We had Joy, we had fun, we had seasons in the sun

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Hoi An, Vietnam
Monday, February 22, 2010

Taktak, Taktak, takatakatak - der Zug schaukelt durch die Nacht. Jegliche Unterhaltung mit und zwischen Einheimischen, ist ebenso wie die Beleuchtung erloschen. Doch ist es weder dunkel im Abteil, noch still. Vereinzelt huschen Lichstrahlen von Straßenlaternen schüchtern über die Wände, dann und wann beiseite geschoben durch fordend auftauchende Lichtkegel parallel reisender Fahrzeuge.
Das Fahrgestell des Zuges erzeugt eine Vielzahl von Geräuschen, gerade so, als wären einige Personen auf dem Bahnsteig nicht unter dem Zug hindurch-, sondern hineingekrochen, würden nun mit Vorschlaghämmern und Brechstangen das metall traktieren. Als gelte es die akustische Prüfung der Räder nachzuholen, die am Bahnhof ledigich angetäuscht wurde.
Das Abteil durchläuft alle Klimazonen: von tropisch schwül bis arktisch kalt - worauf auch immer man sich mit einer zur Verfügung gestellten Decke eingerichtet hat, wenig später ist es unpassend.

Nur vereinzelt gelingt es für jeweils ein paar Minuten hinter den geschlossenen Augen etwas Schlaf zu finden. Müdigkeit will sich allerdings auch nicht recht einstellen.
Um Fünf Uhr morgens erreicht der Zug Da Nang - die Dunkelheit der Nacht hat den Tag noch fest in ihrer Hand. Vor dem Bahnhof im Schein einer Straßenlaterne hält ein junger Mann ein Schild mit meinem Namen und dem eines Hotels, an das ich mich nicht ansatzweise erinnern kann. Wird wohl stimmen.
"Yes", ein Nicken und ich folge ihm stumm zu einer neuen Toyota-Limousine.
"Nice car"
"Yes."
Im weiteren bestimmt Keinsilbigkeit unsere Fahrt durch die Nacht. Die Straßen sind mehrspurig und in hervorragendem Zustand, die relative Lautlosigkeit im Wageninneren wird nur von der vereinzelten Betätigung der Hupe durch den Fahrer gestört. Er gähnt.
An Hotelresorts und einem Spielcasino gleiten wir vorüber. Eine verwaiste Strandpromenade? Ich vermute in der völligen Dunkelheit hinter einer Palmenreihe das Meer. Wir passieren einige Jogger und unbeleuchtete und mit Waren überladene Mopeds.
Das Hotel liegt bei unserer Ankunft im Dunkeln. Unspektakulär. Der Fahrer öffnet die Eingangstür einen Spalt und weckt einen Mann, der dahinter im Foyer unter einem Moskitonetz schläft. Dann verschwinden die Rücklichter des Toyotas mit ihm surrend in der Dunkelheit.
Alle Zimmer sind noch belegt, Check-In um Elf Uhr. Ich stelle meine Tasche ab und setze mich auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in ein Cafe, das gerade geöffnet hat. 5:50 Frühstückszeit, aus der Stille des trüben Schein einiger Glühbirnen reißt sich einen Mann von seinem Kaffeeglas los, bringt mir eine Karte und ich bestelle Kaffee und Frühstück.
Das Leuchten meines Bildschirmes begleitet mich durch die Dämmerung in einen grauen Tag hinein; versorgt mich mit Neuigkeiten aus aller Welt über das WLAN von gegenüber und lässt mich dem weiteren Verlauf der Kurzgeschichte folgen. Der Kaffee - für mich ebenfalls in einem Glas, einem Senfglas oder kleinem Bierkrug serviert - schmeckt stark und leicht süßlich. Das Omelette ist frisch und geschmackvoll zubereitet und das Brot ist knusprig warm. So muß ein Frühstück schmecken. Mit Schauern denke ich an die Morgenspeise der letzten drei Tage in einem Hotel zurück. Disgusting, so wollte ich darüber in meiner Hotelrezension schreiben, werde aber am Abend feststellen, dass jemand im Namen von "Rolf aus Germany" angeblich fünf Mal die Note exzellent vergeben hat. Doch die Aufregung darüber liegt noch in ferner Zukunft und sie wird sich nahtlos in die Reihe der insdiskutablen Serviceleistungen des "sonnigen" Hotels einfügen.

