanzig Prozent Tet-Steuer draufgeschlagen. Insgesamt eine weitere interessante gastronomische Erfahrung, aber ich bin kein Ziegenfleisch-Fan geworden. Da bleibe ich doch lieber bei einer guten Pho Ga – Hühnernudelsuppe in einer Garküche, die ich mir am Spätnachmittag gönne. Gegen mittag war ich am Opernhaus in ein Paris-Deli eingekehrt und gönnte mir je ein Stückchen Blackforest und Mangocream-Torte zu kräftigem Vietnamkaffee, der beinahe rauchig und nach einer Spur Benzin schmeckt. Hört sich seltsam an, ist aber sehr gut!
In einem Geschäft entdecke ich vietnamesischen Rotwein Vang Dalat, die Flasche für 1,50Euro, den muß ich mal probieren. Trinkbar, aber in der halbtrockenen Variante eine Spur zu süß für mich – kann sich morgen der Roomservice über eine fast volle Flasche Rotwein zu Neujahr freuen. Weil es so gut geklappt hat mit dem Bahnticketkauf, besorge ich mir bereits eine Schlafwagenkarte ab Nha Trang nach Da Nang- so ist mir ein Platz in einem unteren Bett sicher. Ich bin noch nie in einem Schlafwagen gereist – eine weitere Premiere. Kostet für die knapp 600km etwa 13Euro. Habe den gewünschten Zug und die Ortsnamen vorher auf einen Zettel geschrieben, da ging es ratzfatz. Es war nur noch ein “Not-“schalter besetzt, der anstehende Jahreswechsel macht sich bemerkbar: fast alle Geschäfte schließen, es wird noch schnell der Schmutz des alten Jahres weggewischt und weggewaschen und um Mitternacht gibt es großes Feuerwerk am See. Darum auch die Stacheldrahtabsperrungen des Militärs. Happy new year Gegen Elf breche ich auf an den See. Unmengen von Menschen sind unterwegs, strömen an die Ufer, um das kommende Feuerwerk zu betrachten. Die meisten sind jung und kleiner als ich, so dass ich keine Probleme habe, mir einen geeigneten Platz in der zweiten Reihe zu sichern.
Zum zweiten Male während meiner Reise habe ich die Gelegenheit Neujahr zu feiern, diesesmal jedoch authentischer als am Strand in Myanmar. Zwar bin ich nicht von hier, es hindert jedoch keine Absperrung die Einheimischen daran, mich in ihre Mitte zu nehmen. Könnte natürlich auch daran liegen, dass ich ein Schirmträger bin, es kühl ist und feiner Nieselregen alles und jeden aufweicht. Ein paar der Jungs rücken mir ziemlich dicht auf die Pelle, nicht dass mir dadurch kuschelig warm würde, nein die sind bereits völlig durchgefroren und saugen mir förmlich die Wärme aus der Schulter.
Um 23:59 wird der Schirm eingeklappt und 00:01 beginnt das Feuerwerk. Leider sorgt das diesige Wetter dafür, dass man das ordentliche Feuerwerk in all seiner Pracht mehr erahnen als sehen kann. Vielleicht sorgt die Feuchtigkeit auch dafür, dass der Schall besser geleitet wird, doch glaube ich auch, dass hierzulande Feuerwerkskörper mit deutlich mehr Wumms eingesetzt werden als bei uns. Ab und an fallen die zerfetzten Reste der Knallkörper vom Himmel. Ich muss bei dem Gedonner der Explosionen daran denken, dass einige der älteren Bewohner sich dadurch bestimmt an den Bombenhagel erinnern werden, der sie in die Steinzeit zurückbefördern sollte.
Um 00:15 ist das Feuerwerk vorüber, es gibt nochmal Beifall und dann stürmen gefühlte Achtundzwanzig Millionen Menschen und Zehn Millionen Roller los. Und selbst bei Nacht, im Nieselregen und unübersichtlichem Gedränge auf glatter Fahrbahn finden sich Tiefflieger, die während der Fahrt unbedingt eine SMS tippen müssen. Das geht nicht immer gut… Mein Taxishuttle zum Flughafen scheint ein rares Gut zu sein, oder aber es soll die Gelegenheit genutzt werden durch weitere Passagiere – ein russisches Päarchen – ein Zusatzgeschäft zu machen – mal sehen, welchen Preis ich nachher zu berappen habe – an sich sollte es billiger für mich werden.
Vorhin habe ich online auch bereits einen weiteren Flug von Hue zurück nach Hanoi gebucht – ich erspare mir dadurch eine knapp Dreizehnstündige Zugfahrt für etwa Zwanzig Euro mehr. Ich bin allerdings zuerst grandios am supersicheren Mastercard Securecode gescheitert, für den man ein weiteres Kennwort bei Bezahlung eingeben muss. Passwort nicht akzeptiert, Karte für Onlineverwendung gesperrt – prima. Der einzige der von diesem System profitiert ist Mastercard, weil es den Missbrauch von Dritten erschwert. Für mich als Kartennutzer bedeutet es nur Zusatzaufwand oder wie in diesem Falle Probleme. Ich bin gezwungen per Skype eine (immerhin kostenlose) Nummer auf der Kreditkarte anzurufen, damit diese nach dem Wochenende reaktiviert werden kann.
Überhaupt habe ich vorhin mit Verwandten und Bekannten geskypt und es hat prima für ein paar Cent geklappt.

Emsige Buddelei

Vientiane, Lao Peoples Dem Rep

Der VIP Bus von Vang Vieng nach Vientiane stellte sich als überteuerte Localbusvariante heraus – ein Seelenverkäufer von vor vierzig Jahren, keine Aircon und mit bemerkbarer Bremsschwäche. Die Fahrt dauert zum Glück nur drei Stunden und durch kleine Schiebefenster habe ich warmen Fahrtwind zum Atmen. (Neben mir sitzt leider so ein Wiedehopfbackpackerfalang, der nach ausgiebigem Alkoholgenuss auch bis 10:00 nicht in der Lage zur grundlegenden Körperhygiene war)
Vom nördlichen Busbahnhof geht es mit dem SammelTukTuk direkt weiter ans Mekongufer und dann ins Gasthaus. Dort findet man zuerst meine Buchung nicht und lässt mich meinen Computer auspacken, um die Bestätigungsnummer nachzuschauen, dann aber findet man mich doch noch, nicht im Computer, aber bei den ausgedruckten Faxen. “Sorry the computer is not always working”
Der Reiseführer hat recht, die Zimmer sind recht klein, aber auch nach Tasche abstellen ist noch genügend Platz um zwischen Bad und Bett zu zirkulieren, was will man mehr? WLAN reicht natürlich nicht bis in den zweiten Stock, so muss ich ins Foyer um Online zu gehen. Am Mekong wird emsig gebuddelt – es scheint, es wird eine Uferpromenade gebaut. Vielleicht auch etwas Anderes, mir fällt jedenfalls ein chinesischer Torbogen auf, der vor zwei Jahren noch nicht dort stand – ein chinesisches Bauprojekt? Passend zur Freundschaftsbrücke nach Thailand die Freundschaftspromenade aus China? Ich zapfe mir noch etwas Bares aus einem Geldautomaten und speise meinen Laosreiseführer sowie zwei Romane in den Bücherkreislauf ein; in einem Secondhandbuchladen, der laut zwei Deutschen, die ihn verlassen keiner sei. Wenigstens sagten sie, sie hätten bisher keinen entdeckt. Die gute Frau an der Kasse schaute mich etwas konsterniert und dann belustigt an, als ich nach einem Secondhandbuchladen fragte: Ob ich mich vielleicht einmal umschauen möge???
Ich nehme einen chinesischen Roman: Die Frauen des Hauses Wu mit und lasse mir den Restbetrag auszahlen, etwas später sitze ich für das Geld bei einem hervorragenden Redcurry im Full Moon Cafe, ich hatte der Versuchung auf ein Western Food Pita Curry Chicken widerstanden. In einem anderen Restaurant direkt am Ufer schien man es nicht nötig zu haben, zu bedienen, da bin ich nach ein paar Minuten halt wieder gegangen – zum Glück! Über- versus Unterversorgung Den einen Moment hat man Hunderttausende in der Tasche und denkt sich, was soll ich jetzt nur mit dem Geld anfangen und wenige Augenblicke später ist es regelrecht verdampft. Aber Essen muss ich, Zahnpasta und Shampoo sind kein Luxus und auch zu einer traditionellen Laomassage zum Abschluss meines Laosaufenthaltes fühlte ich mich genötigt…
Wieviel der TukTukTransfer zum Flughafen morgen kosten wird, hat sich mir nicht erschlossen – als ich vorhin einen Fahrer nach dem Preis fragte erhielt ich sieben verschiedene zwischen 10 und 50Tausend – ein vom Gasthaus organisiertes Taxi kostet 60Tausend.
Werde wohl nicht drum herum kommen, um einen guten Preis zu feilschen – Authentic Asia: Fährst Du schon, oder debattierst Du noch?
Vorhin sah ich in einer Straße ein umgebautes Darmstädter Feuerwehrauto stehen, mit Webadresse drauf: www.project-asia.com – es ist immer wieder interessant, welche Menschen, aus welchen Gründen längere Zeit verreisen…
Meine Reise ist anders, ich bilde mich fort – nicht nur sprachentechnisch, sondern habe heute Vormittag etliche podcasts zum Thema Softwarearchitektur heruntergeladen – in einem entspannten Augenblick versuche ich diesen zu lauschen. Nach einer notdürftigen Reparatur eines Antennenkabels war ich gestern in der Lage, aus 200 Kanälen Schnee Deutsche Welle TV in rauschhafter Pracht hervorzuzaubern und der Diskussion bei Anne Will zu folgen, ob unser Staat denn nun ein niederträchtiger Hehler ist, wenn er die DatenCDs mit den Steuerverbrechern kauft oder nicht. Über staatlich geförderten Datendiebstahl ereiferten sich Anlage- und Managmentberater, stillschweigend wurde versucht Ursache und Wirkung zu verdrehen, denn die “entwendeten” Daten gehören den Steuerbehörden, wurden ihnen vorenthalten. Es ist ärgerlich, dass der Staat Millionen an eine dubiose Person zahlen muss, um die Daten zu erhalten, und hoffentlich werden diese Kosten mit fettem Aufschlag von den dadurch geschnappten Steuerbetrügern eingezogen. Die betrogene Bank möge sich am hinterlistigen Datenverkäufer schadlos halten. Aber wer weiß, womöglich wurden auch reale, unverfälschte “Test-“Daten einem externen Dienstleister zur Verfügung gestellt. Damit haben ja auch Deutsche Unternehmen in der letzten Zeit Erfahrungen mit breitem Medienecho gemacht…
Wenn zeitgleich ein Liechtensteiner Gericht, wegen Steuerhinterziehung verknackten Deutschen eine Entschädigung in Millionenhöhe zuspricht, weil die Bank nicht davor gewarnt hat, dass ihr illegales Treiben aufgrund von Datendiebstahl auffliegen könnte, dann entbehrt dies nicht gerade einer gewissen Ironie…Irgendeiner der Diskussionsteilnehmer bei Anne Will forderte die straffreie Selbstanzeigeregelung und somit das Nullsummenspiel bei Steuerhinterziehung abzuschaffen. Wenn alternativ in Zukunft Schweizer oder Liechtensteiner Banken die Strafbescheide begleichen – soll man da nun lachen oder weinen?
Heute ist das zentrale Thema, dass Deutschland nun offiziell nicht mehr Exportweltmeister ist, sondern China, mein emerging target market.
Zu fliegen bedeutet für mich auch immer Taschen umpacken, insbesondere wenn man, wie ich (gewichtstechnisch) am Limit reist. Taschenmesser, Insektenspray und Sonnencreme raus aus dem Handgepäck und schwere Reiseführer und alle Technik rein. Schwere Wanderschuhe an die Füße, Jeanshose an – Moment was sagt der Wetterbericht? Uhoh 31 Grad in Hanoi? – ok dann Jeanshose doch nicht an. Wieviel Kilogramm zuviel werden es wohl diesmal sein?
Momentanes Wetter in Qingdao: exakt wie daheim, knapp unter Null Grad
und Schnee, jedoch gefühlte minus Dreizehn – brrr! Aber es sind ja noch
knapp drei Wochen, in denen Kälteschock auf weniger als Fünfzig Grad
absinken kann…

The task not to be “Happy”

