Dali - vom Aprilscherz zu Ostern

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Dali, Yunnan, China
Thursday, April 1, 2010

Als ich mein Zimmer für den finalen Checkout verlassen wollte, hörte ich im Bad ein Plätschern. Hatte ich die Dusche nicht richtig zugedreht? Als ordentlicher, wassersparender Germane setzte ich also meine Reisetasche ab und zuppelte an der Duscharmatur. Keine Veränderung. Da erst bemerkte ich, dass das Wasser von der Decke tropfte und auch in Strömen an der Wand herablief.
Puah, nochmal Schwein gehabt, dass die Zimmerflutung erst bei meiner Abreise erfolgte!

Der Transfershuttle brachte mich für 5 Yuan zum Flughafen, dort gab es die nächsten Überraschungen: mein Flug tauchte nicht auf den Anzeigetafeln auf. Auch kein ähnlicher, keiner zu der gebuchten Zeit. Habe ich ein Ticket? Wirklich? Nicht verschoben? Mein Versuch am Schalter nach dem fehlenden Flug zu fragen sorgte für Verwirrung, ich glaube man wollte mir ein Ticket verkaufen. Schnell weg und an einem der Checkin-Schalter für acht Fliggesellschaften anstellen und das Einchecken versuchen.
Dann kam ein auf Offiziell machender Mann und wollte mich irgendwohin geleiten. Keine Ahnung wo das gewesen wäre, aber da er so schlecht Englisch sprach, verstand ich nicht, was er von mir wollte, und bereits meine Mutter hat mir vor beinahe vierzig Jahren beigebracht nicht mit wildfremden Männern mitzugehen. Auch die Kopie meines Reiseplanes mit Buchungsnummer habe ich ihm wieder aus der Hand genommen.
Er sagt zu mir, meine Fluggesellschaft wäre China Southern, und ich müsste dort hinten meinen Bordpass wechseln. Als ich sagte "Yes, and checkin von China Southern is here" und dabei auf das große Schild zeigte, verschwand der Typ ganz schnell wieder.
Man muß als Tourist immer auf der Hut sein vor Neppern und Schleppern!

Der Flughafentransport in Dali ist fest in der Hand der Taximafia. Immerhin hat man einen einheitlich überhöhten Taxitarif ab Flughafen zur Altstadt festgelegt: 90 Yuan.
Ich steige in ein Taxi, das fährt aberr nur etwa drei Kilometer weit, dann klingelt das Telefon des Fahrers und ich soll das Taxi wechseln. He? Natürlich zahle ich erst, wenn ich am Ziel angekommen bin und nur genau die Neunzig. Ich steige also in ein anderes Taxi um, dessen Fahrer dem ersten 50Yuan geben muss. Wahrscheinlich konnte Taxifahrer Nummer 1 noch einen Gast am Flughafen aufnehmen. Besserer Profit.
Ich komme immerhin problemlos und ohne Umwege  in diesem Gasthaus an, das Wetter verheißt Regen die nächsten Tage und es ist recht kalt, aber ich habe Internet und DVD auf dem Zimmer (und es gibt eine DVD Bibliothek im Hostel) und kann nun endlich mal die Neujahrs Musik-DVD aus Myanmar anschauen. Wer weiß was für Musik ich seitdem mit mir herumschleppe.
Ich gönne mir nach Ankunft Chicken mit Cashewnüssen (sehr lecker, mit viel Gemüse) und einen Kaffee während ich dies schreibe.
Meinen Weitertransport nach Lijiang habe ich für den 4.April für 45 Yuan bereits organisiert und auch eine Unterkunft dort habe ich gestern abend noch schnell online gebucht.
Ohne Internet geht so manche Reiseorganisation deutlich schwieriger, also musste ich erstmal schlucken, als Tagesschau.de meldete, dass über Ostern das Internet für einen Tag wegen IPV4 Adressmangel stillstehen würde. Bis mir in den Sinn kam, dass am heutigen Tage mit Aprilscherzen zu rechnen ist...

