Fukuoka, Japan
Am Flughafen Seoul fand ich wieder einmal meinen Flug nicht. Lag daran, dass er über eine Stunde später flog, als in meinem ausgedruckten E-Ticket angegeben.
Allerdings hat man mich per Email vor ei***** Zeit unterrichtet, aber wie das so ist, bei unmarkierten Änderungen in Emails – 20 von 21 Angaben bleiben gleich und die 21te, geänderte, die übersieht man 🙁
Immerhin besser eine Stunde zu früh, als eine Stunde zu spät.
Ein kurzer Flug später und ich lande am Flughafen Fukuoka. Ich immigriere mit der Fingerabdruckabnahme in Stereo und ratzfatz habe ich einen 2D Barcodeaufkleber im Pass.
Am ersten Geldautomaten in der Empfangshalle scheitere ich – im Nachhinein zum Glück – denn das Ding macht mir keine Vorschläge, wieviel Geld ich denn wohl haben möchte… Wie hoch das Limit ist, ist auch nicht angegeben. Also tippe ich 400000 ein und der Automat sagt mir, unzureichende Deckung. Zweimal.
Ich fluche, blödes Ding!
Aber ein Stück weiter steht noch ein Automat, der schlägt mir Zehn bis Fünfzigtausend vor – so wenig?
Und dann dämmert es mir: 400.000 Yen sind knapp Viertausend Euro – DAS bekomme ich nirgends aus dem Automaten…
Ich werde angemessen liquide und nehme den Shuttlebus zum Domestic Terminal.
Dort ist die Metrostation, am Ticketautomaten sehe ich etwas von 1000Yen Banknoten, also zum Schalter und dort ein Ticket kaufen. Kein Schalter, nur eine Information. Doch ein netter Mensch versteht mein (nicht vorhandenes) Problem und führt mich an einen der Automaten – einige davon nehmen wohl auch die druckfrischen Zehntausender aus dem Geldautomaten. Das Ticket kostet 250Yen und bringt mich ohne Umsteigen zur Gionstation, die etwa 100m vom gebuchten Ryokan entfernt liegt. Ich checke ein und lande in meiner ersten typisch japanischen Unterkunft. Es gibt ein Futon und es riecht nach Reisstroh. Macht einen guten Eindruck, obwohl ich die Erläuterung mit dem Duschraum und dem Bad nicht ganz verstanden habe – da muss ich gleich mal einen Blick hineinwerfen…
Wie ich soeben feststellen konnte und mit dem Hochladen dieses ersten Absatzes beweise, reicht ein WLAN bis ins Zimmer. Wem auch immer es gehört. Abends durch die Stadt zu streifen, komme ich mir vor wie eine Figur aus einem Roman Haruki Murakamis.
Es ist hier nicht so viel anders, als in China oder Korea – es ist aufgeräumter, sauberer und lebensleerer. Zumindestens in der Innenstadt sind kleine Kioske und Krämerläden komplett verschwunden. Ersetzt durch unzählige Verkaufsautomaten und größere Filialen einer Handvoll international operierender Convenience Stores. In den Straßen befinden sich mehr Verkaufsautomaten für Zigaretten (es gibt unglaublich viele), als Raucher, oft sind Rauchverbotszeichen auf die Bürgersteige gepinselt.
Wenn man in eine der Spielhallen mit Slotmachines hineinblickt, oder diese gar betritt, wird man dagegen von Qualm und vor allem vom Lärm geradezu erschlagen. Ich weiß noch nicht, was der Grund für das Ohrenbetäubende Getöse ist, zum Teil an der Schmerzgrenze, vielleicht behördlich angeordnet, um Besucher dazu zu animieren, nach kurzer Zeit wieder zu verschwinden. Wie betäubt starren viele Menschen jedoch schier endlos auf die blinkenden und flackernden Maschinen, die Comichelden-Videosequenzen abspulen. Ein trauriger Anblick.