Vang Vieng, Lao Peoples Dem Rep

Sechs Stunden war ich mit dem V.I.P Bus unterwegs, hatte einen Logenplatz vor der Bordtoilette, auf die der Dreißigminutenmann, ein Finne denke ich, bereits fünf Minuten nach Abfahrt mindestens alle dreißig Minuten geht und Flüssiggasbomben abwirft. Ui.
Bereits nach seinem ersten Besuch ist die Chemietoilette sichtbar vollkommen eingeschissen, denn er ist so nett, die Tür offenstehen zu lassen und dann mit seiner Wasserflasche wenigstens die Wände abzuspritzen.
Wenn ich bis dahin noch die Befürchtung hatte, ebenfalls die Toilette aufsuchen zu müssen, hieß es spätestens jetzt: Arsch zukneifen!
Die Fahrt führt in Serpentinen durch grüne Berge herauf und herab, eine mir bekannte Strecke mit Ausblick auf ein paar sehr schöne Karstformationen. Ich kann nur nicht glauben, dass hier schon immer so wenig Bäume wuchsen, ich nehme mal an, dass spätestens mit dem Ausbau der Strasse die Bäume geschlagen und abtransportiert wurden. Schade eigentlich und fraglich, wie lange dieser Raubbau noch gut geht. Zur Mittagspause hält der Bus an einem Restaurant. Ich lerne, dass ein Abschnitt des Bustickets den Coupon für eine einfache Mahlzeit darstellt. Hätte ich ja auch lesen können, nur leider auf laotisch. Einfach ist Nudelsuppe, genau das Richtige, Alternativen wie Reis oder Gemüse kosten extra.
Mein Busticket liegt natürlich im Bus, so muss ich durch einen mittleren Wasserfall hinaufsteigen, der die Treppe hinabläuft – der Beifahrer flutet mit einem dicken Wasserschlauch großzügig die Bordtoilette, die Bustür ist der Abfluss.
(Die Reinigungsmaßnahme hält übrigens nur bis fünf Minuten nach Abfahrt an, bis der Dreißigminutenmann erneut zuschlägt.)
Die Suppe ist würzig und lecker und vom Mittagessen ist es dann nur noch eine knappe Stunde bis Viang Vieng, durch relativ ebenes Gelände. Mit dem TukTuk für 10.000Kip pro Person geht es die knappen zwei Kilometer ins “Zentrum” von Viang Vieng – wieder so eine klevere Geschäftsidee, den Busstop ausser Gehweite zu verlegen. Ich schaue mir drei Zimmer an, von Gefängniszelle über verlottert (wo ich ursprünglich reserviert hatte und ich nun heilfroh bin, nicht zu übernachten) nach angenehm eingerichtet, aber doof zwischen Baustelle und Schulhof gelegen hin zu NetterBalkonGutesBettUndBadAberCharakte rarm, ziemlich außerhalb, wo ich beschließe zu bleiben, um nicht weiter meine Tasche durch die Hitze rollen zu müssen. Der Preis pro Nacht liegt nun beim Vierfachen (150.000Kip), deshalb schaue ich mich den Nachmittag noch nach günstigeren Alternativen mit mehr Charakter um. Vergeblich und ernüchternd, ich fürchte fast, in diesem Ort wird Charakter nur von betuchten Touristen gefragt und kostet dementsprechend. Die meisten Unterkünfte sollen wohl den Zweck “Rauschausschlafen” erfüllen und dazu reicht ein dunkles Loch. Das junge Touristenvolk hier anzusehen, wie es vor dem Fernseher liegt und Friends oder vor allem FamilyGuy anschaut und dabei zum Teil “Happy”-pizzen oder -shakes zu sich nimmt, die wer weiß welche Amphetamine oder Drogen enthalten, ist interessant, aber ich verstehe die zugrunde liegende Denke nicht. Denkt da überhaupt wer? Mir reichte als Amusement, wie in Luang Prabang, als ich vor einem Straßenladen meine kalte Dose Leichtcola öffnete und ansetzte, in dem Moment bei dreißig Grad jemand in blauer Steppjacke auf mich zukam – original wie aus der Sesamstrasse: “Psst, Opium, Marihuana?” – und ich mich fast vor Lachen verschluckte.
Aber ich wusste ja, was mich erwartet, verändert scheint sich in zwei Jahren nicht viel zu haben, nur gibts jetzt viel viel mehr Internet mit “Facbook” und Skype und Alben und Videos für iPod.
Nichts wie raus aufs Rad und rein in die Umgebung! Tuber in freier Wildbahn Aus dem Ausflug mit dem Rad ist bisher nichts geworden – mir war zu warm, zu unlustig und die Fahrräder zu teuer: wenn ich für wenig mehr einen Roller mieten kann, der mir Fahrtwind ganz ohne Anstrengung liefert, warum sich dann selber in der Hitze abmühen? Genau.
Der Tag schreitet voran, während ich den Ort, und seine “Partyinsel” erkunde und in Gedanken überprüfe, inwiefern es sich in den letzten zwei Jahren verändert hat. Die Insel ist nicht wiederzuerkennen: die Ufer sind nun “ordentlich” mit Plastiksandsäcken befestigt und am Ende wurde aufgeschüttet und zubetoniert und jede Menge Teakholzhütten und regelrechte Häßlichkeitshütten, in einer Art Fachwerk für Arme, nur aus Asbestpappe wurden draufgesetzt. Nur ein Drittel erkenne ich weitestgehend wieder, die riesigen Lautsprecher, die Hängematten, doch auch hier wurden die Feuerstellen bereits mit Sitzebenen drumherum professionialisiert. Das gammelige Lotterleben wird langsam aber sicher verdrängt. Doch wodurch? Bauten in einer Überschwemmungszone, bei denen eine existierende Bauaufsicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde? Abgeholzt, planiert und mit Hütten vollbetoniert.
Für den nächsten Tag buche ich eine Kayak und Cavingtour, denn ausschließlich Kayak gibt’s hier nur individuell – soll heißen zum fünffachen Preis. Ok, auf Caving lege ich keinen Wert, will mich nicht auf einem LKW-Schlauch an einem Seil durch eine dunkle Höhle zu ziehen, aber ich könne ja außerhalb warten. 90.000Kip macht es, inklusive Mittagessen. Ok. Ich vergaß mein gestriges Frühstück zu erwähnen, im Kangaroo Sunset – ein glorreicher Fehler, der meine Verdauung um Tage zurückwirft. Überhaupt scheint es ratsam zu sein, hier jegliche Etablissements zu meiden, die von Iren, Engländern oder Australiern betrieben werden, es sei denn, um dort verschlossenes Flaschenbier zu kaufen oder das coole Abenteuer in der Gefahr zu suchen. Die Betreiber scheinen durch die Bank weg ihre besten Kunden zu sein, und Halbdelirium und verantwortungsvolle Gastronomie vertragen sich nicht miteinander.
Ich nehme jetzt mal ein paar von den Antibiotika, die ich in Chiangmai gekauft habe und versuche die Darmfremdbesiedlung wieder auszurotten. Mich per Hochprozentigem versuchsweise innerlich zu desinfizieren, dazu ist mir mein Augenlicht zu wertvoll! So eine Kayaktour auf dem Nam Song könnte durchaus nett sein, wenn der Tourveranstalter nicht einen Deal mit der LoveLifeBar hätte, und dort für über eine Stunde pausieren würde. Diese befindet sich inmitten eines Bermudadreiecks, das aus einem halben Dutzend gegeneinander anlärmenden Musik- und Wassersprungbars besteht. Geschätzte Lautstärke 110dB, eine einzige Kakophonie aus Pop, Reggae und Techno. Scheint aber vielen jungen Leuten dort zu gefallen, oder den ultimativen Vorwand zu liefern, den Alkohol direkt aus kleinen Plastikeimern zu konsumieren. Into Tubing ist DER Slogan auf T-Shirts. Fast jeder trägt so eins, man will ja in sein.
Es wird viel Haut und Tatoo gezeigt, gezecht und getanzt – fast wie unser Karneval, nur bei tropischen Temperaturen und dem kühlenden Naß zwischen den Tränken. Wer bereits zu betrunken ist, um allein an Land zu gelangen, der wird vom Personal mehr oder weniger gekonnt geangelt.
Das geschieht durch Bewurf mit einer halbvollen Plastikwasserflasche mit Leine dran. Hundert Punkte gibt es, wenn man den Kopf des Tubers trifft und dann die Flasche durch den Schlauch ins Wasser fällt; nur Einen wenn der Wurf daneben geht, aber der zu Angelnde die Leine greift.
Der Gesichtsausdruck einer einheimischen Verkäuferin sprach Bände, als sie eine torkelnde Engländerin davor bewahrte in ihrem Stand auf Toilette gehen zu wollen und zur Seite Richtung Abort geleitete.
Mit welcher Gelassenheit die Einheimischen die aus aller Welt angereisten Alkoholiker ertragen ist sowohl bewundernswert als auch erschr eckend…
Wobei mir ein Ausspruch eines Kollegen in den Sinn kommt, der mir sagte er würde nicht Geld für eine Reise sparen wollen, sondern er wolle jetzt leben – andere sparen um eine Reise zu tun und währenddessen umso mehr zu leben, zu erleben. Wobei sich die Menschen lebendig fühlen, und was tolle Erlebnisse für sie sind, darin unterscheiden sie sich doch sehr. Unterirdisch Am morgen wollte ich über Mobilfunkverbindung kurz auf E-Mails checken und wunderte mich, dass das Guthaben der Prepaidkarte erschöpft war – auf wundersame Weise hatte es der Virenscanner geschafft sich ein fettes Update zu gönnen, rien ne vas plus.
Also gönnte ich mir ein weiteres ETL Rubbellos, um im Pannenfall mit dem gemieteten chinesischen Moped Hilfe herbeitelefonieren zu können. Theoretisch, denn praktisch hätte mich eh keiner verstanden. Als ich ein Busticket nach Vientiane für übermorgen kaufen wollte, wurde ich auch nett angestrahlt, der Mensch kopierte auch eine andere Quittung, wollte Geld, doch fragte ich erst mich, dann ihn, dann wieder mich, wo er denn notiert hätte, wo man mich abholen solle und an welchem Tag? Schwupps bekam ich einen Telefonhörer, aus dem eine Englisch sprechende Stimme darum bat, etwas später nochmals vorbei zu schauen…
Dass man Geld von einem will, das können sie alle von sich geben. Zu erklären wofür man ihnen denn Geld geben solle, da wird es recht abstrus, beginnt das große Schweigen oder angeregtes Gestikulieren. Im Hinterland von Viang Vieng überquere ich mit dem Moped eine recht baufällige kleine Holzbrücke, tritt am anderen Ufer eine Frau aus einer Hütte und ruft “Kip!” Wofür? Ein Fingerzeig auf die Brücke. Wieviel? 10.000 Unverschämt, und oberhalb der Nepptoleranzschwelle. Ich sage zahl ich nicht, grinse und fahre eben wieder zurück über die Holzbrücke. Hatte eh den Eindruck, dass der Weg in die Irre führt.
Penetrant sind auch die selbsternannten Höhlenguides, zumeist kleine Kinder, die meinen, neben einem stumm herlaufen zu müssen und dafür anschließend Geld zu verlangen. Ist vielleicht besser, als wenn sie wie von Sprechperlen angetrieben, das offensichtliche daherplappern würden: “Weg, Stein, Höhle, Baum…” In der Türkei habe ich einem “Guide” sogar einmal Geld gegeben, dass er mich endlich in Frieden lässt,
Nach meinem ersten Höhlenbesuch am Vormittag war ich jedoch trotz tatsächlicher, auch wenn unverlangter “Guidance” nicht dazu bereit, dafür das Fünffache des Eintrittspreises zu berappen. Ich hielt jedem einen Anstandsgeldschein hin, mehr nicht. Könnte vielleicht daran liegen, dass man mich bezüglich der Höhle belogen hatte, und der von mir niemals eingeschlagene “Weg” im Inneren darin bestand meinen Rucksack vor mir durch eine enge Röhre zu schieben und auf dem Bauch hinterherzurobben. Für nichts, vor allem keinem See oder liegenden Bronzebuddha. Ich war not amused über die klaustrophobische Dreckserfahrung, denn der Boden war aus Lehm!
Einige Leute kamen mir entgegen, darunter auch ein recht dicker Mann, der in dieser Röhre sicher stecken bleibt. Eine Gruppe drehte aufgrund meines Aussehens meiner Erzählung sofort und verlangte das Eintrittsgeld zurück, weil auch sie “fehlkommuniziert” wurden. Ich hatte übrigens helle Kleidung an und werde bald wissen, ob der lokale Laundryservice mit Höhlenschlick fertig wird… Einige Kilometer später fand ich dann die gesuchte Phou Kam Höhle an einer blauen Lagune. Dort gab es einen liegenden Buddha in einer absolut riesigen Höhle, mit der ich zusammen mit einer Frankfurterin nur im Schein unserer Sirnlampen herumstolperte. Ein nettes Abenteuer ich genoß ein Kaltgetränk unter Bäumen, wir unterhielten uns ein wenig und schauten dem Treiben im Wasser zu. Wie daheim? Drei identische Zimmer, drei identische Verkabelungen? Beileibe nicht. Ist im einen Zimmer der linke Schalter für das Licht im Bad, so ist es im Nächsten der Lüfter und im Dritten der für die Hauptbeleuchtung. Es heißt flexibel zu bleiben. Einerseits von mir, wieder einmal das Zimmer zu wechseln (das erste Mal wechselte ich aus eigenem Antrieb von charakterarm nach stimmungsvoll), da eine Reservierung für mein Zimmer vorliegen würde; natürlich stellte sich das zuerst vorgeschlagene Alternativzimmer als deutlich schlechter heraus (charakterlos), aber dann fand sich wunderbarerweise Eines genau über meinem vorherigen, nur mit zwei Einzelbetten und besserer Aussicht. Und natürlich erneut anderer Verkabelung, wie ich bei der Suche nach der Badbeleuchtung feststellen musste. “Deutsche” Gründlichkeit, dass es eine Art Masterplan gibt, in dem angegeben ist, dass der linke Schalter immer fürs Bad zuständig sein sollte gibt es hier nicht. Dafür gibt es laotische Gründlichkeit bei der Eintrittskartenkontrolle: Zwei Personen sitzen zusammen am Eintritt, Falang trifft ein (Ich), Person1 (Frau) spurtet Vier! Meter zum Büdchen, um ein überteuertes Ausländerticket zu verkaufen, Falang steckt Ticket (gelb) ein, Person1 geht zu Person2( Mann) zurück, Falang (Ich) geht genau Viereinhalb Meter weit, bis ihn ein energischer Anruf “Ticket!” erreicht. Wer jetzt glaubt dass Person2 das Ticket entwerten möchte, das Falang (Ich) sorgsam im Portemonnaie verstaut hat, der täuscht sich, Person2 wirft nur einen kurzen Blick darauf. Entweder ist der Mensch extrem kurzsichtig, oder er unterstellt seiner Kollegin, sie hätte mir eine falsches, Einheimisches (weißes) Ticket verkauft, oder er ist einfach nur total gelangweilt und bar jeder alternativen Daseinsberechtigung. Vergleichbares habe ich ja auch schon daheim erlebt, dass geleistete Arbeit zunichte gemacht werden sollte, nur damit sie noch einmal gemacht werden konnte, aber dann von der “richtigen” Person.
Ist schon verrückt, knapp zwei Monate bin ich nun unterwegs, aber solche Absurditäten finde ich immer wieder vor, und erinnern mich an daheim. Wie lautete doch ein Kommentar im Blog? “Mir scheint die Menschen sind überall gleich…”? Zwei Körnchen Wahrheit liegen schon darin, aber ich möchte nicht die breite Masse verunglimpfen und alle über einen Kamm scheren. Andererseits, in der dritten Welt Verhältnisse wie daheim vorzufinden? Ist das gut oder schlecht? Für wen? Mein heutiger Weg führte mich quer durch Felder, auf der Suche nach dem “direkten” Weg, immer mit dem Gedanken, ob denn der eingeschlagene Weg wirklich frei von Blindgängern oder vergessenen Minen ist und keine giftigen Schlangen im Gestrüpp lauern. Einerseits sollte man aufstampfen, damit die Schlangen einen früh genug hören und aus dem Weg gehen und nicht überrascht und erschreckt zubeißen, andererseits erhöht festeres Auftreten natürlich die Explosionswahrscheinlichkeit einer Bodenmine. Absurde Gedanken? Dann möge man sich die Bombenhülsen anschauen, die sogar als Pfosten einer lokalen Brücke verwendet wurden. Um eine Gefahr zu wissen, macht es nicht automatisch unwahrscheinlicher, nicht durch sie umzukommen.
Mich hat es jedenfalls nicht zerrissen, und auch eine abenteuerliche Bambusbrückenkonstruktion, die es zu überklettern galt hat mich nicht abgeschreckt oder abgeworfen. Bambus ist stabiler, als es den Anschein hat, dass muß man sich immer nur vergegenwärtigen, wenn man ein paar Stangen daraus sein Leben anvertraut, immerhin werden in Asien sehr sehr hohe Gerüste beim Häuserbau aus Bambus erstellt, da er leicht und zugleich extrem belastbar ist.
Als Belohnung gönne ich mir ein Atom-Eis, ein unteilbarer Genuß sozusagen. Später wurde ich dann DIE Attraktion für eine laotische Reisegruppe, mit der sich einige weibliche Mitglieder fotgraphieren lassen wollten. Warum au ch immer.
Und meine Wäsche scheint Kraft der manuellen Reinigung von Höhlenschlick befreit zu sein, also warum nur habe ich mich gestern so verstimmt gezeigt? War doch nur Dreck. Alles wird sauber, alles wird gut. Ein kurzer Werbeblock:
Wer sich in Vang Vieng aufhält, sollte das Frühstück #19 im AK OK Guesthouse (neben letzter hoher weißen Bauruine auf Uferstraße) probieren – bislang ungeschlagenes Preisleistungverhältnis in ganz Laos! Steak und rotes Curry waren dort ebenfalls über jeglichen Zweifel erhaben.
Ist weder Australisch, noch Englisch oder Irisch, also gut verträglich… P.S.
Um die Tuber live in action zu erleben, muss man sich nicht aufs Wasser begeben, nur ein paar Kilometer nach Norden aus dem Ort fahren und dann bei einem gelben Laobeerreklameschild mit “Thavisouck Somphong” (Oder so ähnlich) links abbiegen, et voilà man gelangt ins Epizentrum, wo auch Einheimische dem Treiben fassungslos zuschauen…

Kurzes Intermezzo

Luang Prabang, Lao Peoples Dem Rep

Das Boot brachte mich zurück nach Luang Prabang, in das selbe Gasthaus, dort habe ich einen guten Draht zur sanitären Einrichtung, und das ist gut so.
Über meinen ersten Alkohol in diesem Jahr, eine Flasche Laobeer (das Glas Sekt zum Jahreswechsel zähle ich mal nicht mit), scheint mein digestives System in Partystimmung geraten zu sein und bekommt sich nicht mehr ein, vor allem nicht bei meiner heutigen Ernährung mit viel (süßem) Obst. Ich bin ja lernfähig und habe hoffentlich die richtigen Schlüsse gezogen und gönnte mir am Abend im Jomacafe eine Minestrone (Kartoffelknoblauchsuppe war aus) mit Salat und schwarzem Tee.
In Utopia entwickele ich mich zum Stammgast und wurde bereits vermisst. Mit einem Nullgang, Sensorschloß (öffnet bei Berührung) Fahrrad in postgelb gurkte ich durch den Ort, und hielt nach Unbekanntem und Sehenswertem Ausschau – Fehlanzeige.
Dem Impuls den chinesischen Wälzer “Brüder” gegen eine pubertierende Vampirschmonzette einzutauschen habe ich widerstanden und es der öffentlichen Bibliothek geschenkt. Internetzugang per WLAN im Zimmer ist eine feine, jedoch zwiespältige Sache, so kann ich einerseits das Tief Miriam aus sicherer und warmer Entfernung verfolgen und Buchungen erledigen, mich andererseits nur darüber wundern, dass nun ungesicherte Leerverkäufe von Wertpapieren wieder erlaubt wurden. Bisher haben wir also nix aus der Finanzkrise gelernt, es ist wieder schick, etwas zu verkaufen, was man überhaupt nicht besitzt, in der Hoffnung es billiger zurückzukaufen, bis jemand den Schwindel bemerkt! Na und wenn das nicht klappt, dann ist es wieder keiner gewesen, oder man ist too big too fail, oder Systemrelevant.Na Prima. Warum stellt keiner ernsthaft die Systemfrage? Brauchen wir ein System, in dem Schwindel Spekulation ist und Luftnummern Werte darstellen? Vielleicht der ein oder andere Steuersünder, der von einem anderen Ganoven auf CD gebrannt und dem Finanzamt zum Verkauf angeboten wurde? Gefällt mir, wenn sich Verbrecher gegenseitig ans Messer liefern! Morgen früh geht es dann im VIP Bus nach Viang Vieng – sieben Stunden lang wollte ich mich dann doch nicht in einen Minivan quetschen lassen, nur um ein paar Tausender zu sparen – die Millionen rauschen mir ohnehin förmlich durch die Finger, ohne dass ich in Luxus schwelge.

Alles im Fluss

Muang Ngoy, Lao Peoples Dem Rep

Bei Muang Ngoi ist sich der Fortschritt noch unschlüssig, ob er eintreten soll, oder nicht: Strom gibt es hier nur per Generator, in meinem Gasthaus von Sechs bis Neun – so heißt es, doch was heißt das schon in Asien? Es ist gleich halb Sieben und dunkel, doch von Strom gibt es keine Spur.
Mein “wunderbares” Acer Laptop erklärte sich mal wieder solidarisch und schaltet sich wie von Geisterhand ein, auch zugeklappt, mit dem Resultat, dass nur noch wenige Minuten Batterielaufzeit verblieben sind. Ich glaube ich muß meditieren, um mich nicht deswegen zu ärgern. Bis ich das Gerät zur Garantiereparatur in ein paar Monaten bringen kann, muß ich wohl doch wieder den Akku herausfummeln. Womöglich gerät es dann erneut in den Flipflopbootmodus: Ich schalt mich an ich schalt mich aus… Absurd, wer ansonsten keine Probleme hat, der nimmt sich Technik mit auf eine Reise. Soeben ist ein Schiffsdieselgenerator in ei***** Entfernung langsam angesprungen, es gibt Strom. Ich zögere angesichts der flackernden Glühbirnen, ob ich das Netzteil nun einstöpseln sollte, erinnern mich die Stromschwankungen doch stark an Myanmar, aber der Netzadapter hat einen Überspannungsschutz (oder ist es ein Spannungskontrollglimmlämpchen?) und das Netzteil sollte auch noch mit 100V Spannung klarkommen, so wage ich es und stelle mein Getippe auf Netzbetrieb um. In Form von Touristen und zugehöriger Verpflegung hat der Fortschritt Einzug gehalten, ein Schild weist darauf hin, dass eine Sauberkeitssteuer von 2000Kip für die Müllbeseitigung bezahlt werden sollte; diese scheint darin zu bestehen, den Müll am Ortstrand abzukippen. Vielleicht folgt aber auch keiner der Sollempfehlung.
Für die Touristen werden an mehreren Stellen weitere Hütten gebaut. Vor allem ältere, solvente Reisende scheint es hierher zu ziehen, trotz der nicht ganz einfachen Anreise, denn den Ort erreicht man nur durch eine einstündige Bootsfahrt ab Nhong Kiaw, eine Straße gibt es nicht. Die Anreise im voll beladenen Boot, zum Teil im Zeitlupentempo durch reißende Stromschnellen des Nam Ou hinauf, war abenteuerlich. Der Ort ist malerisch inmitten von Karstbergen gelegen und hat eine tolle Aussicht auf den Fluß. Angesichts der Stromknappheit gibt es in meinem Gasthaus, wie zumeist im Ort, keine heiße Dusche, nur kaltes Wasser. Heißwasser per Solaranlage oder Propangas hätte den Zimmerpreis glatt verdoppelt, was ich für unnötig hielt, bis ich am kühlen Morgen meinen Astralkörper unter eine auf den sehr kalten Boden nackter Tatsachen zurückholende Dusche stellte. Tröpfchenweise, man ist ja nicht mehr der Jüngste und m mit morgendlichem Eiswasser sollte man vorsichtig umgehen. Nachdem ich mich so richtig erfrischt hatte, machte ich mich auf zum Frühstück eines Eierbaguettes und freute mich wieder über meine Ersparnis. Ich bemerkte am ersten Abend, dass die Wand zum Nebenzimmer ab einem Meter Höhe nur einen Hauch von Nichts, genau zwei Lagen lackierter Bambus bilden, very basic. Ich konnte gestern sogar die Atemgeräusche der Franzosen nebenan hören und ein paar trübe Lichtstrahlen ihrer Zimmerglühbirne drangen in meinen ansonsten dunklen Raum. Wie selbstverständlich sie den Strom nahmen, und alles anschalteten, was anzuschalten war – fehlte nur noch, dass nebenan ein Reisefön eingestöpselt worden wäre und die Hauselektrik, vermutlich mit Bambushaus verschmort wäre. Heute scheint das Nachbarzimmer leer zu sein, wie so oft herrscht ein permanentes Kommen und Gehen. Wenn ich’s genau betrachte, hatte meine letzte Bambushütte auch keine dickeren Wände, nur bestand der Abstand zum Nachbarn immerhin zwei Meter Luftlinie. Aber die Franzosen waren lautlos bis zum Morgen. Das fehlende Moskitonetz im Zimmer scheint kein Problem zu sein, konnte keine Moskitos im Zimmer ausmachen. Es riecht jedoch phasenweise nach Klostein, vielleicht ist es auch irgenwelches Insektengift. Die Badezimmerkakerlaken zeigten sich davon unbeeindruckt, von den Badelatschen jedoch nicht.
Ich spielte mit dem Gedanken mein eigenes Moskitonetz aus der Tasche zu kramen und an den Deckenhaken in über drei Metern Höhe zu bekommen. Mangels Leiter oder kletterbarem Mobiliar hätte ich mit Schnüren und Haken wild improvisieren müssen, aber dazu war ich zu faul. Mobilfunk ist in Muang Ngoi zwar mit maximaler Empfangsstärke gegeben, steht ein Sendemast doch kaum übersehbar hinterm Haus, aber eine Datenverbindung kommt genau solange zustande, wie keine Daten übertragen werden sollen. Sinnfrei sozusagen, nix mit online gehen. Auf einem schmalen Trampfelpfad ging es durch Reisfelder, Bäche und Dörfer, vorbei an einer Höhle, aus der ein kristallklarer Fluß entspringt. Der Untergrund in der Höhle ist sehr uneben und zum Teil lehmig und weiter unten wartet gluckerndes Wasser, so dass ich mich trotz Stirnlampe nicht allzu weit hinein wagte. Wieder eine verpasste Gelegenheit ein Studienobjekt für zukünftige Höhlenforscher abzugeben.
Außer einer Friednoodleverfütterung inmitten von Reisfeldern, rostigen Blindgängern, Schlangen (tot) sowie monströsen Spinnen (schüchtern) am Wegesrand war es ein bewegungsreicher, aber nicht bewegender Tag. Gegen Morgen meldet sich die Verdauung, blitzschnell – prima, an sich nicht schlimm, doch problematisch, wenn eine sechsstündige Bootsfahrt auf dem Nam Ou in einer Nußschale von Boot, ohne Bordtoilette ansteht. Ich entjungfere also meine Jumbovorratspackung aus den USA mit Immodiumwirkstoff und nehme zwei Pillen. Das Zeug wirkt bis zu meiner Ankunft in Luang Prabang, da sage noch mal einer, moderne Pharmaerzeugnisse wären Teufelszeug!
Telefonisch habe ich mich dort in meinem letzten Gasthaus bereits angekündigt, ich werde vermutlich zwei weitere Nächte dort bleiben und Watseeing betreiben. Die Steinkrugebene lasse ich erneut links liegen, denn die Gegend dort ist noch weistestgehend Minenverseucht und Steintöpfe, von denen keiner genau weiß, warum sie dort liegen, rufen in mir kein Reisefieber hervor. Berge von Blindgängern und andere Munition, derer sich die Amis vor Vierzig Jahren dort “entledigt” haben sind auch eher deprimierend anzuschauen. Der Versuch, ein fernes Land in die Steinzeit zurückzubomben, besser tot als rot???
Auch hier im Ort wurden Dutzende von Bomben zu Grabenbefestigungen, oder auch mal als Skulptur verwendet. Man muß nicht lange suchen, die Spuren eines Krieges der hier nie erklärt wurde, sind allgegenwärtig. Die Bootsfahrt ab Nhong Kiaw ist abenteuerlich und nur etwas für Touristen, denn beinahe doppelt so teuer wie der Minivan, der bereits teurer als der reguläre Bus ist, dauert die Fahrt auch doppelt so lang. Und ist nicht ungefährlich:manche Stromschnellen haben es in sich, die Felsen sind tückisch und ab und zu hat unser überladenes Boot auch knirschenden Bodenkontakt. Besonders prickelnd ist es, wenn das Boot auf Stromschnellen zutreibt und mal wieder der Motor ausgefallen ist…
Es ging ja alles gut, auch der halsbrecherische Ausstieg hat Niemandem den Hals gebrochen, die Schutzgeister sind ja noch angebunden. Zurück auf Los Wieder in Luang Prabang habe ich das selbe Zimmer, im selben Gasthaus wie zuvor. Und auch der Nachbartempel musiziert nonstop über Megaphon wie zuvor. Nur etwas ist anders: es ist Februar und ein Beerlao am Mekongufer zu den Currymixedvegetables (sehr lecker) erlaube ich mir.
Und dann gehe ich online, buche aufgrund einer Emailempfehlung einer Reisebekanntschaft eine andere Unterkunft in Vientiane und warte lange darauf, dass alle Windows und Virenscannerupdates übertragen wurden…
Das Laptop bootet ohne Murren, nachdem der Akku wieder drinsteckt, will dafür nun hartnäckig mobilfunken. Irg endein ein Ingenieur muß sich etwas dabei gedacht haben, dem System keine vernünftigen Ausschalter verpasst zu haben, nur was?
Ich schalt mich ein, ich schalt mich aus.