Mit dem Wetter habe ich Glück, die dunkelgrauen Regenwolken bleiben an den Bergen hängen und über Dali bleibt ein sonniges Band blauen Himmels.
Der erste Eindruck der Stadt kommt bekannt vor, denn ich betrete die Altstadt über die "Barstaraße" Renmin-Lu. Yak-Steaks, free WiFi, ColdBeer und viele Sitzgelegenheiten zur Gasse hin zeigen deutlich, dass man sich in einer Backpackerhochburg ähnlich Pai oder Viang Vieng befindet. Wenigstens im wetslichen Teil, der Rest der Stadt ist mehr auf den Chinesischen Touristen ausgelegt. Wenn man umherstreift, finden sich auch schöne Ecken, die nicht mit Werbetafeln verunstaltet sind.

In einem Park erlebe ich mit, wie Chinesen mit Steinschleudern auf Singvögel schießen und tatsächlich einen Winzigen erlegen. Ist an dem wirklich genug zum Essen dran?
Schräg - wenn die Vögel alle abgemurkst sind und dann zuviel Ungeziefer herumkreucht, kann man ja immer noch auf die chemische Keule zurückgreifen, oder?

In einer Buchhandlung treffe ich erneut ein Paar aus Holland, dem ich in Shilin das erste Mal begnete. Wir unterhalten uns eine Weile, auch sie reisen nach Lijiang, wollen dann aber auch nach Shangri-La - bei dem derzeitgen Wetter dürften 3000m Höhe schwierig werden - auf den Berggipfeln ist heute erkennbar Schnee gefallen...
Abends im Hostel nochmals Essen zu bestellen, war eine Fehlentscheidung - es dauerte eine Stunde, bis die Schweinestreifen kamen, dafür waren sie kalt und haben nicht gut geschmeckt. Das Hostel wird von einem Australier geführt, so  hatte ich am Abend eine Menge englischsprachige Unterhaltung mit einigen "Locals" aus Oz und England, die sich hier trafen.
Die Musik DVD ist, soweit es die Songs angeht, übrigens gar nicht mal schlecht...

Übertriebene Geschäftstüchtigkeit

Vormittags regnet es ohne Unterbrechung. Doch nicht allzu stark und die Temperatur liegt bei etwa Zwanzig Grad, so dass es dank eines riesigen Leihregenschirmes ganz angenehm ist, zu den im Norden befindlichen Pagoden zu spazieren.
Laut Reiseführer soll der Eintritt 32 Yuan betragen, aber hier in Dali denkt man geschäftstüchtig: Warum den Preis nicht verdoppeln? Ach Verdreifachen! Papperlapapp, 11 mal 11, DAS ist eine schöne Zahl! Prima, man ist sich einig und verlangt 121 Yuan Eintritt, um sich die drei Pagoden und eine Tempelreplik anschauen zu dürfen. Im Hostel wird zwar ein günstigeres Ticket für 90 Yuan, inklusive Taxizubringer verkauft, aber auch das erscheint mir deutlich zu teuer. Es gibt hierzulande ja genügend reiche Chinesen, die die absurd überhöhten Eintrittsgelder bezahlen möchten. Ich weigere mich, solche Preisexzesse zu unterstützten und mache deshalb Gratisfotos von Außerhalb und könnte mir nun 100 Bauzis oder 40 Flaschen Dalibier oder auch 3 Yaksteaks mit Pilzen und Kartoffeln gönnen. :-)
Auf dem Weg zu den Pagoden werde ich vom hartnäckigsten TukTukfahrer Asiens belästigt: Über eine Viertelstunde lang tuckerte er neben mir her, trotz Nein, No, Bu yao, Abblocken mit dem Regenschirm und sagte immer wieder sein Sprüchlein auf "Hello, Moto, one Yuan" Obwohl der Preis variierte zwischen Einem und Fünf Yuan, ab- und wieder aufsteigend. Seltsame Verkaufslogik. Nachdem er mir mit seinem Blechhaufen mehrfach den Weg versperrt hatte und ich ausweichen musste, war ich drauf und dran, die Nahkampftauglichkeit meines Regenschirmes auszuprobieren. Erst als ich einen Bürgersteig erreichte, auf den er mir dank einer hohen Bordsteinkante nicht folgen konnte gab er endlich auf.
Gegen Mittag öffnete sich über Dali erneut ein blaues Fenster zum Himmel und es wurde recht warm. Kühlung gab es durch aufkommenden Wind, der sich am späten Nachmittag zu teilweise heftigen Sturmböen ausweitete. Zeit für eine Pause.
Meine Speisekartenentzifferungsversuche brachten mir heute eine Chickengemüsenudelsuppe für Fünf Yuan ein. Nudeln dick wie Essstäbchen, sehr lecker. Und gleich gibt es für mich eine Scheibe vom Yak. Hoffentlich zart.