Besser sind da schon die Spielhallen, in denen es um Amusement geht. Die Umwandlung von Geld in Spielmarken ist eine Einbahnstraße, man kann (wenn erfolgreich) die Eimer voller Münzen in eine Tokenbank entleeren, um sie dem Fingerabdruck bewehrten Spielmarkenkonto gutzuschreiben. Für den nächsten Spieltag, bis alle aufgebraucht sind. Interessant sind die Rabattstaffeln im Wechselkurs dieser Zweitwährung: Bekommt der sparsame Besucher für Fünf Euro nur 25 Märckchen, erhält er für 100 Euro dagegen mit 2000 das Vierfache.
Die Spielmarken verschwinden dann in einer Unzahl von Maschinen, in denen sie Hin und Her geschoben werden und in Schlitze und Öffnungen fallen und zu Auszahlungen, Ausspielungen oder auch Auslösungen von Bällen führen, die in einem gigantischen Wirrwarr von Rinnen, Aufzügen und Karussells durch die Apparatur flitzen. Die Einflußmöglichkeiten der Spieler beschränken sich auf den Zeitpunkt des Münzeinwurfs, manchmal kann er die Richtung wählen und mit Tastern die simulierten Walzen einer Ausspielung anhalten.
Wo sind die guten alten Flipper hin? Ich habe in ganz Asien bisher keinen gesehen.
Natürlich gibt es auch viele Videospiele: Rennen, Egoshooter, gemeinschaftliches Pferderennen oder Fußballwetten. Zum Teil verbunden mit dem Einsatz richtiger Sammelkarten von Spielern oder Comicfiguren. Hier in Japan kann man jedoch viel mehr ziemlich überflüssige, kitschig verspielte, oder durchdesignte Dinge kaufen, Gadgets. Da werden Tedddybären Lautsprecher in die Füße gesteckt oder sie zappeln sogar zur Musik. Ein knuffiger Anblick für nicht gerade kleines Geld. Länger anhören kann man sich das Ganze nicht, denn die Klangqualität ist mies.
Bis auf den Apfelkram gibt es in Elektrogeschäften scheinbar nur japanische Fernseher und Stereoanlagen. Koreanische Marken – Fehlanzeige. Dem Preisniveau in den Geschäften ist dies förderlich, im Sinne nach oben: wenn mich nicht alles täuscht liegen die Preise für Neuheiten wie 3D Fensehern um etwa Fünfzig Prozent über deutschem Niveau. Bei derzeitigem Yenkurs, der sich in den letzten Monaten allerdings auch übel verschlechtert hat. Krisenbedingt halt. Automaten für Bahnkarten bieten bei Auswahl von Englisch nur noch die Hälfte der Optionen: nur noch Shinkansen und Limited Expresszüge sind auswählbar. Und wenn man mit der regulären Bahnlinie für den halben Preis fahren, die Bahnhöfe, das Umsteigen erleben möchte? Dann muss man an den Schalter und dort ein Ticket kaufen. An Sushi habe ich mich bisher nicht herangewagt, bin aber auch nicht so der Rohfischfreak. Meine ersten Speisen lagen mir recht schwer im Magen, vor allem die lokale Ramen-Nudelsuppe aus einer mobilen Yataiküche- vielleicht fehlte ihnen der gewisse Pepp in Sachen Schärfe. Ein paar gebratene Gemüsegerichte mit ordentlich Knoblauch dagegen waren sehr bekömmlich. Das Preisniveau liegt hierzulande – wie zu erwarten war – deutlich über dem meiner vorangegangenen Länder dieser Reise: ca. Faktor Zwei gegenüber Südkorea und mehr als Faktor Vier gegenüber China. Die Museumskultur der Stadt ließ ich natürlich nicht links liegen – neben dem Asian Art Museum besuchte ich das Fukuoka Art Museum, jeweils 200Yen Eintritt, also zivile Preise. Letzgenanntes Museum liegt in einem Park, dessen See einem berühmten chinesischen Park nachempfunden sein soll – ich würde mit dem Steg quer durch den See auf den Westsee von Hangzhou tippen.