Tag2: Omata – Miura-guchi

Der Abend zuvor endete noch lustig: es gab Brühe-Fondue mit Wildschwein, viel Unterhaltung mit Japanern aus Tokyo, die Englisch sprachen, ein musikalischer Auftritt eines Nachwuchstrommlers und dann auch noch Sake, denn man ist hier durchaus gesellig. Ein bisschen war ich die Attraktion des Abends, ich weiß nicht genau, warum die 85 jährige Frau hier vom Minshuku einen Narren an mir gefressen hatte, und auch einer der Japaner ließ sich sogar zu einem „I love you“ hinreißen, nachdem ich erzählt hatte, zuvor die 88 Tempel von Shikoku gewandert zu sein. Zum Thema, dass man dafür dich sehr lange bräuchte, gab es einen interessanten Informationssaustausch zu Urlaub, Work Life Balance, Prioritätensetzung in Bezug auf Karriere, Einsatz und Eintreten für Eigeninteressen.

Auch das Frühstück war sehr lecker und es gab dazu das zuvor georderte Lunchpaket, denn hier gibt es keine Convenience Stores or ähnliches um sich Verpflegung zu besorgen.

Aufgrund einer teilweisen Zerstörung des Weges gibt es eine Umleitung. Wenn man es genau nimmt, wird man aber nicht um den Gipfel herum geleitet, sondern schnurstracks darüber hinweg. Man kann dadurch auch im Zeitraffer die durch Wanderer entstehende Erosion sehen. So schön die Wege durch den Wald auch scheinen, hier, wie auch in Shikoku, größtenteils handelt es sich um Nutzwald, Monokulturen von Zedern, selten sind Bäume älter als maximal 100 Jahre. Es gab ein zwei historische Orte unterwegs, wo ebenfalls stur die Bäume gepflanzt wurden – eine effektive Methode den Ort und seine Atmosphäre zu zerstören. Wir problematisch gerade diese reinen Nadelholzpflanzungen mit durchweg gleichem Alter sind, kann man an vielen abrutschenden Hängen sehen. Es fehlt an puffernder Bodenbedeckung durch Pflanzen und bei Regen hält dann auch der aufgebrachte Beton nicht immer stand, ganze Bergflanken hat man hier mit Zement versiegelt, damit das Wasser außerhalb abläuft. Es lässt sich nur erahnen, wie vor 1000 Jahren das Pilgern unter Jahrhunderte alten Bäumen gewesen sein muss.

Ich komme noch bei Sonnenschein am Minshuku Yamamoto an. Eine Dusche und die Waschmaschine gestartet und schon fängt ein schweres Gewitter an, welches mehr als zwei Stunden mit heftigen Regen andauert. Zum Glück bin ich nicht mehr auf dem Berg, und auch der steile Abstieg wäre bei dem Wetter lebensgefährlich. Ich kontrolliere nochmals den Wetterbericht, der kennt nur Sonne für die Region, aber das Satelliten Bild zeigt eine Gewitter Zelle genau über uns.

Das Essen hier ist wirklich außergewöhnlich gut und die Betreiber sind super nett.