Interkontinentales und Interkulturelles am Nam Ou

Nong Kiaw, Lao Peoples Dem Rep

Eine knapp dreistündige Fahrt mit dem Minvan bringt mich nach Nhong Kiaw. Oder auch Non Kiau geschrieben, wie so oft hier in Asien: ein und derselbe Ort hat verschiedenste Schreibweisen. Manchmal beabsichtigt, je nachdem ob die Franzosen während der Kolonialzeit einen Namen in lateinischer Schrift niederschreiben, oder die Engländer, oder der französische mittlerweile anglifiziert wurde. Manchmal auch unbeasichtigt, denn Rechtschreibung in einem anderen Alphabet ist nicht ganz einfach und Buchstabendreher passieren und wenn man schreibt, wie man spricht wird es sehr schnell interessant bei verschiedenen Dialekten.
Ich bin also in Nhong Kiaw angekommen, lud meine schwere Reisetasche vom Dach des Wagens ab, und stand mit geplatzter Hose da. Super, denke ich mir und mache ich auf den Weg über die Brücke, auf der Suche nach den netten Bamboohütten, von denen mir in Luang Prabang berichtet wurde.
Die Zimmerpreise hier scheinen zusätzlich zur Saison recht abhängig von der Tageszeit zu sein – ist bereits viel belegt und kommen weitere Touristen mit Bus oder Boot, gehen die Preise hoch. Früh und bei miesem Wetter dagegen ist es billiger.
Ich schaute mir eine Hütte an, sie erschien mir geeignet, hat zwar nur ein nicht weiter erwähnenswertes Zipfelchen Flußblick, aber ein vernünftiges Bett und Bad mit warmer Dusche, ich zog ein. Ich kann hier bleiben solange ich will. Sumit vom Gasthaus bot mir direkt zwei Jahre an, well das könnte etwas zu lang sein, aber mal sehen. Ok, die Toilette mit Kellenspülung hat ein Durchsatzproblem, ob ich mit ein paar Blättchen Toilettenpapier daran schuld bin, bezweifele ich. Vielleicht werde ich gleich mal nach einem Pümpel fragen.
“Do you have a Pümpel?” – ich stelle mir die fragenden Blicke vor, die ich bei diesem Wort ernten werde, hihi.
Vielleicht auch nicht, denn die professionelle Reparatur meiner geplatzten Hose war eine Sache von zehn Minuten – inklusive Aus- und Anziehen. Ich war kaum eingezogen, geriet ich in eine Unterhaltung erst zu meiner Rechten mit Renee, einer Hälfte eines älteren Ehepaares aus Südafrika und anschließend mit Eric und Robin aus Canada. Beide kommen frisch von ihrer Gibbon Experience und beide tragen mehr oder weniger starke Blessuren. Ich erinnere mich an einen Forenbeitrag ein paar Reisender, dass es dort in den Baumhäusern keine Erste Hilfe Austattung geben würde und sie bestätigten es. Nach ihrer Überzeugung als Kletterer ist das Ganze eine tolle Sache, aber das Zipequipment wäre zum Teil durch Verschleiß bereits unsicher und wenn nicht nachgebessert würde (bei immerhin 160 Euro pro Person) wäre es nur eine Frage kurzer Zeit, bis schwerere Unfälle passieren würden. Ich habe irgendwie nicht gerade das Bedürfnis ebenfalls mit einer klaffenden Wunde am Bein durch tropisches Asien herumzulaufen, nur weil die Bremse versagt und ich ungebremst in eine Holzplattform in luftiger Höhe knalle. Aber dank vorherigem explizitem Haftungsausschluss ist es ja immerhin klar, wer die Verantwortung auch für schlechte Ausrüstung trägt: Der Teilnehmer. “If it is not safe anymore, don’t do it.”
Der laut Webseite gegebene Schutzaspekt der Region wird dort nicht weiter vermittelt, der Schwerpunkt liegt auf Zip-Fun und die Gibbons sind vor den schreienden Zippern längst geflüchtet. Besuche ich bei Verlangen wohl besser einen TÜV geprüften Hochseilgarten daheim… Unsere gesamte Hüttenreihe hatte ein sehr lustiges gemeinsames Abendessen in einem laotischen Restaurant, welches von einem punkigen Exilgermanen mitbetrieben wird. Vielleicht taucht mein Ausspruch, “There are black sheep in orange robes”, demnächst in einem kanadischen Comedyprogramm oder ihrem Fullyearsabbaticalblog auf (Nine months still to go). Mein abgebrochener Meditationskurs scheint ein amüsantes Thema zu sein, vielleicht fehlte mir beim Essen auch einfach nur die notwendige Ernsthaftigkeit. Mal wieder. Eric und Robin werden zur gleichen Zeit in Hanoi wie ich sein, vielleicht sehen wir uns dort wieder, ich bekomme heute frische Hüttennachbarn, denn ich beabsichtige noch mindestens zwei Nächte zu bleiben und dann entweder gen Norden oder wie ursprünglich geplant über Luang Prabang nach Süden weiterzureisen. Vielleicht bleibe ich hier auch, bis ich meine Bücher zu Ende gelesen habe und ready for exchange sind.
Morgen werde ich eventuell eine Boots- und Trekkingtagestour nach Muang Noi machen, welches so in etwa ein Viang Vieng für Langeweiler sein soll. Würde dann ja passen, let’s get serious! Bin ja nicht zum Vergnügen hier. Straßen und Schutzgeister Bei einer morgendlichen Mobilfunkanbindung erfahre ich, dass meine LZK Freistellung auch tatsächlich zu einer Überweisung führt! In erwarteter Höhe, kein Grund also, sich deswegen Sorgen zu machen.
Auf dem Weg zum Frühstück beauftrage ich den lokalen Laundryservice mit meiner Schmutzwäsche und wundere mich über die Annahme, dass meine wenige Synthetikwäsche fünf Kilo wiegen soll. Durch eine hochgehaltene vorindustrielle Waage mit Gegengewicht soll mir das verdeutlicht werden. Das Gewicht wird auf die Fünf geschoben. Das ist mir dann doch etwas zuviel, denn ich weiß, dass sich weniger als zwei Kilogramm Wäsche im Beutel befinden und schüttele lachend den Kopf: No, No!
Vorsichtig wird das Gewicht verschoben, ein Gleichgewicht stellt sich bei der Zwei ein, aber mit etwas Klemmen geht doch auch noch eine Drei… Three Kilo, OK. Es sei gegönnt, denn die Freipümpelung der Toilette gestern war eine zwanzigminütige Schweinerei. Wobei ich der Keramikl definitiv nur den letzten Rest gegeben habe, wie ich noch erkennen konnte, bevor man mich aus meinem Bad aussperrte, denn mein Toilettenpapier ist rosa und nicht weiß… Mit dem Fahrrad geht es auf einer Straße bergan, die vielleicht ebenfalls von den Chinesen gebaut wurde. Ob China in Laos nur deshalb Straßen baut, damit seine Waren einfacher nach Thailand gelangen und im Gegenzug Holz und Gummi zurück transportiert werden können, ich weiß es nicht. Ein wenig schwingt in den Stimmen der Erzähler jedesmal ein gewisser Vorwurf des Eigennutzes mit. Thailand baut ebenfalls in Laos, Staudämme, um Strom zu produzieren. Welche Seite letztendlich mehr profitiert, kann ich nicht beurteilen, aber es profitieren alle: es gibt eine gut befahrbare Straße und rund um die Uhr Strom, auch wenn der Reiseführer noch von wenigen Abendstunden spricht.
Eine Straße eröffnet Chancen, auf Reisende, Anschluß, Handel. Strom ermöglicht unter anderem auch Kommunikation, wie Mobilfunk. Händler können vor einer Fahrt nachfragen, wo ihre Waren gebraucht werden, Kunden können anfragen, die Verkaufschancen steigen.
Straßen und Strom sind Fortschritt, auch wenn fremderstellt. Solange dem Eigennutz ein Fremdnutzen in Summe gegenüber steht, was gibt es vorzuwerfen?
Natürlich gerate ich während meiner Fahrt ins Schwitzen und gegen Abend zeigt es sich, dass Sonnenschutz in diesen Breiten durchaus empfehlenswert ist.
Meine Pause auf schattiger Höhe an Kilometerstein 127 gerät zu einem Event, sitzt dort doch ein blondes Weißbrot im Schatten und liest. Drei kleine Kinder kommen vorbei, stumm, außer vielen Sabaidees können wir nicht miteinander kommunizieren. Es wird das Mountainbike gefühlt, der Schutzengel an meinem Rucksack wird ertastet, ebenso wie die nicht verwendete Sonnenmilchflasche. Bin stumm umringt von drei kleinen Gestalten, die immerhin nicht nach “Monneh” fragen, wie einige Kinder am Ortsrand. Stummm werden mit einem “Kreidestein” Buchstaben, lateinische, auf den Asphalt gekratzt: A,B, P, K, O, H – ist wohl doch noch nichts mit dem ABC…
“Do you know a Ce, De Ihh?” Verständnislos blickende Gesichter. Ok, etwas anderes, die Tüte Anis Fisherman’s enthält genau noch drei Bonbons, nachdem ich mir einen in den Mund stecke. Für jeden einen, ich gebe das Tütchen einem der Jungen. Es wird geteilt, die Tüte fliegt achtlos an den Straßenrand. Die Augen werden größer, es wird gestaunt, gegrinst, gekeucht, gekichert und überprüft, was man wohl im Mund hat. Die Verpackung wird noch einmal kurz aufgehoben und angeschaut, dann sabaideeren die Drei endlich kichernd weiter. Drei Buchseiten weiter, kommt das nächste Trio die Straße hinauf, sie mögen um die zwölf Jahre alt sein. Das Fahrrad wird betastet, meine Sonnenbrille muß aufgesetzt werden, die Drei unterhalten sich über den Falang und freuen sich, der Stumme bin ich, weiterlesen kann ich mir abschminken, denn die nächsten Fünf sehe ich bereits an der nächsten Biegung auftauchen, also breche ich höflich auf, es geht heim. Ich werde fünf Mal hintereinander zu einem Baci eingeladen, ohne dass ich eine Ahnung hatte, um was es sich genau handelt. Ein religiöses Fest, mit Schnürchen am Handgelenk, wie mir Sumit im Vorfeld mitteilte. Mich bei soviel freundlicher Aufforderung zu verweigern wäre unhöflich, so nehme ich – und andere Falang-Hüttenbewohner ebenfalls – am Baci teil. Es wird Klebreis, etwas Geld und Schnürchen an Kleinkinder veteilt, warum genau weiß ich nicht, vielleicht Einschulung. Allen Gästen werden ebenfalls an beide Handgelenke weiße Bändchen gebunden. Anschließend gemeinsames Essen, auf dem Boden werden Schalen mit diversen Speisen und Klebreis verteilt. Fingerfood, wie es laotischer nicht sein könnte. Je mehr ich esse, desto mehr wird in Schalen nachgeschoben. Ob ich die Speisen alle vertragen werde? Augen zu und durch. Nur nicht durch die kleinen Chilischoten, denn die sind gemein. Meinen laotischen Sitznachbaran bereiten sie Schweißausbrüche, mich würde sicherlich ein Magendurchbruch ereilen… Angebotenen LaoLao (Schnaps), Laobeer und Zigaretten schlage ich aus und ernte Kichern auf die Aussage “Khop jai, I don’t drink Alcohol” Ein abstinenter Falang? Ist ja zum Lachen!
Komme mir selber etwas komisch vor, denn so tugendhaft bin ich an sich nicht, aber es ist noch Januar und ich will meinem Neujahrsvorsatz treu bleiben. Irgendwann bekomme ich ein Glas und einige riesige Flasche Wasser vorgesetzt, Der muß doch etwas trinken! Sieht doch schon ganz verdurstet aus, der Arme!
Ich trinke.
Es schließt sich noch ein geselligerer (und feuchtfröhlicher) Teil an, angesichts meiner Trinkunlust nutze ich die Frage “You go to sleep?”, um mich in meine Hütte zurückzuziehen und mich postwendend im Reiseführer nach Baci umschauen. Ich finde einen entsprechenden Informationskasten und erfahre nun, dass mir meine Schutzgeister wieder angebunden wurden, falls welche abhanden gekommen waren. Echt lieb von den Leuten! Khop jai lai lai!

Shakereien in Luang Prabang

Luang Prabang, Lao Peoples Dem Rep

16:00 Ankunft am Luang Prabang Flughafen. Arrival und Departure Card habe ich bereits im Flieger ausgefüllt, zusätzlich folgt nun anstehen für den On Arrival Visaantrag mit Passfoto und 30 US Dollar in bar für Deutsche. Deutschsein ist hier billiger, andere Europäer müssen 5 Dollar mehr zahlen, nur die Schweden kommen mit 31 Dollar beinahe gleichgünstig ins Land.
Einige Minuten später ist wieder eine Seite im Pass beklebt und bestempelt, ich zapfe aus einem Geldautomaten den Maximalbetrag von 700.000 Kip, knapp 60 Euro und verlasse mit all meinem Gepäck das Flughafengebäude. Ein Taxiticket kostet 50.000 Kip, laut Reiseführer sollen dafür bis zu sechs Personen mitgenommen werden können, die Realität sieht aber so aus, dass zwei Einzelreisende zweimal zahlen und sich dafür eine Sitzbank teilen dürfen.
Wenige Minuten später erreiche ich mein Gasthaus, highly recommended ließ sich travelfish.org darüber aus. Kurz nach meiner Ankunft dort fängt s an zu regnen und der Strom fällt in de gesamten Stadt aus. Laos ist halt doch eine andere Nummer als Thailand. Ein Amerikaner kommt ein wenig entrüstet an die Rezeption und stellt fest, dass das Internet gone ist. Tja, kein Strom kein Funk 🙂 Ich mache mich dann mit meinem Schirm auf einen ersten Streifzug am Mekongufer auf, ohne ihn allerdings zu benötigen.
Auf einer der ersten Bambusterassen auf dem Weg gönne ich mir in guter Tradition mixed vegetables und ein Sodawater.
Etwas weiter gönne ich mir einen Pineapple Joghurtshake. Die Karte sagt 6000Kip für einen Joghurtshake, 5000Kip für einen Pineappleshake, macht für meinen Shake an der Kasse 10000Kip. Gut nachvollziehbare Laotische Touristenmathematik und ich fange beim Gehen an zu fluchen. Im selben Augenblick rutsche ich aus und lande beinahe in der Gosse. Wenn dass mal nicht ein Zeichen ist, sich nicht durch Nepp in böse Schwingungen versetzen zu lassen, was dann? Da ich mich noch fange, kann ich unbefleckt schmunzeln und mich bemühen, wie der Meditationslehrer nun sagen würde, good housekeeping of the mind zu machen und finstere Gedanken möglichst auszusperren. Du kommst hier nicht rein, Du nicht!
Meine Shakepenunzen werde ich zukünftig woanders ausgeben! Ich lerne abends, dass historical wooden building nur in Ausnahmefällen (wie in Ayuthaya!) ein hübsches heimeliges Holzhaus darstellt, sondern historisch sich auf einen einstmals guten Zustand bezieht. Hört sich jetzt schlimmer an, als es war, aber entäuschte Erwartungen wiegen schwerer, als überkommene Befürchtungen. Kann das Gasthaus ja auch nichts für, das nebenan eine Küche steht, mit einem Riesenkühlschrank, oder einer anderen Monumentalapparatur, die Vierundzwanzig Stunden täglich läuft und selbst mit Ohrenstopfen kaum Schlaf finden lässt.
Da helfen mir auch nicht meine bescheidenen Fertigkeiten der Liegemeditation – ich werde grantig und will am Morgen das Zimmer wechseln. Meine Toilette stimmt mir sprotzend und gurgelnd zu. Super, denke ich, falls meine Obermieter Durchfall haben sollten, könnte es sein, dass ich in der Nacht im Bett ertrinke…
Der Zimmertausch klappt nach einem tröstenden Frühstück und ich werde Bewohner eines Riesenzimmers mit drei Betten im Zementhaus mit Stille und WLAN-Restaktivität. Und Fünf Dollar Zuschlag, die mir aber gut investiert scheinen. Eine gute nächste Nacht gibt mir recht. Morgens erforsche ich den lokalen Mobilfunk. Für 40000Kip erstehe ich eine ETL Prepaid SIMcard. Die funktioniert auch, und ist durch einen Anruf auch schnell aktiviert mit 20000Kip Gepsrächsguthaben – eine SMS nach daheim kostet 860Kip also etwa 7 Cent.
Mit meiner Frage nach GPRS Aktivierung meiner neuen Rufnummer überfordere ich das Personal des Telefongeschäftes aber nicht nur sprachlich (postoffice!) sondern auch intellektuell. Ich will ja gerne das Callcenter (nicht postoffice) anrufen und meine Nummer für GPRS freischalten lassen, aber die Anzahl der englischsprachigen Serviceleute liegt bei unter Eins und please hold the line geht nur für 45 Sekunden, dann wird die “Leitung” gekappt. Für mich das laotisch sprechende Callcenter anzurufen ist unter der Würde der Angestellten, denn immerhin hat sie einen enormen Stapel Geldscheine zu zählen, es müssen Zig Millionen an Kip sein. Die Geschäfte mit Handys scheinen gut zu laufen in Luang Prabang… Den Tag über laufe ich durch die Stadt, probiere die Erzeugnisse einer Garküche (Gebratener Reis mit Huhn und Basilikum, lecker) und lande in Utopia: Eine Bar/Restaurant auf Terassen mit Nam Kha Flussblick. Shake it baby, denke ich mir und ordere zwei Shakes während ich der Verschwörung der Illuminati folge. BananaCoffeeshake wird zu einem meiner Favoriten, allein das Wechselspiel im Glas zu betrachten macht Spaß. Um mich für meinen verlängerten Laosaufenthalt zu orientieren, erwerbe ich im L’etranger Gebrauchtbuchladen ein aktuelles EinsamerPlanet Laos Exemplar in Deutsch. Dazu noch einen schmuddeligen Frank Schätzing und nach einer Tagestourbuchung ist meine Barschaft bereits aufgebraucht. Es reicht noch für ein Chickenbaguette mit Leichtcola auf dem Nachtmarkt, bevor ein Geldautomat dann doch noch gnädig ist und Geld ausspuckt. Bisher dachte ich, dass die Automaten maximal zwanzig Scheine ausspucken können, doch dieses Exemplar hat eine große Klappe und bietet einen Packen von 35 Scheinen an. Verschluckt sich allerdings um Haaresbreite daran und ich muss sie aus ihm herauszerren.. Den nächsten Tag war Trekking angesagt: eine mehrstündige Wanderung von einem Hmongdorf aus zum KuangSi Wasserfall. Faitrek nennt sich das Konzept, bei dem die Gemeinschaft vor Ort zu einem großen Teil vom Tourismus profitieren soll. Slippery when wet ist es häufig auf dem Weg, während der Regenzeit dürfte die Tour annähernd unmöglich sein, zumindestens eine Schlammschlacht.
Am Wasserfall herrscht natürlich ei***** Betrieb und dann gibt es noch ein Bärenrettungscenter, woraufhin eine Australierin enttäuscht ist, dass we see bear, not beer 🙂 Sie reisen morgen nach Viang Vieng weiter, da ergibt sich noch genügend Gelegenheit Bier statt Bär zu sehen. Shaken to the Bone… Ein Teil der Trekkinggruppe verabredete sich zum Abendessen. Es gab auch ein Wiedersehen: Eine ehemalige Mitreisende der Birmarundreise gesellte sich hinzu: Dank “lokaler” SIM Karte im Wählknochen konnten wir uns günstig kurzschließen und eine Treffpunkt verabreden. Wir wählten ein Terassenrestaurant am Mekong, bestellten mehrere Gerichte und eröffneten nach asiatischer Sitte daraus unser perönliches Tischbuffet, Wahrscheinlich hätte ich den Dragonshake mit Joghurt nicht trinken sollen – er schmeckte gut, aber gegen Zwei in der Nacht wachte ich mit Fieber, Übelkeit und übel geblähtem Bauch auf. UhUh, das ist nicht gut – schloß sich mein Verstand meinem Körper an.
Die Versuche, mich durch einen Finger im Hals von der schlechten Verpflegung zu befreien gelangen mir nicht: Lautstarkes Würgen ja, aber mehr nicht. Es dauerte noch eine dreiviertel Stunde, in denen sich alle Körperschleusen öffneten und ich mir sogar einen Stuhl vor meine Schüssel stellte. Gegen Morgen war ich gefühlte Zwanzig Kilo leichter…
Zwischendurch befürchtete ich bereits an Dehydration einzugehen, wie eine vergessene Topfpflanze, war doch meine Mineralwasserflasche leer und um vier Uhr morgens wollte ich nicht an den Getränkekühlschrank der Rezeption schleichen, denn es brannte kein Licht und ich wollte das in der Raumecke schlafende Hausmütterchen nicht aufwecken. Überlegte, ob ich nicht doch etwa etwas Leitungswasser nehmen und mit Wasserentkeimungsmittel versetz en sollte, beschloss dann aber (zu Recht, wie man diesem Beitrag entnehmen kann), dass ich auch ohne, den Morgen erleben werde. Ich besorgte mir dann frühmorgens eine Jumboflasche Wasser und zwei Dosen Cola an der Rezeption. Die Cola kam zusammen mit meiner von daheim mitgebrachten Packung Salzstangen zum Einsatz und wirkten Wunder. Den Tag über verbrachte ich im Zimmer und auf Toilette, um mich zu erholen. Ich habe viel gelesen, meinen sechsundertseitigen Dan Brown Schmöker konnte ich dadurch am Nachmittag beenden und zuklappen.
Für den Spätnachmittag war ich zum Sonnenuntergangsaufstieg auf den PhuSi Tempelberg verabredet, dort schlich ich hin, fühlte mich allerdings zu schlapp um Hunderte Treppenstufen zu erklimmen und wartete am Fuße des Hügels, immer wieder belagert von “You buy something” Verkaufskindern.
Mehr als ein Süppchen und einen schwarzen Tee am Abend konnte ich mir nicht zumuten, selbst das brachte meinen Magen an seine Grenze – Salzstangen mit Colaleicht vertrug ich dagegen wunderbar.
Für die nächste Zeit bin ich erstmal vorsichtiger mit dem Essen, insbesondere Joghurt… Momentan scheint im Tempel um die Ecke ein großes Marathon Tempelfest zu sein. Gestern war bereits die zweite Nacht, durch die hindurch musiziert und lamentiert wurde. Beinahe nonstop und natürlich durch etliche scheußlich klingende Megaphone verstärkt, damit auch die Nachbarn von den Segnungen profitieren. Von “indianischem” Gejaule bis spacig-esoterischen Klanglandschaften wird so ziemlich alles verstärkt und zur Beschallung eingesetzt.
Der Tag endet mit lang anhaltendem Regen. (Welcher dem finalen Tag des Tempelfestes ein schnelleres Ende setzt, wahrscheinlich sind die Megaphone nicht wasserfest verdrahtet gewesen…)
Meine morgige Weiterreise in den Norden nach Nhong Kiaw per Minivan ist organisiert, Ich frage mich natürlich, wie es auf den Straßen in den Bergen aussieht, wenn die Trockenzeit – wie im Moment gerade – nicht so trocken sein sollte… und was ich bei Regen in einem Kaff in den Bergen mache… Statt wandern, Einheimische belästigen, Lesen? Habe Dan Brown gegen ein etwas ramponiertes, deutschsprachiges Exemplar von Yu Hua, Zwei Brüder, 750 Seiten, 1kg eingetauscht und dan hätte ich auch noch einen lautlosen Frank Schätzing und natürlich Meditation, Internet und und und…
Nachdem ich es geschafft habe, über GPRS im ETL Mobilfunknetz im Web zu surfen (natürlich nicht über das eingebaue UMTS-Modem, sondern per Anschluß des Wählknochens per USB Kabel und passender Browserproxyeinstellung, dann aber auch NUR Browser, nix E-Mail Programm oder dergleichen, denn der Zugang zum Netz ist nur im Handy simpel, denn auf die Idee zu kommen einen Proxyserver für einen Mobilfunkanbieter konfigurieren zu können, bzw. zu müssen ist bei Acers 3G Connection Manager niemand gekommen, da läuft es dann so ab, SIM rein, Verbindung versuchen und endlose Festplattenaktivitätslämpchenbeleuchtun g genießen – es zeigt sich jedenfalls, dass man manchmal NUR dann eine Chance hat, wenn man konfigurieren KANN, je vollintegrierter, aus einem Guß bestend, die Software zu sein vorgibt, desto wahrscheinlicher, dass es voll in die Hose geht) nachdem ich es also geschafft habe, besorgte ich mir eine ETL P-Phone Refill Rubbelkarte (expired 31/12/2008 aber das machte tatsächlich nix, wie die Verkäuferin nach telefonischer Rückfrage behauptete) um mir zusätzliche SMSe und Megabytes zu verschaffen – Dschungelfunk is ready. Habe mich gerade nochmals online über die Gibbonexperience im Norden informiert: Baumhäuser, Ziplines: ja, aber Schlamm,Schlamm, Blutegel, Baumratten, Monsterspinnen, unverständliche oder unverstandene Guides, Stunden durch Schlamm und viel Schweiß: Ich weiß nicht, denke aber eher nööö, muß ja nicht jede Verrücktheit mitmachen und Dschungelgeräusche kann ich auch einfacher haben… Heute bin ich dann doch über den Phou Si gekraxelt, mir geht es wieder gut, gut genug für zwei utopische Shakes, viel Bewegung und ein letztes gemeinsames Abendessen, bis sich unsere Wege erneut trennten.
Die Moskitos hier sind übrigens extrem tückisch, dreist und dabei kaum auszumachen und bedürfen der absoluten Vermeidung von unbedeckter oder unvergifteter Haut, ansonsten: zackzackzack! Ich hasse diese Viecher und kann ihre Vorliebe für mich keinesfalls erwidern.

