Alles im Fluss

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Muang Ngoy, Louangphabang, Lao Peoples Dem Rep
Saturday, January 30, 2010

Bei Muang Ngoi ist sich der Fortschritt noch unschlüssig, ob er eintreten soll, oder nicht: Strom gibt es hier nur per Generator, in meinem Gasthaus von Sechs bis Neun - so heißt es, doch was heißt das schon in Asien? Es ist gleich halb Sieben und dunkel, doch von Strom gibt es keine Spur.
Mein "wunderbares" Acer Laptop erklärte sich mal wieder solidarisch und schaltet sich wie von Geisterhand ein, auch zugeklappt, mit dem Resultat, dass nur noch wenige Minuten Batterielaufzeit verblieben sind. Ich glaube ich muß meditieren, um mich nicht deswegen zu ärgern. Bis ich das Gerät zur Garantiereparatur in ein paar Monaten bringen kann, muß ich wohl doch wieder den Akku herausfummeln. Womöglich gerät es dann erneut in den Flipflopbootmodus: Ich schalt mich an ich schalt mich aus... Absurd, wer ansonsten keine Probleme hat, der nimmt sich Technik mit auf eine Reise.

Soeben ist ein Schiffsdieselgenerator in einiger Entfernung langsam angesprungen, es gibt Strom. Ich zögere angesichts der flackernden Glühbirnen, ob ich das Netzteil nun einstöpseln sollte, erinnern mich die Stromschwankungen doch stark an Myanmar, aber der Netzadapter hat einen Überspannungsschutz (oder ist es ein Spannungskontrollglimmlämpchen?) und das Netzteil sollte auch noch mit 100V Spannung klarkommen, so wage ich es und stelle mein Getippe auf Netzbetrieb um.

In Form von Touristen und zugehöriger Verpflegung hat der Fortschritt Einzug gehalten, ein Schild weist darauf hin, dass eine Sauberkeitssteuer von 2000Kip für die Müllbeseitigung bezahlt werden sollte; diese scheint darin zu bestehen, den Müll am Ortstrand abzukippen. Vielleicht folgt aber auch keiner der Sollempfehlung.
Für die Touristen werden an mehreren Stellen weitere Hütten gebaut. Vor allem ältere, solvente Reisende scheint es hierher zu ziehen, trotz der nicht ganz einfachen Anreise, denn den Ort erreicht man nur durch eine einstündige Bootsfahrt ab Nhong Kiaw, eine Straße gibt es nicht. Die Anreise im voll beladenen Boot, zum Teil im Zeitlupentempo durch reißende Stromschnellen des Nam Ou hinauf, war abenteuerlich. Der Ort ist malerisch inmitten von Karstbergen gelegen und hat eine tolle Aussicht auf den Fluß.

Angesichts der Stromknappheit gibt es in meinem Gasthaus, wie zumeist im Ort, keine heiße Dusche, nur kaltes Wasser. Heißwasser per Solaranlage oder Propangas hätte den Zimmerpreis glatt verdoppelt, was ich für unnötig hielt, bis ich am kühlen Morgen meinen Astralkörper unter eine auf den sehr kalten Boden nackter Tatsachen zurückholende Dusche stellte. Tröpfchenweise, man ist ja nicht mehr der Jüngste und m mit morgendlichem Eiswasser sollte man vorsichtig umgehen. Nachdem ich mich so richtig erfrischt hatte, machte ich mich auf zum Frühstück eines Eierbaguettes und freute mich wieder über meine Ersparnis.

Ich bemerkte am ersten Abend, dass die Wand zum Nebenzimmer ab einem Meter Höhe nur einen Hauch von Nichts, genau zwei Lagen lackierter Bambus bilden, very basic. Ich konnte gestern sogar die Atemgeräusche der Franzosen nebenan hören und ein paar trübe Lichtstrahlen ihrer Zimmerglühbirne drangen in meinen ansonsten dunklen Raum. Wie selbstverständlich sie den Strom nahmen, und alles anschalteten, was anzuschalten war - fehlte nur noch, dass nebenan ein Reisefön eingestöpselt worden wäre und die Hauselektrik, vermutlich mit Bambushaus verschmort wäre. Heute scheint das Nachbarzimmer leer zu sein, wie so oft herrscht ein permanentes Kommen und Gehen.

Wenn ich's genau betrachte, hatte meine letzte Bambushütte auch keine dickeren Wände, nur bestand der Abstand zum Nachbarn immerhin zwei Meter Luftlinie. Aber die Franzosen waren lautlos bis zum Morgen. Das fehlende Moskitonetz im Zimmer scheint kein Problem zu sein, konnte keine Moskitos im Zimmer ausmachen. Es riecht jedoch phasenweise nach Klostein, vielleicht ist es auch irgenwelches Insektengift. Die Badezimmerkakerlaken zeigten sich davon unbeeindruckt, von den Badelatschen jedoch nicht.
Ich spielte mit dem Gedanken mein eigenes Moskitonetz aus der Tasche zu kramen und an den Deckenhaken in über drei Metern Höhe zu bekommen. Mangels Leiter oder kletterbarem Mobiliar hätte ich mit Schnüren und Haken wild improvisieren müssen, aber dazu war ich zu faul.

