Huetchen um Huetchen

Bagan, Myanmar

Mingun In Bussen aus dem zweiten Weltkrieg geht es zum Hafen von Mandalay, wenigstens was sich hier Hafen nennt, denn der Hafen ist ein sandiges Ufer, wir balancieren auf das Schiff ueber hoelzerne Planken.
Das Boot bringt uns nach Mingun, zu einem riesigen Backsteinklotz, der im Achtzehnten Jahrhundert eine Pagode werden sollte, doch zerstoerte ein Erdbeben die Anlage vor Fertigstellung. Darum steht die zweitgroesste Glocke der Welt einige Hundert Meter nebenan und wurde nie aufs Dach transportiert. Man kann an den riesigen Spalten und auseinandergebrochenen Waechterstatuen (Loewen) erahnen, welche Kraefte bei einem Erdbeben wirken.
Der Besuch in einem Altersheim vermittelt einen wesentlich humaneren Eindruck, als befuerchtet; die Medikamente der Apotheke stellen einen Querschnitt der Reiseapotheken von Touristen dar. Medikamente sind in Myanmar absolute Mangelware, und kaum erschwinglich, daher wird jede Spende mit einer Beschreibung, wogegen es eingenommen wird, dankbar angenommen. Rund um Mandalay Hill Das groesste Buch der Welt befindet sich in Mandalay, so sagen die Reisefuehrer. Die kompletten Lehren Buddhas auf ueber 700 Steinplatten doppelseitig graviert. In der Pagode nebenan stehen sogar 1700 steinerne Buchseiten, warum dieses Buch nun kleiner ist, kommt wahrscheinlich auf die Sichtweise an; unbestritten sind die Steintafel nicht so kunstvoll ausgearbeitet. Der Weg dorthin fuehrt uns Kilometerlang am Befestigungsgraben des im Krieg zerbombten Koenigspalastes entlang.
Mit einem Pickup und einigen Rolltreppen geht es auf den Mandalay Hill zum Sonnenuntergang anschauen. Dekadent im Hochstuhl ueber die Balustrade blickend fehlen eigentlich nur die Cocktails, aber Alkohol ist ebenso wie Schuhwerk in buddhistischen Tempeln fehl am Platze. Bagan Den Ayerwaddy in einem Motorboot hinunter geht es nach Bagan. Tausende von Huetchen, Stupas und Pagoden beherbergt das mehrere Quadratkilometer grosse Areal. Mittlerweile wohl nicht mehr Weltkulturerbe, wegen einem potthaesslichen neuen Aussichtsturm, oder unqualifizierter Restauration – wer weiss das schon? Vielleicht will man auch verhindern, dass die Vereinten Nationen das Militaerregime unterstuetzen – Kultur ist halt auch oft eine politische Angelegenheit. Erinnert ein wenig auch an die Diskussionen in Koeln, ob denn der Koelner Dom durch ein in der Naehe gebautes Buerogebaeude weniger oder nicht weniger Welt-Kulturerbe sei… Die Anlage ist jedenfalls sehenswert, und die zum Teil erhaltenen Wandmalereien im Inneren der Tempel lassen auch fuer Angkor oder andere Staetten erahnen, welche Pracht sich zu frueherer Zeit in den Backsteingebaeuden befand. Durch schwere Erdbeben stark beschaedigt und zum Teil wieder hergestellt kann man viel Zeit mit dem Zaehlen von Dachspitzen und Buddhafiguren verbringen. Ungezaehlt bleiben dabei die „No thanks“ zu den allgegenwaerigen SouvenirverkaeuferInnen.
Immer barfuss begibt man sich ueber verschiedenste Konsistenzen des Untergrundes und was die unterschiedlichen Lebensformen darauf hinterlassen: von Bethelnusskauerspucke bis Fledermauskot. Mount Popa Sechzig Kilometer entfernt von Bagan befindet sich Mount Popa, ein Wallfahrtsort auf einem einem alten Vulkanfelsen – ein wenig wie in Suedfrankreich in Le Puy – nur nicht so adrett, dafuer aber voller Schutzgeister (Nats) und Affen.