Am Westsee

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Hangzhou, Zhejiang, China
Tuesday, April 27, 2010

Meine zweite Zugfahrt in China gestaltete sich deutlich schlechter, als die Erste. Kurz vor Abfhartstermin änderten sich die Anzeigen (ohne Durchsage) im Warteraum um eine um 80Minuten spätere Abfahrt - prima. Im Endresultat ergaben sich Eindreiviertelstunde Verspätung.
Es scheint so, dass die D Zugummern vorrang vor den anderen haben, analog unserem ICE.
Meine nächste Zugfahrt wird dann ein K oder D.Zug sein...
Der Zug fuhr dann erst zurück nach Shanghai und hatte dort einigen Aufenthalt, aber dann gings ohne weiteren Stop nach Hangzhou.
Dort angekommen, erwartete mich am Bahnhof ein Spießrutenlauf bisher unbekannten Ausmaßes: Taxifahrer, TukTukfahrer und sonstige Schlepper und Nepper haben sich in dieser Stadt miteinander verschworen, um Bahnreisende bei Ankunft auszunehmen. Es ist sicher verboten, das Taxameter nicht anschalten zu wollen, und stattdessen für 2,5km Fahrstrecke den 5 bis 10fachen Tarif zu verlangen. Aus einem Taxi bin ich dann direkt wieder ausgestiegen. Verbrecherbande!
Ich wusste ja, dass ich den Bus zu meiner Unterkunft nehmen kann, das Problem war nur, die richtige Bushaltestelle zu ermitteln, umschwirrt von einem ganzen Dutzend dieser Brut von Neppern, die mir ihren abgezockten Taxiservice aufnötigen wollten und immer im Weg standen.
Ich habe dann eine nette Chinesin an einer Bushaltestelle gefunden, die mir sagen konnte, WO mein Bus Y2 denn hält. Über zwei Straßen hinweg stand auch schon einer, aus Holz, so in etwa anno 1942, aber er ratterte umgehend los und brachte mich schnell bis vor die Haustür, für 3 Yuan, was nur ein Zehntel des vom Günstigsten der Halsabschneider verlangten Betrag ausmacht.
Ich betrachte dies als einen kleinen, persönlichen Sieg über die Korruption!
Auch wenn der Betrag absolut gesehen, für Deutschland nicht allzu viel ist, allerdings liegen hier die Monatsverdienste von Arbeitern bei zum Teil 800 Yuan, und es gibt noch Ärmere...
Auch die Leute an der Bushaltestelle waren fassungslos, dass so viele Taxis und zugehörige Fahrer um einen Blondschopf buhlten, der sich lautstark wehrte und offensichtlich nicht bereit war mehr als Zwanzig (was bereits das Doppelte gewesen wäre!) für die kurze Strecke zu zahlen.
Tja, wer den Hals nicht voll genug kriegen kann, der möge dran ersticken oder leer ausgehen.
Zur Not wäre ich die halbe Stunde auch zu Fuß gelaufen.

Gegen Abend bin ich zwei Drittel der Strecke zu einem Supermarkt am See entlang spaziert, der recht nett illuminiert ist - allerdings habe ich keine Kamera dabei gehabt, daher gibt es erst später Bilder.

Es geht rund!

Als ich den lärmenden Kindergarten und die Schule gestern hinter dem Haus bemerkte und fragte, wann die denn morgens anfangen, hieß es, um Acht, vielleicht halb Neun, es wäre ja nicht so leicht die Kleinen wachzukriegen...
Seit 6:45 weiß ich, dass dies eine weitere "Verdrehung der Wirklichkeit" war. Um diese Zeit sind nämlich die Kleinen zur Morgengymnastik lautstark aufmarschiert : "Hao Hao Hao Ha!" und "Kwa Kwa Kwa Kwa!"
Ohne Musikbegleitung macht das alles nur halb so viel Spaß, also folgte dann ein Blasorchester und anschließend wurde aus Lautsprechern ein Medley aller möglichen Melodien, inklusive Hichzeitsmarsch zum Besten, zum Lautesten gegeben!
Hallelulja, ich war und blieb wach!

Ein Supermarkt mit Herz für Singles?

Die Preisgestaltung verschiedener Packungsgrößen im Supermarkt ist immer wieder interessant: Zahnpasta 90g 1,80RMB 140g 4,20RMB - Deoroller 25ml 6,90 50ml 20,40 - na welche Größen habe ich wohl gekauft?
Am Bauzi Stand wollte und wollte niemand bedienen, obwohl ungefähr ein Dutzend Verkäuferinnen Löcher in die Luft starrten.
Erst als ich rief "Faules Pack, Bedienung!" kam Bewegung in den Laden ;-)
Neee, nicht wirklich, andere wartende Chinesen haben lautstark geschimpft :-)
Faules Pack versteht hier keiner...

Am Bahnhof, nach einer langen Warteschlange kam meine Geheimwaffe, der mit Zugdaten und abgemalten Schriftzeichen gefüllte Zettel zum Einsatz und ich erhielt wenig später tatsächlich eine Fahrkarte. Für 100RMB, sechs Stunden Zugfahrt von Huangshan nach Nanjing, wieder Schlafwagen, aber Alternativen über Tag gab es keine...
In den Zügen gibt es jedoch einen praktischen Wasserboiler, nur noch Süppchen und Kaffee mitbringen und die Versorgung ist sichergestellt.

