Goldene Felsen, goldene Zeiten

Kyaikto, Myanmar
Mit dem Bus, dann auf Holzbalken auf einer LKW Ladefläche und die letzten Dreihundert Höhenmeter per pedes ging es hinauf nach Kyaikhtyo.
Ein großer runder Felsen, der über dem Abgrund „schwebt“. Natürlich ist er auf sagenumwobene Art und Weise dort oben hingelangt.
Man hat ihn vergoldet – und die Pilger sind auch noch immer fleissig dabei Blattgold aufzutragen.
Drumherum gibt es alles, was zu einem waschechten Wallfahrtsort gehört: Unterkunft und Verpflegung für die Pilger, Souvenirs und natürlich allerlei religiöse Utensilien. Ein Riesenrummel mit vielen Touristen, Sänften- und Gepäckträgern einerseits und dem ganzen Trubel regelrecht entrückten Mönchen und Gläubigen andererseits. Ein echter Vorgeschmack, was mich in Doi Suthep erwartet. Die Atmosphäre des Ortes ist faszinierend, vor allem zum Sonnenuntergang. Der goldene Glanz, die Gebete, der Geruch von Kerzen und Räucherstäbchen und den Blick auf ein glänzendes Flusstal in der Ferne. Der Weg dorthin ist Kontrastprogramm: da zweigt eine nagelneue Autobahn – auf der kein Auto fährt! – im Nichts, ins Nichts ab. Sie führt in die neue Hauptstadt mitten im Dschungel, knapp 300km entfernt, nicht nur aus diesem Grunde für die Bevölkerung unerreichbar. Vielleicht ist dort aber auch kein Dschungel mehr, denn es wird Tropenholz geschlagen, mehr als das Land hergibt, für Devisen, für die neue Haupstadt, für die neue Autobahn.
An beinahe jedem Zwischenstopp finden sich Frauen mit ihren Kleinkindern am Bus ein, um nach Nahrung zu betteln – schwer zu entscheiden, ob die Not wirklich so groß ist, oder nur mit dem Mitleid von Touristen kalkuliert wird. Die Lebensumstände und Behausungen, durch die die Reise führt, zeugen allerdings von einer großen Ärmlichkeit.
Goldenes Land, doch keine goldenen Zeiten, wenigstens nicht für alle.