Mobilfunk ist in Muang Ngoi zwar mit maximaler Empfangsstärke gegeben, steht ein Sendemast doch kaum übersehbar hinterm Haus, aber eine Datenverbindung kommt genau solange zustande, wie keine Daten übertragen werden sollen. Sinnfrei sozusagen, nix mit online gehen.

Auf einem schmalen Trampfelpfad ging es durch Reisfelder, Bäche und Dörfer, vorbei an einer Höhle, aus der ein kristallklarer Fluß entspringt. Der Untergrund in der Höhle ist sehr uneben und zum Teil lehmig und weiter unten wartet gluckerndes Wasser, so dass ich mich trotz Stirnlampe nicht allzu weit hinein wagte. Wieder eine verpasste Gelegenheit ein Studienobjekt für zukünftige Höhlenforscher abzugeben.
Außer einer Friednoodleverfütterung inmitten von Reisfeldern, rostigen Blindgängern, Schlangen (tot) sowie monströsen Spinnen (schüchtern) am Wegesrand war es ein bewegungsreicher, aber nicht bewegender Tag.

Gegen Morgen meldet sich die Verdauung, blitzschnell - prima, an sich nicht schlimm, doch problematisch, wenn eine sechsstündige Bootsfahrt auf dem Nam Ou in einer Nußschale von Boot, ohne Bordtoilette ansteht. Ich entjungfere also meine Jumbovorratspackung aus den USA mit Immodiumwirkstoff und nehme zwei Pillen. Das Zeug wirkt bis zu meiner Ankunft in Luang Prabang, da sage noch mal einer, moderne Pharmaerzeugnisse wären Teufelszeug!
Telefonisch habe ich mich dort in meinem letzten Gasthaus bereits angekündigt, ich werde vermutlich zwei weitere Nächte dort bleiben und Watseeing betreiben. Die Steinkrugebene lasse ich erneut links liegen, denn die Gegend dort ist noch weistestgehend Minenverseucht und Steintöpfe, von denen keiner genau weiß, warum sie dort liegen, rufen in mir kein Reisefieber hervor. Berge von Blindgängern und andere Munition, derer sich die Amis vor Vierzig Jahren dort "entledigt" haben sind auch eher deprimierend anzuschauen. Der Versuch, ein fernes Land in die Steinzeit zurückzubomben, besser tot als rot???
Auch hier im Ort wurden Dutzende von Bomben zu Grabenbefestigungen, oder auch mal als Skulptur verwendet. Man muß nicht lange suchen, die Spuren eines Krieges der hier nie erklärt wurde, sind allgegenwärtig.

Die Bootsfahrt ab Nhong Kiaw ist abenteuerlich und nur etwas für Touristen, denn beinahe doppelt so teuer wie der Minivan, der bereits teurer als der reguläre Bus ist, dauert die Fahrt auch doppelt so lang. Und ist nicht ungefährlich:manche Stromschnellen haben es in sich, die Felsen sind tückisch und ab und zu hat unser überladenes Boot auch knirschenden Bodenkontakt. Besonders prickelnd ist es, wenn das Boot auf Stromschnellen zutreibt und mal wieder der Motor ausgefallen ist...
Es ging ja alles gut, auch der halsbrecherische Ausstieg hat Niemandem den Hals gebrochen, die Schutzgeister sind ja noch angebunden.

Zurück auf Los


Wieder in Luang Prabang habe ich das selbe Zimmer, im selben Gasthaus wie zuvor. Und auch der Nachbartempel musiziert nonstop über Megaphon wie zuvor. Nur etwas ist anders: es ist Februar und ein Beerlao am Mekongufer zu den Currymixedvegetables (sehr lecker) erlaube ich mir.
Und dann gehe ich online, buche aufgrund einer Emailempfehlung einer Reisebekanntschaft eine andere Unterkunft in Vientiane und warte lange darauf, dass alle Windows und Virenscannerupdates übertragen wurden...
Das Laptop bootet ohne Murren, nachdem der Akku wieder drinsteckt, will dafür nun hartnäckig mobilfunken. Irgendein ein Ingenieur muß sich etwas dabei gedacht haben, dem System keine vernünftigen Ausschalter verpasst zu haben, nur was?
Ich schalt mich ein, ich schalt mich aus.


Comments

Kaum ein einschalten des Rechners bringt einen nicht auf deinen Blog. Deine Berichte sind zu dem nicht enden wollenden Winter hier eine richtige Wohltat. Schreib weiter so schön deine Erlebnisse auf. Und auch die Bilder sind einfach klasse. Viele Grüße aus UER. From Uschi, on Feb 1, 2010 at 08:38PM

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Comments:
Ui, der ist aber durstig! ;-) From Claudia K., on Feb 4, 2010 at 07:40AM
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