Nach dem Frühstück kann ich im Hotel zwar noch nicht mein Zimmer beziehen, aber es gibt ein Bad und mir wird ein Handtuch gestellt, damit ich duschen und meine Kladung wechseln kann. Den Muff des Zugabteiles, der in den Klamotten steckt kann ich in einen blauen Beutel des Wäschedienstes stecken, den verlorenen Schlaf gewinne ich weder dadurch, noch durch die erfrischende Dusche zurück. Auch eine Cafe Latte mit einem Schokoladenpfannkuchen einige Zeit später kann nicht verhindern, wie meine Lebensgeister gegen Mittag immer deutlicher zu Boden sinken und nurmehr schlaff von den Gurten meines Rucksackes herabbaumeln. Ein letztes Aufbäumen bei einer Pineapplelassi sollte mir die Kraft für den Weg ins Hotel, zu einem geruhsamen Mittagsschläfchen liefern.

Und dann tritt Joy in mein Leben.
Wie ein Falke sich aus der Höhe auf sein Opfer stürzt, gesellt sie sich an meine Seite und verstrickt mich in ein Gespräch, fragt nach meiner Herkunft, ah sie habe eine Schwester in Aalen, es wäre gut, dass sie mich treffen würde, sie wolle nach Germany und ich könne ihr erklären, helfen, was? Meine immer bleierner werdende Müdigkeit sorgt dafür, dass mir ihr genaues Anliegen verborgen bleibt und meine Neugierde ist bereits zu Bett gegangen. Joy schreibt mir ihre Telefonnummer auf einen Zettel, wir könnten uns ja vielleicht am Nachmittag um Fünf treffen, biete ich ihr an.

Mein Hotelzimmer riecht. Muffig. Ranzig. Die Quelle des Geruchs lässt sich nicht orten, er scheint in den sauber geestrichenen Wänden zu stecken. Die Laken sind jedenfalls frisch und die Matratze ist die Tempelausgabe einer Auflage mit Holzkern. Besser nicht an allen Ecken und Enden zu riechen. Ein Wandventilator hilft mir die stehende Luft etwas auzufrischen und ich finde beinahe zwei Stunden Schlaf.
Ich konsultiere Reiseführer und Internet, was es hier in der Umgebung zu entdecken gibt und finde, dass erst letztes Jahr ein neues Worldvison-Entwicklungsprojekt, knapp Dreißig Kilometer von hier gestartet wurde. Das durchschnittliche Jahreseinkommen in der Region dort soll bei 400 US Dollar liegen...


Es mag sein, dass sich der Kern des Ortes in ein einziges Open-Air Museum verwandelt. Es ist aber auch hübsch, und athmosphärisch, wenn die aus den alten Häusern und kleinen Restaurants das Licht der Lampions strahlt und der Duft von gutem Essen in die Nase steigt. Sehr viele Schneidereien und Souvenirshops gibt es und oft ist ein "Look my shop!" zu hören. Umso mehr, je weiter entfernt vom historischen Kern des Ortes man sich befindet, schwierige Randlage sozusagen. Immer wieder faszinierend finde ich die schlecht kopierten Bücher, die überteuert unters Volk gebracht werden sollen. Mein Favorit sind die Harry Potter Bücher - irgendwie hat man es beim Kopiervorgang geschafft, die Werke von knapp Siebenhundert auf Siebzig Seiten einzudampfen. Handelt es sich nun um eine redaktionell überarbeitete Zusammenfassung, oder hat man einfach eine gezippte Textdatei des Buches im Klartext ausgedruckt, jeden zehnten Buchstaben verwendet, oder oder oder?
Leider sind zugeklebte Plastikhüllen um die von Spucke zusammengehaltenen Loseblattsammlungen, so dass mir der Einblick verwehrt ist.