Goodbye Pai, Hallo Lao

Chiang Mai, Thailand

Meine letzte Fahrt mit dem gemieteten Roller in Pai geriet zur Beschäftigung von drei Personen (ohne mich), die meine Reisetasche traten, daran zerrten, drückten und gleichzeitig den Roller festhielten.
Ich hatte die Tasche vor mir zwischen Sitzbank und Lenker gelegt, an sich war sie zu groß, um in den Fußraum zu passen, aber während der Fahrt rutschte sie etwas herunter und hatte sich wunderbar verkeilt. Lenken war mir nur dezent nach rechts möglich, jeder Versuch einer Linkskurve quittierte der Roller mit lautem Hupen. Ich musste zum Glück nur zwei Kilometer fahren und dreimal rechts abbiegen. Bei einer längeren Fahrt hätte ich sicher einen Krampf in den freischwebenden Beinen bekommen.
Nach gemeinschaftlicher, erfolgreicher Gepäckmisshandlung und einer knapp dreistündigen Minivanfahrt kam ich mit allem Gepäck in Chiang Mai im M.D House an und erhielt dasselbe Zimmer wie zwei Wochen zuvor.
Eine gewohnte Runde durch die Stadt im Anschluss an eine Thaimassage; Pad Thai, türkisgelbes Jelly-Eis und eine “Honey-Orange-Latteehh” – das war’s dann auch schon. Nach einer halbstündigen Schneidersitzmeditation brauche ich fünf Minuten, um mein beinahe abgestorbenes linkes Bein wieder in Betrieb zu nehmen, aber ich hätte durchaus länger so sitzen können, hätte mich der Wecker nicht azum Aufhören gemahnt. Ich frage mich, ob sich mit der Zeit beim Meditieren neue Erkenntnisse einstellen.
Ich gehe online und muss mich über einen Tuifly Newsletter ärgern, der mein Postfach verstopft, obwohl ich diesen Newsletter explizit NICHT wollte. Ärgern vor allem, weil es anscheinend keine Möglichkeit gibt, den Werbeschrott nochmals abzubestellen. Die einzige E-Mailadresse, die ich von dem Verein auf ihrer Webseite finden kann, ist eine Pressestelle. Also bekommt die Pressestelle von mir aus erster Hand mitgeteilt, was ich von solch aufdringlicher Öffentlichkeitsarbeit halte: Nichts.

Meine Baht-Barschaft sollte gerade eben für das TukTuk zum Flughafen reichen, vielleicht auch noch ein Wasser, aber mehr auch nicht. Zum Glück ist das Frühstück bereits im Zimmerpreis enthalten, der bereits beglichen ist…

Ob ich ab morgen in Laos weiterhin so einfach und permanent online sein kann, ist fraglich. Ist vielleicht auch nicht so wichtig, oder gar besser, nicht mitzubekommen, wie der Münchener Flughafen gesperrt wird, Zehn Minuten nachdem ein Reisender Sprengstoffalarm ausgelöst hat… wenn nicht parallel zu solchen Pannen immer neue Sicherheitsregeln, -techniken und Befugnisse gefordert würden, könnte man sie als albern bezeichnen, aber traurige Wahrheit scheint zu sein, dass der Sicherheitsapparat das größte Risiko darstellt…

Die Dinge ins Rollen gebracht.

Pai, Thailand

Auch wenn am Wasserfall übergroß angeschlagen steht, man möge seine Unterhose doch herunterlassen, habe ich nicht blank gezogen. Man weiß hier ja nicht so genau, bevor man sich versieht, tut sich vor Scham die Erde auf und weg ist man vom Angesicht der Erde. Von Fischfutter zu Wurmfutter “in just one day”, nein, das geht mir dann doch zu schnell.
Ursprünglich wollte ich heute kochen lernen, aber ich dachte mir, ein Frühstück zu haben, bevor man sich über Stunden mit Essen und seiner Zubereitung beschäftigt, so ein Frühstück, ja, das wäre nett. Meine Zweifel, ob dies in einer Dreiviertelstunde zu bewältigen wäre, waren berechtigt. Ich bin in Südostsien und selbst betriebsame Hektik verspricht nicht unbedingt ein schnelles, erwünschtes Ergebnis.
Da helfen keine vorherigen Hinweise, erst recht kein Gejammer. Das Frühstück wird, irgendwann, pünktlich zum Start des Kochkurses. Dumm nur, dass der an einem anderen Ort stattfindet, und ich nicht an zwei Orten zur gleichen Zeit sein kann. Vielleicht ist dass aber auch besser so, es gibt ja bereits zuviele Schizophrene auf der Welt, man muss nicht überall gleich dabei sein.
Konzentriere ich mich also auf mein Frühstück und verbalen Austausch mit Peter, dem das Hostel hier gehört. Man sprich deutsch, mal wieder. In etwa mein Alter, scheint es durchaus eine Lebensperspektive zu sein, sich mit einem Gasthaus in Nordthailand auf den Ruhestand vorzubereiten, ist er immerhin bereits der zweite in drei Tagen mit vergleichbarer Biographie.
Es geht dann gegen Elf in den Ort hinunter, ApplePai bietet iPod Befüllungen an, da wollte ich doch mal schauen, wie es dort zugeht, aber Montags scheint Ruhetag, vielleicht aber auch Nachtschicht angesagt zu sein, der Laden ist zu.
Ich organisiere mir dann ein Rückfahrtticket nach Chiang Mai und einen Scooter. Auf die Frage nach Insurance antworte ich als sicherheitsbewusster Bürger natürlich “I am German, please give me all insurances you have”
Ist relativ risikolos die Aussage, denn es gibt nur zwei Versicherungen, eine gegen Diebstahl und Verdunstung und eine gegen Unfall und Zerstörung. 40 Baht jeweils pro Tag, da überlege ich doch nicht lange, ob ich mir nicht die – theoretische – Option einer Youtubegerechten Scooterabwrackung offen halten möchte. Der englischen Familie aus dem Minivan begegene ich unterwegs, ein Hund wollte in Zusammenarbeit mit einer glitschigen Straße dem Vater diese Option eröffnen, aber außer einem schmutzigen Bein ist Mensch und Maschine zum Glück nichts passiert. Den Plan, über Mae Hong San mit der Honda zurück nach Chiang Mai zu fahren, hat man nach dem Ereignis allerdings aufgegeben und nimmt den Kleinbus. Hmm, Hunde.
Pai Canyon ist auch weniger als der Name verspricht, ein erodierender Schmutzhügel mit Fernblick, ins Tal, aber ein Canyon? Da schon eher, die nicht in der Karte verzeichnete Erdspalte, die sich eines Novembers hier in der Nähe unerwartet auftat. Klein aber fein. Man sieht, die Befürchtung zu Eingang meines Beitrages ist nicht absolut unbegründet.
Oder vielleicht der größte Mangobaum Thailands (wer auch immer das beschlossen hat)?
Gegenüber kann man immerhin für Verwirrung und Personalrotation sorgen, wenn man als nicht Thai sprechende Langnase etwas zu Essen bestellt. Immerhin günstige 25 Baht für “Mixed Fried Vegetables” mit Reis.
So, das waren auch schon im Wesentlichen die heutigen Erlebnisse von Lord Helmchen auf seinem Tiefflug durch eine Thailändische Hochebene.
Ach, da gab es noch eine Bronzebuddhafigur mit Wasserkopf. Nicht dass der Kopf unförmig wäre, nein, nur hohl und auf mystische Weise sondert die Figur Wasser in diesen Hohlraum ab. Heiliges Wasser sozusagen. Nun habe ich doch noch die Hosen heruntergelassen – von Bambus umzäunt und dann ging es in meiner dunkelgrünen Schwimmbux in die Thermalquellen. Natürlich nicht ganz oben, denn dort hat das Wasser eine Temperatur von 80 Grad Celsius, und auch wenn ein Schild darauf hinweist, dass das Eierkochen verboten sei, sprach unser Hostelowner und die vielen herumliegenden Eierschalen eine andere Sprache.
Bei gefühlten 39 Grad habe ich dann im Wasser gesessen und meinen China Knigge abgeschlossen. Vielleicht war ich in einem früheren Leben Chinese, vieles darin Aufgeführtes kommt mir nicht abwegig, sondern absolut nachvollziehbar vor. Gestern stand die Besichtigung der Lod Höhle auf dem Programm: zwei Höhlen mit Laternenmädchen, aber kein Bambusfloß – war nicht so einfach klarzumachen, dass ich zwar in die Höhle, aber NICHT aufs Floß wolle. Vielleicht hat man sich aber auch absichtlich schwer von Begriff gemacht, denn mit Floß kostete es das Dreifache und die vielen Flößer wollen ja auch beschäftigt sein.
Ohne Floß kann man die dritte Höhle zwar nicht besichtigen, aber ob sich dort revolutionär neue Ansichten geboten hätten, wage ich zu bezweifeln. Mir reichte es, permanent von der Gaslaterne geblendet und durch Abwärme verschwitzt durch die Höhlen zu stolpern.
Die Fahrt mit dem Roller dorthin (~50km), mit Kaffeestop auf einem hohen Pass, war landschaftlich sehr schön. Zur Sicherheit, vor der Rückfahrt noch einen kurzen Ausflug in die Gegenrichtung auf der Hauptstraße gemacht und in Soppong getankt. Wer weiß schon, ob halbvoll auf der Tankanzeige auch halbvoll im Tank bedeutet… Bei einem Frozen Latte Caramel Shake bekam ich eine biblische Belehrung: Jemand tippte mir an die Schulter und dann in seine Bibel, Thai-Englisch: “Go and cnosult your husband and then come here”.
Ich las dem etwas weggetretenen Mann seine Textpassage vor und sagte, “Yes, I am here” und er verschwand. Pai ist eine große Ansammlung seltsamer Menschen. Gleich geht es wieder hinunter in den Ort, zu einer Art Verabschiedung, morgen geht es für mich zurück nach Chiang Mai, denn ich bevorzuge bereits einen Tag vor meinem Weiterflug in der Nähe des Flughafens zu sein. So wie (und durch wen) hier gefahren wird, scheint mir auch eine längerfristige Fahrverzögerung nicht ganz unwahscheinlich… German Angst vielleicht…
Mit meiner Riesenreisetasche auf dem Roller werde ich nach dem Frühstück (Müsli!) zur Busstation düsen.

Der Tag an dem ich zu Fischfutter wurde

Pai, Thailand

Um halb Zehn kam der Pickup um mich zum Minivan nach Pai zu bringen. Bei einem Zwischenstop kam Naoko, eine Japanerin aus New York hinzu. Wir kamen ins Gespräch, während wir auf weitere Passagiere warteten. Gegen halb Elf kamen diese.
“Scheiße, den kenn’ ich”, tönte es auf einmal recht lautstark in den Kleinbus hinein: Susan aus Berlin stieg zu. Kurioserweise waren wir beide vor fünf Jahren Teilnehmer einer Gruppenreise durch Thailand.
“Ja, super, ich freu mich auch Dich zu sehen… unglaublich, wie klein die Welt doch ist…” Die Welt ist manchmal wirklich klein zusammengeschrumpft, wenn man wie ich gerade in einer recht einfachen Bambushütte sitzen kann und per Skype nach Deutschland mit Verandten und Freunden telefoniert.
“Bist Du zuhause? Hört sich an, als wenn Du zuhause wärst.”
Ok, das Scheiße war positiv gemeint, und in der von mir übers Internet angebuchten Hüttensiedlung war noch eine Hütte frei, so sind wir heute den Tag über zusammen durch den quirligen Ort Pai gezogen, um Nudelsuppe und Yoghurtshake zu uns zu nehmen.
Gegen Abend versammelten sich auch Naoko und alle anderen Busreisenden aus England und Österreich an der gleichen Flußbar und unterhielten uns. Kommunikationstraining.
Ich habe dabei auch gelernt, dass es sogar Mutter-Kind Yoga gibt. Ein weiteres Highlight des Abends war ein Fußbad in einem Becken voller “Killerfische”, kleinen Garras (aus der Türkei wie sie sagten) die losen Hautschuppen den Garaus machten. Das Zuppeln der vielen kleinen Putzerfische, während diese die Hautoberfläche, auch zwischen den Zehen, abknabbern ist schon elektrisierend. Ich schien den Fischchen gut geschmeckt zu haben, denn sie ließen sich zum Teil mit den Füßen aus dem Wasser ziehen.
Mittlerweile scheint übrigens etwas Ruhe bei einigen Australischen oder Englischen Backpackern einzukehren. Ihre Alkoholbeschaffung am Spätnachmittag ließ Übles erahnen… Morgen früh, wenn es noch klappt, will ich die Chance zur Fortbildung nutzen und an einem Thaikochkurs teilnehmen.

