Schwarze Hügel, grauer Himmel, schlechtes Land

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Keystone, South Dakota, United States
Sunday, May 29, 2011

Im zweiten Anlauf hat es mit dem Hinflug doch noch geklappt, keine besonderen Vorkommnisse.
Knapp zwei Stunden vor Landung ein kurzes Nickerchen, es ist immerhin schon zwei Uhr Nachts nach deutscher Zeit und bis zur Ankunft im Motel lagen noch fünf Stunden inklusive Autofahrt.
Die Einreiseformalitäten gestalten sich problemlos, ohne Ankunftsinquistion wie vor drei Jahren in Toronto. Bin vermutlich inzwischen eh bis auf die Chromosomen durchleuchtet worden.
Meine verspätete Mietwagenabholung gestaltet sich problemlos, man mag mir zuerst ein Upgrade verkaufen, auf dem Parkplatz bietet es mir nochmals kostenlos auf Midsize an. Vielleicht hätte ich mir das Midsize Modell doch anschauen sollen, denn nun habe ich einen kompakten Chevrolet, der von der Ausstattung her als "rudimentär" zu bezeichnen ist. Er fährt, und verbraucht bisher zwischen sieben und acht Litern auf 100km. Für durchgängig Tempo 100-120 meines Erachtens viel zu viel, selbst bei den hiesigen Benzinpreisen von derzeit vier Dollar je Gallone (~70ct/l)

Das moderne Technik ihre Tücken hat, zeigt sich erwartungsgemäß:
Unmöglich ist dem GPS seine Position zu bestimmen, sofern es nicht
zuerst "nach Hause" telefonieren darf. Ich hätte es für erwachsener
gehalten, denn Kontinentwechsel gingen mit den bisherigen zwar sehr
langsam (halbe Stunde) aber immerhin. Die heutige Schmartphonetechnik
ist da binärer: macht es wie es will, oder überhaupt nicht.

Ich bin jedenfalls problemlos durch Vorabinformation und Orientierugssinn in einen (zu teuren) Outdoorstore und dann ins Motel gelangt. Dort feierte ein kleiner Teil der Amerikanischen Arbeiterklasse eine stand up party in der Nähe meiner Zimmertür. Es wurde viel gelacht, aber es war eine widerliche, bittere Lache, nichts das von Herzen kam. Muss ich mal drauf achten, ob es hierzulande generell eine andere Lachmelodie gibt, bisher hatte ich nicht den Eindruck.

Dem Achtstündigen Zeitzonenwechsel widerspruchsfrei mit einen durchgehenden Schlaf zu folgen, stand meinem Körper nicht ganz im Sinn, aber vielleicht lags auch an vereinzelten Lachern oder kullernden Bierflaschen, oder dem langen Flug - gegen Sieben habe ich ausgecheckt und dann in einem V.I.B Diner um die Ecke ein Southwest Potatoe Pancake Breakfast zu mir genommen, das schemckt sehr lecker und stopft!
Freies WiFi gabs auch, so konnte das Smartphone endlich seine Daten nuckeln und dann klappte es auch mit der Navigation.

Anschließend Einkauf meiner Grundversorgung für die nächsten Tage im Tempel der Waltonbrüder. Dort habe ich neue Skurrilitäten entdeckt: Fettfreies Öl-Salatdressing zum Beispiel. Wofür man heutzutage Tapetenkleister verwenden kann. Oder mein 28er Pack Halbliterplastikwasserflaschen - nicht nur billiger, als der Kanister, sondern auch als "green" und ökologisch bezeichnet, da 30% weniger Kunststoff verwendet worden wäre. Milch ist dafür dreimal so teuer wie Coca-Cola, da wundere sich doch keiner über die Ernährung. Die Nährwertangaben auf den Packungen sind eh kaum durschaubar, da die "serving size" alles zwischen einem Fingerhut und einem siebtel Liter sein kann. Nur auf diese Art und Weise schaffen es Erdnüsse kalorienärmer zu sein als Gemüsesaft - aber wer bitte isst denn auch nur eine einzige Erdnuss???

Das Wetter verabschiedet mich mit meinen eingeladenen Einkäufen mit Sonne Richtung Norden, es wird grauer, windiger, regenerischer, kälter auf dem Weg über zwei Staatsgrenzen hinweg, hin zu feinem Schneenieselregen und Sichtweiten von unter hundert Metern. Zum Glück muss ich die nächsten zwei Nächte noch nicht Zelten, denn so macht das nur begrenzt Spaß...