Und bevor ichs vergesse:

Es ist nun ja Ostern! Ich wünsche allen meinen LeserInnen und Angehörigen Frohe Ostertage und fleissiges Eiersammeln!

Ein Osterspaziergang

Das Yak Steak war wunderbar zart und gut gewürzt. Sicher keine authentische China-Küche aus dem Yunnan Cafe, aber was genau ist authentisches China? Die Wiederauferstehung lange vergessen gemachter Geschichte? Wie authentisch Deutsch ist Beethoven, wo und wie begegnet er uns im Alltag? Genau. Aus gutem Grund könnte man den Döner-Imbiss hingegen als authentisch Deutsch bezeichnen. Und so ähnlich ist es hier in China auch. Nur die vereinzelten "Want smoke Haschisch" oder Nepper-Shoerepair- Angebote sind absolut unpassend.

Mit dem Sessellift ging es den nächsten Tag bei ziemlich heftigen Sturmböen den Berg hinauf. Die Wolken waren ein Stück zurück gerückt und hatten die "Cloudy Tourist Road" freigemacht, um darauf trockenen Fusses und bei Sonnenschein zu wandern. Leider waren die Hauptattraktionen entlang des Weges nicht zugänglich, da entweder in Überarbeitung, oder per Steinschlag gesperrt. Es gab einfach kein Durchkommen, ohne Kletterausrüstung.
Der erste Tempel Zhong se war offen, kaum betrete ich ihn, bekomme ich beinahe gewaltsam Räucherstäbchen in die Hand gedrückt, um meinen Vorfahren zu huldigen und vor allem, anschließend eine fette Spende einzuwerfen und im Buch einzutragen. Hoppla. Weniger ist mehr, denke ich mir.

Hinab ging es über Zigtausend Steinstufen, nach in etwa 5000 bog ich hinter einer Mulikarawane auf einen Trampelpfad ab und gelangte nach insgesamt 17km zurück zum Gasthaus.
Mit dem Bus geht es dann gleich nach Lijiang.

Comments

also, da pass mal schön auf, nicht das du verloren gehst --> die Welt ist ja sooo schlecht!!!Und wir?????Hier grünt es und die Karnickel rennen über die Wiesen!!!!! From conniri, on Apr 13, 2010 at 08:06AM

Pictures & Video

Es dräut, doch bleibt fort
Es dräut, doch bleibt fort
Blick in Hinterhof
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Osttor Ein typisches Haus
Ein typisches Haus
Auch hier gilt: Platz da!
Auch hier gilt: Platz da!
Wasserrad What you see is what you eat
What you see is what you eat
Anstandswauwau In den Park Ein anderer Hinterhof
Ein anderer Hinterhof
Eier in ??? Dali Cineplex Nordtor Barlandschaften...
Barlandschaften...
...und Krämergassen
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Ein anderer Hinterhof
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Sackgasse Tempel Seitengasse Wasserwege Drei Pagoden Drei Pagoden Die haben 'nen Vogel
Die haben 'nen Vogel
Tanzen! Steinerne Allee Auf die Spitze getrieben
Auf die Spitze getrieben
Ahh, Chicken Soup!
Ahh, Chicken Soup!
Südtor Eine Passage Dauerposing Fliegender Wechsel
Fliegender Wechsel
Ins Bild gerückt
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Der goldene Soldat
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Flaniermeile Shoppingcentertempeltor
Shoppingcentertempeltor
Schicke Kacheln Nein, tatsächlich zwei Sekunden lang unbeposed!
Nein, tatsächlich zwei Sekunden lang unbeposed!
Hinterhofmoschee Sessellift fahren bei Sturmböen - Hui!
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ZhongSe Tempel Aufpasser Zur Spendenextraktion
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Wächter Blick ins Tal Fried Noodles with Veggie
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Hoffentlich keine Essensvergiftung
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Tor Berge Der Weg Tausene Stufen abwärts
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Hang zum Friedhof
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