Shower your mind

Chiang Mai, Thailand

Wie bereits geschrieben, habe ich mich entschlossen, meinen Meditationsaufenthalt abzubrechen und Häme und Spott über mich ausgießen zu lassen…
Ist ja nicht so, dass ich die ganze Zeit nun keine Fortbildung mehr machen würde, ich studiere bereits fleißig meinen China-Knigge und über mich weiterhin in Meditation. Das digestive Sparprogramm, mich zu entgiften und abends nicht mehr zu essen halte ich auch bei – my body is my temple und so, wie ich eine tägliche Dusche bevorzuge, möchte ich mich an den netten Ausdruck unserer Mediationsslehrers bei der Schlusszeremonie heute halten: “How often do you shower your body? Your mind also needs care and a shower!”
Recht hat er der gute Mann! Menschen sollten nicht alle paar Jahre ziemlich ausgebrannt in ein Retreat gehen, sondern regelmäßig, am besten täglich sich besinnen und die Gedanken mal ordentlich abschrubben. So macht es auch eine Frau in einer Touragentur, die ich am Nachmittag in Verwirrung stürze, wo mich der Bus nach Pai in drei Tagen den abholen soll. Ohne Visitenkarte des Gasthauses, ohne Ausdruck, da erst gestern abend online gebucht, auch am Zimmerschlüssel kein Name, sondern nur ein fröhliches Gesicht, da wird es lustig, Anagramme möglicher Namen zu bilden. Mit Hilfe der Hostels Website fanden wir dann bei einem Mango-Lassi heraus, dass ich im Parami und nicht Pamira Guesthouse abgestiegen bin. Hihi. also ich fahr dann mal nach Pai in den Norden und werde dort Hammockmeditation und Trekkingmeditation in ruhiger Atmosphäre praktizieren. Nach dem Zeremonie, die Tasche geschnappt, ausgecheckt und mit dem Lift runter an die Straße, um ein Sammeltaxi zurück in die Stadt zu nehmen. Nach mehr als einstündiger Wartezeit im Sammeltaxi (die meisten Leute wollen morgens rauf auf den Berg und nicht herunter) ging es abwärts nach Chaing Mai, Old City.
Interessanterweise trudelte nach und nach der halbe Meditationskurs ein – einige hatten nur drei vier Tage eingeplant und auch die beiden Modepüppchen stiegen zu. Ebenfalls Russinnen, wie ich nun erfuhr.
Die Auffassungen darüber, wie hoch eine angemessene Spende für einen Meditationsaufenthalt erscheint gehen weit auseinander – immerhin lag ich beim Dreifachen über den Angaben eines Reiseführers (schräg, dass sich Menschen an einem Reiseführer halten, wie hoch ihre Spende für einen guten Zweck sein sollte) und dem Achtfachen eines Amerikaners. Irgendwie bin ich nach meiner Ankunft im Gasthaus unheimlich froh, gegen Ein Uhr am Fluß sitzen zu können und endlich etwas zu essen: ein wundervolles Green Curry Chicken und dazu Pineapple-Milkshake und ein Singha. Nee, nicht das Bier, das Sodawasser! 🙂
Es geht dann noch durch die Stadt, Wat sonst, meinen Flug nach Laos umzubuchen und gegen abend muß ich für Onlinereservierungen mit der Technik kämpfen – das Laptop will nicht mehr booten – scheint einen Wackelkontakt zu haben, oder sich ein schlechtes Beispiel an der wackeligen Funknnetzverbindung zu nehmen – ich schalt mich ein, ich schalt mich aus.
Irgendwann tuts dann wieder, als wäre nichts gewesen und ich kann buchen und bloggen und Bilder vom Tempel hochladen. Eine Sonnenfinsternis bei Milkshake und Sonnenschein Den nächsten Vormittag verbringe ich mit einem späten Schweizer Müslifrühstück und mit Onlinereisereorganisation. Das Gasthaus, in dem ich abgestiegen bin wird von einem Schweizer mit seiner Thailändischen Frau betireben, Man spricht Deutsch.
Rechtzeitig vor der erwarteten Sonnenfinsternis treffe ich am Fluß im Regina Cafe ein, um bei Sechziger Jahre Oldies, Milkshake und Fried Vegetables 😉 auf das Ereignis zu warten. Um etwa 15:30 sollte es stattfinden, ein paar Minuten davor und danach halte ich immer mal schnell die Kamera in die Sonne, um den Fortschritt abzulichten und ohne mir die Augen zu verbrutzeln, denn einen besonderen Filter oder eine Brille habe ich nicht.
Es wird etwas weniger hell, aber das ist auch schon alles. Das “Maximum” der Sonnefinsternis, das ich einfangen konnte, ist bei den Bildern zu finden. In dr Stadt am Wat Chedi Luang gab es ein riesen Fest mit einem fliegenden Elefantenhuhn, Feuerwerk und recht lauter Musik und Singsang. Ein sehr sehr alter und wichtiger Mönch war wohl verstorben und die Festivität stellte nun den offiziellen Abschied von ihm dar. Sehr interessant. Letztes Watgestöber Auch heute gingen am Wat Chedi Luang die Festlichkeiten zu Ehren des verstorbenen Mönches weiter. Der himmlische Elefant war nun mit seiner Fracht “bestückt”. Zum Abschluß gab es freies Essen.
Nach mehrfacher höflicher Aufforderung bei der Beseitigung überschüssiger Nahrung zu helfen, wurde ich schwach und probierte etwas Lab und (wahrscheinlich) Papayasalat. “Oh no, very spicy,very spicy! hot hot hot! Schhhhhhhhh!” wurde mir mit einem Kopfschütteln davon abgeraten, doch unbelehrbar wie Explorer manchmal sein müssen, ließ ich mir eine Portion geben, dazu etwas sticky rice.
Ich fing unter gackernden Kommentaren an zu essen. Der Schweiß trat mir irgendwann auf die Stirn, aber ich hielt den Daumen hoch, denn es war wirklich lecker. Zum Ablöschen erhielt ich an einem Polizeiessensstand einen Becher mit irgendeiner roten Flüssigkeit – ich habe keine Ahnung um welche Geschmacksrichtung es sich handelte, es war süß, es war flüssig.
Morgen werde ich wissen, ob das Essen eine gute Idee war. In einem Gebrauchtbuchladen habe ich mir einen Dan Brown Schmöker für Auffüllung von Meditationspausen in der Hängematte zugelegt.
Nur für den Fall der Fälle, dass es dort wirklich dermaßen ruhig und faul zugeht. Ich spiele auch mit dem Gedanken, in Pai einen Thaikochkurs zu belegen, ich bin ja schließlich auf Fortbildung und essen müssen wir schließlich alle. Mal sehen, wie das Angebot aussieht.

Exerzitien und nicht ganz so erwartete Erleuchtung

Chiang Mai, Thailand

Der Superexpresszug bringt mich nach Chiang Mai. Super, aber Express geht anders. Geplante Abfahrt 9:43 – um 9:38 kommt ein Zug. Könnte er das sein, frage ich mich ernsthaft unter totaler Ignoranz, wo ich mich aufhalte – nein, es ist ein anderer Zug auf der Strecke, einer der um 8:37 in Ayuthay abfahren sollte. Um halb Elf fährt der Zug, natürlich alle Gepäckfächer voll und meine recht groß ausfallene Reisetasche muß im Durchgang bleiben – was natürlich zu Problemen mit dem Bordcatering führt.
Fast nur Touristen im klimatisierten Abteil, das erwartungsgemäß recht frisch wird. Die typische Backpacker,Rastalocken, glasiger Blick Sorte aus Lauteuropa. Wenigstens gibt’s kein Bier an Bord, sonst wären die geplanten Elf, aber letzendlich Zwölfeinhalb Stunden wohl übel verlaufen.
So ein Thailändischer Superexpress, der fährt nach einem Bahnhof auch schon mal los, dann aber wohl auf dem falschen Gleis, Ratlosigkeit, dann Rückwärtsgang und zur Beratung zurück in den Bahnhof. Und weil man gerade in Uttaratta ist und vorgezogene Teestunde, nutzt das Personal die Gelegenheit zur Pause.
Neuer Versuch. Ach da war doch noch das falsche Gleis… also wieder zurück in den Bahnhof.
Vielleicht noch ein Päuschen??
“Hmmhmm, ach laß mal, sonst muß ich so oft aufs Klo” scheint den Zugführern ins Gesicht geschrieben zu stehen.
Aller guter Dinge sind Drei, oder? Erneut erreichen wir die Stelle kurz hinter einem Bahnübergang, an der wir zweimal umkehrten, diesmal eine Spur weiter rechts, hoffentlich nicht auf Kollisionskurs, wir halten erneut.
Nur ein Scherz, es trötet und dann geht es gaanz gemächlich weiter in den Sonnenuntergang…
22:15 Ankunft Chiang Mai, das große Fressen der Taxifahrer kann beginnen. Wieviel? 150 Baht – lächerlich! Auf dem Parkplatz kostet es nur noch 100, aber losgefahren wird noch nicht, ist ja noch Platz im Wagen. Eine Gruppe Bierdurstiger und bereits Affengeräusche von sich gebender Engländer und Schweden wird für je 50 Baht eingeladen – ich mache den dezenten Hinweis, dass sich dann wohl auch mein Fahrpreis halbiert.
An der Spaßmeile werden die Affen rausgelassen und zwei Minuten später bin auch ich am Guesthouse. Meine schwere Tasche wird nach dem Einchecken und Abkassieren in den vierten Stock getragen, soweit alles OK. Den nächsten Tag ist Shoppingtime. Bereits am ersten Markstand schlage ich zu, “Piraten”hemden und Baumwollhosen mit Gummizug kaufe ich – wahrscheinlich zu teuer – ein, aber es ist nur ein sechstel des Preises, den man in Kos-Stadt verlangte, die Qualität scheint OK und die Sonne scheint – da kann ich dem Händler auch etwas Gutes für seine zwei Kinder lassen und bin mit 25 Prozent Rabatt zufrieden. Auch Kleidungsmäßig bin ich nun auf meinen Meditationskurs vorbereitet. Zum Preis einer Hose trinke ich anschließend eine ToffeeLatte, denn ab morgen gibt es nur koffeinfreie Tempelkost.
Nach etwas Herumstreunern durch die Straßen und endlosen “Massahschh??” Sirenenrufen von überall, beschließe ich eine Bodyscrub, -treatment und Oil Massage auszuprobieren. Nach zwei Stunden bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich da lieber bei der tradtionellen Thaimassage bleibe – alles andere verweichlicht zu sehr;-)
Zart wie ein Kinderpopo mache ich mich auf, ein letztes Mal für die nächsten drei Wochen um diese Uhrzeit etwas Festes zu mir zu nehmen…
(Ich hatte Padthai und einen Fruchtshake)
Mit dem TukTuk und anschließend mit dem Sammeltaxi geht es gegen Mittag hoch nach Wat Prahthat Doi Suthep.
Meine Reisetasche hat enorm an Gewicht zugelegt, kein Wunder befinden sich darin jetzt neben meinen schweren Kleidungsstücken wie Jeans und Wanderschuhen auch alle Reiseführer und die neuen weißen Tempelklamotten. Dreißig Kilo sind mir einfach zu schwer, um sie bei brütender Hitze knapp 300 Stufen hinaufzuschleppen – ich nehme den Aufzug. “No one said, it’s going to be easy” beschrieb ein vorheriger Kursteilnehmer seinen schwierigen Aufstieg über die Treppen mit dem Rucksack auf dem Buckel.
“No one said, it has to be harder than necessary” ist dagegen meine Interpretation des goldenen Mittelweges. Dinge können nicht notwendig sein, sich ihnen aber pauschal zu verweigern und stattdessen die Gesundheit zu riskieren? Im Büro des Internationalen Bhuddismus Centers erledige ich die Formalitäten und bekomme ein Heftchen mit dem Titel “Meditator’s Handbook”.
Zwei Paare, dem Akzent nach Russen, fragen währenddessen nach einer Möglichkeit einen Meditationskurs zu belegen. Sie hätten sich nicht vorher anmelden können, weil die Website nicht richtig funktionieren würde, klingt es in meinen Ohren recht vorwurfsvoll. Ich schmunzele innerlich, erinnere ich mich doch gut meines eigenen Scheiterns an dem geradezu potemkinschen Anmeldeformular der Website. Ein sich bemühender Interessent findet jedoch eine Emailadresse, an die er schreiben kann, und unter der er auch Antwort erhält.Wie es in meinem Falle war. Ich bin drin im Programm, ich bin priviligiert Erlernen zu dürfen, wie ich meinen inneren Fokus im Hier und Jetzt finden, und Bedenken, Leid und Unruhe die Macht über mich nehmen kann. So jedenfalls habe ich die heutige Einführung durch meinen Mentor verstanden – sprachlich bedingte Fehlinterpreationen sind dabei gut möglich.
Vorher zeigte man mir die für mich wichtigen Stationen der nächsten Wochen und meine Zelle – ein karger Raum, etwa Vier mal Fünf Meter groß, Fliesenboden und mit hellblauer, unverputzter Betondecke. Nichts zum Wohlfühlen, aber darum geht es ja gerade.
Mein erstes Studium gilt der Meditationsanleitung und den darin enthaltenen acht Regeln. Die Siebte besagt, dass sich der Meditierende von Ablenkung und Verschönerung fernhalten solle. Worunter unter anderem das Lesen fällt – die Broschüre ist laut eines verbalen Zusatzkommentares des Betreuers davon natürlich ausgenommen. Tempelfunk, also Handy, Internet und E-Mail sind auch als unerwünscht und nicht regelkonform aufgeführt. Ich tippe demnach auf ganz dünnem Eis, und vielleicht wird es meinen Lernerfolg nachhaltig verhindern, aber ich glaube nicht, denn die Gedanken wollen sowieso raus aus dem Kopf und wenn sie sich geordnet anstellen müssen, um durch meine Fingerkuppen abzufließen. gibt es dabei immerhin keinen Knoten. Meine Absicht ist also redlich, denn sie erscheint mir zur Erhaltung meiner Meditationsfähigkeit notwendig.
Den Nachmittag meiner Ankunft verrichte immerhin meine erste halbe Stunde Geh- und Sitzmeditation, wobei ich bis zum frühen Abend dermaßen starke Kopfschmerzen entwickele, dass mir übel wird und ich eine Aspirin nehmen und mich hinlegen muß. Nur um das Genick zu begradigen und dabei hart am Verstoß gegen die Achte Regel entlang schrammend, nicht zuviel zu schlafen. Ich schlafe ja nicht wirklich, sondern lausche aufmerksam den Umgebungsgeräuschen und davon gibt es unendlich viele. Einige davon werden durch die Tatsache bedingt, dass ich im gleichen Wohnblock wie der “UhhAy”-Mann untergebracht bin. Von Zeit zu Zeit gibt er laute “UhhAy” Ausrufe von sich, was auch immer der Grund hierfür sein mag. Seine Schlappen lässt er auch mit lautem Knallgeräusch auf den Fliesenboden knallen.
Ein durchdringendes Schnarrgeräusch stammt von irgendeinem elektrischen Gerät, vielleicht eine Klimaanlage, eventuell finde ich noch heraus, wo Metall auf Metall schabt, obwohl dies so irrelevant wie nur eben möglich ist. Ich sollte es zur Kenntnis nehmen, aber in meiner geistigen Verarbeitung der Sinneseindrücke nicht berücksichtigen.
Dann wären da noch die permanenten Bauarbeiten mit Schleif- und Klopfgeräuschen, die tageszeitliche folkloristische Bespaßung der Touristen oben am Tempel und desse n regulären Glockenklänge und die abendliche Beschallung mit Thaipop durch ein Lokal irgendwo unterhalb. Immerhin in ei***** Entfernung, so daß sich die Lautstärke im Rahmen hält.
Die allgegenwärtigen Hunde fallen besonders dann auf, wenn mal wieder die Beißordnung im Rudel brutal geklärt werden muss.
Es gilt also sich durch etliche Ablenkungen nicht ablenken zu lassen. Tag 2
Wecken gibt es nicht (oder ich hab es verschlafen), es liegt in der Eigenverantwortung wach zu werden und den Tagesplan einzuhalten, dieser sieht ab Fünf Uhr Meditation in der Meditationshalle vor. Um Fünf vor Fünf bin ich wach und planmäßig auf der Höhe, beschließe dann aber Meditationsrunden in meiner Zelle abzuhalten. Mit anderen Meditatoren soll man eh’ nicht reden, warum dann die Gesellschaft suchen und eine zusätzliche Ablenkung einführen?
Die Gehmeditation fällt schwer, weil mein Körper zu solch früher Morgenstunde noch Balanceprobleme aufweist. Nach mehreren Durchgängen mit betont gedehnten Bewegungen ab Mittag allerdings auch wieder, so manches Band scheint bis dahin ausgeleiert zu sein.
Auch der Rücken fängt an zu Drücken. Gelinde gesagt, ich bin gegen Mittag der festen Überzeugung auch heute wieder enorme Kopfschmerzen bekommen werde. Bestimmt aufgrund der vielen ungewohnten Versuche, aufrecht im Schneidersitz kontrollierte Zwerchfellatmung zu betreiben.
Zu den immer wieder auftretenden Fragen, ob meine Bewegungen sachdienlich sind, gesellt sich vermehrt die Frage, ob dieser Aufenthalt für mich richtig ist. Auch ohne körperlichen Schmerz gelingt es mir meistens zur Ruhe zu gelangen und den Kopf leer zu machen.
Abgesehen von den Gedanken ans und ums Meditieren ist mein Kopf leer und weder Zukunft, noch Vergangenheit beschäftigen mich.
Die Versuchung abzubrechen, ist bereits jetz groß, aber wenn ich nicht wenigstens die erste Woche durchhalte und praktiziere, wird sich mir nicht erschließen, ob ich durch Meditation einen “besseren” Wesenszustand erzielen kann. Zum Frühstück um Sieben Uhr gab es eine Gemüsereissuppe mit Tofu und Pilzen drin, zu Mittag um Elf Uhr ein Buffet mit Reis und vier verschiedenen Gemüse und Eizubereitungen. Dazu jeweils eine Mandarine. Die Qual der Wahl beim Mittagsbuffet: Die letzte Mahlzeit für Zwanzig Stunden: nehme ich eine große Portion, eher wenig, oder normal?
Bis jetzt hielt sich mein Appetit in Grenzen, nur der grüne Tee zum Frühstück griff den Magen an. Den also besser nicht mehr. Ich gieße mir etwas Zitronengras auf und stelle mir eine eher bescheidene Portion zusammen. Gegessen wird erst, als alle mit Speise an ihrem Klapptischchen sitzen und eine darauf liegende Pali-Danksagung für die Speisespende rezitiert wurde.
Falls der kleine Hunger kommt, müsste ich nicht weit laufen: etwa Vierzig Stufen oberhalb, in 200m Entfernung gibt es Tempelshops und Tempelimbisse – die Versuchung liegt also noch viel näher als die erwarteten 300 Stufen… Tag 3
Schnell gerät das Bewusstsein in den Hintergrund, wenn man sich dazu hinreißen lässt, eine Runde Minesweeper zu spielen. Dann tritt das abstrakte Problem der mutmaßlichen Minenanordnung in den Vordergrund, dass es zu lösen gilt. Wobei die Lösung für das Hier und Jetzt absolut irrelavant ist, wenn ich dagegen falsch lag, und kurz vor Lösung alle Minen explodieren, dann ist dies vielleicht Karmaneutral, aber nicht gut für die Ausgeglichenheit. Ich betrachte diesen Fauxpas (ich meine dabei nicht falsche Mine) als Herausforderung, die es mit einer Meditationsrunde zu kompensieren gilt. Der Ablauf dieser Runde ist semiideal, sich auf die Bewegung und die Balance zu konzentrieren fällt deutlich schwerer, als zuvor. Einmal am Tag innezuhalten und die Gedanken und Befindlichkeiten niederzuschreiben erlaube ich mir jedoch bis auf Weiteres, quasi als Protokoll.
Meine Befürchtung, dass mich erneut Kopfschmerzen überfallen würden, bestätigt sich für den Rest von Tag 2 nicht, die kamen erst an Tag 3 zur Mittagszeit und ließen sich nicht durch Liegen abstellen, jedoch durch Sonnenscheinmeditationsrunden mit einer Aspirin
So etwas wie ein Hungergefühl stellte sich erst am Morgen, eine halbe Stunde vor dem Frühstück ein. Vielleicht weil der Verstand darauf aufmerksam machte, gleich gibt es etwas zu essen. Es gab Glasnudelgemüsesuppe mit Tofu und Kekse. Auch eine Leichtcola, mit der ich am Spätnachmittag meinem Körper die Zufuhr kalorienreicher Nahrung vortäuschte, hatte demnach nicht geschadet. Es gibt hier auch so ein komisches Kraut zum Aufgießen, getrocknete Blüten, die dann beinahe wie Hagebuttentee schmecken, wer weiß, vielleicht ließ mich dieser Tee in Verbindung mit dem Kopfschmerz kränkeln, so dass ich gegen Elf zum Mittagessen recht appetitlos war. Essen muß jedoch sein, deshalb bediente ich mich an gedünsteten Riesenerbsen und Kürbisauflauf – nicht so wohlschmeckend wie den Vortag, aber ganz passabel. Dazu gab es Wassermelonenstückchen. Es war interessant zu sehen, wie der “UhhAy” Mann sich den Teller mit Melone vollschaufelte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ein Teller für heute Elf Personen reichen muß. Empathie lernt man offensichtlich nicht durch Meditation. Um die gesamte Geräuschpalette zu beschreiben, die dieser Mensch vor allem abends und nachts verursacht, würde ich mehrere Seiten brauchen. Ich glaube, es ist gut, dass ich NICHT weiß, was er alles in seiner Zelle mit welchen Gerätschaften auch immer veranstaltet! Er scheint auch einen ausgeprägten Kontrollfimmel mit sich herumzuschleppen, ich glaube, er hat mitten in der Nacht seine Zelle und eines der Klos geschrubbt. Natürlich recht lautstark mit knallenden Eimern, das ganze Programm.
In einem Hotel würde ich deswegen wahrscheinlich ausflippen, aber hier gilt es nicht zu viel zu schlafen und aufmerksam zu sein. Es ist interessant und gutes Training, immer wieder unmöglich lautes Verhalten mitzubekommen und dann in sich hineinzulauschen, ob sich deswegen nicht etwas Ärger regt, den es zu hegen und zu bekehren gilt. Die sanitären Anlagen hier sind übrigens verbesserungswürdig, aber längst nicht so schlimm, wie nach Internetberichten befürchtet. Wahrscheinlich hängt es stark davon ab, welche Horde Schweinchen gerade zu Gast ist – ein Nachtkloputzer ist da Gold wert. Jeden Morgen um Acht gibt es sogenannten “Dhammatalk”, in dem unser Lehrer mittels Anekdoten und Geschichten den Buddhismus näher bringen möchte. Wenn nur das Rückenzerreissende Sitzen auf dem Boden wäre der Stunde nicht wäre, wäre es rundum unterhalsam, so aber taten mir nach einer Stunde beide Beine und der Rücken abartig weh und anschließend, wie schon erwähnt auch der Kopf.
Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass die vorangegangenen Dehnungen durch Thaimassagen meiner Meinung nach viel größerem Schmerz bisher vorgebeugt haben, und ich tagtäglich feststellen muß, wie gut mir auch Wii Fit mit Balanceboard zur Vorbereitung nützte. Bereits etwas für seine Körperbalance getan zu haben, hilft mir sehr bei der Slowmotionbewegung. Nachmittags gibt es immer einen Reporttermin, bei dem die Fortschritte und Vorkommnisse mit dem Lehrer beredet werden. Ich habe noch nicht so viel zu erzählen, außer Schmerzen, aber das ist wohl absolut normal und wird sich erfahrungsgemäß erst ab der zweiten Woche bessern – autsch. Jedenfalls lauten meine neuen Anweisungen je Zyklus Zwanzig Minuten, und eine Schrittfolge mehr – wir steigern uns.
Nach manchem gut gelungenen Bewegungsablauf denke ich daran, dass ich vielleicht doch Spaß daran haben könnte, später einen TaiChi Kurs zu belegen und ich sehe mich in China bereits Schattenboxen. Tag 4 Ich vollführe fleißig die Schrittfolgen und übe mich in Sitzmeditation. Schmerzmäßig geht es besser, und die Schritte beherrsche ich wie im Schlaf, schnell, langsam, suuuperlangsam, ja, klappt problemlos, aber füllt den Kopf nicht aus, denn es geht fast wie von selbst. Worauf sich also konzentrieren? Auf die langsame Bewegung? Ich fange an mich zu fragen, wozu das Ganze, um abschalten zu können, wo es nichts abzuschalten gibt, außer den Zweifeln, dass ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit mit der richtigen Mission bin??
Der “UhhAy”-Mann ist am Morgen abgereist, auch diesbezüglich herrscht nun Stille. Das durchdringend schnarrende Geräusch (einer Wasserpumpe) ist übrigens auch seit zwei Tagen abgestellt – scheint jemand repariert zu haben. Die permanenten Baustellengeräusche und herumwuselnde Hunde und Touristen sind natürlich noch da. Hunger ist bisher auch kein Problem, mit den anderen Teilnehmern nicht zu reden macht mir nichts aus – es ist soweit erträglich. Erträglich…
Beim heutigen Ersatz-DhammaTalk (unser Lehrer dozierte heute an der Uni) machten wir einen Ausflug nach oben an den Tempel. Ich weiß nicht wieviele Leute sich ungefragt vor unsere Weißkleidergruppe mit orangenemm Mönchstupf mit violetter Strickmütze gestellt und fotographiert haben. Es waren etliche. Von den Touristen erstaunt mich solches Verhalten nicht wirklich, habe ja schon Schlimmeres häufig genug miterlebt. Dass aber Neuankömmlinge in unserer Meditationsgruppe die ganze Zeit mit der Kamera herumrennen, zu spät zum Mittagessen erscheinen, um dann die anderen Teilnehmer ungefragt auch beim Essen abzulichten, geht mir dann doch auf den Zeiger. Ich kenne diesen Russen nicht, will ihn auch nicht kennenlernen, was zum Kuckuck soll also eine Dokumentation ala “Ich und meine Meditationsgruppe”? Ob dieses gehäufte russische Interesse am IBC in Doi Suthep repräsentativ ist, weiß ich nicht, es ist mir nur aufgefallen, auch aufgrund weiterer russischer Teilnehmer.
Als Beweggrund, warum zwei blonde Barbies ebenfalls neu hier eingetroffen sind, kann ich nur den Modeaspekt vermuten. Der Auftritt ist wie auf dem Laufsteg, mit schneeweißen Füßlingen, nett parfümiert und ich glaube sogar in legerer Tempelkleidung vom Designer. Hübsch sind sie, sie machen eine gute Figur, aber meditieren habe ich sie noch nicht gesehen.
Unsere Exkursion nach oben dauert überlang – sicherlich in guter Absicht, aber schon recht anstrengend, nicht nur wegen des langen Stehens und einer schier unüberwindlichen Sprachbarriere, sondern wegen der recht missionierenden Attitüde. Irgendwann wurde mir dann von einem Mönch ein weißes Bändchen ums rechte Handgelenk gebunden, aber ich habe keine Ahnung von der Bedeutung und dem Umgang damit vermittelt bekommen. Schade, denn so weiß ich dies vermutlich nicht angemessen zu würdigen.
Eine insgesamt 105 minütige Exkursion, die mich ein bisschen ärgert, weil regelrecht aufgezwungen, obwohl mir verstandsmäßig klar ist, dass sie nicht als Ärgernis oder Bevormundung gedacht war. Den Ärger fühle ich zu Unrecht, das weiß ich, sollte somit ein guter Anwendungsfall für Meditation sein, um die unnötige Aufregung abklingen zu lassen. Ich probiere es. Und stelle fest, dass es Sinn macht, Bewegung Stress abbauen hilft und man bei Ärger erst einmal tief durchatmen sollte. Diese Erkenntnis ist aber nicht neu für mich und es gibt eine Menge ungleich schönerer Orte, um durchzuatmen und abzuschalten. Wirklich ruhige Orte.
Bei einer Wahl zwischen hellblauer Betonzelle mit vergittertem Fenster und zerzaustem Garten mit jeder Menge Durchgangsverkehr und Lärm und streunenden Hunden und Insekten erscheint es naheliegend, Heil bei der inneren Schönheit zu suchen.
Ich könnte auch am einsamen Strand Gehübungen machen, oder wie eine Bekannte sich zum Meditieren auf eine ruhige Burg zurückziehen, stattdessen habe ich mir einen für mich alles andere als idyllischen Ort ausgesucht. Ich bin mir sicher, ich schaffe es, drei Wochen durchzuhalten und dann hätte ich mir Durchhaltevermögen bewiesen. Anders formuliert: Eitelkeit gefrönt. Aber für mein Wohlbefinden oder mein Karma hätte ich nichts getan und unter Umständen einem wirklich Bedürftigen und Würdigen einen Spendenfinanzierten Kursplatz blockiert.
Die Besonderheit des Ortes, ein buddhistischer Tempel immerhin, an dem Glauben und Überzeugung gelebt und gelehrt wird, nutzt mir nicht.Dass ich zum Buddhismus konvertieren werde, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Vor allem welchem Buddhismus, welcher Richtung? Die meines Erachtens wesentlichen Grundzüge der Lebensweise finden sich auch im christlichen Glauben, die machen schon Sinn. Ob Karma vergolten wird, oder es ein Fegefeuer gibt, welcher der noch Lebenden kann hierzu verlässlich Auskunft geben?
In Myanmar (oder auch Kambodscha) habe ich (in meinen Augen) krass gesehen, wozu es führt, wenn man sich mental zu sehr darin gestählt hat, Leid oder auch einen “Arschtritt” zu ertragen – man wird getreten, man leidet, oder Schlimmeres. Nach meinem heutigen Reporttermin, Bedenkzeit, in mich gehen, und einem Meditationsversuch, habe ich mich am Abend entschieden, dass ich morgen vorzeitig meinen Meditationskurs abbrechen werde.
Ich bekomme dadurch ein zweiwöchiges “Loch”, dass ich spontan füllen muss, beziehungsweise kann – aber das sollte per Internet und Plastikgeld durchaus zu schaffen sein. Erträglich ist mir nicht genug, auch wenn ich meinen Aufenthalt hier nicht als Komplettverlust betrachte: denn das Interesse mich mit Meditation in seinen verschiedenen Techniken und Formen zu beschäftigen ist eher gewachsen. Der hier gelehrte Vipassana Stil ist eine Methode, aber leider nicht meine Methode. Ich werde in den nächsten Monaten sicher noch die eine oder andere Alternative kennenlernen, von denen vielleicht eine besser zu mir passt.
Dass es eine solche Einrichtung wie das IBC in Doi Suthep gibt, bei denen ich ohne großes finanzielles Risiko studieren und “probieren” konnte, ist ein wahrer Glücksfall, und dafür möchte ich mich auch hier bedanken. (Bis zur Sonnenfinsternis am 15.01 will ich es nicht aushalten, daher ist sie dem Titel entschwunden)

