Tag38: Takamatsu

Der Tag des Vergessens. Nicht dass ich den Tag vergessen möchte, aber heute war ich vergesslich, oder aber zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Nach dem Frühstück im Hotel ging es mit der Bahn nach Kokubu. Nach dem Aussteigen, ich beginne die Treppen über die Gleise zu steigen, habe ich das Gefühl, etwas sei anders. Ja, etwas IST anders: mein Pilgerhut, mein Sugegasa liegt noch im Zug! Schön oben auf die Hutablage gelegt, aus dem Auge, aus dem Sinn. Ich drehe mich um, um zurück zu laufen und ihn zu holen, doch zu spät, die Türen sind geschlossen, der Zug fährt los. Ich bin traurig, es war ein schöner Pilgerhut. Ich hoffe, dass er zukünftig jemand anderes gut behütet!

Nach kurzem Fußmarsch komme ich zum Tempel#80 Kokubunji, wäre beinahe daran vorbei gelaufen, weil wir vor mir ein anderer Pilger geradeaus lief. Wenn ich das Schild an der Tempelglocke richtig interpretiere, kostet einmal läuten 100¥ – da passe ich.

Im Tempelshop gibt es Pilgerhüte, mit und ohne Schriftzeichen. Die Befestigung des inneren Ringes ist etwas einfacher in Draht ausgeführt, aber Ok. So ein tolles Komfort Kinnband wie ich zuvor hatte, gibt es nicht, nur eine einfachere Variante. Ich überlege, ob es sich lohnt, für die letzten drei Tage dieses Shikoku Pilgerweges noch einen solchen Hut zu kaufen, aber ich brauche einen Hut bei der vielen Sonne und es droht zu regnen, auch dagegen ist solch ein Kegelhut sehr praktisch. Beim ersten Aufsetzen stellte ich fest, dass mit der Hut in den Schädel sticht – mit einer Dornenkrone wollte ich an sich nicht herum laufen, aber für einen Wechsel zu einem anderen Exemplar ist es zu spät, da ich schlauer Weise gerade meinen Namen hinein geschrieben habe… Zum Abfeilen der Dornen fehlt mir das Werkzeug, ich wickle provisorisch das originale Kinnband um die kritischten Stellen. Damit geht es immerhin bis zum Abend. Ich marschiere los und bin auch schon aus dem Tempel in Richtung Aufstieg, als ich wieder da Gefühl habe, etwas sei anders. Richtig, meine Wanderstöcke stehen noch am Shop. Was nur werde ich heute noch vergessen? Oder habe ich bereits vergessen?

Immerhin, der Tempel fährt nicht weg, ich kann zurück gehen und meine Stöcke einsammeln. Dann geht es bergauf in Richtung Tempel#81.

Ziemlich störend ist dabei, dass permanent ein Hubschrauber über der Bergflanke kreist ohne Pause zu machen. Dort oben gibt es wohl auch ein Militärgebiet, solange ich nicht beschossen werde…

Bei Tempel#81 gibt es wieder mal so viele verschiedene Gebäude, dass ich den Überblick verliere. Was ich für den Haupttempel hielt war dann eher ein Hasentempel, und es gibt noch viele andere Tiermotive. Ich finde – natürlich ganz oben – die beiden relevanten Gebäude und kann dort meine Kerzen und Räucherstäbchen entzünden. Obwohl ich mir nicht sicher bin, was auf einem Schild steht, welcheshe eine durchgekreuzte Kerze zeigt… Ja wenn ich Japanisch könnte…

Im Tempelshop hier gibt es die Komfortbänder, aber ich beschließe, es zuerst noch weiter mit dem bereits gekauften Band zu versuchen. Über einen historischen Pfad geht es zu Tempel#82. Ein sehr schöner Tempel, fast wie eine Burg und der Haupttempel mit Rundgang mit Laternen und vielen kleinen Statuen, hat mich ein wenig an einen Tempel in Vientane, Laos erinnert.

Dann folgt ein längerer Abstieg und etliche Kilometer Urban Walking,immer schön Ausschau haltend, nach großen und kleinen Aufklebern und Steinen, die den Weg weisen nach Tempel#83

Zum Schluss geht es dann mit einer anderen Bahnlinie ab Ichinomiya zurück, erst Einkaufen, dann zum Hotel. 30km heute. Zum Abschluss raspele ich mit dem Nagelknipser die Dornenkrone soweit es geht ab und umwickle den Huteinsatz neu. So wird es gehen.