Ein Zwischenstop in den endlosen Grasweiten Wyomings bei den "3 Truckstop Sisters" füllt den Tank und den Magen mit einem Kaffee und einem Stück Cherry Pie.
Das Motel in Keystone hatte seine besten Tage wohl Ende der Siebziger, und steht an einem Flüsschen, der bereits bedrohlich angeschwollen ist - die Wettervorhersage nennt für heute Thunderstorms und schweren Regen - mal sehen, ob es heute abend noch steht..

Noch während meines Besuches an Mount Rushmore klart es auf, blauer Himmel begleitet mich auf dem Weg zur Wind Cave, einem riesigen Höhlensystem, welches seinen Namen durch den Wind erhielt, der durch den Druckausgleich bei Wetterschwankungen entsteht. Heute ist kein Lüftchen zu spüren, es geht mit einem Ranger in zweiter Generation hinab, sehr unterhaltsam die Natural Entrance Tour, auf eigene Faust geht nicht.
Bereits vor über hundert Jahren kroch ein Sechzehnjähriger nur mit einer Kerze bewaffnet durch die Löcher und Spalten und führte Tagebuch darüber und schmierte seine Initialen mit Bakterienschlacke an Wände...
Danach geht es weiter, quer durchs Gelände auf einer nicht asphaltierten Straße - an sich kein Problem, nur scheint hier momentan der gesamte Jahresniederschlag auf einmal herunterzukommen, so dass sich die Straße nach ungefähr sechzig Kilometern bei Erreichen des Ogalalla-Reservats in eine einzige Schlammpiste verwandelt. Nur nicht stoppen!
Zum Glück schaffe ich die fehlenden vierzig Kilometer Lehmpiste bis zum Badlands Nationalpark, ohne das Auto festzufahren, oder in einen Graben "abzuschmieren". Insgesamt recht abenteuerlich und eher mit einem Offroadfahrzeug zu empfehlen.
In Badlands strömt das Wasser erneut vom Himmel und durch die Schlammhaufen, die Aussicht ist dadurch begrenzt.
Abends warte ich auf die versporchene Präsidentenbeleuchtung, doch es wird lange gequatscht und nicht illuminiert, so dass ich abbreche.
Das Motel war auch noch da, jedoch ist es ziemlich kalt geworden und extrem windig, so dass ich eine zweite Decke brauche, um nicht zu erfrieren, da ich nicht die Schiffsdieselbetriebene Heizung anschalten wollte. Nur ein Scherz- die Heizung ist zwar elektrisch, doch knattert in einer Lautstärke, dass Schlafen dabei kaum vorstellbar ist.

Beim Frühstück erzählten mir Reisende aus Kansas City, dass in Yellowstone 20 bis 30cm Neuschnee gefallen sein sollen - auch der Wetterbericht versprach eisige Temperaturen. Das Wetter macht hierzulande seine Kapriolen, brach ich bei germanischem Sommer auf, so beginnt hier gerade erst der Frühling. Die Straße nach Devils Tower ist weggepsült worden und auch  Yellowstone ist beinahe unpassierbar. Sitze nämlich in diesem Augenblick in Cody vor dem Osteingang des Parks in einem Cafe fest, nach einer elendig langen Anfahrt.
Der Eingang öffnet erst um Acht Uhr abends, und war die letzten drei Tage überahupt nicht geöffnet. Das bedeutet, dass ich das Zelt in finsterer Nacht und womöglich im Schnee aufstellen muss - mir kommen leichte Zweifel an der Wahl meines Urlaubsortes...

Pictures & Video

Southwest Potatoe Pancake
Southwest Potatoe Pancake
Kurz vor weggespült
Kurz vor weggespült
Mt. Rushmore vernebelt
Mt. Rushmore vernebelt
Five Presidents Washington,Jefferson,Roosevelt,Lincoln
Washington,Jefferson,Roosevelt,Lincoln
Black Hills Wind Cave boxworks follow the ranger...
follow the ranger...
lehmige Unendlichkeit
lehmige Unendlichkeit
hier tobt das Leben
hier tobt das Leben
Noch mal durchgerutscht
Noch mal durchgerutscht
bad bad badlands Schlamm Schlamm und noch mehr Schlamm
und noch mehr Schlamm
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