Wat & Wo

Ayutthaya, Thailand

Meine Unterkunft für drei Nächte, ist ein traditionelles Thaihaus mit separatem Komfortbad. Es kann problemlos mit dem Fünf Sterne Strandresort mithalten, nein toppt es sogar: Es gibt WLAN in hervorragender Qualität und Geschwindigkeit. Das Frühstück ist schlicht, aber von gutem Geschmack.
Auf meiner Veranda bin ich umzingelt von Geckos, deren kecke Laute beinahe klingen, wie das hausierende Strandresortpersonal. Geckos sind mir lieber, denn sie sind nützlich und vertilgen Moskitos, statt sie ins Zimmer zu lassen.
Es ist um einiges heißer hier, als in Myanmar, Akklimatisierung und weitere Thaimassagen als dehnbare Vorbereitung auf ausgedehnte Meditationen erscheinen unverzichtbar.

Gegen halb neun setzt an der kleinen Fähre die große Stadtflucht ein – Schlangen von Mopeds wollen übersetzen doch mehr als Zehn Mopeds geht auch mit gegenseitig festhalten nicht, wenn keiner baden gehen soll.
Kleine Schlepper ziehen hochaufragend Wannenkähne leer Flußaufwärts; Flußabwärts liegen diese schwerbeladen mit Sand, tief im Wasser, über den Bug schwappt der Fluß.
Karaokekutter, doppelstockig, stimmungsgeladen, ziehen lautstark
vorüber. Alle Jahrgänge sind vertreten, die ältere Generation bevorzugt
die langsameren Songs, doch ist keineswegs ruhiger. Auch das Restaurant, in dem ich sitze, hat eine eigene Karaokeabteilung. Singen kann offenhörlich keiner, aber es wird dennoch frenetisch applaudiert. Ich winke einem Karaokekutter zurück und ernte ein euphorisch gelachtes “Hullo” und eine Extraperformance.

Wir schreiben das Jahr 2553, Kapitän Noi und sein feuerrotes Spaceship sind in Raum und Zeit aufgebrochen, an Bord ein Falang. Unterwegs bilden sich immer wieder Risse im RaumZeitKontinuum und die Vergangenheit wird mit der Wiederentdeckung lebendig: Frisch verliebt, kurz vor dem Tsunami, zum Greifen nah, doch unbegriffen. Nach erfolgreicher Landung besorge ich mir noch eine Aufladerubbelkarte für die NotebookSimkarte. Immer wieder lustig, das Verhalten von Angestellten, wenn sie nicht verstehen, was man von ihnen will – Fluchtartiger Abbruch der Betreuung und Abtauchen, aber nicht immer der Versuch einen komptenteren Gesprächspartner heranzuschaffen. Notwändige Sprachen lernen, mit Interessenten kommunizieren können, ist unheimlich wichtig im Dienstleistungsbereich!
“Huch, Kunde droht mit Auftrag – schnell weg!” ist dagegen nicht wirklich Geschäftsfördernd, doch leider viel zu häufig gelebte Realität… Nach einigen Problemen habe ich meine Tempelfunktechnik erfolgreich eingerichtet.
Auf der schattigen Veranda sitzen, im Internet recherchieren, mit Laos chatten und Berlin telefonieren, dabei einen Trinkjoghurt schlürfen – man lernt nie aus.

Abschied ist auch immer Neuanfang

Bangkok, Thailand

Im Hotel in Yangon setzte nach Ankunft eine spontane Reisendendiaspora ein, und somit war es mir nicht möglich, mich von allen Mitreisenden vor unserem frühzeitigeren Abflug nach Bangkok zu verabschieden.
Irgendwie habe ich es geschafft weitere vier Kilogramm Reiseführer in mein Handgepäck zu stopfen, um Übergewichtszuschlag zu vermeiden. Wir haben noch Cappuchino und Toffee nut coffee zusammen am Flughafen bei der großen grünen Kaffehauskette aus Seattle getrunken und uns unterhalten und dann trennten sich unsere Wege.
Der Aiportepress 4 brachte mich mit Mühe und Not zeitig zum Bahnhof Hua Lampong – warum auch nach Jahren der Skytrain noch immer nicht bis zum Flughafen fährt, bleibt mir ein Rätsel.

Die Ticketschalter zeigen allle “All trains” an, was aber nicht heisst, das man für alle Züge Tickets bekommen würde. Nach Ayuthaya nur am nächsten Schalter. Zack, die eine Hälfte eines Schweizer Lesbenpäarchen quetscht sich vor mir in den Schalter und verstrickt den Ticketverkäufer in ein ausführliches Beratungsgespräch, winkt die andere Häfte herbei und sie debattieren, reden hochgestochen und vor allem:Blockieren! und Minute um Minute rückt die Abfahrt meines Zuges näher, ohne dass ich ein Ticket dafür hätte. Grummel grummel. Ich muss wohl noch viel meditieren, um mich deswegen nicht zu ärgern.
Schließlich weiche ich an einen Alternativschalter aus und bekomme ein Karte für unglaubliche 15Baht. Vielleicht vor der Zugfahrt noch einmal zur Toilette? In Fünf Minuten? Ok, go go go.
Aber: die Toiletten sind mit Drehkreuzen wie Fort Knox gesichert, und sollen 20Baht kosten – mehr als die Zugfahrt! Nicht dass es mir das Geld nicht wert gewesen wäre, aber mich mit einer großen Reisetasche in einem übelriechenden Bahnhofsklo in Thailand zu kreuzigen? Nööö, lieber nicht.
Huschhusch in den Zug (mit Bordtoilette inklusive, habs mir aber verkniffen) und vor Einsteigen festgestellt, dass es auch eine dritte Klasse, Stehplatz gibt.
Im Zug ist aber noch ein Sitzplatz für mich frei, später steigen Sitzkarteninhaber zu, aber dulden mich auf ihrem Platz. So dulde ich auch ihren mitgebrachten Hund, der permanent entweder aus dem Fenster springen, oder sich mit seiner Leine strangulieren möchte, dulde auch, dass die kleine Toele dann mitten in den Gang pinkelt und sein Herrchen die Lache hinterher mit zwei Blatt Klopapier dürftig antupft. Hund läuft immer durch Lache und dann über Herrchens Schoß und zugehörige Kinder. Na prima, aber trocknet bei knapp über 40 Grad im Zug ziemlich schnell.
In Ayuthaya am Bahnhof kaufe ich erstmal ein Ticket für meine Weiterfahrt nach Chiang Mai in drei Tagen – elf Stunden Zugfahrt, Zwote Klasse, Air Condition – das wird ganz großes Kino!
Mister Noi mit seinem feuerroten Tuktuk fängt mich am Bahnhof ab und fährt mich zum LungChumniVillage, meiner Unterkunft für die nächsten Tage.
Aber Ayauthaya, das ist bereits eine andere Geschichte, und dazu später mehr…

P.S.
Wenn man in einer Verkehrsmässig kollabierten Stadt wie Bangkok das
Gefühl hat, endlich durchatmen zu können, dann weiß man, dass man mit
Kettenrauchern unterwegs war.

Ich plädiere hiermit für dedizierte Raucherreisen!

Gestrandet am Nwge Saung Beach

 

Ngwe Saung, Myanmar

Am Golf von Bengalen beginnen die letzten Momente eines Urlaubes; Momente deren Sinn ja eben nicht ist, schnell noch mal viele Eindruecke aufzunehmen, um dann in den Alltag zurueckzukehren. Nein, der Urlaub endet, aber dann geht es weiter, startet ueberhaupt erst die Bildung und vielleicht auch Suche nach dem Sinn.
Der Sinn besteht vermutlich nicht darin, 500.000 Fotos zu machen, die ich realistischerweise nie mehr alle anschauen werde.
Sollte der Sinn darin bestehen, einen validen Eindruck von der Landeskultur, von den Sprachen, von den Menschen zu erhalten?
Die meisten Menschen, denen ich auf meiner Reise begegnen werde, duerften fuer mein Leben hoechst irrelevant sein. Sollte ich mich dennoch auf sie einlassen, auf ihre Umwelt, die zum Teil rueckstaendig jenseits aller Moeglichkeiten ist?
Macht der Kontaktaufbau Sinn, wenn Lebensschwerpunkte abseits, in Bereichen liegen, die mir als Sackgassen erscheinen, die es zu vermeiden gilt? Sollte ich mich fuer eine absehbare Trennung an Etwas, Jemanden binden? Auslebend, alternativ teilnahmslos, passiv, beobachtend, erlebend? Sylvester im Fuenf Sterne Resort am Strand, mit Galabuffet, Showprogramm und Verlosung. Vom Strand aus, abgetrennt durch Bambusstangen schaut die einheimische Bevölkerung dem Treiben zu. Sind die Menschen wegen der Interpreten gekommen?
Es wird getrunken: Bier, frisch gezapft ein Dollar, die Flaschen Wein zu Zwoelf bis Hundert Dollar. Es wird geschlemmt: Truthahn, Sushi und andere Vorspeisen, diverse Hauptgaenge und von Creme Caramel ueber Joghurtkuchen hin zu Neujahrs-Schokokugeln gibt es diverse Desserts. Berge aus feinstem Essen, nicht landestypisch – es kann bei weitem nicht alles aufgegessen werden. Zum Jahresausklang wird Sekt serviert.
Fuer einige Reisende scheint der grosse Moment gekommen zu sein, endlich die mitgebrachten Seidenkleider und Designerhosen praesentieren zu koennen – wir sind wer! Doch wer sind wir wirklich? Ich mittendrin, unwirklich anwesend. Auch der erste Tag des neuen Jahres neigt sich mit einer Sonnenuntergangsbetrachtung in einer Kulisse, die den Moment abstrakter erscheinen laesst, als eine Reisereportage im Fernsehen. Mehrfach unterbrochen von einem Zimmerservice, der jede Viertelstunde Handtuecher tauschen und die Moskitonetze und Vorhaenge neu arrangieren moechte. Die Sonne brennt heiss, verbrennt die Haut, fast unbemerkt, unter dem Deckmantel einer kuehlenden Meeresbrise. Noro geht unter den Reisenden um, allen Versuchen mit Myanmarwhiskey zu entkeimen, zum Trotz. Ich blieb bisher verschont, so manchem “guten” Reisewunsch zum Trotz. Der Traegheit in Palmenschatten ist hingegen nicht zu trotzen. Die Tage vergehen. Im Bus geht es zurueck nach Yangon. Stunden gilt es im Bus zu verbringen, auf holpriger, vielfach geflickter Strasse. Nur halbherzig werden die Wunden geheilt, die Nargis dem Land schlug. Selbst an den Narben vorueber zu fahren, braucht es ein Permit. Wir haben eines, denn wir haben Dollars, die am Besten in den Resorts des obersten Schwiegersohnes haetten ausgegeben werden sollen. Haetten. Noch eine Nacht, dann zurueck nach Thailand, in den Zug gen Ayuthaya und weiter nach Doi Suthep. Zwei weitere Reiseteilnehmer hatten nur das Landprogramm beim Reiseveranstalter gebucht. Sie sind bereits einige Monate in der Weltgeschichte unterwegs, aber im Februar, wenn sie wieder in den germanischen Alltag eintauchen, plane ich aus der Meditation aufzutauchen. “Gelaeutert”, wie mir jemand sagte.
Myanmar – es gab viel zu sehen, vor allem Kontraste. Viele goldene Tempel, ein Pagodenfest zum Vollmondtag, zu dem ein Riesenrad mit Kletterantrieb und Bingo so selbstverstaendlich gehoerten wie die Verteilung von Almosen an Moenche.
So viele Tempel, das Mitreisende den Vorschlag machen, man moege am besten das ganze Land als heilig erklaeren, dann spare man sich wenigstes das permanente Schuhe An- und Ausziehen. Dazu wuerde passen, dass der Name des neuen Regierungssitzes “Sitz der Goetter” bedeutet… Nicht wirklich unvergesslich sind auch die permanent vorgetragenen Mantras: “Postcards, 1000 Kyat, nicht teuer, guter Preis, billig, billig, good price”
Wenn Strom, dann oft per Generator, allgegenwaertig das Motorengeraeusch, der Aggregate. Sonnenkollektoren, Solartechnik? Keine Spur davon zu entdecken, Recycling findet am Strassenrand statt.
Auch das Militaer ist kaum zu sehen, nur Schildburga taucht immer wieder am Strassenrand und in Erzaehlungen auf. Emerging Markets – hier? Nooeee.
Ueberhaupt in die Gegenwart ist es noch ein weiter Weg. Nachtrag:
Mein toller, fast neuer und ueberteuerte Apfel IPod hat sich in den “Abernunvergluehichlangsam”-Modus geschaltet.
Scheint fuer solch ein Geraet wohl zuviel zu sein, zuerst die Suchenfunktion zu nutzen und dann auf Play zu druecken… Zuerst klickte er noch, ohne Musik zu spielen und nun ist er dauerleuchtend. Wie praktisch, dass das Ding KEINEN Ausschalter hat! Vielleicht lebt er ja wieder auf, wenn ihm der Strom ausgegangen ist… Noch ein Nachtrag:
Das Stromkoma hat geholfen – nun spielt er wieder, als wäre nichts gewesen…
also ich finde, im Apfel ist der Wurm drin.

