Morgens ging es mit dem Bus mit einem Zwischenstopp nach Luxor zur Schiffsanlegestelle. Ankunft nach über fünf Stunden kurz nach 13:00. Es gibt eine kurze Begrüßung durch den Reiseleiter und der Checkin wird erledigt. Das Schiff fährt dann auch umgehend los. Es gibt eine kurze Einweisung, wann es eine offizielle Begrüßung und Abendessen gibt.
Ich verbringe einige Zeit in meinem Zimmer damit, alle Lichtschalter zu finden, mit denen sich die sämtlichst eingeschalteten Lampen auch wieder ausschalten lassen. (Einen Lichtschalter im Bad finde ich erst am späten Abend beim aufwärts gerichteten Blick während einer Thronsitzung) Und ich räume mein Kleidung in die Schränke und probiere den Zimmersafe. Nicht topmodern, die Klimaanlage ist eingebaute Generation Traktor – aus damit, da ich sie vermutlich nicht brauchen werde. Alles gut soweit.
Ich gehe hinauf aufs Sonnendeck, um mir einen Überblick zu verschaffen und bei der Gelegenheit probiere ich eine Pina Colada, bzw. was sich so nennt. Ananassaft, etwas Cocossirup und Rum, ja, aber die cremige geschmeidige Konsistenz einer guten! kubanischen Pina Colada ergibt sich nicht annähernd. Immerhin, es gibt Gläser und es wird nicht sämtliches Getränk in Kaffeepappbechern serviert, wie in diesem gestrigen „Beachresort“ – mir gruselt bei der Erinnerung. Mögen die deutschenglischrussischen Kampftrinkerhorden dort ihre Trinkspiele bis zur Besinnungslosigkeit treiben, aber Niveau geht anders.
Ich gönne mir gerade den ersten Schluck meines Getränkes und schlage mein Buch auf, als der Reiseleiter auf mich zukommt und mir vorwurfsvoll erklärt, dass bereits alle beim Mittagsbuffet auf mich warten würden…normalerweise wäre um 13:00 Essen…Ups…ich gebe notgedrungen meinen Premium Halbschattenplatz mit Aussicht auf und begebe mich um 14:15 zu den Resten des Mittagsbuffets. Der Kapitän isst, aber es sind keine Gäste mehr da – ansonsten warten alle Kellner und Köche darauf, das Buffet abräumen und neu eindecken zu dürfen. Okokok. Etwas essen, schmeckt. Check.
Um 17:00 bei der Begrüßung startet der Reiseleiter seine Verkaufsoffensive für Ausflüge und ganze Pakete. Ich bin noch unentschlossen, das „Einsteigerpaket“ für 249€ zu buchen und schaue mir erst mal an, was andere Gäste buchen. Abu Simbel würde mich interessieren, aber kostet extra 124€ für einen Tempel (findet sich im Internet buchbar für den selben Tag für 54€ in Englisch, wie ich aufgrund eines Hinweises einer Mitreisenden im Internet entdecke) Mir kommen Zweifel an der Preisgestaltung. Bin aber doch baff, wie kommentarlos ein Paar, welches eine Kutschfahrt und Abu Simbel machen wollte mal eben so die sich ergebenden 680€ für zwei Personen berappen. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie sich der Preis zusammensetzt, das Paar brauchte dafür aber einen Tag länger und die Stimmungsmache eines griesgrämigen Mitreisenden. Überhaupt ,ich versaue hier den Altersdurchschnitt. Der Griesgram ist wohl auch sehr unzufrieden mit der Ausgestaltung des Ausflugspaketes und wird persönlich beleidigend dem Reiseleiter gegenüber (schon am ersten Tag, ups), ist dann aber auch nicht konsequent genug, kein Paket zu buchen… Ich entschließe mich das Paket zu nehmen, nach der Zusicherung, dass ich alle darin aufgeführten Lokalitäten besichtigen könne, obwohl mir ja ein, durch die Hurghada Absteige verhunzter Tag auf dem Schiff fehlt.