Nach diesem Abstecher durch Tempel, Supermarkt und Bahnhof, ging es einmal komplett um den See herum, und weil es so schön war noch eine Viertel Umdrehung zu einem Supermarkt, um einen Frühstücksjoghurt zu kaufen. Dann hatte ich nach etwa sieben Stunden Dauermarsch genug.
Insbesondere ist es heute ziemlich windig, was dazu führt, dass die Luft entweder voller Pollen und Blütenstaub ist, oder voller Sand. Vielleicht erreichen uns hier gerade die Ausläufer des schweren Sandsturms im Nordwesten Chinas, der ein Dutzend Menschenleben forderte.

Das Morgenfitnessprogramm der I-Dötze fiel heute recht schlapp aus - trotz militärisch einpeitschender Aufpasserin kam keine rechte Resonanz auf: so blieb es still, bis um Acht die Megaphone angeschaltet wurden und gerade im Moment Marschmusik blasen. Irgendwie seltsam: bei uns wird von einer Verringerung der Lärmbelastung gesprochen, hierzulande scheint man bereits die Kleinen lärmtechnisch abzuhärten - gerade mit dem Radetzkimarsch!
Und es folgt Dschingis Khan - Hu-Ha, Hu-Ha! Da lebt der Schulhof auf!

Hierzulande begegnet man der Finanzkrise auch bislang anders: "Unser Wechselkurs ist zu niedrig? Ja und?" Und behält ihn bei. Basta.
Dagegen online lesen zu müssen, wie unsere Bundesregierung herumeiert, ist ärgerlich. Es wird von wem auch immer spekuliert, natürlich gegen das schwächste Mitglied einer Gemeinschaft, und ein großes Mitglied - und Profiteur! - der Gemeinschaft tut so, als es ginge es uns nichts an. Und vor allem lässt die Spekulanten, ihre Ratingagenturen und Banken gewähren. Damit sich der ganze Wahnsinn immer mehr aufschaukeln und immer größere Kreise ziehen kann.
Es sind ja Wahlen in zwei Wochen und offensichtlich hält man die Bevölkerung für zu dumm, um der unliebsamen Wahrheit ins Auge zu blicken, ohne unliebsame Konsequenzen zu ziehen.
Vertrauen schafft man damit nicht. Fragt sich da eigentlich einer, wie ein auf nicht greifbaren Werten basierendes System ohne Vertrauen funktionieren soll?
Ein schwarzes Schaf auszustoßen, wenn die Wölfe um die Herde kreisen, ist ein fraglicher Weg, das eigene Fell zu retten.
Da werden Summen in immer neuen, immer wieder anderen Dimensionen genannt, da wird betont, unser Land hätte ja toll gespart, nicht so wie die ollen Mediteranier, aber wo hat unser Land denn gespart? Am Staatsdefizit bestimmt nicht! Vielmehr am Lohnniveau.
Aber vielleicht will man etwas mehr Krise, um Druck auzubauen? Um notwendige, aber bei Lobbyisten unpopuläre Zwangsmaßnahmen für das Finanzwesen einzuführen? Eine internationale Spekulationssteuer zum Beispiel!?
Wenn das mal alles gut geht. Wie heisst doch ein so schöner doppeldeutiger umgangssprachlicher Begriff?
"Lasst uns ordentlich Asche machen!"


Pictures & Video

Abzug des Windelgeschaders
Abzug des Windelgeschaders
Platz da - träge Touris wollen Vorfahrt
Platz da - träge Touris wollen Vorfahrt
Seepromenade Verflixt - der haut mit dem Fahrgast ab!
Verflixt - der haut mit dem Fahrgast ab!
Tempel (mit Tiefgarage)
Tempel (mit Tiefgarage)
Ähnlichkeiten mit Schokoladentäfelchen?
Ähnlichkeiten mit Schokoladentäfelchen?
Verglieichst Du hier: http://www.aftereight.co.uk/home/ (Man achte auf den Stundenzeiger :-))
Familienfoto in Stein gemeißelt
Familienfoto in Stein gemeißelt
Bronze Wasserbüffel
Bronze Wasserbüffel
Seeblick Auch hier: Hochzeitsfotos
Auch hier: Hochzeitsfotos
Stege Seepromenade Herumzulaufen zieht sich...
Herumzulaufen zieht sich...
Seepromenade Park am Rande Park am Rande Yifei Plakette Stulpenroller Lifei Pagode Park am Rande Park am Rande Park am Rande Seepromande Seepromenade Drachenkopf Bootsausflug Seepromenade Seepromenade Seepromenade Park am See Park am See Überbrückt Massenabfertigung Heiratswilliger
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Aus den Latschen gekippt?
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Umgarnt Luftig Oktagon Tongli Brücke Zieren sich noch, die Bräute
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Parkvilla Rundblick Am Horizont dreut die Neuzeit
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Park am See Seebrücken Tropftopf Literarische Seepause
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Pagodendämmerung
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