Huetchen um Huetchen

Bagan, Myanmar

Mingun In Bussen aus dem zweiten Weltkrieg geht es zum Hafen von Mandalay, wenigstens was sich hier Hafen nennt, denn der Hafen ist ein sandiges Ufer, wir balancieren auf das Schiff ueber hoelzerne Planken.
Das Boot bringt uns nach Mingun, zu einem riesigen Backsteinklotz, der im Achtzehnten Jahrhundert eine Pagode werden sollte, doch zerstoerte ein Erdbeben die Anlage vor Fertigstellung. Darum steht die zweitgroesste Glocke der Welt einige Hundert Meter nebenan und wurde nie aufs Dach transportiert. Man kann an den riesigen Spalten und auseinandergebrochenen Waechterstatuen (Loewen) erahnen, welche Kraefte bei einem Erdbeben wirken.
Der Besuch in einem Altersheim vermittelt einen wesentlich humaneren Eindruck, als befuerchtet; die Medikamente der Apotheke stellen einen Querschnitt der Reiseapotheken von Touristen dar. Medikamente sind in Myanmar absolute Mangelware, und kaum erschwinglich, daher wird jede Spende mit einer Beschreibung, wogegen es eingenommen wird, dankbar angenommen. Rund um Mandalay Hill Das groesste Buch der Welt befindet sich in Mandalay, so sagen die Reisefuehrer. Die kompletten Lehren Buddhas auf ueber 700 Steinplatten doppelseitig graviert. In der Pagode nebenan stehen sogar 1700 steinerne Buchseiten, warum dieses Buch nun kleiner ist, kommt wahrscheinlich auf die Sichtweise an; unbestritten sind die Steintafel nicht so kunstvoll ausgearbeitet. Der Weg dorthin fuehrt uns Kilometerlang am Befestigungsgraben des im Krieg zerbombten Koenigspalastes entlang.
Mit einem Pickup und einigen Rolltreppen geht es auf den Mandalay Hill zum Sonnenuntergang anschauen. Dekadent im Hochstuhl ueber die Balustrade blickend fehlen eigentlich nur die Cocktails, aber Alkohol ist ebenso wie Schuhwerk in buddhistischen Tempeln fehl am Platze. Bagan Den Ayerwaddy in einem Motorboot hinunter geht es nach Bagan. Tausende von Huetchen, Stupas und Pagoden beherbergt das mehrere Quadratkilometer grosse Areal. Mittlerweile wohl nicht mehr Weltkulturerbe, wegen einem potthaesslichen neuen Aussichtsturm, oder unqualifizierter Restauration – wer weiss das schon? Vielleicht will man auch verhindern, dass die Vereinten Nationen das Militaerregime unterstuetzen – Kultur ist halt auch oft eine politische Angelegenheit. Erinnert ein wenig auch an die Diskussionen in Koeln, ob denn der Koelner Dom durch ein in der Naehe gebautes Buerogebaeude weniger oder nicht weniger Welt-Kulturerbe sei… Die Anlage ist jedenfalls sehenswert, und die zum Teil erhaltenen Wandmalereien im Inneren der Tempel lassen auch fuer Angkor oder andere Staetten erahnen, welche Pracht sich zu frueherer Zeit in den Backsteingebaeuden befand. Durch schwere Erdbeben stark beschaedigt und zum Teil wieder hergestellt kann man viel Zeit mit dem Zaehlen von Dachspitzen und Buddhafiguren verbringen. Ungezaehlt bleiben dabei die “No thanks” zu den allgegenwaerigen SouvenirverkaeuferInnen.
Immer barfuss begibt man sich ueber verschiedenste Konsistenzen des Untergrundes und was die unterschiedlichen Lebensformen darauf hinterlassen: von Bethelnusskauerspucke bis Fledermauskot. Mount Popa Sechzig Kilometer entfernt von Bagan befindet sich Mount Popa, ein Wallfahrtsort auf einem einem alten Vulkanfelsen – ein wenig wie in Suedfrankreich in Le Puy – nur nicht so adrett, dafuer aber voller Schutzgeister (Nats) und Affen.

On the road to Mandalay

Mandalay, Myanmar

Allen Lesern dieses Eintrages wuensche ich noch schoene verbleibende Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Es ist unklar, ob ich vor meinem Rueckflug nach Thailand noch einmal online gehen kann.
Mandalay Der Strom faellt hier ebenfalls mehrmals taeglich aus. Das Weihnachten ist, bemerkt man in der Stadt nur bei wenigen Anlaessen:
wenn eine Prozession froehlich singend zur Mitternachtsmesse an Heiligabend zieht, oder vor einer Shoppingmall Winnie-Puh und Mickey Mouse neben einem Kunststoffweihnachtsmann singen und tanzen.
Ansonsten herrscht Alltag, in dem schon mal auf der Strasse ein Fussballfeld mit Kalk gezeichnet wird, um Fahrzeuge herum, und Mopeds fahren quer durchs Spielfeld…
Da wird geackert, geschuftet und gehandelt und grosszuegig Moenchen gegeben oder gespendet. In den Tempeln stehen teilweise dreissig verschiedene Sammelkaesten aus Glas fuer Spenden. Der Wohltaeter kann feinstgranular entscheiden (wenn er denn die Beschriftung lesen kann) ob er fuer den Erhalt der Gebaeude, die Fuussbodenreinigung, Vergoldung, Blumendekoration oder auch kunterbunte Leuchtdiodenillumination seinen Beitrag zur Verfuegung stellt.
Die Konstrukte, die auf den Strassen zum Einsatz kommen sind hoechst Abenteuerlich und durch die Bank weg ueberladen. So einige “Fahrzeuge” oder Teile davon bleiben auf der Strasse liegen. Auf einem Bild kann man sehen, was passiert, wenn ein Moped-TukTuk mit mehr als einem Dutzend Fahrgaesten vesucht, eine Steigung zu bewaeltigen… An einem Tempel, in dem eine Bronzebuddhastatue steht, die mittlerweile mit 12cm dicken Schichten aus Blattgold bepappt wurde, begegnete uns ein recht muerrisch dreinblickender und aggressiv nach Geld verlangender Jungmoench. Die absolute Ausnahme bisher. Vielleicht war er auch nur ein Fake – sein Karma-O-Meter signalisierte deutlich, dass er noch viel lernen muesste, um nicht ein paar Millionen Extrajahre im leidensvollen Dasein verbleiben zu muessen. Moenchs(ver-)speisung Wenn knapp Tausend Moenche an einem Ort verkoestigt werden muessen und darauf ueber Hunderte Touristen lauern, so nimmt dies groteske Formen an. Fuer eine hiesige Familie ist es eine grosse Ehre (und finanzielle Belastung, knapp 1500 Dollar) die Tagesspeisen zur Verfuegung stellen zu koennen. Fuer die Moenche bedeutet es Essen. Fuer die Touristen? Das einige sich nicht sogar der Schlange der Moenche mit ihrem Fotoapparat in den Weg werfen, ist auch alles. Und selbst nachdem die Nahrung verteilt wurde und die Moenche bei Tisch sitzen, werden die Fenster des Speisesaales belagert, um hineinzustarren und beim Essen zuzuschauen.
Vielleicht hilft es Bilder dieses Zootheaters ins Netz zu stellen, um einige in Zukunft davon abzuhalten.
Auch wenn zur Bespassung einer Reisegruppe Handwerkerfamilien gegen kleines Entgelt fuer eine Praesentation und sogar zu artistischen Darbietungen animiert werden, zeigen sich die zwei Seiten von Pauschaltourismus.
Die meisten der sogenannten Individualreisenden oder Backpacker sind da auch nicht viel besser, denn sie klappern haeufig die gleichen Attraktionen per Einheitsreisefuehrer ab. Allerdings komen sie dann nicht gleich in Scharen… Sagaing Suedlich von Mandalay, in Sagaing, gibt es eine neue Bruecke und unzaehlige Stupas zu besichtigen. In verschiedenen Stilen, so zum Beispiel eine Ceylonesische Version, die wie eine ueberdimensionale hellgraue Glocke aussieht. Oder eben ein getarntes Raumschiff (MIB laesst gruessen!)

Hoehlen und Menschen bei Kalaw

Kalaw, Myanmar

Ein besonders schönes Erlebnis waren die Kinder eines Waisenhauses noch in Nyaung Shwe, die vor dem Hotel Weihnachtslieder sangen. Dies taten sie mit einer solchen Begeisterung, das es schwer gewesen wäre nicht davon gerührt zu werden. Auf vielfachen Wunsch kamen die Kinder den nächsten Abend mitsamt Lehren nochmals vorbei und sangen erneut – ich hoffe das Ergebnis der Kollekte hilft den Kindern, der Schule weiter. Zwischenstop an einem aus Teakholz gebauten Kloster. Busse auf, Touristen raus, Schuhe aus, Toruisten ins Kloster rein, mitten unter die lernenden Mönchschüler. Einige inspizieren sogar ausgiebig den Schlafsaal, machen Fotos aus allen Winkeln. Dass nicht die wenigen persönlichen Dinge durchsucht werden, liegt meiner Meinung nach eher daran, dass geführte Tagebücher in unleserlichen Schriftzeichen abgefasst wären.
Das meiste ließe sich von außen betrachten, ohne die Privatsphäre der Mönche massiv zu beeinträchtigen. Aber einige scheinen sich zu denken: hat ein Mönch überhaupt ein Anrecht auf Privatsphäre? Lebt er nicht nur von Almosen?
Mich widert dieser invasive Voyeurismus ziemlich an. Allerdings laufe auch ich mit einer Kamera herum und fotographiere auch ab und an Menschen in unbemerkten Augenblicken. Wo ist die Grenze, bei der es für das Fotoobjekt, dass an sich ein Mensch ist, unangenehm wird und nur die budhhistische Grundhaltung, in der Leiden zum Dasein gehört, ihn am Aufbegehren hindert? Pingdaya Wir besichtigen dann eine natürliche Höhle mit mehr als Achttausend Buddhafiguren darin. Ein wahres Labyrinth aus goldenen Gesichtern. Es gibt auch einen neueren Teil der Höhle, der jedoch in Sachen Anmut un Atmosphäre überhaupt nicht mit dem Jahrhunderte alten konkurrieren kann. Es gibt auch hier wieder Figuren, die von Deutschen gestiftet, oder renoviert wurden, Namensplaketten zeugen davon. Warum fällt es leichter, sich für viel Geld mit einem Gegenstand zu verewigen lassen, als vielleicht einer armen Familie damit eine bessere Existenzgrundlage zu schaffen? Sicher, Steinmetz und Maler werden dadurch in Brot gehalten, aber genaugenommen wird dadurch auch der Status Quo in Stein gemeißelt. Anzunehmen, dass die Menschen doch mit ihrem Leben zufrieden wären, während sie mitansehen müssen, wie eine Haufen feister Touristen in Sänften vor ihrer Nase durch ihr Dasein getragen werden und gesundes und wohlschmeckende Nahrung im Überfluss zu sich nehmen, ist naiv. Die wollen vielleicht nicht werden wie wir, aber bis auf wenige wünschen sie sich schon ein angenehmeres Leben, in dem man es sich leisten kann, auch mal Urlaub zu machen. Kalaw Abseits der Reisegruppe, die zu einem Grossteil aus Kettenrauchern besteht, die nicht immer die Etikette beherrschen und am Tisch rauchen, wenn andere Essen ist angenehm.
Da stoert auch niemand, der taeglich bereits Mittags mit zwei grossen Flaschen Bier in kuerzester Zeit seinen Pegel halten muss. Bemitleidenswert.
Die Leute auf der Strasse sind nett und einige Schulkinder haben mir selbstgemachte Blumengestecke geschenkt.
Viel Aussergewoehnliches habe ich im Ort bisher nicht entdeckt und auch das Regierungseigene Hotel, in dem wir untergekommen sind erfuellt seinen Zweck – mehr nicht.
Hier in der einstigen britischen Sommerfrische Birmas wird es nachts empfindlich kuehl, den etwa 1400 Metern Hoehe sei Dank.

Am Inle See

Nyaungshwe, Myanmar

nach einem kurzen Flug nach Heho und Bustransfer gelangten wir in den Ort Nyaung Shwe am Inle See. Strom ist rationiert und der Ort muss ihn sich mit dem Nachbarort teilen, so gibt es nur stundenweise Elektrizitaet. Abends wird es richtiggehend kalt, der Hoehenlage geschuldet. Allerdings nicht vergleichbar mit dem Wintereinbruch daheim – hier froestelt man ohne Jaeckchen, aber frieren tut hier nix – ausser die Eiswuerfel in Getraenken. Die Preise hier sind bezogen auf Touristenbedarf relativ hoch, einem Mitreisenden zufolge befinden wir uns im Ruedesheim, vielleicht aber auch im Venedig Myanmars. Als gute Touristen machen wir einen Bootsausflug durch Kanaele, Aborte, Spuel- und Waschstellen, den See und sogar Actiongeladen einen Fluss hinauf. Wir besichtigen Seidenwebereien, Zigarettenherstellung und natuerlich: Pagoden. In einer Katzenpagode werden durch “lupfen” und anfuettern schliesslich einige Katzen dazu animiert uns Touris zuliebe durch einen Reifen zu huepfen. Welch ein Abenteuer! An einem Tempel fanden sich erstaunlich viele Minipagoden von Deutschen, unter anderem mit Plakette aus Koelle und allem drum und dran. Es ist immer wieder erstaunlich, was es hier in Myanmar alles gibt, jedem Embargo zum Trotz – einer gruenen Grenze zu China sei Dank. Denjenigen, die man damit vorgeblich treffen will, hilft man, und denen den man vorgeblich helfen will, trifft man durch die indirekte Befoerderung von Korruption und Schwarzmarkt. Oder war es doch anders herum? Je nach Gusto bitte Personen ergaenzen. Der Rechner, an dem ich sitze hat Windows 7 und die deutschen Industriegastechniker arbeiten ja nicht wirklich hier, was ja verboten waere, sondern sind von Russland ausgeliehen – virtually there – so geht das.

Goldene Felsen, goldene Zeiten

Kyaikto, Myanmar
Mit dem Bus, dann auf Holzbalken auf einer LKW Ladefläche und die letzten Dreihundert Höhenmeter per pedes ging es hinauf nach Kyaikhtyo.
Ein großer runder Felsen, der über dem Abgrund “schwebt”. Natürlich ist er auf sagenumwobene Art und Weise dort oben hingelangt.
Man hat ihn vergoldet – und die Pilger sind auch noch immer fleissig dabei Blattgold aufzutragen.
Drumherum gibt es alles, was zu einem waschechten Wallfahrtsort gehört: Unterkunft und Verpflegung für die Pilger, Souvenirs und natürlich allerlei religiöse Utensilien. Ein Riesenrummel mit vielen Touristen, Sänften- und Gepäckträgern einerseits und dem ganzen Trubel regelrecht entrückten Mönchen und Gläubigen andererseits. Ein echter Vorgeschmack, was mich in Doi Suthep erwartet. Die Atmosphäre des Ortes ist faszinierend, vor allem zum Sonnenuntergang. Der goldene Glanz, die Gebete, der Geruch von Kerzen und Räucherstäbchen und den Blick auf ein glänzendes Flusstal in der Ferne. Der Weg dorthin ist Kontrastprogramm: da zweigt eine nagelneue Autobahn – auf der kein Auto fährt! – im Nichts, ins Nichts ab. Sie führt in die neue Hauptstadt mitten im Dschungel, knapp 300km entfernt, nicht nur aus diesem Grunde für die Bevölkerung unerreichbar. Vielleicht ist dort aber auch kein Dschungel mehr, denn es wird Tropenholz geschlagen, mehr als das Land hergibt, für Devisen, für die neue Haupstadt, für die neue Autobahn.
An beinahe jedem Zwischenstopp finden sich Frauen mit ihren Kleinkindern am Bus ein, um nach Nahrung zu betteln – schwer zu entscheiden, ob die Not wirklich so groß ist, oder nur mit dem Mitleid von Touristen kalkuliert wird. Die Lebensumstände und Behausungen, durch die die Reise führt, zeugen allerdings von einer großen Ärmlichkeit.
Goldenes Land, doch keine goldenen Zeiten, wenigstens nicht für alle.