In manchen Touragenturen sieht man sich die Touristen stapeln, alle mit ihrem Reisedominator in der Hand. Auf irgendeiner der farblosen Seiten darin, wurde die betreffende Agentur empfohlen und als wäre das Buch des einsamen Planeten eine Bibel, wird die Passge zum Psalm erklärt und blind befolgt. Mit gesundem Menschenverstand hat das nichts mehr zu tun.
Mit einem für vier Dollar geliehenen Roller und zwei Dollar für Sprit lässt es sich prima auf eigene Faust nach My Son oder zu den Marmorbergen fahren, ohne in einem Buspferch nach festem Programm wie Schlachtvieh durch die Gegend geschoben zu werden.
Die Gegend außerhalb ist nicht nur landschaftlich interessant.
Auf einem der Marmorberge  redete mich ein sehr dicker junger Amerikaner bezoge auf meine ziemlich überteuerte Leichtcola an: "Did you really pay 20.000 for the coke?"
Ja, hatte ich und der Kerl schaffte es mir die gute Stimmung (ein ganz wenig) einzutrüben, weil ich vorhandenen Handlungsspielraum nicht erkannt und ausgenutzt hatte, und die buckelige Verkäuferin nicht ebenso wie der Amerikaner auf einen niedrigeren Preis heruntergefeilscht hatte.
Seine fester Glauben jedoch, irgendwer hätte in Gottgleicher Art definiert, dass er als reicher Tourist genauso behandelt werden müsse, wie ein armer Einheimischer hellte meine Stimmung jedoch wieder deutlich auf.
"They are not supposed to charge more from foreigners, than from locals!"
"Who says that?"
"It's communisn here!"
"Here is no communism, it's capitalism. There is no such thing as communism in tourism!"
Eine Kuh ist zum Melken da.

Und es ist immer noch eine Schicht darunter. Und es gibt immmer noch einen Weg zu gehen, doch es ist immer noch zu spät.
Mein Fazit zur Wahrscheinlichkeit, etwas "Wichtiges" im Lande zu verpassen. Dies nur weil sich der Roman so herrlich fesselnd beim Kaffee las, weil die Gaumenfreuden des fünfgangigen Setmenues ihre Zeit brauchten, weil mir der Sinn danach stand, mich über politische und wirtschaftliche Dinge daheim auf dem Laufenden zu halten, weil ???
Joy ist auch so ein Kollateralschaden. Merkwürdigerweise kam mir der Titel dieses Beitrages bei ihr in den Sinn und meine sonstige Erinnerung bestand aus zu viel Schminke über einem rasierten Damenbart.
Ihrem Auftritt in meinem Leben ergeht es wie Terry Jacks mit seinem Hit Seasons in the sun: ein One time hit wonder. Insgesamt wie beim Original von Jacques Brel, Le Moribond eine traurige Geschichte, ihre Nummer steckt ungerufen in meinem Rucksack...

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Wasserhandel Tempel Rauchspiralen Affig Sei kein Frosch Zack!
Zack!
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süße Viecherei From Katja, on Feb 23, 2010 at 03:50PM
Straßenarbeiten
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sogenannte Spontanheilungen From Katja, on Feb 23, 2010 at 03:52PM
Hineingeschaut Hineingeschaut Frisch gepumptes Bier
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Straßenszene My Son Beinahe durchgängig
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Sheva relocated Have a seat Das letzte Aufgebot
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Ho Chi Minh Pfad for Dummies
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Der Weg entsteht im gehen - schönes Wegexemplar hier! From Katja, on Feb 23, 2010 at 03:54PM
Es grünt so grün
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Musikalisches Duett-Bingo
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Holz Große Brücke die Nichts verbindet
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Musikalisch bewaffnet
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Welcome to the horror show
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Aufstieg Altar in der Unterwelt
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close up Eine der modellierten Höllenqualen
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Ausgeglichen Gedenktafel Oben herrscht Frieden
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Ein Tempel Wächterhäuschen
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Sei gegrüsst Übergang Pagode one more... and another one Gemiedenes Haus In manch Inneren versteckt
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Tempel Unterirdische Halle
Unterirdische Halle
Unterirdische Halle
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noch eine Pagode!
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Andere Elemente der Marmorberge
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more basic Endlose Strände Beflaggte Brücke
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Gegrillter Fisch in Bananenblatt
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Im Blue Dragon Restaurant, siehe auch Hilfsorganisation: www.bdcf.org
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