Devops. Back to the roots. Endlich wieder entwickeln und nicht nur verwalten. Doch nein, die Technologie ist so vorangeschritten, dass die Welt nun Kopf steht und die Wurzeln nun in der Wolke hängen. Cloud-Technologie nennt sich das Ganze nun, eine Abstraktion dafür, dass Computersysteme nun ganz easy, locker leicht sind und sogar ganze Container in der Wolke schweben. Da werden per Drag and Drop mal eben komplette Systemlandschaften verschoben, vollautomatisch und immer mit der ausreichenden Kapazität, die die Anwender für das performante Arbeiten benötigen. Das Management bekommt angesichts der makellosen Präsentation der Consultants feuchte Augen und will es auch. Es soll eine TEAM-Arbeit werden: Toll Ein Anderer Machts. Will man ein Anderer werden?
Natürlich sieht es in der Realität deutlich komplizierter aus und wahrscheinlich ist es besser, zu wissen, was man tut; zu verstehen, warum man etwas tut und was hinter den Kulissen geschieht, wenn man macht was man macht. Dazu braucht es allerdings ein gewisses technisches Verständnis, kein wissensbefreites Agieren.
Schnell gibt es ein Erfolgserlebnis in einem DevOps Seminar, man klickt und tippt und kombiniert und ja: es funktioniert. Doch bleibt aufgrund der begrenzten Zeit und der Vorarbeit des Seminaranbieters zwangsweise das meiste nebulös und es wird nur an der Oberfläche gekratzt. Der innere Skeptiker weiß: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, oder neuerdings in die Wolke aufgestiegen. Wie bringe ich mir ein Stück Wolke mit nach Hause? Wie bringe ich Kubernetes und Pods und Services und LoadBalancer (und natürlich eine schöne Applikation :-)) auf meinen Rechner und betreibe Terraforming und CI/CD in dessen CPUs?
Die Auswahl ist riesengroß, das Internetz ist voll von Blogs/Anleitungen und Beispielen. Doch schnell zeigt sich, dass die Indizierungsgeschwindigkeit der großen Suchmaschinen nicht mithält mit der technologischen Entwicklung. Wenn man sich nicht in der Komfortzone eines der großen kommerziellen Anbieter der Technik anketten will, sondern möglichst anhand frei verfügbarer Quellen und Technologien plattformübergreifend arbeiten möchte, dann funktioniert vieles…mostly…oder nicht mehr…oder bedarf des guggelns, lesens, schnippelns, versuchen, fluchen, erneut versuchen, anders versuchen, aufgeben, wechseln, jenes versuchen und dann manchmal auch feststellen, dass dieses oder jenes Projekt „deprecated“ ist, wie es so schön heißt. Oder verwaist, gleich einer verlassenen Hütte im Wald: man kann darin einziehen, aber mit Kosmopolitismus hat dies nichts zu tun, sondern man wird bald zum einsamen Gollum mit seinem „Schatz“. Proprietäre Legacy Technologie.
Erste Gehversuche mit Minikube. GIT. Zack Container läuft. Ein Webserver, NodeJS, PHP, eine Datenbank. Und TLS bekomme ich auch hin, obwohl hier wird es schon trickiger, denn aus Sicherheitsgründen haben auch die Webbrowser nicht mehr ausreichendends Vertrauen in die Verschlüsselung, die man selbst zertifiziert… Aber Webhosting, das ist ja noch nicht Wolke, das kennt man. Skalierung, automatisch: da wird es interessant.
Immerhin, viele Entwickler scheinen ebenfalls einen Mac zu haben, so dass sich mit der Suchmaschine schnell feststellen lässt, dass ich nicht der einzige Dumme auf der Welt bin, bei dem das einfache Beispiel einfach nicht mehr laufen will. Deprecated, legacy, neue Version, neues API – nicht komplett, aber eben anders. Und nicht mehr funktionial. Es stottert, es rappelt, stacktraced oder tut: nichts. Da finden sich dann die Kommentare, das Deployment zu modifizieren, um lokal (aber bitte nicht in Produktion!) unsicheres TLS zuzulassen. Check. Ins YAML eingefügt, und drauf geachtet, keine Tabs im Editor einzufügen und korrekt eingerückt zu haben, und dann auf der Shell in der Historie der Kommandos zurückblättern „Habe ich das passende Kommando nicht eben schon mal eingegeben?“ Und und und… Nach langem Hin und Her spuckt der Metrics-Server dann auch Metriken aus, das Dashboard zeigt bunte Grafiken an und der Horizontal Pod Autoscaler instantiiert entsprechend der zunehmend erzeugten unsinningen Last neue kleine virtuelle Arbeitsdrohnen und entlässt sie auch wieder nach Wegfall ihrer Daseinsberechtigung.
Hört sich das nach Buzzwordbingo an? Zu nerdig? Geradezu nebulös? Genau, Virtuelle Welt halt. Aber interessant. Und nicht nur für junge Leute, sondern auch fürJunggebliebene.
Wenn es läuft, werde ich demnächst hier weitere Erlebnisse und (momentan) funktionierende Beispiele veröffentlichen.