In der Nacht erreicht das Schiif Edfu. dort gibt es laut Wikipedia den besterhaltensten Tempel Ägyptens, der ist aber nicht im Programm. Nur individuell. Sagt der Guide. Dieses Schätzchen sagt mir aber nicht, dass das Schiff bereits um 08:30 am nächsten Morgen losfährt, man also früh los gehen müsste, wenn man ihn sehen will. Das merke ich beim Frühstück, kurz bevor ich losgehen will und feststelle, dass das Schiff wieder fährt. Nix Tempel. Nichts besterhalten. Nur ein paar Franzosen beim Konkurrenzveranstalter, die waren frühmorgens mit ihrem Guide dort und schwärmen von dem schönen Tempel.. So what? Ich komme mir veralbert vor. Auf der Infotafel im Foyer stand auch nichts darüber, nur eine Feuerübung um 11:00. Im Endeffekt hatte ich Glück, denn wäre ich früher aufgestanden, wie ich geplant hatte, dann wäre ich an Land gewesen, als das Schiff losfuhr. Pauschalangebot ala FTI, anscheinend wird alles, woran man nicht verdient, geradezu sabotiert, was Bauernschlepperei gleichkommt. Interressanterweise kostet für die Franzosen die Busfahrt nach Abu Simbel weniger als 90€, also ein Drittel weniger als bei Meeting Point/FTI. Leider scheitere ich daran, mich den Franzosen anzuschließen, denn man hat die Regel aufgestellt, dass auf den Schiffen die Reisenden nur Ausflüge bei den eigenen Reiseveranstaltern buchen dürfen. Also das hat schon mehr als ein Geschmäckle, das ist Abzockerei.
Erst am späten Nachmittag um 17:00, als die Sonne untergegangen ist, steht der Besuch im Kom Ombo Tempel an – der wäre ja angeblich so gut beleuchtet..Kackdriet. Das Schiff ist um 16:30 gelandet, die Franzosen und Gäste aller anderen Schiffe gehen los, um den Tempel noch in der Abendsonne zu sehen, aber die FTI-Lakaien werden zurückgehalten, denn der Prinz Reiseleiter ist noch nicht da. Ja wo isser denn? Aber es nutzt nichts, sich zu grämen, das Geld fürs Paket ist bezahlt, davon gibt’s nix wieder…
Dafür taucht am nächsten Tag als Gratis-Extra für den Ausflug zum Assuan Staudamm und Philae Tempel plötzlich noch ein „Nubischer Duftheiler“ im Programm auf. Hört sich nach Kaffeefahrt, nach Heizdecken an? Ja, genau. aber es handelt sich natürlich um „Essenzen“, also ätherische Öle. Die werden dann 1,5 Stunden lang beworben, dafür ist unbegrenzt Zeit (denn es gibt Provision) Riecht gut, ist aber auch alles, denn günstig isses nicht, wie ein schneller Blick ins Internet zeigt. Immerhin das beste draus gemacht und eine Rückenmassage mit Eukalyptos/Sandelholz mitgenommen- die war gut und somit angemessenes Schmerzensgeld. Ich bezweifele jedenfalls stark ob ein nachhaltiges Toruismuskonzept hinter solchen Angeboten steht. Der Philae Tempel ist durchaus schön anzusehen (aber besser keine Taschenmesser im Rucksack mitnehmen, das gibt Probleme und macht Bakschisch nötig, um es wiederzubekommen) und die Felukkenfahrt ist nett, aber warum wird ein Museum großartig erwähnt, wenn aufgrund von „Duftheilung“ überhaupt keine Zeit vorgesehen ist, es zu besuchen? Lässt sich damit nichts verdienen?
Ein Nubisches Dorf am Nachmittag erspare ich mir, denn wir sind auf dem Weg zum Damm mit dem Bus dran vorbeigefahren und da müsste man mir eher Geld bezahlen, als dass ich 38€ dafür locker mache. Ich erfinde mir stattdessen auf dem Sonnendeck einen neuen Cocktail: Ouzo Tonic, mit einem Fitzelchen Minzsirup: Frisch süß sauer. Das Highlight des Tages.