Min Gelaber

Yangon (Rangoon), Myanmar


Endlich ein Ort, an dem “Min Gelaber” durch die Bank weg als positiv empfunden wird, denn es bedeutet so viel wie: “Hallo, Guten Tag, alles wird gut.”
“Danke” hört sich an wie “Cheese-Subbeeh”, auch das kann ich mir einfach merken, weil ich mir die Käsesuppe bildlich gemerkt habe. Mit Käse, der sich zieeeht.
Wenn man sich bemüht, kann man auch ohne Sprachschule von Einheimischen die Sprache lernen – es ist in beiderseitigem Englisch-Sprachbrech nur nicht so ganz einfach herauszufinden, was denn nun wirklich gemeint ist. Unser Vokabular ist selten gleich und die unterscheidlichen Akzente machen die Kommunikation noch spannender.
Die Betonung der deutschen Worte unserer Reisebegleitung ist auch etwas gewöhnungsbedürftig und ab und an amüsant – mir wird es in China im besten Falle auch nicht anders ergehen.
Da gibt es 220 Volt Wasserstrom oder auch Telefonium, oder Dinge werden “geused” – manchmal also eine eingedeutschte Denglisch Variante – Eutsch sozusagen. Martin, ein noch nicht eingetroffener Reisender haftet der ganzen Gruppe nun als “unser Fehler” an. Der erste Tag in Yangon gestaltete sich etwas befremdend – ich habe die DDR nie wirklich live erlebt, sondern sie solange sie existierte ignoriert,Aber mit Eintrittsgeldern bei Stupas etc. verhält es sich ähnlich wie beim früheren Deutschmark Zwangsumtausch.
Da erbietet man in der Sulestupa zu allererst eine “Shoedonation” im Irrglauben Eintritt zu bezahlen, aber dann taucht eine energische Regierungsangestellte und verlangt zwei US-Daollar Ausländereintrittsgebühr, pro Person. Immerhin kostet an der Sule Stupa Fotographieren nicht nochmals zwei Dollar extra.
Nichstdestrotz kommt auf uns – ordnungsgemäß die Schuhe im erspendeten Plastikbeutel tragenden Touristen – plötzlich eine andere Regierungsangestellte zugerannt, ziemlich giftig und tippt sich energisch auf ihren Ansticker an der Brust. Sie verlangt
“Admission Fee. Nochmals. Aber wie es in einer überreifen Staatsbürokratie üblich ist, habe ich einen ordnungsgemäß gestempelten, rosafarbenen Abzockungsbeleg, den ich ihr lachend unter die Nase halten kann. Sie erstarrt irritiert erstarren und sucht Rat bei einer Vollzugskollegin. Dann hetzt sie schreiend einem anderen vermeintlich das Besichtigungsentgelt erschleichenden Touristenpaar hinterher.
Auf Kuba war es im Jahr 2000 ähnlich – Devisen sind Trumpf, bei jeder Gelegenheit versucht der Staat den Reisenden die fremde Währung abzunehmen. In einer Karaokabar heute – wenn ihr in Yangon seid, dann geht ins Emperor und schaut und hört euch bei einem Snack oder Getränk die Auftritte der Einheimischen und Models an. Ganz bin ich nicht hinter das System gestiegen, gerade als ich dachte, es handele sich um eine Art Anbandelungsbörse, trat ein recht beleibter älterer Herr in Tarnfarbenlongyi auf die Bühne und schmetterte was das Zeug hielt. Genauer gesagt zerschmetterte er jeglichen mir bekannten Musikstil und die Begleitmusik ließ zwischendurch ebenfalls jeden Takt sausen.
Auf meine Nachfrage beim Kellner, ob der Sänger vom Militär wäre und wir alle erschossen werden, werden, wenn wir nicht klatschen, sagte er Yes Yes. Die meisten Gäste klatschten Applaus. Der selbe Kellner fragte mich übrigens, ob ich Hitler möge. Hier finden sich übrigens an Marktständen auch Hitler-Nazi T-Shirts. An sich hat das Hakenkreuz hier in Asien eine andere, religiöse Bedeutung, aber in Kombination mit einem Hitler Konterfei ist der Interpretationsspielraum doch sehr gering und daheim in der BRD bekommt man höchstens in national befreiten Zonen kein Problem damit.
Ich fragte den Kellner im Gegenzug nach dem Hintergrund dieses Hitlerinteresses, doch erhielt ich nur mit strahlendem Lächeln die Antwort, Hitler hätte sechzig Millionen Menschen umgebracht. Nach welcher Berechnungsgrundlage, weiß ich nicht, aber vielleicht erscheint es bewunderswert, dass ein Mensch es geschafft haben soll mehr Menschen umzubringen, als das gesamte Land an Einwohnern zählt (55Mio). Der Moskitoverseuchte Flughafen gab Anlass zu einer Diskussion über die Sinnhaftigkeit einer Malariaprophylaxe. Einige Reiseteilnehmer
vertrateb die Ansicht, dafür müsse man extrem Medikamentengläubig sein. Mit Homöopathischen Mitteln ließe sich doch fast alles behandeln.
Der Reisebegleiter dagegen meinte, es gäbe keine Malaria, eine andere Teilnehmerin wies darauf hin, dass man durch eine eigene Prophylaxe die einheimische Bevölkerung ausrotte würde, weil die sich die Medikamente nicht leisten könnten.
Ja wie denn nun? Die nächsten Wochen könnten noch interessant werden, vielleicht entdecken wir ja das erste homöopathische Mittel gegen Malaria. Politisch korrekt und klimaneutral wird dann erfolgreich an das Gewissen der gemeinen Sichelzelle appelliert, worauf sich diese dann sagt: Ich geh dann mal kaputt.
Muß doch jeder für sich selbst entscheiden, ob er sich impfen lässt, Prophylaxe betreibt oder Mut zur Lücke hat. Gerade wenn’s eine Möglichkeit zur Vorsorge gibt…soll hinterher keiner jammern, wenn er am falschen Ende gespart hat.
Die Shwedagon Pagode in Yangon ist sehr bemerkenswert und diese Fünf Dollar Eintritt für Ausländer sind gut angelegt. Mit einem 76Karäter und mehreren Tausend weiteren Diamanten an der Spitze auf der goldenen Kuppel. Ob wirklich 6000 Tonnen Gold in der Kuppel stecken? Mein Thailandreiseführer behauptet, die Thais nehmen an, dass das Gold für die Pagode aus der Plünderung und Zerstörung der alten Thai-Hauptstadt Ayuthaya Mitte des Achtzehnten Jahrhunderts durch die Burmesen stammte. Auf Thailändisch heißt Prost übrigens “TschopDiKap” für Männer, Frauen sagen “Tschopdikaah”. Back in Town
Nach der Rueckkehr vom goldenen Felsen, heute ein neuer Versuch Bilder und Text ins Internet zu laden – das erste Internetcafe war grottig lahm und hatte virenverseuchte Rechner. Das zweite ist ganz OK, nur es gibt kein Java, da lassen sich die Bilder nur schwer hier hochladen. Java scheint auch nicht nach Myanmar exportierbar zu sein – besser klappts erst, wenn ich mit dem eigenen Rechner online gehen kann.

Ich bin dann mal fort … in Bangkok

Bangkok, Thailand

Der erste Schritt ist nun unweigerlich getan, ich bin fort, ich bin unterwegs. Angekommen, wo auch immer bin ich noch nicht.Vor allem gefühlsmäßig. Vorgestern zeigte sich wieder einmal, dass Abschied weh tut, vor allem,
wenn mich solch herzliche Anteilnahme erreicht, mit der ich nicht
gerechnet habe.
Wenn ihr das liest: der Schutzengel hängt neben mir am Rucksack!
Und daneben ein kleines Fatima’s Auge gegen den bösen Blick.
Eigentlich
alle Menschen, denen ich heute begegnete waren ausgesprochen
freundlich, da sind solche Talismane derzeit nicht nötig,. Um knapp 23:00 Ortszeit, bei annnähernd dreißig Grad im Freien bei einem kühlen Singha-Bier zu sitzen, hat etwas Irreales: Gestern noch hielt mich Dauerregen und Kälte umfangen, und vorgestern war allgemeine Verabschiedung von Arbeits-Kollegen. Aber per WLAN und Mobilfunk bin ich noch genauso mit daheim verbunden, als wäre ich niemals geflogen…
Nach meiner Ankunft in meiner Unterkunft habe ich mich aufgemacht und mich mit einer traditionellen Thaimassage “quälen” lassen – ist recht schmerzhaft, sich die Verspannungen der letzten Wochen wegmassieren zu lassen, aber irgendwie auch befreiend.
Dann habe ich meinen ersten Kampf mit dem lokalen Mobilfunk nach Punkten gewonnen – nach viel Belustigung von Supermarktpersonal habe ich sogar zwei SIM Karten fürs Handy bzw.Modem gekauft, das Guthaben der einen reichte immerhin für eine SMS. Kann allerdings auch sein, dass meine verzweifelten Versuche, eine nicht auf Thailändisch erfolgende SIM-Karten-Aktivierungsansage zu erhalten zu viel des Guten waren – es ist schlicht unmöglich, auf einem Touchscreen, der sich abschaltet Tasten zu drücken … wer denkt sich so etwas nur aus – ach ich vergaß: es ist Winzigweich Mobile…
Weihnachten scheint hier ausgesprochen populär geworden zu sein – alles ist voller Weihnachtsdeko – zum Teil etwas kitschig, ingesamt aber recht hübsch – nur nicht bei tropischen Temperaturen nonstop Jingle bells und Santa Clause is coming to town hören zu müssen… Der lange Marsch durch die Stadt Morgens bat ich als erstes um einen Zimmerwechsel, das erste hatte ein Fenster zur Haupstraße hin – auch mit Oropax schienen die Fahrzeuge noch mitten durchs Zimmer zu fahren.
Jetzt habe ich stilvollen Ausblick vor eine Wand und Klimabrumm – immerhin 50 dB weniger und gleichmäßig. Nach einem ausreichenden Frühstück bin ich losmarschiert: durch die Massage Parlour Gassen vorbei an vielen vielen Sextouristen, durch ein Universitätsgelände, mit dem Boot, in und um Wats, um dann in Chinatown an einem Straßenstand fried noodles in spicy mit chopsticks zu essen. Lecker. “20 Baht – all day long!”
Wahrscheinlich fallen immer noch genügend Leute darauf herein, auf die “Touts” – die Schlepper. Kommen wie aus dem Nichts, schaffen geschickt den Gesprächseinstieg und treten ja auch recht überzeugend auf, obwohl jedem der gesunde Menschenverstand sagen müsste, dass zum Preis von Zweidrittel Litern Benzin niemand einen ganzen Tag herumTukern kann. Um die Khao San Road herum ist das Publikum anders, hier sind es mehr die Jüngeren, Ausgeflippten, Ausgestiegenen und Verwahrlosten – Partymachen, billigst essen und trinken und sich wegdröhnen – in Sikumvhit trieben sich mehr die Vereinsamten herum, beim Versuch sich etwas Liebe zu kaufen.

Gone to Asia

Ich bin dann mal fort…bilden.
Ein halbes Jahr.
Asien.
Kultur, Meditation und Chinesisch.
Langzeitkonto macht’s möglich.
Wenn da nur die Bürokratie nicht wäre…

Das originale Reiseblog auf Travelpod
(Gone to Asia – LZK goes Fernost)
findet nun hier seinen neuen Auftritt.

  • Alle Etappen gegliedert:
  • Am Anfang stand der Hochglanzprospekt

    Anno 2008…

    Eines Tages im letzten Jahr kam er mit der Hauspost: der Hochglanzprospekt über das Langzeitkonto – ein neues Programm zur Umwandlung von Entgelt, Mehrarbeit oder Urlaub zu bezahlter Freistellung.
    Üblicherweise verhält sich der Nutzwert der Unternehmenspublikationen reziprok zur Druckqualität, kein gutes Zeichen. Nur aus einer Laune heraus, studierte ich dennoch den Inhalt. Das Programm bot die Chance, dem frühzeitigeren Rentenbeginn entgegenzusparen.
    Oder alternativ, gleich dem feuchten Traum eines pubertierenden Unternehmers, möge der Arbeitnehmer nicht nur die Kosten seiner Weiterbildung übernehmen, sondern sich während dieser Zeit auch sein Gehalt selbst bezahlen.
    Doch welche Art von Weiterbildung innerhalb des Programms möglich wäre, war in keinem der umfangreichen Paragraphen der Betriebsvereinbarung festgelegt.
    Eine Hotline für die Beantwortung von Fragen zum LZK war eingerichtet worden. Dass die
    Aussagen der (zumeist) netten Damen am Telefon jeglicher praktischen Relevanz entbehren, erfährt man erst später, wenn man sich tatsächlich darauf berufen möchte.
    Eine Aussage lautete, es sei doch das eigene Geld, da müsse man doch selbst wissen, welche
    Weiterbildung es wert sei, es dafür auszugeben. Kriterien, die zu erfüllen sind, gäbe es nicht…
    Soso. Reisen bildet, schrieb immerhin schon Voltaire vor einem knappen Vierteljahrtausend an
    Friedrich dem Großen – wenn man dem allzumächtigen Guggel Glauben schenken mag. Eine lange Reise in exotische Gefilde, bei der sich in aller Ruhe die fremde Kultur und Sprache kennenlernen lassen, das erschien mir eine nette Form der Weiterbildung. Dafür lohnte es sich zu sparen.

    2009-08-01 Ehrenrunden im LZK Dschungel

    “Rufen sie nicht mehr an! Wir melden uns, wenn wir etwas Neues erfahren!”
    Mit dieser ruppigen Antwort sollte ich mich gefälligst zufrieden geben, als ich es wagte nach drei Wochen Bearbeitungszeit in der LZK-“Hot”line nach dem Zwischenstand zu fragen.
    Woran es denn läge, dass die charmanten Damen nichts Neues erfahren hätten? Wen man denn eigentlich ansprechen könne, um die Stockung aufzulösen, damit diesiger anschließend den Damen Neues berichten könne?
    “Das dürfen wir Ihnen nicht sagen!”
    Aha. Es hatte wohl niemand damit gerechnet, dass Mitarbeiter, die das Angebot des Hochglanzprospektes wahrgenommen und in ihr Langzeitkonto eingespart hatten, auch etwas für ihr Geld haben wollten! Zumindestens nicht vor 2050…
    Jetzt war Holland in Not und die LZK Sachbearbeitung abgetaucht.
    Was tun? Dank langjähriger Bürokratieerfahrung weiß man, dass nur Schriftstücke weiterhelfen, und auch nur dann, wenn man sie beinahe in der Anzahl von Flugblättern über die gesamte Breite der Hierarchieebenen verteilt. Zu behaupten, dies hätte ich so nie gesagt ist dann nicht mehr möglich, das Verlegen des Schriftstücks wird umso schwerer, je allgegenwärtiger es wird.
    Dies bedeutet nun keineswegs, dass solch eine Penetration durch Papier einfach sei, nein dazu bedarf es besonderer Penetranz.

    2009-08-22 Nägel mit Köpfen

    Im April war nach einem knappen Monat der verbalen Ignoranz mein schriftlicher Antrag geschrieben und in vierfacher Ausfertigung an Linienvorgesetzte, Geschäftsbereichskontaktpersonen sowie das Human Resources Department versendet. Ein formloses Schreiben, denn wie sollte es ein Formular geben, wo es noch keinen Prozess gab, und bis heute gibt. Eine telefonische Nachfrage, ob das Schreiben eingegangen sei, förderte eine Kontaktperson aus dem LZK-Dschungel hervor.
    Keineswegs ein scheuer Eingeborener, der neugierig auf den Fremden Antragssteller gewesen wäre. Ein ausgefuchster Diplomat von Stammeskrieger wurde mir entgegengesandt, um den geheimen Stammesschatz der eingesammelten bunten LZK-Glasperlen vor der voreiligen Plünderung zu schützen.
    Bis heute ist mir nicht klar, von welcher Art Zunge die vielen ungreifbaren Worte seiner Reden gesprochen wurden. Ich hoffe flink und nicht gespalten.
    Nur durch eine ungeschickte E-Mailweiterleitung war es mir gegönnt, einen Teil des Informationsflusses zwischen den Hierarchiebenen nachvollziehen zu können.
    Auch hier: freundliche Vertröstung, bzw. Weiterverweis: es müsse zuerst der LZK-Kontostand geprüft werden, um entscheiden zu können, ob die gewünschte Freistellung möglich sei. Prozess hin oder her: ich hätte erwartet, dass es den LZK-Verwaltern nicht schwerer fallen dürfte als mir, um auszurechnen, wieviel Geld zu einem Stichpunkt eingezahlt sein wird und wieviel Tagen Freistellung dies entspricht.
    Auch dachte ich bisher, dass es sich bei der Mathematik um eine exakte Wissenschaft handelt, und sie bei der Anwendung der Grundrechenarten auf den Bereich der rationalen Zahlen wenig Raum für Interpretationen lässt.
    Offensichtlich entstammt die LZK-Mathematik einem Paralleluniversum mit anderen Gesetzmäßigkeiten oder es gab die hartnäckige Weigerung, eine konkrete Zahl anzugeben. Ende Juni, nach zwei Monaten der Berechnung (womit?) lautet der Stand der Ermittlungen wie folgt:
    LZKVerwalter klagt: Ich würde drängeln. Wieviel Tage? Rund fünf Monate.
    Bei der HRD-Kontaktweiterleitung wurde daraus: Definitiv nicht genügend, maximal für ca. 4 Monate.
    Aha.
    Berechnungsgrundlage? Angenommene 21,75 Arbeitstage pro Monate.
    Wow- bei zwei Nachkommastellen, müssten wir doch nun wohl sogar die genaue Uhrzeit der Freistellung ermitteln können, oder?? Es braucht FÜNF Tage und drei E-Mail-Runden um zu ermitteln, dass 121 Tage unstrittig sind und bei einer Fünf-Tage Woche 24 Arbeitswochen entsprechen. Somit sollte ein Datum am Ende der 24. Kalenderwoche mindestens abzudecken sein. Puh, schwere Geburt.
    Zwischenstand: 24 Wochen könnten genommen werden.
    Aber eine Aussage, ob dieser Zeitraum denn auch genommen werden darf?
    Die Linienvorgesetzten haben bereits vor drei Monaten Ja gesagt und bestätigen dies nochmals schriftlich. LZKler kümmern sich laut HRD-Kontakt um die organisatorischen Dinge.
    Wenn ich die Reise antreten möchte, sollte ich besser vorher buchen, oder?
    Noch ist unklar, ob das Kind nun mit dem Bade ausgeschüttet werden soll… Drei Wochen später – der Versuch einer telefonischen Nachfrage scheitert auch mit Rufnummernunterdrückung so lange, bis ich den Telefonapparat der Kollegin benutze.
    Ein Schlucken am anderen Ende der Leitung, danach altbekannte Ausflüchte. Eine Neuigkeit: Ein Hausjurist wäre mit der Ausarbeitung des Vertrages betraut, aber nein, ich könnte diesen nicht nach dem Stand der Dinge fragen, oder bei der Klärung eventuell offener Punkte helfen.
    Günstige Flüge für Dezember gibt es mittlerweile nicht mehr und von Woche zu Woche werden die noch verfügbaren Plätze knapper – also ein neues Schreiben, mit der Ankündigung, die ganze Aktion wegen drohender Zeitknappheit zu verschieben, und falls eine Beantragung einer Langzeitbildung in endlicher Zeit nicht möglich sein sollte, die gesamte LZK-Teilnahme rückabwickeln zu müssen. Seitens des HRD-Kontaktes kommt dann endlich eine E-Mail Aussage, ich könnte den gewünschten Zeitraum wohl freinehmen. Einen Vertrag würde ich dann im September oder Oktober erhalten…
    Ich beginne daraufhin Nägel mit Köpfen zu machen und Flüge zu buchen und mich bei Sprachschulen verbindlich anzumelden.
    Auch wenn in einem weiteren klärenden? Telefonat auf einmal viel von Gefühlen die Rede ist. Nein nicht meinen Gefühlen, sondern dem Gefühl, der Interpretation, wann eine Reise nicht mehr Bildung sondern Urlaub ist und welche Maßnahmen Bildung und nicht Vergnügen darstellen.
    Oh Gott, was mache ich dann, wenn mir Lernen Vergnügen bereitet? Nach diversen Namensdrehern bei der Flugticketausstellung (was eine andere Geschichte ist) bin ich nun im thailändischen Meditationskurs und diversen Sprachschulen in China angemeldet.
    Die notwendigen Flugetappen sind gebucht und dazu eine Urlaubs! Rundreise in Myanmar zur Eingewöhnung.
    Knapp die Hälfte der Kosten ist bereits angezahlt, obwohl die Ungewissheit besteht, ob im Vertrag der LZK-Bürokraten im nächsten Monat nicht etwas ganz Anderes steht…
    Aber DAS würde dann noch eine ganz andere Geschichte!

    2009-09-20 Kein(e)-Prozess-Neuigkeiten

    Das schriftliche, weitere Dokument wird noch ein paar Monate dauern. Ich wäre immerhin Erster im Konzern – da müsse es doch verständlich
    sein, dass der Vorgang etwas länger dauern könne. “Erster im Konzern” –
    dieses Prädikat in Zusammenhang zu Zeitlupentempo zu setzen, wirft die
    Frage auf, was dann das Letzte ist!?
    Eine “Vereinbarung zum Zwecke der Qualifizierung” wird vorbereitet für Anfang Dezember. Mein Abflug ist Anfang Dezember. Was wohl zuerst kommt? Und was steht drin, in der Vereinbarung?
    Hauptsache der Inhalt ist dann prozessgerecht, und wird nicht Grundlage eines Prozesses.
    Spannung bis zum Ende.
    Ommmm.

    2009-12-08 – Ready to go – finally

    Den Freistellungsvertrag konnte ich heute endlich unterzeichnen. Zeitraum und monatlicher Entnahmebetrag weichen zwar leicht von den erwartetenden Werten ab, jedoch kein Grund in letzter Minute noch herumzumäkeln. Ich kann es immer noch nicht fassen, wie unglaublich schnell das ganze Prozedere von statten ging…
    Um sicherzugehen, dass der Vertrag in den verbliebenen zwei Arbeitstagen nicht ohne Unterschrift in der Hauspost zirkuliert, habe ich die nette Dame persönlich besucht und mein Exemplar sichergestellt. Was man hat, hat man.
    Spannend bleibt die Frage, ob ein gültiger Vertrag ab Januar auch zu Überweisungen führt – wir werden sehen.. Mein Reisepass, mit den notwendigen Visa vollgeklebt, ist ebenfalls heute von der Visaagentur zurückgekommen. Auch wenn eine zu kurze Visadauer für China bedeutet, dass ich es vor Ort verlängern lassen muss. Wie mir die Sprachschulagentur jedoch mitteilte, wäre dies problemlos möglich und die Sprachschule wird mir dabei behilflich sein. Das Gepäck ist gepackt – hart am Limit der zulässigen Gepäckgrenze von 20kg – und doch viel zu wenig. Warum nur müssen Lernbücher und Reiseführer so schwer sein? Nachdem ich mehr als sieben Kilogramm an Fachliteratur gewogen hatte, habe ich ausgeräumt: das chinesische Bilderbuch und das Wörterbuch bleibt daheim, Kleidung nehme ich nur das Allernötigste für ein paar Tage mit, aber ich müsste mich in Bangkok oder Yangon ganz gut authentisch eindecken können.
    Meine US-Devisen habe ich noch rechtzeitig vor der griechischen Tragödie des Euro gewechselt, so dass ich mich nicht mehr ärgern muss, nicht das Jahreshoch erwischt zu haben. Unsere Reisebegleitung für Myanmar wurde auch heute bekannt gegeben: laut Info ein Tausendjähriger Birmese mit Physik- und Deutschdiplom – das Foto lässt jedoch eher auf einen Tippfehler beim Geburtsdatum schließen… Insgesamt ein recht ereignisreicher Tag und auch die erste Rundmail an Freunde und Bekannte über meine drohende Abreise habe ich versandt, übermorgen folgt dann noch eine an die Kollegen:
    Ich bin dann mal fort…bilden.